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Byzantinische Kunst | eLexikon

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Byzantinische



Byzantinischer Stil -

Bild 53.813: Byzantinischer Stil - Byzantinisches Reich
* 4 Seite 53.813.

Kunst nennt man die Kunst der östlichen (griech.) Christenheit, entweder mit Einschluß der Altchristlichen Kunst (s. d.) oder erst seitdem die Kunst nach der Mitte des ersten Jahrtausends im Orient und im Abendlande verschiedene Wege einschlug. Es wäre irrig, aus ihrem Namen zu schließen, daß ihre Wurzeln lediglich in Byzanz (Konstantinopel) [* 2] gelegen hätten, da vielmehr den hellenistischen Kulturcentren Alexandria und Antiochia eine größere Bedeutung für die Schöpfung der christl. Kunstformen zukommen wird. In der Baukunst [* 3] bildet der Kirchenbau die Hauptaufgabe. Während die altchristl. Kunst den Längsbau bevorzugte, wendet die Byzantinische Kunst den Centralbau allgemein an.

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Beispiele hierfür aus altchristl. Zeit sind die Sophienkirche (s. d. und die Tafel: Altchristliche Kunst III, [* 4] Fig. 4 u. 6) und die Theotokos-Kirche (s. Tafel: Byzantinische Kunst, [* 4] Fig. 6) zu Konstantinopel. Die byzant. Kirchen, wie z. B. die aus dem 11. Jahrh. stammende Theodoros-Kirche zu Athen [* 5] (s. Fig. 7), sind verhältnismäßig klein, turmlos, in der Mitte von einer Kuppel überwölbt, mit quadratischem Hauptraum, nur einem Altar, [* 6] durch die Bilderwand abgesondertem dreiteiligem Altarraum und einer oder zwei Vorhallen. In den Klöstern (s. Fig. 8) steht die Kirche frei inmitten des von Gebäuden umschlossenen Hofes. Von den weltlichen Bauten ist bisher keine sichere Vorstellung zu gewinnen; immerhin ist versucht worden, den vollständig verschwundenen Kaiserpalast zu Konstantinopel mit Hilfe zeitgenössischer Nachrichten auf dem Papier zu rekonstruieren. Auf bildnerischem Gebiete entsagte man im Eifer gegen den antiken Götzendienst der Anfertigung von Statuen, erfreute sich dagegen an ornamentalen Arbeiten (s. Fig. 2) und Werken der Kleinkunst (s. Fig. 5). Die Goldschmiedewerke, vollendeter als die gleichzeitigen abendländischen, sind zumeist untergegangen oder zerstreut

[* 4] Figur: Reliquie des heiligen Kreuzes in Goldfassung

Gold (Gewinnung aus ge

Bild 7.477: Gold (Gewinnung aus geschwefelten Erzen)
* 8 Gold.

(s. beistehende [* 4] Figur: Reliquie des heiligen Kreuzes in Goldfassung, jetzt zu Köln); [* 7] eins der kostbarsten, das sog. «Siegeskreuz des Kaisers Konstantin Porphyrogennetos» aus Gold [* 8] und Email, findet sich in Limburg [* 9] an der Lahn. Die Malerei wurde viel geübt. Fresken, oder bei besonderer Prachtentfaltung Mosaiken, umzogen die Kirchen innen, Tafelbilder wurden aufgestellt und gottesdienstlich verehrt, Miniaturen (s. Fig. 1, 4) verschönten die kirchlichen Handschriften.

Bei der Seltenheit der Mosaiken – in der Sophienkirche (s. Fig. 3; nachjustinianisch), Osios Lukas in Phokis (vielleicht 11. Jahrh.), Daphni bei Athen, Bethlehem (12. Jahrh.), Chora-Kirche, d. i. die jetzige Kachrie-Moschee in Konstantinopel (14. Jahrh.) – und alter Fresken sowie bei der Schwierigkeit, alte und neue Tafelbilder zu sondern, bieten fast nur die Miniaturen die Möglichkeit, die Entwicklung der Malerei in alter Zeit kennen zu lernen. Aus den Malereien spricht stets kirchlicher Ernst.

Die auf dem Athos (s. d.) erhaltenen Malereien haben Anlaß gegeben, den Zusammenhang der kirchlichen Malerei und des Gottesdienstes aufzusuchen. Während die abendländ. Kunst sich hob, ging die Byzantinische Kunst seit dem 12. Jahrh. stark zurück und wurde vollends seit dem 15. Jahrh. durch die Türkeneroberung des Landes zu bescheidenstem Leben verurteilt. Der Einfluß der auf Byzantinische Kunstauf das Abendland ist geringer gewesen, als zumeist angenommen wird. In neuester Zeit machte sich umgekehrt ein starker Einfluß der abendländ. Kunst auf die griechische bemerkbar. –

Vgl.   Bayet, L’art byzantin (Paris [* 10] ohne Jahr);

Springer, Bilder aus der neuern Kunstgeschichte, Bd. 1 (Bonn [* 11] 1886);

Kondakoff, Histoire de l’art byzantin considéré dans le miniatures (2. Bde., Par. 1886–91);

H. Brockhaus, Die Kunst in den Athos-Klöstern (Lpz. 1891).