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Carnot | eLexikon | Geschichte - Frankreich - Staatsmänner etc

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Carnot (Lazare Nicolas

Bild 53.952: Carnot (Lazare Nicolas Marguerite, Graf) - Carnot (Marie François Sadi)
Seite 53.952.
Überblick der Artikel
7 ArtikelTextanfang / Anzahl Wörter
Carnot(spr. -no), 1) Lazare Nicolas Marguerite, Graf, franz. Staatsmann, geb. 13. Mai 1753 zu Nolay / 1407
Carnot _21) Lazare, Graf, franz. Staatsmann. Seine Gebeine wurden 1889 auf Beschluß der französischen / 238
Carnot _34) Marie François Sadi, Präsident der franz. Republik. Seine Biographie schrieben Barboux / 20
Carnot _4# (spr.-noh), Lazare Hippolyte, franz. Publizist und Staatsmann, Sohn des folgenden, geb. 6. April / 349
Carnot _5# (spr. -noh), Lazare Nicolas Marguerite, Graf, geb. 13. Mai 1753 zu Nolay in Burgund, von bürgerlich / 716
Carnot _6# (spr. -noh), Marie François Sadi, Präsident der franz. Republik, Sohn von Lazare Hippolyte / 514
Carnot _7# (spr. -noh), Nicolas Léonard Sadi, Physiker, Sohn von Lazare Nicolas C., geb. 1. Juni 1796 / 82

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Carnot

2 Seiten, 3'326 Wörter, 22'656 Zeichen

Geschichte — Frankreich — Staatsmänner etc

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heit und den persönlichen Zwecken des Präsidenten entgegenzuarbeiten suchten, aber durch ihr unpolit. Benehmen dem Bonapartismus Vorschub leisteten. Nach dem Staatsstreiche vom 2. Dez. wurde Carnot 1852 für den Gesetzgebenden Körper in Lyon [* 3] und 1857 in Paris [* 4] gewählt; die Verweigerung des Huldigungseides machte aber beidemal seine Wahl ungültig. Erst als er diese Bedenklichkeit aufgab und wieder 1864 zu Paris gewählt wurde, nahm er seinen Platz im Gesetzgebenden Körper in der kleinen hier übrig gebliebenen Oppositionsgruppe; bei den Wahlen von 1869 unterlag er gegen Gambetta und Rochefort.

Nach Beseitigung des Kaiserreichs 1870 wurde Carnot Maire im 8. Arrondissement von Paris und 1871 in die Nationalversammlung gewählt, wo er sich zur republikanischen Linken hielt; 1875 wurde er zum Senator auf Lebenszeit ernannt. In den J. 1885, 1887 und 1888 wirkte er im Senat als Alterspräsident. Kurz vor seinem Tode gründete er eine Gesellschaft zur Erforschung der Geschichte der Französischen Revolution. Er starb 16. März 1888. Carnot veröffentlichte ein «Exposé de la doctrine Saint-Simonienne» (Par. 1830 u. ö.),

eine Verteidigung seiner Amtsverwaltung (ebd. 1849) und «La Révolution française, résumé historique» (2 Bde., ebd. 1867). –

Vgl.   die Litteratur zu dem Artikel Marie François Sadi Carnot.

Carnot

(spr. -noh),

Digynus - Dijon [unkor

Bild 55.307: Digynus - Dijon [unkorrigiert]
* 5 Dijon.

Lazare Nicolas Marguerite, Graf, geb. 13. Mai 1753 zu Nolay in Burgund, von bürgerlicher Abkunft, Sohn eines Notars, war zu Anfang der Revolution Ingenieurhauptmann. 1784 hatte ihm die Akademie von Dijon [* 5] für einen «Éloge de Vauban» den Preis zuerkannt. An die Nationalversammlung richtete er verschiedene Abhandlungen über militär. und finanzielle Fragen, bis er 1791 Abgeordneter bei der Gesetzgebenden Versammlung wurde. Er nahm anfangs nur an den Beratungen über militär. Angelegenheiten teil. So wurden auf seinen Vorschlag die zahlreichen ausgewanderten adligen Offiziere durch Unteroffiziere ersetzt.

Als Mitglied des Konvents stimmte er für Ludwigs ⅩⅥ. Tod. Darauf ward er im März 1793 zum Nordheere gesandt, wo er die Grenzfestungen von Lille [* 6] bis ans Meer in stand setzte. Am 14. Aug. trat er in den Wohlfahrtsausschuß und wurde Leiter des Kriegswesens. Als solcher arbeitete er für Houchard den Plan der Schlacht bei Hondschoote (s. d.) aus und siegte im Okt. 1793 selbst bei Wattignies. Nach Paris zurückgekehrt, arbeitete er ohne Unterlaß an der Neuschöpfung des Heers.

Grenzen der Hörbarkeit

Bild 58.307: Grenzen der Hörbarkeit - Grenzfälschung [unkorrigiert]
* 7 Grenzen.

Von seinem Kabinett aus organisierte er 14 Armeen, ernannte ihre Generale, befestigte die Grenzen [* 7] und lieferte die Kriegspläne. Im Wohlfahrtsausschusse suchte er Robespierre zu schwächen. Als Legendre nach dessen Sturze beantragte, Carnot in Anklagezustand zu versetzen, vereitelte eine Stimme aus der Versammlung: «Ihr könnt den Mann nicht verdammen wollen, der den Sieg unserer Armeen organisiert hat!» dessen Antrag. Bei der Errichtung des Direktoriums 1795 wurde Carnot dessen Mitglied und erhielt einige Zeit bedeutenden Einfluß, zerfiel aber mit Barras, ward am 18. Fructidor (4. Sept. 1797) als Royalist verdächtigt und zur Deportation verurteilt. Er floh nach Deutschland [* 8] und gab eine Rechtfertigungsschrift heraus, die durch Aufdeckung der Schändlichkeiten seiner ehemaligen Kollegen deren Sturz am 30. Prairial (18. Juni 1799) beförderte. Nach dem 18. Brumaire (9. Nov. 1799) wurde Carnot zurückberufen und im April 1800 Kriegsminister. ^[] Zwar gab er diese Stellung bald auf, weil er den ehrgeizigen Plänen Bonapartes widerstrebte, und zog sich Ende 1800 in seine Familie zurück, ward jedoch 27. März 1802 zum Tribunat berufen.

Antwerpen

Bild 1.660: Antwerpen
* 9 Antwerpen.

Die Unbeugsamkeit der Grundsätze, die ihn immer auszeichnete, verleugnete er auch hier nicht; er trat mehrmals der Regierung entgegen, stimmte gegen Einrichtung der Ehrenlegion, des lebenslänglichen Konsulats und die Kaiserwürde. Dennoch blieb er im Tribunat bis zu dessen Aufhebung; dann lebte er wissenschaftlichen Arbeiten, hauptsächlich im Gebiete der Mathematik und der militär. Befestigung. Im Jan. 1814 übertrug ihm Napoleon den Oberbefehl in Antwerpen, [* 9] das er heldenmütig bis zur Kapitulation von Paris verteidigte. Zwar behielt er nach der ersten Restauration seine Würden, verschmähte aber als strenger Republikaner die Gunst des Hofs. Während der Hundert Tage ernannte ihn Napoleon (beider angeblicher «Briefwechsel» aus dieser Zeit erschien in zwei Fassungen, Par. 1819) zum Grafen und Pair und drängte ihm das Ministerium des Innern auf, das Carnot mit gewohnter Rechtlichkeit verwaltete.

Sein Einspruch wider die Additionalakte zur Verfassung blieb ungehört. Nach Napoleons zweiter Abdankung trat Carnot in die Provisorische Regierung, wurde aber von den Bourbonen durch die Verordnung vom 24. Juli 1815 verbannt. Er wandte sich nach Warschau, [* 10] dann nach Magdeburg, [* 11] wo er 3. Aug. 1823 starb. Ein Denkmal (von Roulleau) wurde ihm 3. Sept. 1882 in Nolay errichtet. 1889 wurden seine Gebeine aus Magdeburg nach Paris gebracht und dort 4. Aug. im Pantheon beigesetzt.

Unter C.s zahlreichen Schriften sind zu nennen: «Essai sur les machines en général» (Dijon 1784; 2. Aufl., Par. 1801),

«De la défense des places fortes» (ebd. 1789; 4. Aufl. 1814; deutsch, Stuttg. 1820),

«Œuvres mathématiques» (Basel [* 12] 1796),

«Réflexions sur la métaphysique du calcul infnitésimal» (Par. 1797; 4. Aufl. 1860; deutsch von Hauff, Frankf. 1800),

«Géométrie de position» (Par. 1803; deutsch, Altona [* 13] 1808–10),

«Principes fondamentaux de l'équilibre et du mouvement» (Par. 1803; deutsch, Lpz. 1805),

«Exposé de la conduite politique de Carnot depuis le 1er juillet 1814» (Par. 1815),

«Mémoire sur la fortification primitive» (ebd. 1823). Auch als Dichter versuchte sich Carnot nicht ohne Glück, wie sein komisches Heldengedicht «Don Quichotte» (Par. 1821) und sein «Télémaque dans l'île de Calypso» (Par. u. Berl. 1822) beweisen; seine «Opuscules poétiques» erschienen Paris 1820. -

Vgl.   Körte, Das Leben C.s (Lpz. 1820);

Tissot, Mémoires historiques et militaires sur Carnot (ebd. 1824);

Arago, Biographie de Carnot (Par. 1850);

Depasse, Carnot (ebd. 1883);

Hennet, L. Carnot (ebd. 1888);

Bonnal, Carnot d'après les archives (ebd. 1888).

Das Hauptwerk sind die Mémoires sur Carnot par son fils Hippolyte Carnot (2 Bde., ebd. 1861–64).

Carnot

(spr. -noh), Marie François Sadi, Präsident der franz. Republik, Sohn von Lazare Hippolyte Carnot, geb. 11. Aug. 1837 zu Limoges, besuchte die Polytechnische, dann die Brücken- und Wegebauschule und wurde Ingenieur in Annecy, wo er wichtige technische Arbeiten, insbesondere die große Rhônebrücke von Collonge, ausführte. Im Jan. 1871 wurde er Präfekt im Depart. Seine inférieure und erhielt den Auftrag, als außerordentlicher Kommissar die nationale Verteidigung in der Normandie zu organisieren. Nach Abschluß des Waffenstill-



Carnot (Nicolas Léonar

Bild 53.953: Carnot (Nicolas Léonard Sadi) - Carnuntum
* 14 Seite 53.953.

^[Artikel. die man unter K vermißt, sind unter K aufzusuchen.]

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standes, 7. Febr., trat er zurück. Schon am nächsten Tage wurde er in die Nationalversammlung gewählt, wo er zur Union républicaine gehörte; 1876 entsendete ihn der Wahlbezirk Beaune in die Deputiertenkammer. Als solcher gehörte er zu den 363, die gegen den Staatsstreich vom 16. Mai 1877 protestierten. Er ward 1877 wiedergewählt und 26. Aug. 1878 Unterstaatssekretär unter Freycinet als Bautenminister. Am 23. Sept. 1880 übernahm er selbst dieses Portefeuille unter Ferry und trat 14. Nov. 1881 mit diesem zurück.

In der Legislaturperiode 1877–81 stimmte er als gemäßigter Republikaner gegen den Antrag, das Ministerium vom 16. Mai in Anklagestand zu versetzen, dann gegen Verweltlichung des Volksschulunterrichts, Absetzbarkeit der Richter und Aufhebung des Cultusbudgets. 1881 wieder gewählt, war er 1883 und 1884 Vicepräsident der Kammer, bis er 6. April 1885 im Ministerium Brisson wieder die öffentlichen Arbeiten, 16. April die Finanzen übernahm, die er auch in dem folgenden Ministerium Freycinet bis 3. Dez. 1886 behielt.

Nach dem Rücktritt Grévys von der Präsidentschaft wurde neben Ferry und Freycinet sofort Carnot als Kandidat aufgestellt, der zwar nicht die polit. Geltung, aber auch nicht die Herrschsucht und den rücksichtslosen Ehrgeiz jener beiden besaß. Gleich im ersten Wahlgange 3. Dez. 1887 erhielt Carnot die meisten Stimmen, und in der engern Wahl drang er mit 616 von 827 Stimmen der Kongreßmitglieder durch. Von allen republikanischen Parteien ward ihm Vertrauen entgegengebracht, das er durch würdige, konstitutionelle Haltung zu rechtfertigen suchte.

Ablauf - Ableitung

Bild 1.46: Ablauf - Ableitung
* 15 Ablauf.

Seine wiederholten Reisen im Lande und seine friedlichen Kundgebungen gegenüber dem chauvinistischen Drängen der Boulangisten trugen ihm viel Sympathien der ruhig denkenden Volkselemente ein. 1889 eröffnete er die Weltausstellung und präsidierte allen Festen. Versuche seiner Gegner, ihn in den Panamaskandal hineinzuziehen, mißlangen. Carnot beabsichtigte, nach Ablauf [* 15] seiner Präsidentschaftsperiode sich ins Privatleben zurückzuziehen. Da traf ihn, als er sich im Juni 1894 nach Lyon zum Besuch der dort stattfindenden Kolonialausstellung begeben hatte, am Abend des 24. Juni, während er auf der Fahrt nach dem Theater [* 16] begriffen war, der Dolchstoß eines Anarchisten ital. Herkunft, Namens Santo [* 17] Caserio. Carnot starb wenige Stunden darauf 25. Juni morgens und wurde 1. Juli im Pantheon zu Paris neben den irdischen Überresten seines Großvaters, des Grafen Lazare Carnot, beigesetzt. Carnot war kein glänzender, wohl aber ein klarer Redner. Er übersetzte J. Stuart Mills Werk über die Revolution von 1848 ins Französische (Par. 1875). –

Vgl.   Burdeau, Une famille des patriotes (Par. 1888);

Hubbard, Une famille républicaine. les Carnot (ebd. 1888);

M. Dreyfous, Les trois Carnot (ebd. 1888);

Barbou, Les grands citoyens de la France. S. Carnot: historie de sa vie (ebd. 1888);

Py, Sadi Carnot, sa vie, ses œuvres, sa politique 1837–87 (ebd. 1888).

Carnot

(spr. -noh), Nicolas Léonard Sadi, Physiker, Sohn von Lazare Nicolas Carnot, geb. 1. Juni 1796 zu Paris, trat 1812 in die Polytechnische Schule, 1814 in das Geniekorps, wurde seiner polit. Gesinnung wegen erst 1826 zum Kapitän befördert, nahm den Abschied 1828 und starb 24. Aug. 1832 an der Cholera in Paris. Sein hochgeschätztes Werk «Réflexions sur la puissance motrice du feu et les machines propres à développer cette puissance» ^[] (Par. 1824) bildet eine bedeutende Grundlage der heutigen «Mechanischen Wärmetheorie» (s. d.).