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Blutmangel | eLexikon

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
Titel
Elemente zu Blutarmut:

1) als Folgezustand von Blut- und Säfteverlusten

2) als Folge mangelhafter Nahrungs- und schlechter Luftzufuhr

3) auf Grund einer Erkrankung der blutbildenden Organe oder

4) aus einer abnormen Anlage und unvollständigen Thätigkeit der Kreislaufsorgane

1) die Blutarmut durch Säfteverlust

2) die Blutarmut solcher Personen

3) Die gewöhnlich als essentielle Anämie bezeichneten Zustände der B.

Blutarmut

(griech. Anämie), im weitesten Sinn sowohl eine Verminderung der normalen Blutmenge als Ganzes (Oligämie) als besonders eine Verminderung der roten Blutkörperchen [* 3] (Oligocythämie), welche z. B. nach großen Blutverlusten eintritt wenn das Blutwasser ersetzt ist, bevor die normale Zahl roter Blutzellen gebildet worden. Im letzten Fall kreist demnach ein zu wässeriges Blut in den Gefäßen, und man nennt diese Art der Blutarmut deshalb auch Hydrämie. Blutarmut entsteht

1) als Folgezustand von Blut- und Säfteverlusten,

2) als Folge mangelhafter Nahrungs- und schlechter Luftzufuhr,

3) auf Grund einer Erkrankung der blutbildenden Organe oder

4) aus einer abnormen Anlage und unvollständigen Thätigkeit der Kreislaufsorgane, besonders des Herzens. Man nennt die Blutarmut, welche aus einer der beiden ersten Entstehungsursachen beruht, sekundäre, die auf den beiden letzten beruhende essentielle oder primäre Blutarmut. Da sich aber in Wirklichkeit eine so strenge Scheidung nur selten aufrecht erhalten läßt, weil häufig mehr als eine Ursache der Blutarmut vorliegt, so behandeln wir die akute Blutarmut, bei welcher Blut als solches durch äußere oder innere Ursachen aus den Adern herausströmt, unter Blutung (s. d.), die mehr abgeschlossene vierte Gruppe von Störungen, welche vorwiegend Mädchen in der Entwickelungsperiode befällt, unter Bleichsucht (s. d.), die örtliche und die vorübergehenden Zustände dieser Art unter Blässe (s. d.). Es bleibt demnach übrig

1) die Blutarmut durch Säfteverlust, schlechthin auch chronische Anämie genannt, welche dadurch entsteht, daß dem Blut fortdauernd so viel seines wichtigsten Bestandteils, des Eiweißes, entzogen wird, daß dasselbe auch bei guter Ernährung nicht ersetzt werden kann. Dies tritt ein bei Personen, welche an lang andauernden Eiterungen leiden, bei Frauen nach langem Stillen des Kindes, bei Nierenkranken, welche viel Eiweiß mit dem Harn verlieren, bei Schwindsüchtigen, bei übertriebenen Ausschweifungen und bei allen schweren Fiebern, bei welchen die Eiweißstoffe im Körper schneller verbrannt werden als im normalen Stoffwechsel. Bei langem Bestehen dieser Krankheiten wird die anfangs einfache Blutarmut schließlich zur Kachexie (s. d.). Die Behandlung richtet sich lediglich auf das Grundleiden. Ganz verschieden hiervon ist



Blutauffrischung - Blu

Bild 3.59: Blutauffrischung - Blutbewegung
* 4 Seite 3.59.

2) die Blutarmut solcher Personen, welche ohne anderweitige Krankheiten schlechten hygieinischen Einflüssen ausgesetzt sind. Diese Art der Blutarmut befällt beide Geschlechter ohne Unterschied des Alters, und zwar wird der Keim zu derselben häufig schon im frühsten Kindesalter gelegt, wenn das Kind, anstatt mit Muttermilch, mit allerhand künstlichen Surrogaten gefüttert wird, wenn es, anstatt in freier Natur aufzuwachsen, in dumpfigen Kellern und schmutzigen Höfen verdorbene Luft atmet, oder wenn in bessern Verhältnissen jede Stunde, welche die Schule freiläßt, durch privaten Nachhilfeunterricht ausgefüllt

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wird. In letzterm Fall kann die körperliche Entwickelung mit der geistigen nicht Schritt halten, die Kinder werden schlaff, abgespannt und müde, verlieren den Appetit und werden anämisch; besonders bei den ärmern Klassen entwickelt sich außerdem sehr häufig noch die englische Krankheit, und bei beiden tritt sehr häufig das ganze Heer der auf skrofulöser Basis beruhenden Krankheiten hinzu. Aber nicht allein das jugendliche Alter leidet an der Blutarmut, sondern auch Erwachsene werden durch unzureichende Bewegung in frischer Luft und Sonnenschein, wie die Strafgefangenen, durch mangelhafte Nahrung sowie durch geistige und körperliche Überanstrengung anämisch.

Die Krankheit äußert sich in allgemeiner Blässe der Haut, [* 5] Schlaffheit im Denken und Handeln, Daniederliegen der Darmthätigkeit und deshalb Appetitlosigkeit, ebenso in allgemeiner nervöser Schwäche und Reizbarkeit, wozu auch Schwindel und Herzklopfen treten können. Hieraus ergibt sich die Behandlung dieser Blutarmut von selbst. Man wirke in den Arbeitervierteln auf immer weiter greifende Verbesserungen der hygieinischen Verhältnisse, man schicke die Kinder in die als höchst segensreich anerkannten Ferienkolonien auf das Land oder an die See.

Heizung (Lokalheizung:

Bild 8.338: Heizung (Lokalheizung: verbesserter Kamin)
* 6 Heizung.

Man beaufsichtige die Fabriken in Bezug auf Überanstrengung ihrer Arbeiter, auf Ventilation, Lichtzutritt, Heizung, [* 6] sorge für gute Kost und Erholung namentlich der jugendlichen Arbeiter. Man achte darauf, daß die Kinder weder in der Schule noch im Haus frühzeitig überanstrengt werden, sondern beachte, daß eine gedeihliche geistige Entwickelung nur mit normaler körperlicher Schritt halten darf; man empfehle den heranwachsenden Mädchen anstatt der Romanlektüre die Turnanstalten und kräftige die Knaben durch Turnen, Schwimmen, Fechten und Retten. Bei bereits ausgebildeter Blutarmut sind zunächst ebenfalls die schädlichen äußern Umstände zu beseitigen, die Verdauung ist durch geeignete Mittel anzuregen, ein Luftwechsel durch eine Badereise an die See oder in die Berge zu bewerkstelligen und auch innerliche Gaben von China [* 7] und Eisen [* 8] sowie Bäder, welche Eisen enthalten, anzuraten. -

3) Die gewöhnlich als essentielle Anämie bezeichneten Zustände der Blutarmut, welche auf mangelhafter Blutbildung beruhen, lassen sich zuweilen aus voraufgegangene tiefgreifende Störungen des Stoffwechsels nach Typhus, nach langem Saugen etc. zurückführen, zuweilen kennt man die Ursache nicht. Die blutbildenden Organe, Milz, Lymphdrüsen und Knochenmark, bilden zwar Zellen; allein diese Wucherung ist mehr entzündlicher Natur, die Zellen werden zuweilen überhaupt nicht zu roten Blutkörpern, sondern überschwemmen entweder das Blut mit farblosen Zellen (Leukämie), oder sind so wenig zahlreich, daß eine völlige Verarmung des Bluts an roten und weißen Blutzellen eintritt. Im letzten Fall tritt der Tod unter den Erscheinungen allgemeiner Verfettung des Herzens, der Nieren, der Leber ein, oft ist auch das Fettpolster der Haut sehr dick, nicht selten erfolgen Blutungen in die Haut, in die Netzhaut des Auges, in den Herzbeutel etc. Wie der Name perniziöse Anämie sagt, ist diese Blutarmut nicht heilbar.