Cellini | eLexikon | Bildende Künste - Bildhauerkunst - Italiener
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
- ️Sat Nov 03 1500
Cellini
(spr. tschell-), Benvenuto, ital. Goldschmied und Bildhauer, geb. 3. Nov. 1500 zu Florenz [* 3] als Sohn des Architekten Giovanni Cellini, sollte sich der Musik widmen, zeigte aber mehr Neigung für die Plastik und kam in seinem 15. Jahr zu dem Goldschmied Antonio di Sandro in die Lehre. [* 4] Er studierte eifrig nach Michelangelo und begab sich dann nach Rom, [* 5] wo Firenzuola di Lombardia sein Lehrer war. Nach zwei Jahren kehrte er auf kurze Zeit nach Florenz zurück und ging dann wieder nach Rom.
Clemens VII. nahm ihn wegen seiner doppelten Fähigkeit als Goldschmied und Musikus in seine Dienste. [* 6] In dieser Zeit übte sich Cellini auch im Stahlstempelschneiden, in der Treibarbeit, im Tauschieren und in der Kunst des Emaillierens. Im J. 1527 unterbrachen die kriegerischen Vorfälle in Rom seine Künstlerthätigkeit; der Herzog von Bourbon, der die Stadt plündern ließ, soll nach Cellinis Behauptung, zu dessen Charaktereigenschaften große Prahlsucht gehörte, durch seine Büchsenkugel und der Prinz von Oranien durch einen seiner Kanonenschüsse gefallen sein.
Wien

* 7
Wien.Von seinen damals gefertigten Arbeiten haben sich noch zwei im Antikenkabinett zu Wien [* 7] erhalten: eine goldene Medaille mit Leda und dem Schwan und ein Ring aus Eisen [* 8] und Gold. [* 9] Dann hielt sich Cellini bald in Florenz, bald in Mantua, [* 10] bald wieder in Rom auf, von wo er, eines Mordes mit Unrecht verdächtigt, auf kurze Zeit nach Neapel [* 11] floh, bis Clemens VII. ihn wieder aufnahm. Dessen Nachfolger Paul IV. stellte ihn als Stempelschneider bei der Münze an. Eine zweite Flucht (nach Florenz) hatte einen wirklichen Mord, den er an einem ihm feindlichen Mailänder Goldschmied begangen, zum Grunde. Cellini wurde nun Münzmeister des Herzogs Alexander zu Florenz und vollendete hier eine Reihe trefflicher Münzen [* 12] und Medaillen, bis ihn der Papst durch einen Ablaßbrief wiedergewann. Im J. 1537 reiste Cellini nach Frankreich an den Hof [* 13] Franz' I., kehrte aber aus Heimweh bald wieder nach Rom zurück, wo er der Entwendung eines Teils der Juwelen der päpstlichen Krone angeklagt und zu lebenslänglicher Haft verurteilt, jedoch auf Fürsprache des Kardinals Ippolito d'Este nach zwei Jahren freigelassen wurde.
Cellioten - Celluloid

* 16
Seite 3.888.Derselbe Kardinal veranlaßte ihn auch zur Modellierung seines berühmten Salzgefäßes, das er später für König Franz I. von Frankreich in Gold ausführte, und das jetzt eine Zierde der kaiserlichen Schatzkammer in Wien ist. 1540 ging Cellini wieder nach Frankreich, wo er im Dienste des Königs bis 1545 thätig war. Von seinen hier ausgeführten Arbeiten ist nur mit Sicherheit das kolossale Bronzerelief einer liegenden, von Tieren umgebenen nackten Frauengestalt, der sogen. Nymphe von Fontainebleau, für das dortige Schloß bestimmt, nachzuweisen (jetzt im Louvre zu Paris). [* 14] Obwohl ihm Franz I. sehr gewogen war und ihm das Schloß Le [* 15] Petit Nesle schenkte, mußte er doch 1545 den Intrigen ¶
mehr
seiner Gegner weichen. Vom Herzog Cosimo I. in Florenz freundlich aufgenommen, fertigte er für diesen 1550 die Statue des Perseus [* 17] mit dem Medusenhaupt, eins seiner besten Werke in Erz, jetzt in der Loggia de' Lanzi zu Florenz. Hier versuchte er sich auch in Marmor und arbeitete eine Gruppe: Apollon [* 18] und Hyacinth, und die Statue des Narcissus. Im Kriege gegen die Sienesen war er als Kriegsingenieur bei Ausbesserung der florentinischen Festung [* 19] thätig. Aller Einladungen ungeachtet kehrte er nicht mehr nach Frankreich zurück, und selbst Katharina von Medicis forderte ihn vergeblich auf, das Grabmal Heinrichs II., ihres Gemahls, zu vollenden.
In den letzten acht Jahren seines Lebens, von denen seine Selbstbiographie schweigt, lebte Cellini mit der äußern Welt mehr in Frieden und trat 1558 selbst in den geistlichen Stand, den er aber bald wieder verließ, um noch im 60. Jahr zu heiraten. Er hinterließ bei seinem 13. Febr. 1571 in Florenz erfolgten Tod zwei Töchter und einen Sohn. Von seinen Arbeiten in Silber und Gold ist wegen der Kostbarkeit des Stoffes wenig auf uns gekommen; die große Mehrzahl der ihm zugeschriebenen ist unecht. Im Eskorial ist ein lebensgroßes Kruzifix in Marmor von vortrefflicher Arbeit, vermutlich dasjenige, welches der Großherzog Cosimo erhielt, und das letzte Werk, dessen Cellini in seiner Biographie gedenkt. Zu Florenz restaurierte der Künstler einen trefflichen Apollon, an welchem freilich die manierierte Arbeit Cellinis von der edlen Einfalt des alten Werks merklich abweicht.
Hanc veniam etc. - Han

* 20
Hand.Ebendaselbst befindet sich die Bronzebüste Cosimos I. mit reichverziertem Harnisch. Unter den vielen Denkmünzen, welche dem Meister zugeschrieben werden, sind nur einige von seiner Hand. [* 20] In keiner seiner Schöpfungen ist Cellinis Geist so kräftig ausgeprägt wie in seiner Selbstbiographie, mit der uns Deutsche [* 21] zuerst Goethe durch seine Übersetzung bekannt machte (1803). Sie erschien in zahlreichen Ausgaben (zuerst 1728; später von Tassi: »Vita ed opere«, Flor. 1829; von Choulant, Leipz. 1833-35, 3 Bde.) und Übersetzungen bis in die neueste Zeit.
Diese Lebensbeschreibung ist ebenso ausgezeichnet durch die heitere Unbefangenheit, mit welcher Cellini seine Tugenden wie seine Schwächen darstellt, sein Leben gleichsam noch einmal mit allen seinen Freuden und Leiden [* 22] durchlebend, wie durch die Lebendigkeit und Natürlichkeit der Sprache, [* 23] leidet aber auch stark durch die Prahlerei des Autors. Seine »Trattati dell' oreficeria e della scultura« erschienen 1568. Sie wurden neu von Milanesi herausgegeben (Flor. 1856),
übersetzt von Brinkmann (Leipz. 1867).
Vgl. A. v. Reumont, Cellinis letzte Lebensjahre, in Raumers »Historischem Taschenbuch« 1847; Derselbe, Beiträge zur italienischen Geschichte, Bd. 3 (Berl. 1854);
J. ^[Joseph] Arneth, Studien über B. Cellini (Wien 1859), und E. Plon, B. Cellini. Orfèvre, medailleur, sculpteur (Par. 1882, Nachtrag 1884).