Cassagnac | eLexikon | Geschichte - Frankreich - Staatsmänner etc
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
- ️Tue Aug 12 1806
Titel
Elemente zu Granier de Cassagnac:1) Adolphe de, franz. Publizist
2) Paul Adolphe Marie Prosper de, Sohn des vorigen
Granier
Orléans (Stadt)
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Orléans.de Cassagnac (spr. granie dö kassanjáck), 1) Adolphe de, franz. Publizist, geb. 12. Aug. 1806 zu Avéron Bergelle (Gers), kam 1832 nach Paris, [* 3] wo er sich als Journalist in Zeitungen verschiedenster Richtung durch die zügellose Dreistigkeit seiner Sprache [* 4] bemerklich machte und sich viele Streitigkeiten und Prozesse zuzog. Während er vor 1848 eifriger und wohlbezahlter Verteidiger der Orléansschen Dynastie gewesen war, schloß er sich nach dem Sturz derselben dem aufgehenden Gestirn Napoleons an und wurde ein leidenschaftlicher Bonapartist, forderte die Rettung Frankreichs durch einen Staatsstreich und überhäufte die Orléans [* 5] mit Schmähungen.
Von 1852 bis 1870 war er Vertreter seines heimatlichen Departements im Gesetzgebenden Körper, in dem er der Gruppe der sogen. Arkadier angehörte, und Redakteur verschiedener Zeitungen, namentlich des »Pays«. Gehässige Polemik, ultrakonservative und absolutistische Grundsätze, Prozesse und Duelle machten seinen Namen bekannt, wenn auch nicht geachtet. Nach Napoleons Sturz 1870 lebte er in dessen Nähe in Wilhelmshöhe und dann in Brüssel [* 6] und kehrte nach dem Frieden 1871 nach Paris zurück, wo er erst das »Pays« wieder herausgab, dann »L'Ordre« gründete und an den bonapartistischen Intrigen hervorragenden Anteil nahm. 1876 wurde er zum Mitglied der Deputiertenkammer gewählt und starb 31. Jan. 1880 auf seinem Schloß Coulomé (Departement Gers).
Außer seinen journalistischen Arbeiten hat auch mehrere größere geschichtliche Werke veröffentlicht, von denen wir folgende nennen: »Histoire des classes ouvrières et des classes bourgeoises« (1837),
»Histoire des classes nobles et des classes anoblies« (1840),
»Histoire des causes de la Révolution française« (1850, 4 Bde.; 2. Aufl. 1856),
»Histoire du Directoire« (zuerst im Feuilleton des »Constitutionnel«; 1851-63, 3 Bde., besonders herausgegeben),
»Histoire de la chute du roi Louis-Philippe, etc.« (1857, 2 Bde.),
»Histoire des Girondins et des massacres de septembre« (1860, 2 Bde.; 2. Aufl. 1862),
»Histoire des origines de la langue française« (1872) u. »Histoire populaire de l'empereur Napoléon III« (1875), lauter gut geschriebene Improvisationen, bei denen die Lebhaftigkeit der Darstellung über die öfters mangelhafte Quellenforschung und die Parteilichkeit der Auffassung wegsehen läßt. Auch zwei Romane hat Granier de Cassagnac geliefert: »Danaé« (1840) und »La reine des prairies« (1845, 2. Aufl. 1859),
sowie eine Beschreibung seiner »Voyage aux Antilles françaises« (1844, 2 Bde.) und »Souvenirs du second Empire« (1879-1883, 3 Bde.). Eine Sammlung seiner litterarischen Kritiken erschien unter dem Titel: »Portraits littéraires« (Par. 1852).
Granieren - Granit
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Seite 7.616.2) Paul Adolphe Marie Prosper de, Sohn des vorigen, welcher sich gewöhnlich bloß Cassagnac nennt, geb. 2. Dez. 1843, ein des Vaters würdiger Politiker; als Redakteur des von demselben 1866 gegründeten »Pays« hatte er mehrere skandalöse Duelle mit den spätern Kommunisten Rochefort, Flourens und Ranc und wurde von Lullier thätlich mißhandelt. 1870 geriet er als Freiwilliger in einem Zuavenregiment der Division Douay bei Sedan [* 7] in Gefangenschaft und wurde in Kosel [* 8] interniert. Nach Frankreich zurückgekehrt, wirkte er seit 1872 als Redakteur des »Pays« mit großer Kühnheit für die Thronerhebung des kaiserlichen ¶
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Prinzen. 1876 in die Deputiertenkammer gewählt, erreichte er seinen Zweck, Aufsehen zu erregen, durch die Insulten, mit denen er republikanische Redner unterbrach, und die ihm wiederholte Rügen, ja zeitweiligen Ausschluß aus der Kammer zuzogen. 1877 riet er in seinem Journal ganz offen zum Staatsstreich und tadelte Mac Mahon heftig, daß er nicht den erforderlichen Mut gezeigt habe. Der Tod des kaiserlichen Prinzen 1879 störte seine Bemühungen, die Rückkehr der Napoleons vorzubereiten, und da er eifrig ultramontan war, so bekämpfte er auch mit gewohnter Leidenschaft die Proklamation des Prinzen Jérôme Napoléon zum Oberhaupt der Dynastie und Partei und stellte demselben dessen Sohn Victor Napoléon als Prätendenten entgegen, wodurch er die Bonapartisten in große Verwirrung stürzte. Er schrieb: »Empire et royauté« (1873);
»Histoire de la troisième République« (1875) u. a.