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Boso - Bosporus

Bild 3.250: Boso - Bosporus
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Bosporus(griech., "Rinderfurt", türk. Istambul Boghasi), Name der Meerenge, welche aus dem / 529
Bosporus _2Nach den 1872 angestellten, 1886 vom Londoner hydrographischen Amt veröffentlichten Beobachtungen / 184
Bosporus _3(türk. Istambul Boghasi) oder Straße von Konstantinopel, die Meerenge, welche aus dem Schwarzen / 945

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Bosporus

2 Seiten, 1'658 Wörter, 11'545 Zeichen

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Bosporus

Bosquet - Bosscha

Bild 3.251: Bosquet - Bosscha
* 2 Bosporus.

[* 2] (griech., »Rinderfurt«, türk. Istambul Boghasi),

Name der Meerenge, welche aus dem Schwarzen Meer (Pontos Euxeinos) in das Meer von Marmara (Propontis) führt und zum Unterschied von andern gleichnamigen Meerengen der Thrakische auch »Straße von Konstantinopel« [* 3] genannt wird (s. Kärtchen). Hier soll nach dem griechischen Mythus Jo, in eine Kuh verwandelt, durchs Meer geschwommen sein, daher der Name. Die Meerenge ist 1170-1950 m breit und 27 km lang in der Richtung von SW. gegen NO. und hat eine durchschnittliche Tiefe von 30 Faden. [* 4]

Bergen (Stadt in Belgi

Bild 52.771: Bergen (Stadt in Belgien) - Berger (Joh. Nepomuk, Staatsmann)
* 6 Bergen.

Fast das ganze Jahr hindurch findet eine heftige Strömung aus dem Schwarzen Meer in das Marmara-Meer statt, und die Schiffahrt durch den Bosporus ist bei der Enge der nördlichen Einfahrt, den oft plötzlich wechselnden Winden [* 5] und den häufigen dichten Nebeln im Herbst und Winter nicht immer ohne Gefahr, wird aber gleichwohl sehr lebhaft betrieben. Die Ufer sind im höchsten Grad malerisch und bieten mit ihren schön geformten, oft schroff abfallenden Bergen [* 6] (bis ca. 450 m Höhe), ihren reizenden, von Cypressen, Lorbeerbäumen und uralten Platanen beschatteten Buchten und Thalöffnungen und der Menge von Schlössern und Ruinen, Palästen, Kiosken, Dörfern, Villen und Gärten, welche sie beleben, eine ununterbrochene Folge der herrlichsten Ansichten dar. Am Eingang aus dem Marmara-Meer liegt auf europäischer Küste Konstantinopel nebst Pera, gegenüber auf asiatischer Seite die Stadt Skutari; dann folgen als die hervorstechendsten Punkte auf dem linken Ufer die prachtvollen kaiserlichen Lustschlösser Dolmabagtscheh, Beschiktasch und Tschiraghan Seraj; unmittelbar darauf das Dorf Ortaköi, gegenüber dem Ort Bejlerbei (auf asiatischer Seite). Etwa in der Mitte des Bosporus stehen zwei feste Schlösser: auf europäischer Küste Rumeli Hissar, auf asiatischer Anadoli Hissar, beide von Mohammed II. erbaut und als Kerker für Staats- und Kriegsgefangene lange Zeit berüchtigt. Weiterhin folgt die Bucht von Jenikiöi und links Therapia, Sitz des englischen und französischen Gesandten; ferner Bujukdere, an der breitesten Stelle,

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und Schloß Rumeli Kawaghi; endlich an der Mündung in das Schwarze Meer, wo im Altertum ein prächtiger Tempel [* 8] stand, erheben sich zu beiden Seiten alte genuesische Kastelle neben Leuchttürmen (Rumeli Fener auf europäischer, Anadoli Fener auf asiatischer Seite), beide durch Strandbatterien geschützt. In der Mündung liegen dicht vor dem europäischen Leuchtturm in brandender See die von den Alten Kyanäen genannten Felsen. Hier war beim Skythenzug 515 v. Chr. der Übergangspunkt des Dareios und seines ungeheuern Heers, hier 1352 große Seeschlacht zwischen den Venezianern und Genuesen um die Herrschaft im Schwarzen Meer.

Vgl.   Dethier, Der und Konstantinopel (Wien [* 9] 1873).

Kimmerischer Bosporus hieß im Altertum die jetzige Straße von Kaffa (Feodosia) oder Kertsch, welche zwischen der Taurischen Halbinsel (Krim) [* 10] und dem Festland aus dem Schwarzen in das Asowsche Meer führt. In dieser Meerenge, welche ihren Namen von ihren ältesten vorskythischen Anwohnern, den Kimmeriern, trug, bewegte sich in der spätern Zeit des griechischen Reichs und unter Venezianern und Genuesen im Mittelalter der Welthandel. Doch war die Meerenge nur im Sommer schiffbar; im Winter fror dieselbe so fest zu, daß (nach Strabon) die Reiterei des Mithridates auf derselben Stelle eine Schlacht lieferte, wo im Sommer vorher ein Seetreffen stattgefunden hatte. An ihr lag die Stadt Bosporus (Pantikapäon), eine milesische Kolonie (heute Kertsch oder Vospór); auch gab der Bosporus einem Reich des Altertums, dem Bosporanischen Reich (s. d.), den Namen. S. auch »Karte der Mittelmeerländer«.

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Bosporus.

[* 2] Nach den 1872 angestellten, 1886 vom Londoner hydrographischen Amt veröffentlichten Beobachtungen Whartons fließt eine schon seit zwei Jahrhunderten bekannte obere Strömung aus dem Schwarzen Meer durch den Bosporus, das Marmarameer und die Dardanellen nach dem Mittelländischen Meer, welche zunächst den Winden, dann auch dem Überschuß des Zuflusses zum Schwarzen Meer über die Verdunstung und den Schwereunterschieden ihre Entstehung verdankt. In umgekehrter Richtung bewegt sich eine untere Gegenströmung. Im B. hat der seiner Tiefe nach nicht genau bekannte Oberstrom eine mittlere Geschwindigkeit von 2½ Knoten, die nach S. zunimmt; nachmittags ist er stärker als vormittags, und bei Südwestwind soll er nach N. gehen.

In den Dardanellen geht er nur bei Nordostwind nach SW. (im DurchschnittKnoten die Stunde), bei Südwestwind aber nach NO., wenn auch nicht so rasch (nie mehr als 1 Knoten die Stunde). Bei Windstillen ist die Strömung gering und geht bald nach SW., bald nach NO. Der Oberstrom ist 18-27 m mächtig; dann beginnt der stets in entgegengesetzter Richtung fließende Unterstrom, der sich auch in Bezug auf die Schnelligkeit stets nach dem Oberstrom richtet und nie über 0,5 Knoten macht.

Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910

Bosporus

(türk. Istambul Boghasi) oder Straße von Konstantinopel, die Meerenge, welche aus dem Schwarzen Meere (Pontus) in die Propontis oder das Marmarameer führt. Sie soll ihren Namen, der soviel als Kuh- oder Rinderfurt bedeutet, daher erhalten haben, daß hier nach der Sage die in eine Kuh verwandelte Io hinüberschwamm. Als nachher andere Meerengen mit gleichem Namen belegt wurden, nannte man jene den Thracischen Bosporus. Die Straße ist 30 km lang, in der Mitte nur 550 m, an der breitesten Stelle 21/2 km breit und gleicht einem vielfach gewundenen Strome mit 30–60, im Maximum 120 m Tiefe, der überall den größten Schiffen die Durchfahrt ermöglicht.

Auf welche Weise der Durchbruch des Bosporus entstand, ist noch nicht festgestellt, doch ging er sicher erst in der Diluvialzeit vor sich. An der Oberfläche der Meerenge herrscht die Strömung aus dem Schwarzen zum Marmarameer vor und pflegt im Frühjahr oder nach längerm, die Wasser stauenden Südwinde sich bis zu einer Geschwindigkeit von 9,5 km in der Stunde zu steigern. Dagegen bewegt sich in der Tiefe eine Gegenströmung in umgekehrter Richtung. Dieser Wasseraustausch bewirkt, daß der Salzgehalt des Schwarzen Meers ungeachtet der in dieses geschlossene Seebecken sich ergießenden mächtigen Ströme, wie Donau, Dnjepr, Don u.s.w., sich nicht vermindert.

Wetter (Wetterkarten u

Bild 16.570: Wetter (Wetterkarten und Wetterberichte)
* 11 Wetter.

Die nördl. Einfahrt des Bosporus bringt den Schiffen im Spätherbst und Winter, bei dichtem Nebel und stürmischem Wetter [* 11] Gefahr, trotz der beiden Leuchttürme Rumeli- und Anadoli-Fener. Seit 1870 sind Rettungsstationen für Schiffbrüchige errichtet und zwar auf dem europ. Ufer bei Kilia, auf dem asiatischen bei Schile. Dagegen bietet die Meerenge selbst die Sicherheit eines Hafens dar. Sie ist, außer durch die große Schiffahrt zwischen beiden Meeren, durch den starken Verkehr zu Wasser zwischen Konstantinopel und den Vorstädten an den Ufern belebt.

Eine große Anzahl kleinerer Dampfer und zahlreiche Boote, insbesondere die schlank gebauten, pfeilschnell dahinschießenden türk. Kaiks, vermitteln diese Verbindung. Der von schwarzen Basaltfelsen umgebene Eingang zum Bosporus vom Schwarzen Meer her ist weit und trichterförmig und enthält die Symplegaden (s. d.) oder Cyanëischen Felsen. Darauf folgt der eigentliche Bosporus, von durchschnittlich 250 m hohen Bergen aus devonischen Schiefern umgeben. Die Ufer sind hier nur spärlich bewohnt, gewinnen aber von Emirgon ab an Reiz und Belebtheit.

Burgen

Bild 3.650a: Burgen
* 12 Burgen.

Die Höhen erbeben sich oft mit schroffen Felswänden zu beiden Seiten, Buchten und malerische Thalöffnungen folgen in stetem Wechsel, von Cypressen, Lorbeerbäumen und hundertjährigen Platanen beschattet. Dörfer, Villen und Gärten, Sommerpaläste und Kioske, überragt von Burgen, [* 12] Schlössern und Ruinen aus der byzant. und genues. Zeit, bekränzen beide Ufer, besonders das europäische oder rumelische. Zum Schutze Konstantinopels vor einem Angriff von Norden [* 13] her sind auf beiden Seiten der Meerenge zahlreiche Verteidigungswerke, viele Schlösser (Hissar) und Batterien angelegt.

Die berühmtesten Punkte sind von Süden, von Top-Hane (Topchane) am Eingange des Hafens von Konstantinopel, nach Norden links: das kaiserl. Lustschloß Dolmabagtsche, ein Steinbau im gemischten griech.-arab. Stil, und das Dorf Beschiktasch, in dessen Nähe der Palast Jildis-Kiosk, die gewöhnliche Residenz des Sultans;

das Dorf Ortaköi gegenüber dem 1863 vollendeten Palaste Beglerbegköi oder Beglerbei auf asiat. Ufer;

weiterhin der prachtvolle 1873 neu gebaute Palast Tschiraghan;

dann an der engsten Stelle des Bosporus (wo Darius seine Schiffbrücke schlug) die jetzt verfallenen Schlösser Rumeli-Hissar links und Anadoli-Hissar rechts, beide von Mohammed II. erbaut, ersteres unter dem Namen Boghas-Kessen (Kanaldurchschneider), letzteres unter dem Namen Güsel-Hissar (Schönes Schloß), später berüchtigt als Kerker für Kriegs- und Staatsgefangene.

Deutschland. Fluß- und

Bild 4.801a: Deutschland. Fluß- und Gebirgssystem
* 14 Deutschlands.

Dann die Bucht Balta-Liman, links Therapia (richtiger Tharapia), wo die Botschafter Deutschlands, [* 14] Englands, Frankreichs und Italiens [* 15] im Sommer wohnen und die «Sieben Brüder» stehen, d. h. sieben riesige, aus Einer Wurzel [* 16] gewachsene Platanen, unter denen Gottfried von Bouillon gelagert haben soll. Ferner Böjükdere (s. d.) an der breitesten Stelle; weiterhin, und zwar auf dem asiat. Ufer, die beiden großen, im Stile neuester Küstenbatterien [* 17] angelegten und mit schweren Kruppschen gezogenen Kanonen bewaffneten Forts von Madjiar und Anadoli-Kawak, die Hauptverteidigungsmittel der Meerenge; sodann die ältern, im 18. Jahrh. durch General Tott angelegten Werke von Böjük-Liman und Gharibdsche auf der rumel., von Fil Burun und Poiras auf der anatol.

Seite. Am asiat. Ufer, nicht weit vom Ausgang der Meerenge, liegt auch die Riesenburg oder Juscha-Dagh mit dem angeblichen Grabe des Hercules oder Josua. –

Vgl.   Tchihatchef, Le [* 18] Bosphore et Constantinople (2. Aufl., Par. 1865);

von Hochstetter im «Jahrbuch der k. k. Geologischen Reichsanstalt» (Wien 1870);

Dethier, Der Bosphor und Konstantinopel (ebd. 1873);

Boïatzis, Grundlinien des Bosporus (Königsb. 1887).

(Hierzu das Doppelkärtchen: Bosporus und Dardanellen.)

Cimmerischer Bosporus hieß bei den Alten die Straße von Kertsch (s. d.), auch Straße von Kaffa oder Feodosia (s. d.) genannt. Das Land zu beiden Seiten des Cimmerischen Bosporus mit den Städten Panticapäum und Phanagoria bildete im Altertume das Bosporanische Reich, welches 480 v. Chr. die Archäanaktiden gründeten, die bis 438 regierten. Eine neue Dynastie begann 438 v. Chr. mit dem Könige Spartokus I. Unter Satyrus I. (gest. 393) ward das Reich auf die Küste von Asien [* 19] ausgedehnt, und unter Leukon I., nach dem sich dessen Nachkommen die Leukoniden nannten, 360 Theodosia damit vereinigt.



Bosquet - Bosse (Abrah

Bild 53.347: Bosquet - Bosse (Abraham)
* 21 Seite 53.347.

Der König Leukanor wurde 290 den Scythen zinsbar, sodaß Pärisades, der letzte der Leukoniden, es vorzog, sich dem Könige von Pontus, Mithridates VI., zu unterwerfen, der auch die Scythen unter Skilurus 115 v. Chr. ganz aus der Krim vertrieb und seinen Sohn Machares zum Könige von Bosporus einsetzte. Nachdem sich dieser getötet und Mithridates ihm im Tode gefolgt war, gaben die Römer [* 20] das Land 63 v. Chr. dem zweiten Sohne des Mithridates, Pharnaces, und nach dessen Ermordung seinem Schwiegersohne Asander, der eine röm. Besatzung aufnahm. Als 259 n. Chr. das Königsgeschlecht gänzlich erlosch, bemächtigten sich die Sarmaten des Reichs, denen es 344 die Bewohner von Chersonesus entrissen. Mit dem Taurischen Chersones gehörte es dann zum Oströmischen

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Reiche, bis die Chazaren und später die Tataren unter mongol. Fürsten sich seiner bemächtigten. -

Vgl.   Sallet, Beiträge zur Geschichte und Numismatik der Könige des Cimmerischen Bosporus (Berl. 1866).