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Brennhaare | eLexikon | Botanik - Morphologie

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz

Haare

[* 3] der Pflanzen (Trichome), alle auf der Epidermis [* 5] (s. d.) der Pflanzen befindlichen mehr oder weniger haarähnlichen Bildungen, welche meist auf der ganzen Epidermis des Pflanzenteils verbreitet sind und einen haarartigen Überzug der Pflanze hervorbringen (s. Behaarung der Pflanzen). Die Haare der Pflanzen können an den verschiedensten mit einer Epidermis versehenen Pflanzenteilen auftreten und sind unter den Phanerogamen (Landpflanzen) sehr allgemein verbreitet, während die meisten Wasserpflanzen [* 6] keine Haare der Pflanzen besitzen.

Zelle (Tier- Und Pflan

Bild 16.856: Zelle (Tier- Und Pflanzenzelle)
* 8 Zelle.

Jedes Haar [* 7] entsteht aus einer einzelnen Epidermiszelle dadurch, daß die Außenwand der letztern sich papillenartig ausstülpt und die Papille durch Wachstum an ihrer Spitze schlauchartig zu einem haarförmigen Gebilde sich verlängert. Einfache Haare der Pflanzen bilden mit der Epidermiszelle, aus welcher sie erwachsen sind, eine einzige Zelle, [* 8] also einen kontinuierlichen, nicht durch Scheidewände geteilten Hohlraum, wie die langen, cylindrischen, mit verhältnismäßig dünner Membran versehenen, daher weichen und biegsamen Wollhaare auf den Blättern und Stengeln vieler Pflanzen sowie die Wurzelhaare und die Baumwolle. [* 9]

Die an den grünen Teilen vieler Pflanzen vorkommenden Borsten sind ebenfalls einfache aber meist durch eine Querwand von der Epidermiszelle abgegrenzt, kürzer als die Wollhaare und zugespitzt, mit dicker, verkieselter Membran. Das einfache Haar kann auch mit Stacheln besetzt sein [* 3] (Fig. Bbc), sich auch verzweigen, wodurch eigentümliche Formen entstehen, wie z. B. die Gabel-, Stern- und Spindelhaare (D), bei denen die Teile auch noch ein kontinuierliches Lumen bilden; eine besondere Form der Spindelhaare mit hakig gekrümmten Enden bilden die Klimmhaare des Hopfens.

Zusammengesetzte Haare der Pflanzen oder Gliederhaare heißen diejenigen, bei denen der Innenraum durch Scheidewände in mehrere Zellen abgeteilt ist (Aa). Dabei können sie unverzweigt bleiben bei beträchtlicher Länge oder, wenn die Gliederzellen solcher Haare seitliche Sprossungen treiben, baumartig verzweigte Formen mit quirlig oder abwechselnd stehenden Ästen annehmen. Schwillt die Endzelle kugelig an, so entstehen die köpfchenförmigen Haare der Pflanzen, zu denen auch die Drüsenhaare (Ab, Bd; s. Drüsen) gehören, welche aus der angeschwollenen Endzelle ein Sekret absondern. Bisweilen ist der die kopfige Endzelle tragende Teil des Haars so kurz, daß jene fast auf der Epidermis aufsitzt (Ac); bei Chenopodiaceen trennen sich diese großen Zellen leicht ab und stellen an den jungen Teilen den mehlartigen, abwischbaren weißlichen Überzug dar. Wenn in den Zellen eines zusammengesetzten Haars



Haarfärbemittel - Haar

Bild 7.977: Haarfärbemittel - Haarkrankheiten
* 11 Seite 7.977.

[* 3] ^[Abb.: Verschiedene Pflanzenhaarformen. A Haare vom Blatt [* 10] einer Labiate: a kegelförmiges, zusammengesetztes Haar, b gestieltes Kopfhaar, c sitzendes Kopfhaar (Drüsenhaar). - B Haare von Cajophora: a Brennhaar, b und c mit Stacheln verschiedener Form besetzte Haare, d Kopfhaar. - C Haare von Hieracium: a fadenförmige Zotte, b mehrzelliges Sternhaar, c kopfige Zotte. - D Spindelhaar von Cheiranthus. In allen Figuren bedeutet e die Epidermis des Pflanzenteils, welcher die Haare trägt.]

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auch Längsteilungen auftreten, so entwickelt sich ein flächenförmig ausgebreitetes Gebilde (Haarschuppe), das schildförmig (z. B. bei Elaeagnus) erscheint oder einseitig angeheftet wird, wie bei den Spreublättern der Farne. [* 12] Treten zahlreiche Zellen zur Bildung haarförmiger Körper zusammen, so bezeichnet man dieselben als Haarzotten, die wieder sehr verschiedene Gestalten (Cabc) annehmen können und in ihren höchst entwickelten Formen als die aus vielen Zellen zusammengesetzten Stacheln auftreten, bei deren Bildung sich außer der Epidermis in der Regel auch unter derselben liegende Gewebepartien beteiligen (Emergenzen).

Bei den Brennhaaren der Brennessel und vieler andrer Pflanzen, z. B. Cajophora (Ba), beteiligt sich das subepidermale Gewebe [* 13] an der Bildung, indem das Haar selbst von einer Protuberanz des Stengels oder Blattes getragen und dieser mit seiner Basis eingewachsen ist; die Spitze dieses übrigens einfachen Haars ist starr und leicht zerbrechlich; beim Abbrechen dieser Spitze wird der brennende Saft aus dem Innern der Zelle auf die berührende Stelle ergossen. Die Haare der Pflanzen sind, wie die Epidermis (s. d.), mit der Cuticula überzogen;

ihre Zellen enthalten Protoplasma und Zellensaft, der bisweilen, wie der der Epidermiszellen, gefärbt ist;

Chlorophyllkörner kommen in der Regel nicht vor;

das Protoplasma zeigt häufig strömende Bewegungen.

Moorfoot - Moose

Bild 11.788: Moorfoot - Moose
* 14 Moose.

Die Haare der Pflanzen können verschiedenen physiologischen Zwecken dienstbar gemacht, zu verschiedenen Organen ausgebildet werden. Die an den Wurzeln der Gefäßkryptogamen und der Phanerogamen sowie an den Stengeln der Moose [* 14] vorkommenden Wurzelhaare dienen zur Aufsaugung der flüssigen Nahrungsstoffe. Die Behaarung der grünen Teile dient diesen, besonders in der Jugend, zum Schutz vor zu starkem Wasserverlust und zu intensiver Bestrahlung, daher auch viele Wüsten-, Steppen- und Alpenpflanzen durch dichten Haarfilz ausgezeichnet sind.

Andre Haare der Pflanzen dienen als Haft- oder Klammerorgane, z. B. beim Hopfen, [* 15] oder auch als Verbreitungsmittel für Früchte und Samen. [* 16] In andern Fällen wird vermittelst der Haare der Pflanzen die Oberfläche der Pflanzenteile mit einem schützenden klebrigen Überzug von harz- oder schleimartigen Stoffen versehen; dies findet besonders an jungen Teilen, in den Knospen [* 17] statt, deren Blätter bei vielen Pflanzen mit Haarbildungen versehen sind, deren Zellen sich auflösen und dadurch das ebengenannte Sekret erzeugen, welches die Knospenschuppen und die innern Teile miteinander verklebt (s. Drüsen). Sogar als Fruktifikationsorgane werden Haare der Pflanzen verwertet, wie dies bei den Farnkräutern der Fall ist, deren Sporangien nichts sind als metamorphosierte Haarbildungen auf der Unterseite der Wedel (s. Farne, S. 51). Mitunter treten auch als krankhafte Bildungen auf, verursacht von tierischen Parasiten (s. Erineum).

Vgl.   Weiß, Die Pflanzenhaare (in Karstens »Botanischen Untersuchungen«, Berl. 1867).