Braunkohle | eLexikon | Mineralogie und Geologie - Physiographie - Anthracide
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
Titel
Elemente zu Braunkohle:1) gemeine dichte B., auch wohl Stückkohle genannt, mit mattem
Braunkohle,
eine dichte, erdige, holzige oder faserige Kohlenmasse mit braunem Strich, mit 30 bis etwa 75 Proz. Kohlenstoff und bedeutendem Bitumengehalt. Sie zeigt häufig die wohlerhaltene vegetabilische Struktur, besitzt muscheligen, erdigen oder holzartigen Bruch und braune bis pechschwarze Farbe, verbrennt leicht mit rußender Flamme [* 3] und unter Entwicklung eines unangenehmen, eigentümlich brenzligen Geruchs und giebt mit Kalilauge eine dunkelbraune Flüssigkeit.
Höhenschichten der Alp
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Alpen.Die Braunkohle bilden Flöze, d. h. zusammenhängende Lager [* 4] von größerer Ausdehnung [* 5] und oft bedeutender Mächtigkeit (so bei Köln [* 6] von 25-30, bei Zittau [* 7] von 33 m, im nördl. Böhmen [* 8] hier und da bis zu 50 m), in verschiedenen Unterabteilungen der Tertiärformation, [* 9] z. B. in Norddeutschland, Böhmen und am Nordrande der Alpen. [* 10] Das Material zur Bildung der Braunkohle haben die Koniferen, [* 11] Palmen, [* 12] Laubhölzer und Torfmoore der genannten geolog. Periode geliefert, deren abgestorbene Reste unter dem durch eine Bedeckung von Sand und Thon bewirkten Abschluß der Luft einem außerordentlich langsamen Vermoderungs-(Verkohlungs-)Prozesse unterworfen wurden.
Die Braunkohle befinden sich in sehr verschiedenen Stadien dieser Umwandlung. Durch weitern Fortschritt derselben entstanden, indem sich das Bitumen mehr und mehr verflüchtigte, nacheinander Steinkohlen, Anthracit und endlich Graphit, welch letzterer aber nur noch im Sauerstoffgebläse brennbar ist. Daher kommt es, daß diese Reihenfolge der Umwandlungszustände gewöhnlich zugleich dem geolog. Alter der fossilen Kohlen entspricht, d. h. die Braunkohle pflegen zwischen jüngern Ablagerungen aufzutreten als die Steinkohlen, der Anthracit ist gewöhnlich noch älter als die Steinkohle, und der Graphit findet sich in der Regel zwischen den ältesten Gesteinsbildungen.
Kreibitz - Kreideforma
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Kreide.Lokal finden aber Ausnahmen von dieser Altersreihe statt, weil der Umwandlungsprozeß nicht überall gleichmäßig vorgeschritten ist. Eine scharfe Grenze zwischen und Steinkohle besteht deshalb nicht immer, oft vermögen nur die geolog. und paläontolog. Verhältnisse des Vorkommens Anhaltspunkte für die Bestimmung einer fossilen Kohle zu liefern. Es läßt sich in dieser Hinsicht sagen, daß jede fossile Kohle, die jünger als Kreide [* 13] ist und in Formationen über derselben vorkommt, «Braunkohle» zu nennen ist, dagegen jede Kohle, die in Formationen sich findet, die älter sind als Kreide, mit «Steinkohle» zu bezeichnen ist.
Von der Schwarz- oder Steinkohle unterscheidet sich die Braunkohle, wie schon ihr Name erkennen läßt, durch ihre braune Färbung, die aber allerdings bei den einzelnen Sorten von gelbbraun bis schwarzbraun schwankt. Es giebt sogar Kohlen von ganz schwarzem Ansehen, die man dennoch ihrer Natur nach zu den Braunkohle rechnet, weil sie beim Zerreiben ein braunes Pulver geben, während das Strichpulver der Schwarzkohle (Steinkohle) und des Anthracits stets schwarz ist. Ihrer chem. Zusammensetzung nach unterscheidet sich die Braunkohle von der Schwarzkohle und dem Anthracit durch ihren geringern Gehalt an Kohlenstoff und Stickstoff und ihren viel größern Bitumengehalt. Dies ist zugleich der Grund, warum sie leichter, mit Flamme und stärkerm Rauch und Geruch verbrennt, und mit Kalilauge gekocht, diese braun färbt, was bei jenen viel bitumenärmern Kohlen nicht der Fall ist.
Von den verschiedenen Sorten von Braunkohle sind die wichtigsten folgende:
1) gemeine dichte auch wohl Stückkohle genannt, mit mattem, erdigem Bruch und brauner Farbe;
Braunkohlenteer - Brau
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Seite 53.461.2) erdige (auch wohl Streichkohle genannt, weil man sie für die Benutzung zur Feuerung in Formen streicht), braun und ¶
mehr
zerreiblich;
3) Pechbraunkohle, sehr dicht, dunkelbraun bis schwarz, im Bruch glänzend wie Pech;
4) Lignit oder bituminöses Holz, [* 15] mit deutlich erhaltenem Holzgefüge, zuweilen noch als Holz verarbeitbar, häufig zusammenhängende Baumstämme bildend;
5) Blätterkohle, Papierkohle oder Dysodil, aus dünner, blattartiger Pflanzenmasse zusammengesetzt und danach leicht trennbar;
6) Moorkohle, torfähnlich, filzig, oft sehr unrein, auch wohl übergehend in sog. Alaunerde, aus der man Alaun [* 16] darstellt. - Sowohl der Gehalt an verbrennlichen Bestandteilen als der Aschengehalt (letzterer zum Teil von erdigen Beimengungen herrührend) ist bei den einzelnen Braunkohlensorten sehr ungleich, und hauptsächlich danach bestimmt sich ihr Brennwert. (Über genauere Zusammensetzung und die Brennwerte einzelner Braunkohlensorten s. Heizmaterialien.)
Gurnigelbad - Gürtel [
![Bild 58.571: Gurnigelbad - Gürtel [unkorrigiert] Bild 58.571: Gurnigelbad - Gürtel [unkorrigiert]](http://peter-hug.ch/meyers/thumb/58/58_0571.jpeg)
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Gürtel.Braunkohle finden sich in bald größern, bald geringern Mengen in allen Ländern der Erde. In Deutschland, [* 17] wo die Braunkohle durchschnittlich geringwertig ist, zieht sich, von Posen [* 18] und Schlesien [* 19] ausgehend, am Abhange des mitteldeutschen Gebirgszuges ein 2 bis 20 Meilen breiter Braunkohle führender Gürtel [* 20] quer durch das Reich bis an den Rhein, und darüber hinaus bis in die Nähe von Aachen [* 21] und bis nach Trier. [* 22] Durch bessere Braunkohle zeichnen sich aus die Bezirke von Zittau, von Halle [* 23] und Weißenfels [* 24] (den Hauptplätzen der Mineralölindustrie), sodann Braunschweig, [* 25] Cassel und einige Bezirke der Rheinprovinz. [* 26] Von hervorragender Bedeutung, sowohl durch die sehr bedeutende Mächtigkeit, wie durch ausgezeichnete Beschaffenheit der Kohle ist das große Becken im nördl. Böhmen, das sich von Eger [* 27] bis zur Elbe erstreckt und unter den bis jetzt bekannten Vorkommnissen noch heute das berühmteste Braunkohlengebiet repräsentiert. Die Braunkohle lagert hier so wenig tief unter der Erdfläche, daß vielfach Tagebau möglich ist.
Leuchtgas
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Leuchtgas.Die Anwendbarkeit der Braunkohle als Brennstoff ist beschränkter als die der Steinkohle. Sie ist namentlich zu Rostfeuerungen sowie als Heizmaterial für Stubenöfen brauchbar. In neuerer Zeit stellt man aus der auch Leuchtgas [* 28] und Heizgas dar. Durch trockne Destillation verarbeitet man die Braunkohle, namentlich die in der Provinz Sachsen [* 29] und in Schlesien vorkommende «Schwelkohle», auf Paraffin, [* 30] Solaröl, Karbolsäure, Kreosot und ähnliche Produkte. Zur Farbenbereitung ist der Braunkohlenteer, zum Unterschiede von dem Steinkohlenteer, nicht geeignet.
Die Förderung von Braunkohle betrug im Deutschen Reich:
1870 | 7 605 234 t im Werte von | 22 053 117 M. | ||
---|---|---|---|---|
1875 | 10 36 7686 " " | " | " | 36 885 178 " |
1880 | 12 144 469 " " | " | " | 36 710 013 " |
1885 | 15 355 117 " " | " | " | 40 377 832 " |
1889 | 17 551 411 " " | " | " | 44 079![]() |
1890 | 19 012 481 " " | " | " | 49 507![]() |
1891 | 20 554 885 " " | " | " | 54 112![]() |
In Böhmen:
1850 | 360 255 t im Werte von | 2 161 536 M. | |||
---|---|---|---|---|---|
1860 | 1 548 306 " " | " | " | 7![]() ![]() |
" |
1870 | 4 060 169 " " | " | " | 20![]() ![]() |
" |
1880 | 5 882 790 " " | " | " | 38![]() ![]() |
" |
1889 | 10 250 772 " " | " | " | 55![]() ![]() |
" |
1890 | 10 875 306 " " | " | " | 57![]() ![]() |
" |
Die übrigen Länder sondern in ihrer Montanstatistik meist nicht die Braunkohle von der Steinkohle, sodaß von ihnen die Höhe der Braunkohlenförderung nicht angegeben werden kann.
Vgl. Unger, Die Verwertung der Braunkohle als Feuerungsmaterial (Weim. 1863);
Zincken, Die Physiographie der Braunkohle (Hannov. 1867; Ergänzungen dazu, Halle 1871);
Neumann, Die Vergasung erdiger Braunkohle zum Betriebe der Schmelz- und Brennöfen (ebd. 1873);