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Burgund | eLexikon | Geschichte - Frankreich - Territorialgeschichte

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Burgund

Bild 3.665: Burgund
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Burgund# (Bourgogne), vormalige franz. Provinz, der zentrale Landstrich des östlichen Frankreich, welcher, / 2395
Burgund _2# (Bourgogne, spr. burgonnj), Ludwig, Herzog von, Enkel Ludwigs XIV. von Frankreich, geb. 6. Aug. / 199
Burgund _3# frz. Bourgogne. Der Name B. bezeichnete früher ein bei weitem größeres Gebiet als heute / 2400
Burgund _4# Ludwig, Herzog von, s. Bourgogne, Louis, Herzog von. / 9

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Burgund

3 Seiten, 5'003 Wörter, 33'603 Zeichen

Geschichte — Frankreich — Territorialgeschichte

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Titel
Elemente zu Burgund:

Geschichte der Burgunderreiche.

[3.667] Burgund (Bourgogne

Burgund

Schweiz

Bild 14.746a: Schweiz
* 2 Schweiz.

(Bourgogne), vormalige franz. Provinz, der zentrale Landstrich des östlichen Frankreich, welcher, im Gebiet der Seine, Loire und des Rhône liegend, im N. von der Champagne, im W. von Bourbonnais und Nivernais, im S. von Lyonnais und der Dauphiné, im O. von Savoyen, der Schweiz [* 2] und der Franche-Comté umschlossen ward. Die Provinz, bestehend aus dem ehemaligen Auxerrois, La Montagne, dem Auxois, Dijonnais, Autunais, Châlonnais, Charolais, Mâconnais, dem Fürstentum Dombes, der Bresse, dem Bugey, dem Land von Gex und Val Romey, war 25,714 qkm (467 QM.) groß und umfaßte die jetzigen Departements Ain, Saône-et-Loire, Côte d'Or und Yonne; im weitern historischen und physikalischen Sinn gehören aber auch die Departements Obersaône, Obermarne und Aube dazu.

Festigkeit [unkorrigie

Bild 56.705: Festigkeit [unkorrigiert]
* 3 Festigkeit.

Die Saône teilt bis zu ihrer Mündung in den Rhône in einen westlichen und östlichen Teil; während der letztere im N. durch die mehrfach gegliederten Terrassen von Hochburgund, welche zu dem Quellland der Mosel aufsteigen, gebirgig ist, bildet er im S. die ziemlich einförmige Platte von Niederburgund, welche, von allen Seiten hoch umschlossen, sich an die westlichen Vorketten des Jura legt und im S. die an Teichen überaus reiche Landschaft Bresse enthält. (Näheres s. unter den einzelnen Departements.) - Der eigentliche Burgunder ist charakterisiert durch Freimütigkeit und Aufrichtigkeit, Beharrlichkeit und Festigkeit; [* 3] er verbindet Frohsinn und Witz mit einer gewissen Barschheit, und sein rauhes, schneidendes Patois paßt gut zu seinem satirischen Ton. Die Schriftsteller, deren Burgund viele aufzuweisen hat, zeichnen sich durch einen bilderreichen, aber auch oft schwülstigen Stil aus. Die Grundzüge des germanischen Charakters haben sich nicht ganz verwischt. In Bezug auf die historische Heranbildung Frankreichs und des französischen Volkes ist Burgund eine der Hauptprovinzen des Reichs.

Geschichte der Burgunderreiche.

Die Burgunder (Burgundii, Burgundiones), ein großer germanischer Volksstamm, der zu den Sueven gehörte, wohnten ursprünglich im Gebiet der Netze und Warthe. Im 3. Jahrh. v. Chr. zogen sie nach der obern Weichsel, wo sie von den Gepiden zurückgeworfen wurden, dann südwestwärts und ließen sich nördlich von den Alemannen im Maingebiet nieder. Von hier machten sie mit andern germanischen Stämmen Streifzüge nach Gallien, wurden aber 277 n. Chr. von Probus zurückgetrieben und zum Frieden gezwungen.

Italien

Bild 9.53a: Italien
* 4 Italien.

Sie lagen dann in blutigen Fehden um den Besitz von Salzquellen mit den Alemannen. Eine Schar Burgunder nahm 406 an dem Zug des Radagais nach Italien [* 4] teil, andre brachen in Gallien ein. 413 ließen sie sich mit Zustimmung der Römer [* 5] unter ihrem König Guntar am linken Rheinufer zwischen Lauter und Nahe nieder und gründeten ein Reich mit der Hauptstadt Worms [* 6] (das Burgunderreich der Nibelungensage). Als sie sich 435 unter König Gundicar gegen den römischen Statthalter empörten, wurden sie 437 zum großen Teil von einer in römischen Diensten stehenden Hunnenschar vernichtet; Gundicar fiel, und das Burgunderreich am Mittelrhein ging zu Grunde (der historische Kern der Nibelungensage).

Der Rest des Volkes unter König Gundioch wurde von Aëtius in der Sabaudia (Savoyen, aber in weiterer Ausdehnung [* 7] nach Norden [* 8] und Osten) angesiedelt und gründete hier im Rhônegebiet ein neues Burgunderreich, das nach Gundiochs Tod 473 unter seine Söhne Gundobad, Godegisel und Chilperich in drei Teile mit den Hauptstädten Lyon, [* 9] Vienne und Genf [* 10] geteilt wurde. Ein vierter Sohn, Godomar, war von Gundobad ermordet worden, der auch Chilperich tötete und sich seines Reichs bemächtigte.

Grenzen der Hörbarkeit

Bild 58.307: Grenzen der Hörbarkeit - Grenzfälschung [unkorrigiert]
* 11 Grenzen.

Gundobad breitete die Grenzen [* 11] seiner Herrschaft bis zum Mittelmeer aus, so daß er das ganze Rhônegebiet innehatte. Der Gegensatz der Burgunder gegen die römischen Einwohner wurde noch dadurch verschärft, daß erstere Arianer waren. Godegisel, von Gundobad bedrängt, rief 500 den Frankenkönig Chlodovech zu Hilfe, den Gundobad bei Dijon [* 12] schlug; aber nach seiner Rückkehr nach Franken wurde Godegisel in Vienne von Gundobad überfallen und getötet, worauf dieser das Reich bis zu seinem Tod (516) in Ruhe beherrschte, ein gutes Gesetzbuch (lex Gundobada) gab und den Frieden zwischen Arianern und Katholiken herstellte. 507 zog er als Bundesgenosse Chlodovechs gegen die Westgoten.

Siegmund, Gundobads Nachfolger, der zum Katholizismus übertrat, wurde 523 von Chlodovechs Söhnen besiegt, gefangen genommen und in Coulmiers bei Orléans [* 13] mit Gattin und Söhnen lebendig in einen Brunnen [* 14] versenkt. Sein Bruder Godomar schlug die Franken 524 bei Véséronce zurück, unterlag aber 532 in einer zweiten Schlacht bei Autun, worauf das Burgunderreich mit dem westlichen Frankenreich (Neustrien) vereinigt wurde. Doch behielten sie stets ihre althergebrachten Satzungen und Rechte. Bei der Teilung des fränkischen Reichs 561 wurde ein besonderes Königreich, welches, zuerst von Chlotars Sohn Guntram (gest. 593) beherrscht, bald für sich bestand, bald wieder mit den übrigen Teilen des Frankenreichs, Neustrien und Austrasien, vereinigt wurde.

Höhenschichten der Alp

Bild 1.394a: Höhenschichten der Alpen
* 15 Alpen.

Bei dem Zerfall des fränkischen Reichs unter Karl dem Dicken ließ sich der Graf Boso von Vienne mit Hilfe des Papstes Johann VIII. und auf Andringen seiner stolzen Gemahlin Irmengard, der Tochter Kaiser Ludwigs II., auf einer Versammlung der Großen zu Mantala (Montaille bei Vienne) zum König von und der Provence ernennen (880). So entstand das »cisjuranische« Burgunderreich, welches auch nach der Hauptstadt Arles das arelatische Reich hieß und alles Land von den Alpen [* 15] bis über den Rhône hinaus und von dem Mittelländischen Meer gegen die Schweiz hin (mit Ausschluß von Genf) bis zur Saône, also das Gebiet von Châlon sur Saône und Mâcon in Bourgogne, Vienne, Lyon, einen Teil von Savoyen, die Provence und den südöstlichen Teil von Languedoc, umfaßte. Nach Bosos Tod (887) huldigte seine Witwe mit ihrem unmündigen Sohn, Ludwig, dem Kaiser Karl dem Dicken 887 und empfing von diesem das Reich als Lehen. In demselben Verhältnis stand Burgund zu Kaiser Arnulf. König Ludwig wurde 899 auch König der Langobarden und 901 von Benedikt IV. zum Kaiser gekrönt, aber von Berengar von Ivrea geblendet und nach Burgund zurückgetrieben, wo für ihn der Graf Hugo von Arles die Regierung führte und nach Ludwigs Tod 924 den Thron [* 16] bestieg. - Schon 887 hatte der Welfe Rudolf I., Neffe des Königs Hugo von Frankreich, die Länder zwischen dem Jura und den Penninischen Alpen, also die Westschweiz und Franche-Comté, zu einem neuen Königreich vereinigt, welches das transjuranische oder hochburgundische Reich genannt wurde und ebenfalls dem Kaiser Arnulf lehnspflichtig ward. Unter Rudolfs I. Sohn Rudolf II. (seit 911) erfolgte nach der Krönung Hugos zum König von Italien 930



Burgund

Bild 3.666: Burgund
* 17 Seite 3.666.

Verbänderung - Verbann

Bild 16.94: Verbänderung - Verbannung
* 21 Verband.
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die Vereinigung der beiden burgundischen Reiche zu dem Königreich Burgund, welches, wie das cisjuranische Reich, nach der Hauptstadt Arles auch Arelat genannt wurde. Unter Konrad dem Friedfertigen (937 bis 964), der sich eng an Kaiser Otto I. anschloß, litt das Reich durch Einfälle der Ungarn [* 18] und durch Fehden und Raubkriege der Großen. Sein Nachfolger, der durch seine Vasallen bedrängte schwache Rudolf III., schloß mit Kaiser Heinrich II., dem Sohn seiner Schwester Gisela, 1006 einen Erbvertrag, dem zufolge nach seinem Tod an das Deutsche Reich [* 19] fallen sollte. Zwar suchte nach Rudolfs Tod (6. Sept. 1032) der burgundische Adel den Grafen Odo von Champagne, einen Neffen Rudolfs, als König einzusetzen; allein König Konrad II., welcher 1027 in Basel [* 20] den Erbvertrag mit Rudolf erneuert hatte, brach diesen Widerstand und setzte sich 1034 in den Besitz Burgunds, wodurch also das Rhônegebiet, Savoyen und die Westschweiz in den Verband [* 21] des Deutschen Reichs aufgenommen wurden. Zu den Ordnungen, welche zur Wahrung der innern Ruhe und Sicherheit eingeführt wurden, gehörte namentlich der sogen. Gottesfriede (s. d.); indessen litt das Land trotzdem häufig durch innere Fehden der Großen, und der Verband mit dem Deutschen Reich war nicht selten gelockert, besonders unter Kaiser Heinrich IV. Zwar befestigte Friedrich Barbarossa den Zusammenhang wieder, indem er 1156 die Tochter des Herzogs Reinhold III. von Mâcon, Beatrix, heiratete und sich wieder in Arles krönen ließ, allein ohne dauernde Folgen.

Nachdem Rudolf von Habsburg sich 1284 vergeblich bemüht hatte, Burgund beim Reich zu erhalten, gab sein Sohn Albrecht diese Politik auf. Zwar ließ sich Kaiser Karl IV. noch einmal 1364 zu Arles krönen, allein ohne etwas Weiteres zur Erhaltung des Landes beim Reich zu thun. So zerfiel in eine Anzahl kleiner Herrschaften, welche im Lauf der Zeit größtenteils an Frankreich fielen; nur die Freigrafschaft Hochburgund oder Franche-Comté (s. d.) blieb als Reichslehen mit Deutschland [* 22] noch länger in Verbindung.

Von diesem arelatischen Königreich zu unterscheiden ist das Herzogtum Burgund (Bourgogne), welches 884 von Bosos Bruder Richard von Autun gestiftet wurde. Es erstreckte sich von Châlon sur Saône bis nach Châtillon an der Seine. Richards Sohn Rudolf bestieg 929 den Thron von Frankreich; ihm folgte Hugo der Weiße. Richards Enkelin Liudgard heiratete den Bruder Hugo Capets, Heinrich, und so kam das Herzogtum an das Haus der Capetinger, die mit König Heinrichs I. Bruder Robert 1032 eine Linie begründeten, welche erst 1361 mit Philipp de Rouvres erlosch, worauf König Johann von Frankreich, der zweite Gemahl von Philipps Mutter Johanna von Boulogne, das Land als erledigtes Lehen in Besitz nahm.

Schweriner See - Schwe

Bild 14.769: Schweriner See - Schwerspat
* 23 Schwerpunkt.

Doch belehnte er damit schon 1363 seinen Sohn Philipp den Kühnen von Valois, der bereits die Freigrafschaft Hochburgund von Kaiser Karl IV. als deutsches Lehen erhalten hatte, wodurch wieder der Grund zu einem selbständigen Reich Burgund gelegt wurde, welches der Machtentwickelung Frankreichs sehr nachteilig war. Mit Philipp dem Kühnen (1363-1404), dem Stifter der neuen Linie der burgundischen Herzöge, beginnt die glänzendste Periode Burgunds. Schon König Karl V. von Frankreich hatte Philipps Besitzungen vermehrt, und durch seine Heirat mit Margarete, der Erbin von Flandern (1369), gewann derselbe ein dicht bevölkertes und durch Reichtum, Handel und blühende Städte ausgezeichnetes Gebiet, welches bald den Schwerpunkt [* 23] des neuen Reichs bildete.

Dazu erwarb er noch andre Territorien, wie die Grafschaft Charolais, durch Kauf. Bei der Geisteskrankheit des französischen Königs Karl VI. war er als Reichsverweser der eigentliche Regent von Frankreich, fand aber ebendeshalb an des Königs Bruder, dem Herzog Ludwig von Orléans, einen erbitterten Gegner. Nach Philipps Tod (1404) wurde sein Sohn Johann der Unerschrockene (1404-19) Erbe seiner sämtlichen Länder und übte an der Spitze der Partei der Bourguignons einen herrschenden Einfluß in Frankreich aus. In stetem Streit mit den Armagnaks, deren Führer, den Herzog von Orléans, er 1407 töten ließ, wurde Johann 1419 auf der Brücke [* 24] von Montereau, wo er sich mit dem Dauphin (Karl VII.) versöhnen sollte, von dessen Begleitern ermordet.

Arrangement - Arrazzi

Bild 51.930: Arrangement - Arrazzi
* 25 Arras.

Daher trat sein Sohn Philipp der Gute (1419-67) entschieden auf die Seite der Engländer über, welche damals unter Heinrich V. siegreich in Frankreich vordrangen. Dieser zu Troyes geschlossene Bund dauerte fort, bis 1435 zu Arras [* 25] zwischen Philipp und Karl VII. Friede geschlossen wurde, in welchem der letztere förmlich Abbitte wegen der Ermordung des Herzogs Johann leisten und das Sommegebiet, die Landschaften Mâcon und Auxerre nebst Ponthieu abtreten sowie auf alle Lehnspflicht und Huldigung des Herzogs von Burgund verzichten mußte.

Außerdem benutzte aber Philipp jede Gelegenheit zur Erweiterung seines Gebiets. Er erwarb Namur [* 26] (1429) durch Kauf, erhielt Brabant und Limburg [* 27] (1430) als nächster Verwandter der dortigen kinderlos gestorbenen Herzöge, gewann im Streit mit Jakobäa von Brabant deren Grafschaften Holland, Zeeland und Hennegau (1436) und durch Vertrag und Kauf Luxemburg [* 28] (1443), so daß das burgundische Reich eine sehr bedeutende Stellung einnahm, zumal es eine Menge durch Handel und Gewerbfleiß blühender Städte besaß und der Hof [* 29] durch Pracht und Ritterlichkeit vor allen Höfen sich auszeichnete.

Luton - Lüttich

Bild 10.1027: Luton - Lüttich
* 30 Lüttich.

Auf Philipp den Guten folgte 1467 sein Sohn Karl der Kühne, bisher Graf von Charolais. Nachdem derselbe mehrere Aufstände, besonders zu Lüttich, [* 30] mit Strenge unterdrückt hatte, regierte er mit Glanz und Energie. Der Adel wie die Städte wurden mit Strenge in Unterwürfigkeit gehalten; Ludwig XI. von Frankreich, welcher stets Unruhen in Burgund zu erregen suchte, wurde bei einer Zusammenkunft zu Péronne 1468 festgehalten und zum Verzicht auf seine Ansprüche gezwungen; die Stadt Lüttich, welche sich aufs neue erhob, ward 1468 fast ganz zerstört.



Burgund - Burgundische

Bild 3.667: Burgund - Burgundischer Kreis
* 36 Seite 3.667.

Nach dem Tode des Herzogs Arnold von Geldern und Zütphen (1473) setzte sich Karl durch Gewalt und Verträge in den Besitz dieser Länder. Schon 1469 hatte er vom Herzog Siegmund von Österreich [* 31] dessen Besitzungen im Elsaß für ein Darlehen von 80,000 Goldgulden an sich gebracht und dort einen tyrannischen Statthalter, Peter v. Hagenbach, eingesetzt, der infolge eines siegreichen Aufstandes der elsässischen Städte 1474 zu Breisach hingerichtet wurde. Sein Plan aber, vom Kaiser Friedrich III. Lothringen als Lehen und die Erhebung seines Reichs zu einem Königreich zu erlangen, wofür er dem Sohn des Kaisers, Maximilian, die Hand [* 32] seiner Erbin Maria anbot, scheiterte an dem Widerstreben des Kaisers, mit welchem Karl 1473 zu Trier [* 33] zusammenkam; überhaupt erweckte er durch seine allzu hohen Entwürfe überall Argwohn, Eifersucht und Widerstand. Als er 1473 den vertriebenen Erzbischof Ruprecht von Köln [* 34] mit Gewalt wieder einsetzen wollte, traf er vor der Stadt Neuß [* 35] energischen Widerstand und mußte eine Belagerung beginnen, welche unter großen Opfern an Geld und Menschen

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elf Monate dauerte und 1475 ohne Erfolg aufgegeben werden mußte. Es wurde nun ein Bund gegen Karl von Ludwig XI., dem Kaiser und den Schweizern geschlossen, und als Karl, nachdem er sich Lothringens bemächtigt, gegen die Schweizer sich wandte, wurde er 1. März 1476 bei Granson, 22. Juni 1476 bei Murten und zuletzt 5. Jan. 1477 bei Nancy geschlagen, in welch letzterer Schlacht er selbst den Tod fand. Seine Erbin war Maria von Burgund, welche sich 1479 mit dem Erzherzog Maximilian von Österreich vermählte.

Indessen bemächtigte sich Ludwig XI. des französischen Lehnsherzogtums Burgund, Hochburgunds und einer Reihe von Städten in Flandern, Picardie und Artois. Im Frieden von Arras (1482) mußte Frankreich Flandern und im Frieden von Senlis (1493) die Freigrafschaft an Maximilian zurückgeben. Dieser stieß aber nach Marias 1482 erfolgtem Tod auf Widerstand in den burgundischen Provinzen, namentlich in Flandern, und wurde nur als Vormund seines Sohns Philipp und als Reichsverweser anerkannt.

Madreporenplatte - Mad

Bild 11.50: Madreporenplatte - Madrid
* 37 Madrid.

Nach dem Tod Philipps des Schönen (1506) fiel das Land an dessen minderjährigen Sohn, Karl (den nachmaligen Kaiser Karl V.), welcher nach seiner Wahl zum Kaiser (1519) auch das Herzogtum Burgund von Franz I. zurückforderte. Die Abtretung desselben an Karl im Frieden von Madrid [* 37] (1526) wurde 1529 im Frieden von Cambrai zurückgenommen. 1548 wurden die niederländischen Provinzen und Hochburgund, welche seit 1512 den burgundischen Kreis [* 38] (s. d.) des Deutschen Reichs bildeten, fast selbständig gemacht und demselben bald völlig entfremdet, indem der Kreis 1555 an die spanische Linie der Habsburger fiel und durch den Aufstand der Niederlande [* 39] jeden Zusammenhang verlor.

Auch die Franche-Comté wurde im Frieden von Nimwegen [* 40] 1678 von Spanien [* 41] an Frankreich abgetreten; seitdem verschmolzen beide Teile des alten Burgund mehr und mehr mit Frankreich.

Vgl.   Derichsweiler, Geschichte der Burgunden (Münster [* 42] 1863);

Bindrug, Geschichte des burgundisch-romanischen Königreichs (Leipz. 1868, Bd. 1; mit einem Anhang: »Sprache [* 43] und Sprachdenkmäler der Burgunden«, von W. Wackernagel);

Jahn, Geschichte der Burgundionen und Burgundiens bis zu Ende der ersten Dynastie (Halle [* 44] 1874, 2 Bde.);

Hüffer, Das Verhältnis des Königreichs Burgund zu Kaiser und Reich (Paderb. 1874);

Barante, Histoire des ducs de Bourgogne (8. Aufl., Par. 1858, 8 Bde.);

Dubois, La Bourgogne depuis son origine, jusqu' à son entière réunion à la couronne de France (2. Aufl., Rouen [* 45] 1867).

Burgund

Adelaer - Adelaide

Bild 1.112: Adelaer - Adelaide
* 47 Adelaide.

(Bourgogne, spr. burgonnj), Ludwig, Herzog von, Enkel Ludwigs XIV. von Frankreich, geb. 6. Aug. 1682 zu Versailles, [* 46] erhielt den Titel eines Herzogs von Burgund, um den gänzlichen Anfall dieses Landes von Habsburg an Frankreich zu bekunden, wurde von dem streng katholischen Herzog von Beauvilliers und von Fénelon erzogen, der für ihn seine Fabeln und seinen Telemach schrieb und sein wildes Temperament bändigte, ihn aber bigott und unselbständig machte. Obgleich er durchaus keinen Sinn für das öffentliche Leben und noch weniger für eine militärische Laufbahn zeigte, ward er doch 1708 zum Generalissimus der Armee in den Niederlanden ernannt, zerfiel mit dem ihm beigegebenen Herzog von Vendôme und verlor wegen seines unkriegerischen, klösterlich frommen Wesens die Achtung der Armee, da man seinen Bedenklichkeiten die Niederlage bei Oudenaarde (11. Juli 1708) zuschrieb. Als er nach dem Tod seines Vaters Dauphin geworden war (14. April 1711), wurde er von seinem Großvater zu den Staatsverhandlungen zugezogen. Er starb jedoch plötzlich an den Röteln 18. Febr. 1712. Da sein Tod fast zusammenfiel mit dem seiner Gemahlin Adelaide [* 47] von Savoyen und seines Sohns, des Herzogs von Bretagne, so wurde der spätere Regent, der Herzog von Orléans, beschuldigt, diese drei Todesfälle durch Gift herbeigeführt zu haben.

Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910

Burgund,

frz. Bourgogne. Der Name Burgund bezeichnete früher ein bei weitem größeres Gebiet als heute (s. unten Geschichte), wo er auf das frühere Herzogtum Burgund, den mittlern Landstrich des östl. Frankreichs, im Gebiete der Seine, Loire und Rhône beschränkt ist, der im N. von der Champagne, im O. von Savoyen und der Franche-Comté, im W. von Orléans, Nivernois und Bourbonnais und im S. von Lyonnais und Dauphiné umschlossen wird. Burgund, bis zur Revolution eine franz. Provinz von 25714 qkm und etwa 1.800.000 E., jetzt in die Depart. Ain, Saône-et-Loire, Côte-d'Or und Yonne geteilt, umfaßte die Landschaften Auxois, Dijonois, Châlonnais, Charolais, Mâconnais, Auxerrois, Autunois, das Pays de la Montagne, das Bugey, Valromey, Dombes, Pays de Gex u. s. w. Der Teil links der Saône besteht aus den mehrfach gegliederten Terrassen von Hochburgund, und im S. aus der einförmigen Platte von Niederburgund, die, von allen Seiten hoch umschlossen, sich an die westl. Vorketten des Jura legt und im S. die an Teichen überaus reiche Landschaft Bresse enthält. Am rechten Ufer der Saône erheben sich in größerer und geringerer Annäherung die Abfälle des Plateau von Langres, der Côte-d'Or und der Gebirge von Charolais mit den anliegenden Höhen von Mâcon; diese drei Gruppen werden durch die tiefen Furchen des Kanals von und du Centre voneinander geschieden und gehen allmählich in breiten Terrassen zu den Centralebenen Frankreichs über. Im S. westlich der Bresse steigen die Höhen von Mâcon und Charolais bis gegen 1000 m, östlich derselben die Gipfel des Jura bis zu 1720 m auf.

Korinth (Stadt)

Bild 60.635: Korinth (Stadt)
* 48 Kanal.

Die Hauptgewässer von Burgund sind die Rhône an der Südgrenze mit dem Ain und die Saône mit Doubs und Oignon; im N. der Oberlauf der Seine und die Yonne mit dem Armançon, und im Gebiete der Loire, außer dem kleinen Anteil ihrer selbst, der Arroux. Eine Verbindung zwischen diesen Flußgebieten stellen die beiden genannten Kanäle her und gestalten durch Hinzutritt des vom Doubs abgehenden Elsaßkanals Burgund zu einer wichtigen Durchgangslandschaft zwischen Mittelmeer, Nordsee, Kanal [* 48] und Atlantischem Ocean.

Unter den mineralischen Schätzen finden sich die Baustoffe stark vertreten; die Brennstoffe sind fast nur auf die bedeutenden Steinkohlenlager des Depart. Saône-et-Loire beschränkt; unter den metallischen Ausbeuten verdient das Eisen [* 49] der Depart. Saône-et-Loire und Côte-d'Or hervorgehoben zu werden, woselbst auch eine bedeutende Industrie mit dessen Verarbeitung beschäftigt ist. Im Schutze eines sehr gesunden und milden Klimas, das nur im Süden weniger günstig ist, blüht eine ausgedehnte Forst- und Wiesenkultur, einträglicher Acker- und Gartenbau und ausgezeichneter Weinbau. (S. Burgunderweine.)

Geschichte. Die Burgunder oder Burgundionen, ein großer german. Volksstamm, waren ein Zweig des got. Stammes, der ursprünglich an der Weichsel und Oder saß, von hier aber in der Völkerwanderung weiter südwestlich gedrängt wurde. Im Verein mit den Vandalen u. a. durchbrachen sie die Alamannen, gingen um 410 über den Rhein und ließen sich in der Gegend von Worms nieder. Sie erlitten jedoch 437 unter ihrem König Gundicar eine große Niederlage durch die Hunnen (nicht gerade durch Attila), wovon sich noch im Nibelungenlied die Nachklänge finden, und begaben sich nun unter die Oberhoheit der Römer, von welchen sie 443 in der Sabaudia (Savoyen) angesiedelt wurden.

Von hier breiteten sie sich bei dem Zerfall des Römischen Reichs und im Anschluß an die stammverwandten Westgoten allmählich weiter aus, sodaß die burgund. Könige, deren es oft mehrere gab, so ziemlich das ganze Gebiet der Rhône, jedoch ohne die Provence, beherrschten. Ihre Hauptstädte waren Genf, Lyon und Vienne. Sie nahmen in Gallien das arianische Christentum an, ohne darum die kath. Romanen des Landes zu verfolgen, unter denen sie zerstreut lebten, da jedem Burgunder die Hälfte eines röm. Hofs bei der Ansiedelung zugewiesen war und zwei Drittel des angebauten Landes.



Burgund (Landschaft)

Bild 53.768: Burgund (Landschaft)
* 50 Seite 53.768.

Dies und der Umstand, daß sie von vornherein nicht sehr zahlreich waren, erklärt ihre frühe Verwelschung. Von ihrer Sprache sind nur wenige Reste erhalten, wohl aber ihr Gesetzbuch (s. Burgundisches Gesetz), genannt nach dem Könige Gundobad (um 500). Die Gegnerschaft der kath. Franken veranlaßte im 6. Jahrh. den König Sigismund katholisch zu werden; dennoch konnten die Burgunder sich gegen die übermächtigen Könige der Franken, die Söhne Chlodwigs und der burgund. Clothilde, nicht halten. Sigismund wurde in einer Schlacht besiegt, mit seiner Familie gefangen und in Orléans ertränkt, sein Bruder Godomar II. fiel

mehr

534, und nun wurde Burgund mit dem Frankenreiche vereinigt, doch so, daß es bei dessen zahlreichen Teilungen meist ein besonderes Königreich bildete. -

Vgl.   Binding, Das burgund.-roman. Königreich (Lpz. 1868);

Drapeyron, De Burgundionum historia et ratione politica Merovingorum aetate (Par. 1869);

Jahn, Die Geschichte der Burgundionen und Burgundiens bis zum Ende der 1. Dynastie (2 Bde., Halle 1874).

Beim Zerfalle des Frankenreichs im 9. Jahrh. machte Burgund sich wieder selbständig. Der Graf Boso von Vienne, Schwager Karls des Kahlen, wußte 879 auf dem Reichstage zu Mantaille die Wahl der Großen auf sich zu lenken und wurde somit König des Burgundischen Reichs, das von Bosos Residenzstadt Arles das Arelatische Reich (s. Arelat), von seiner Lage am Jura das Cisjuranische Burgund genannt wurde. Boso nahm 882 sein Reich von Kaiser Karl dem Dicken zu Lehen, kam aber im eigenen Lande wegen der übermächtigen Gewalt der Großen nicht zu Ansehen.

Reuß (Fürstentümer) [u

Bild 63.803: Reuß (Fürstentümer) [unkorrigiert]
* 51 Reuß.

Nach Bosos Tode, 887, war die Königin-Witwe Irmengarde die schwache Stütze ihres unmündigen Sohnes Ludwig, unter dessen Regierung sich 889 Herzog Rudolf, Sohn eines Grafen Konrad, zum Herrscher von Oberburgund oder des Transjuranisch-Burgundischen Königreichs erhob, welches die Franche-Comté, die Schweiz diesseit des Flusses Reuß, [* 51] Wallis und einen Teil Savoyens in sich vereinigte. Auch Rudolf suchte im Besitze seines neugestifteten Königreichs, wie früher Boso, dadurch sich zu befestigen, daß er es von dem deutschen Kaiser Arnulf zu Lehen nahm.

Ihm folgte 912 sein Sohn Rudolf II. Zugleich entstand an der Grenze der Franche-Comté ein dritter burgund. Staat, das Herzogtum Burgund (s. unten). Durch Rudolf II. (912-937), dessen Gemahlin Bertha von Schwaben 922 ihm den Aargau zubrachte, wurde 930 das Arelatische Reich, das jener von dem Grafen Hugo von Provence für Überlassung der Herrschaft über Italien gewonnen hatte, mit dem Transjuranischen Reiche wieder vereinigt. Nie hatte der Name der Burgunder in größerm Ansehen gestanden als jetzt; aber unter dem folgenden Regenten, Konrad (937-953), litt das Reich durch die Einfälle der Ungarn von Rhätien und der Araber von der Südküste Frankreichs her, sowie zugleich bei der selbständigen Macht der Großen durch innere Fehden und Raubkriege.

Rudolf III., Konrads Nachfolger, setzte den Kaiser Heinrich II., den Sohn seiner ältern Schwester Gisela, als seinen Erben ein und ließ ihm im voraus huldigen (1016). Nach Heinrichs II. kinderlosem Tode 1024 machte Kaiser Konrad II., mit Hinweisung auf das früher vorhandene Lehnsverhältnis zwischen Deutschland und Burgund, im Namen des Deutschen Reichs und seiner oberlehnsherrlichen Gewalt für sich das Heimfallsrecht geltend. Nach mehrfachen Kämpfen mit den mächtigen Großen des Landes, die den nähern Verwandten Rudolfs, dem Herzog Ernst von Schwaben (gest. 1030) und dem Grafen Otto von Champagne (gest. 1037), Beistand leisteten, behauptete der Kaiser endlich seine Ansprüche und übertrug diese, nachdem der burgund.

Solothurn-Lebern - Sol

Bild 65.42: Solothurn-Lebern - Solowezk
* 52 Solothurn.

Mannsstamm mit Rudolf III. 1032 erloschen war, auf seinen Sohn Heinrich III., der 1038 auf dem Reichstage zu Solothurn [* 52] zum König von Burgund gewählt und gekrönt wurde. Damit wurde das Reich Arelat, das sich ungefähr östlich von der Rhône zwischen Besançon [* 53] und Marseille [* 54] bis an die Alpen ausdehnte, ein Teil des Deutschen Reichs, und mit ihm wurde eine wichtige Grenzwehr gegen Frankreich und eine gute Straße nach Italien gewonnen. Die Prälaten des Reichs und auch die größern weltlichen Herren, so die Pfalzgrafen von Burgund (d. h. des nördlichsten Teils des Arelats zwischen Lothringen und Genf mit der Hauptstadt Bisanz [Besançon], der speciell den Namen Burgund führte), die Grafen und Markgrafen von Provence, von Vienne (die spätern Dauphins), von Savoyen u. s. w. wurden damit Reichsfürsten und holten mehr oder weniger die Bestätigung ihrer Privilegien vom Deutschen Kaiser ein.

Jedoch war der Zusammenhang mit dem Reiche stets ein ziemlich lockerer; die deutschen Herrscher hatten zu wenig Ansehen, um den innern Fehden mit Erfolg entgegentreten zu können, welche Burgund bewegten und auch durch den Gottesfrieden nicht beseitigt wurden. Unter den Staufern wurden allerdings Schritte gethan, die Verbindung B.s fester zu knüpfen: Friedrich I. ließ sich 1178 in Arles zum König von Burgund krönen, Friedrich II. griff durch Vikare in die innern Verhältnisse ein und sah sogar 1238 die Truppen burgund.

Fürsten in seinem Heere in Italien. Doch nach seinem Tode wurde der deutsche Einfluß immer schwächer, ein Teil nach dem andern fiel an Frankreich, so 1271 Stücke der Provence, 1312 Lyon, 1349 die Dauphiné. Wenn Rudolf von Habsburg und Karl IV. (der sich 1364 noch in Arles krönen ließ) in die Verhältnisse B.s eingriffen, so war es um polit. Zwecke willen, nicht der straffern Zusammenfassung wegen. Außer Mömpelgard und Savoyen war das Arelat am Ende des Mittelalters bereits französisch. -

Vgl.   Hüffer, Das Verhältnis des Königreichs Burgund zu Kaiser und Reich besonders unter Friedrich I. (Paderb. 1874);

Sternfeld, Das Verhältnis des Arelats zu Kaiser und Reich vom Tode Friedrichs I. bis zum Interregnum (Berl. 1881);

O. Winckelmann, Die Beziehungen Karls IV. zum Arelat (Straßb. 1882);

Fournier, Le [* 55] royaume d'Arles (Par. 1891).

Ein ähnliches Schicksal hatte das Herzogtum Burgund, das von Richard, Grafen von Autun, einem Bruder Bosos, um 990 gestiftet wurde. Dieses Land, später die Bourgogne genannt, grenzte östlich an die Franche-Comté, südlich an die Landschaften Bresse und Beaujolais, westlich an Bourbonnais und Nivernais und nördlich an die Champagne. Nach Richards Tode fiel das Herzogtum seinem Sohne Rudolf zu, der, nachmals zu Soissons zum Könige von Frankreich gekrönt, 936 ohne Erben starb.

Durch die Verheiratung der Enkelin Richards, Ludegardis, mit dem Bruder des Königs Hugo Capet von Frankreich, Odo, der schon ein Stück von Burgund besaß, kam das Herzogtum an einen Nebenzweig der Capetinger, der erst mit dem unmündigen Herzog Philipp 1361 erlosch. Burgund wurde nun sogleich von König Johann von Frankreich teils als Lehen, teils weil er der nächste Erbberechtigte war, mit der Krone Frankreich vereinigt. Bald darauf aber wurde von ihm selbst die Würde der burgund. Herzöge wiederhergestellt, indem er 1363 seinen jüngsten Sohn, Philipp den Kühnen (s. d.), mit Burgund belieh.



Burgund (Herzog von) -

Bild 53.769: Burgund (Herzog von) - Burgunderweine
* 58 Seite 53.769.

Philipp wurde Stifter der neuen Linie der burgund. Herzöge, und mit ihm beginnt die glänzendste Epoche B.s im Mittelalter. Handel, Gewerbe und Kunst standen während dieser Periode daselbst in hoher Blüte [* 56] Philipp vermählte sich 1369 mit Margareta, der einzigen Tochter und Erbin Ludwigs III., Grafen von Flandern, und erwarb sich auf diese Weise zu seinem Gebiete noch Flandern, Mecheln, [* 57]

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Antwerpen [* 59] und die Franche-Comté. Beim Ausbruch der Geisteskrankheit seines Neffen Karls VI. von Frankreich wurde Philipp zum Reichsverweser ernannt, weshalb des Königs Bruder Ludwig, Herzog von Orléans, einen bittern Haß auf ihn warf. Als Philipp 1404 starb, folgte ihm in Burgund sein Sohn Johann der Unerschrockene (s. d.), während Orléans nunmehr Reichsstatthalter in Frankreich wurde. Allein beide Vettern blieben erbitterte Feinde; trotz scheinbarer Versöhnung wurde 1407 Ludwig von Orléans zu Paris [* 60] von Meuchelmördern getötet, und Herzog Johann von Burgund bekannte sich selbst als Anstifter dieser That, die einen langjährigen Krieg zwischen Frankreich und Burgund zur Folge hatte (s. Frankreich).

Zwar erhielt Johann vom Könige endlich einen Erlassungsbrief; als er aber 1419 mit dem Dauphin (Karl VII.) auf der Yonnebrücke zu Montereau zur Aussöhnung zusammenkam, wurde er von den Begleitern des Dauphin niedergestochen. Sein Sohn und Nachfolger Philipp (s. d.), mit dem Beinamen der Gütige, wußte in dem zwischen England, Frankreich und Burgund 1420 zu Troyes geschlossenen Frieden die Ausschließung des Dauphin, als Vergeltung für Herzog Johanns Ermordung, zu bewirken.

Amidotoluol - Amiens

Bild 51.533: Amidotoluol - Amiens
* 61 Amiens.

Zugleich begann er mit Jakobäa von Brabant und deren zweitem Gemahl, dem Herzog von Gloucester, einen Streit, der mit der Eroberung ihrer Besitzungen Hennegau, Holland und Seeland endigte. Nachdem er schon 1429 Namur durch Kauf erworben hatte, fielen ihm 1430 auch Brabant und Limburg zu, als daselbst die Familie Antons von Burgund, des zweiten Sohnes Philipps des Kühnen, erlosch. Im Frieden mit Frankreich zu Arras 1435 erhielt er ansehnliche Distrikte Frankreichs, nämlich Mâcon, Auxerre, Peronne, St. Quentin, Amiens, [* 61] Abbeville, Ponthieu und die Grafschaft Boulogne für sich und seine Erben. Zu diesen Erwerbungen kam 1443 auch noch durch Abtretung das Herzogtum Luxemburg.

Philipp hatte sich 1430, nachdem seine beiden frühern Ehen kinderlos geblieben waren, zu Brügge zum drittenmal, mit Isabella, einer Tochter des Königs Johann von Portugal, vermählt und zum Gedächtnis dieser Verbindung 10. Jan. 1430 den Orden [* 62] des Goldenen Vließes gestiftet. Von den drei Söhnen dieser Ehe überlebte den Vater nur der jüngste, Karl, Graf von Charolais, der ihm 16. Juni 1467 in der Regierung folgte. Karl der Kühne (s. d.) war einer der mächtigsten und glänzendsten Fürsten Europas; er fiel 1477 in der Schlacht bei Nancy gegen die Eidgenossen.

Seine Erbschaft fiel an seine einzige Tochter Maria von Burgund (s. d.), die unter den sieben Prinzen, die um sie geworben, den ritterlichen Maximilian von Österreich gewählt hatte. König Ludwig XI. von Frankreich bekam von der burgund. Erbschaft nur die Städte in der Picardie und das Herzogtum Bourgogne, das er als Mannlehn einzog. Maria starb schon in ihrem 25. Jahre (1482). Maximilian wollte sogleich, als Vormund der Kinder, die Zügel der Regierung ergreifen; aber ein Teil der burgund.

Provinzen widersetzte sich diesem Vorhaben, am hartnäckigsten die Flanderer, die ihn sogar einmal über 3 Monate lang in Brügge gefangen setzten; erst 1489 erkannten sie ihn als Vormund seines ältesten Sohnes Philipp (s. d.) und als Regierungsverweser an. Als Philipp der Schöne, vermählt mit der span. Erbin Johanna, 1506 starb, fielen diese Länder an dessen noch minderjährigen ältesten Sohn, den nachherigen Kaiser Karl V. Ihre Geschichte geht seitdem in der Geschichte der Niederlande (s. d.) auf. Im Madrider Frieden (1526) trat zwar Franz I. von Frankreich, um seine Freiheit wiederzugewinnen, auch das Herzogtum Burgund ganz an Kaiser Karl V. ab; aber die Stände von Burgund entschieden, daß der König gar nicht das Recht gehabt, ihr Land abzutreten, und Franz selbst erklärte sein Versprechen, weil erzwungen, für nicht verbindlich.

In der That sah Kaiser Karl Burgund sich genötigt, im Frieden von Cambrai 1529 seine Ansprüche auf das Herzogtum Burgund fallen zu lassen. Ein Teil von Burgund, die Franche-Comté (s. d.) oder Hochburgund, war zwar 1493 von König Karl VIII. von Frankreich an Maximilian überlassen worden, wurde aber von Ludwig XIV. im Frieden zu Nimwegen 1678 Frankreich erworben. Seitdem sind beide Teile B.s vollständig mit Frankreich verwachsen, das jetzt alle Teils des alten Burgund, mit alleiniger Ausnahme der schweizerischen, in sich vereinigt hat. -

Vgl.   Barante, Histoire des ducs de Bourgogne de la maison de Valois (8. Aufl., 8 Bde. und Atlas, [* 63] Par. 1858);

Dubois, La Bourgogne depuis son origine jusqu'à son entière réunion à la couronne de France (2. Aufl., Rouen 1867);

Petit, Histoire des ducs de Bourgogne de la race capétienne (4 Bde., Par. 1886-92);

Garnier, La Bourgogne (Moulins 1892).