CHÂTEL SAINT DENIS | eLexikon | Freiburg - Veveyse - Pfarrstädtchen
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
- ️Mon Oct 09 1876
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Châtel
Châtel sur Montsalvens
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Seite 41.474.Saint Denis, deutsch Kastels Sankt Dionys (Kt. Freiburg, Bez. Veveyse). 822 m. Gem., Pfarrstädtchen und Hauptort des Bezirkes La Veveyse, 20 km ö. Lausanne. In vorzüglich schöner Lage am rechten Ufer der Veveyse und am Fuss der letzten Ausläufer des Moléson; auf fossilführender miocäner Nagelfluh, am Rande der Kalkketten der n. Voralpenzone. Oestl. davon drei Malmgewölbe mit zwischengelagerten Neocommulden. Bei Plagnière, am Ufer der Veveyse, Ausbeute von hydraulischem Kalk mit Fossilien der Argovien-Stufe. Etwas weiter, in den sogen. Crases de là Veveyse, reiche Fundstelle von Fossilien (Cephalopoden) im Neocom. Von der Terrasse der Kirche und des Bezirksgebäudes wahrhaft glänzende Aussicht auf die Savoyer und Walliser Alpen, die Berge des Greierzerlandes und die ganz nahe ¶
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gelegenen Gipfel des Theysachaux, Trémettaz und Niremont. Elektrische Bahn, deren Teilstück Châtel-Palézieux bereits dem Betrieb übergeben ist. Postbureau, Telegraph, Telephon. Die Zivil- und Pfarrgemeinde Châtel Saint Denis umfasst ausser dem Hauptort noch eine grössere Anzahl von Dörfern und Weilern, deren bedeutendste Les Granges, Fruence, Prayoud, Les Rochettes, La Perralaz, Au Marais, Montimbert, Trimont, Ès Boux, La Coulaz, Maudens, En Crey, Villard etc. Das Ganze zählt in 342 Häusern 2504 kathol. Ew. französischer Zunge; der Ort Châtel Saint Denis, nach altem Privilegium den Titel einer «Stadt und Gemeinde» führend, mit seinen Aussenquartieren La Coulaz und Les Granges de Belmont: 161 Häuser, 1202 Ew. Viehzucht, Milchwirtschaft (jährlicher Ertrag im Mittel eine Million Liter) und Wiesenbau.
Käsefabrikation und -handel; bedeutende Kalk- und Cementgruben im obern Oxford. Neocomfossilien; miocäne Nagelfluh an der Basis der dem Tertiär aufliegenden Flysch-, Kreide- und Jurafalten der Kette Niremont-Plëiades. Zahlreiche Sägen und Werkstätten verarbeiten das Holz aus den grossen Waldungen der Umgebung; die Strohflechterei bildet die Abendbeschäftigung der Mehrzahl der Familien. Neun Jahrmärkte, von auswärtigen Händlern des zum Verkaufe gelangenden gesunden und kräftigen Grossviehs wegen stark besucht. Brüche auf schönen Marmor bei La Riondonnaire; an den Ufern der Veveyse leicht auszubeutender Tuffstein. An der Veveyse Elektrizitätswerk, das sowohl der lokalen Bahn als einem ganzen Netz von elektrischen Bahnen auf Waadtländer und Freiburger Gebiet Kraft und Licht liefert.
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In der schönen Jahreszeit wird Châtel Saint Denis von Fremden stark besucht, die hier ein sehr gesundes Klima, landschaftlichen Reiz, sehr gut geführte Gasthöfe und zahlreiche interessante Ausflugsziele finden. Kaltwasserheilanstalt nach Kneipp'schem System. Die Bewohner sind einfach und gastfreundlich. Standort für die Besteigung des Moléson, der Dent de Lys, Corbettes und des Niremont. Mehrere gemeinnützige Anstalten und Vereinigungen: Gemeindespital, Bruderschaft vom h. Geist, Frauenarmenverein, unentgeltliche Volksküche.
Sekundarschule, Lateinschule (1803 vom Pfarrer Déglise gegründet), Haushaltungsschule, 8 Primarschulen und ein Altersasyl. Das schönste Gebäude in Châtel ist die dem h. Dionys geweihte Pfarrkirche (Saint Denis), in gotischem Stil weit und gross, dreischiffig; fasst mit Leichtigkeit 2000 Personen. Dieses am 9. Oktober 1876 geweihte Gotteshaus macht der Gemeinde alle Ehre. Früher stand die Pfarrkirche in Vieux Châtel, s. von Fruence, bis zu Ende des 13. Jahrhunderts der Sitz der Kirchgemeinde in das Städtchen verlegt wurde.
Ueber die damals errichtete erste Kirche, die sehr einfach gewesen sein muss, besitzt man keine genaueren Nachrichten; ein neues Gotteshaus wurde durch den Monsignore von Wattenwil am 17. November 1636 geweiht. Schon 150 Jahre später genügte auch dieser Bau nicht mehr; 1787 weihte man zum dritten Male eine neue Kirche, die wiederum der jetzigen hat weichen müssen. Die Kirchgemeinde besitzt ferner noch die Kapellen von Saint Roch und Saint Grat (n. vor Châtel), sowie das auf einem Felskopf über dem Dorf Fruence stehende reizende kleine Heiligtum der Kapelle von Notre Dame du Scé (1867 geweiht) mit prachtvollen Fresken. Von der Terrasse dieses stark besuchten Wallfahrtsortes herrliche Aussicht auf Alpen, Jura und Mittelland.
Zu Beginn des Mittelalters war die ganze Gegend unter dem Namen des Thales von Fruence bekannt und stand unter der Herrschaft des unabhängigen Edelgeschlechtes gleichen Namens, das aber 1244 die Oberherrschaft Savoyens anerkennen musste und bald derart sank, dass es sein Eigentum 1296 an den Grafen Amadeus V. von Savoyen zu verkaufen sich gezwungen sah. Dieser errichtete eine neue Burg und legte eine neue, mit grossen Freiheiten ausgestattete Siedelung an. Das s. davon auf einem Felssporn zwischen den beiden Armen der Veveyse stehende Vieux Châtel verödete, seine Bewohner siedelten sich in der neuentstehenden Stadt an (1297-1305). Später kam die Herrschaft als Lehen an verschiedene Vasallengeschlechter, wie die Challant, Bonivard, Greierz, Menthon, Musy, Castella.
Die nach der Eroberung der Waadt 1536 Eigentümerin von Châtel gewordene Stadt Freiburg kaufte 1574 alle an diese Landschaft gemachten Hoheitsansprüche zurück und setzte ihr einen Landvogt vor. Die Umwälzung von 1798 beseitigte diese Vorherrschaft der Stadt, und seit 1803 bildet das Gebiet von Châtel Saint Denis einen eigenen Bezirk. Heimat des 1693 in Hinterindien für seinen Glauben gestorbenen Paters Jean Genoud;
des Gründers der Lateinschule Abbé Déglise;
des Bischofs von Lausanne Mgr Marilley;
des Dr. Déglise, Landesstatthalters des Kantons Freiburg während der Helvetik.
* Châtel Saint Denis
(Kt. Freiburg, Bez. Veveyse). Wird durch drei elektrische Eisenbahnen bedient: Châtel-Palézieux, Châtel-Bulle und Vevey-Châtel. Châtel Saint Denis hat eine Zementfabrik und eine Buchdruckerei, die eine Zeitung herausgibt.