Britisch-Betschuanenland | eLexikon
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
- ️Tue May 05 1891
Britisch-Betschuanenland,
s. Betschuanenland.
Betschuanenland,
großes, teils direkt unter britischer Verwaltung, teils unter britischem Protektorat stehendes Gebiet in Südafrika [* 4] zwischen 22" südl. Br. im N., 20" östl. L. v. Gr. im W., der Kapkolonie im S. und der Südafrikanischen Republik im O., 184,980 qkm (3359 QM.) groß. Das fast ganz ebene Land wird nur von einigen niedrigen, von N. nach S. streichenden Hügelketten durchzogen. Der mitten durch Betschuanenland hindurchfließende Molopo, später Hygap genannt, der in der Südwestecke in den einen Teil der Grenze bildenden Oranje fällt, führt wie die übrigen Flüsse [* 5] (außer dem Oranje) in den meist breiten Flußbetten nur im Winter Wasser, das indes durch Nachgraben überall leicht zu erlangen ist.
Viehzucht (Futterverwe
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* 6
Viehzucht.Große Gruppen von Salzpfannen (Whys) finden sich an der West- und Nordgrenze. Den größten Teil des Nordens und Nordwestens nimmt die Kalahari ein, die Zwar nicht zum Ackerbau, wohl aber sehr geeignet zur Viehzucht [* 6] erscheint. Das Klima [* 7] ist angenehm und sehr gesund, im Sommer heiß und trocken, im Winter sinkt in den Nächten das Thermometer [* 8] oft unter den Gefrierpunkt; der Regenfall ist im November bis April bedeutend, so daß große Striche sich in Moräste verwandeln, doch verschwindet die Feuchtigkeit bald wieder.
Zwischen Dezember und Mai leiden die Pferde [* 9] an einer verderblichen Krankheit, der sie bisher alle zum Opfer gefallen sind. Rindvieh gedeiht dagegen vortrefflich. Der fruchtbare Boden bringt unter genügender Bewässerung reiche Ernten von Mais und Kafferkorn; Indigo [* 10] und Baumwolle [* 11] wachsen wild. Gold [* 12] hat man neuerdings bei Pitsanie und Mafeking, an den Ufern des Setlapoli und Maritsani, bei Morokwen, an den Rändern der Kalahari und auch bei Vrijburg und Taungs gefunden.
Auch Blei, [* 13] Zinn, Silber, Kohle und Eisen [* 14] kommen vor. Das unter direkter britischer Verwaltung stehende südliche Gebiet, Britisch-Betschuanenland, wird begrenzt im O. von der Südafrikanischen Republik, im S. von der Kapkolonie, im W. und N. bildete früher der Fluß Hygap oder Molopo die Grenze; 5. Mai 1891 wurde aber der Landstreifen zwischen dem Oranjesiuß im S., dem Hygap im O. und dem Nosovfluß im N. sowie dem 20. Meridian (der deutschen Grenze) im W. in das Gebiet von Britisch-Betschuanenland einverleibt.
Bevölkerungsstatistisc
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* 15
Bevölkerung.Von der (1889) 44,135 Kopfe zählenden Bevölkerung [* 15] waren 1600 Europäer, 18,295 Batlapin, 13,340 Barolong und 750 sonstige Eingeborne. Das Gebiet bildet einen Bezirk der anglikanischen Diözese von Bloemfontein, ein Geistlicher wohnt in Phoquam, Elementarschulen sind in Vrijburg und Mafeting eröffnet. Die hier bereits seit vielen Jahren wirkende Londoner Mission hat ihr Hauptquartier in Kuruman und Filialen in Taungs, Kanya, Molopoli, Schoschong 2c. Die Wesleyanische Mission hat Kirchen in Mafeking und Vrijburg. In Mafeting befindet sich auch ein gutes Hospital für die Polizeitruppe, welche die Ordnung im Lande aufrecht erhält, sich aber außerdem durch Graben von Brunnen, [* 16] Errichtung von Telegraphenlinien 2c. nützlich macht.
Sie hat sich ihre eignen Kasernen in Mafeking, Vrijburg und Taungs erbaut, diese Plätze befestigt und versieht Zugleich den Dienst als Infanteristen, Kavalleristen und Artilleristen. Die Truppe hat eine Stärke [* 17] von 22 Offizieren, 39 Unteroffizieren und 375 Mann, wozu noch ein kleines Kontingent eingeborner Soldaten tritt. Sie besitzt 7 Feldgeschütze (Siebenpfünder), 2 Nordenfeldtgeschütze und eine Maximkanone. Die Eisenbahn von Kimberley bis Vrijburg ist bereits vollendet und
Telegraph I
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* 18
Telegraph.wird nach Mafeking fortgesetzt, bis wohin bereits der Telegraph [* 18] reicht, der mit eisernen Pfosten zur Missionsstation Toti am Schascha weitergebaut wird. Die Einkünfte betrugen 1889/90: 19,548, 1890/91: 23,240 und 1891/92 nach Voranschlag 44,300 Pfd. Sterl., wovon 8000 auf Landverkäufe und 3100 auf den Beitrag der Britisch-Südafrikanischen Gesellschaft für Ausgaben im Schutzgebiet entfallen. Der Zuschuß, den England zu den Verwaltungskosten macht, ist bedeutend.
Der Fehlbetrag belief sich 1889/90 auf 78,857, 1880/91 auf 135,000 und ist 1891/92 voraussichtlich 120,497 Pfd. Sterl. Damit sind aber nur die ordentlichen Ausgaben gemeint. Es kommen noch hinzu die bedeutenden Ausgaben der Kronkolonie für die britischen Truppen, welche Mitte 1891 nach Südafrika und von Kapstadt [* 19] nach Vrijburg und Mafeking entsandt wurden, um Unruhen im Innern zu begegnen und die Polizeimannschaft gegen etwaige Ausschreitung der Treck-Buren verfügbar zu machen.
Diese Polizeitruppe verschlang bisher den größten Teil der Ausgaben. Kleine Abteilungen derselben stehen auch im Protektoratsgebiet in Schoschong, Kanya und Molopolole. Im Protektorat ist Khama, der Häuptling der Bamangwatos, als Oberhaupt anerkannt, ein in seiner Residenz Schoschong stationierter Kommissar der englischen Regierung bereist das Land unausgesetzt. Britisch-Betschuanenland ist administrativ eingeteilt in 5 Divisionen: Vrijbürg, Mafeking, Taungs, Kuruman und Gordonia.
Hauptort und Sitz der Verwaltung ist Vrijburg mit 300 Einw., Taungs (50 Eimv.) ist Sitz des Häuptlings Mankoroane, der jetzt ebenso wie sein Leidensgefährte Montsioa von der britischen Regierung eine Jahrespension von 300 Pfd. Sterl. bezieht. Das Schicksal dieser beiden war die mittelbare Ursache zur Annektierung von Betschuanenland durch England. Mankoroane, Häuptling der Batlapin, war mit Hilfe der Buren von seinem Nebenbuhler Massouw verdrängt worden. Dasselbe Schicksal hatte Montsioa gegenüber seinem in gleicher Weise unterstützten Rivalen Moschelle gehabt.
Kraft [unkorrigiert]
![Bild 60.671: Kraft [unkorrigiert] Bild 60.671: Kraft [unkorrigiert]](http://peter-hug.ch/meyers/thumb/60/60_0671.jpeg)
* 20
Kraft.Die Buren waren durch umfangreiche Landbewilligungen belohnt worden und hatten daraus die kleinen Freistaaten Stellaland und Goosen gebildet. Als sich dann 1884 die Häuptlinge unter das Protektorat der Südafrikanischen Republik stellten, erkannte England das Abkommen nicht an, und um das durch aufständische Eingeborne wie Buren in Kämpfe verwickelte Land zu beunruhigen, wurde General Warren mit 4000 Mann abgesandt. Nach längern Verhandlungen ward 30. Sept. 1885 die jetzt in Kraft [* 20] bestehende politische Organisation des Gebietes vereinbart.