Chile | eLexikon | Geschichte - Amerika - Südamerika
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
- ️Sat Jul 23 1881
Chile
Argentina, Chile, Boli
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Chile.[* 2] oder Chili (spr. tschi-), Republik an der Westküste Südamerikas, ehemals ein span. Generalkapitanat, grenzt im N. an den Fluß Camarones, der Chile von der Provinz Tacna scheidet, und wenn diese zu Chile gerechnet wird, an den Sama, in 17° 17' nördl. Br., im O. mit dem Hauptkamm der Andenkette an die Argentinische Republik, [* 3] im S. und W. an die Südsee und erstreckt sich bis zum Kap Hoorn. Die Länge beträgt also über 4200 km. Die Breite [* 4] ist nur in der Provinz Antofagasta etwas über 400, gewöhnlich nur über 140, an einzelnen Stellen nur 110 km. Patagonien wurde durch ein am 23. Juli 1881 mit der Argentinischen Republik abgeschlossenes Übereinkommen so geteilt, daß Chile den westl. Teil erhalten sollte, der durch die hohe Cordillere, welche die Wasserscheide bildet, begrenzt ist. Es stellte sich aber heraus, daß die Wasser-
Chile (Bodengestaltung
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scheide vielfach nicht von der hohen Cordillere gebildet wird, sondern östlich davon auf dem patagon. Tafellande liegt. Eine
von beiden Staaten ernannte Kommission stellte 1886 die Südgrenze fest, danach gehört zu Chile fast der ganze südlich des 52. °
südl. Br. liegende Teil von Patagonien, samt dem südl. Archipel (Territorio Magallanes), mit Ausnahme
der Osthälfte vom Feuerland und der Staateninsel. Der Flächeninhalt beträgt 776000 qkm, davon 195
000 qkm auf das Territorium
Magallanes. (S. Karte: La-Plata-Staaten, Chile und Patagonien.)
Bodengestaltung. Chile wird in seiner größten Länge von den Cordilleren (s. d.) im O. begrenzt. Sie fallen gegen W. steil zu einer langen Ebene ab, welche schon in den nördlichsten Teilen C.s erkennbar und hier durch die Salpeterlager ausgezeichnet ist, in der Mitte aber, zwischen Coquimbo und Puerto-Montt, das sog. große chilen. Längenthal (200-800 m Höhe) bildet. Dieses ist durch zahlreiche Querhügel zerteilt und durch eine meridionale Kette in zwei Längshälften geteilt, aber deutlich abgehoben von den Anden im O. und der Küstencordillere im W. Südlich von Puerto-Montt verschwindet das Längenthal, in welchem die chilen. Hauptbahn erbaut ist.
Vallombrosa - Valparai
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Valparaiso.Dasselbe wird hier durch die Kanäle zwischen Chiloe und den Chonosinseln einerseits, dem Festlande andererseits bezeichnet und ist unter das Meer getaucht. Westlich der fruchtbaren und bestangebauten Längsthäler erhebt sich die Küstencordillere, die von der peruan. Küste beginnt, in Nordchile deutlich erkennbar ist, in Atacama und Antofagasta einen geschlossenen Zug bildet, weiter südlich mit den Vorbergen der Anden verschmilzt, dann aber südlich Valparaiso [* 6] wieder deutlicher hervortritt und noch 2000 m Höhe übersteigt.
Südlich der Cordillera de Nahuelbuta in Arauco und der Cordillere von Llanquihue tritt sie aber auf Chiloe und die Chonosinseln über und verschwindet erst im Feuerland. Während die Hauptkette der Anden aus mesozoischen, im äußersten Norden [* 7] aus paläozoischen Gesteinen zusammengesetzt ist, bietet die Küstencordillere den Eindruck eines ältern Gebirges dar. Alte metamorphische und krystallinische Schiefer, Sandsteine, viele alte Eruptivgesteine, Grünsteine und Porphyre sind die Hauptbestandteile.
Flüsse
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Flüsse.Porphyre nehmen freilich auch an dem Aufbau der Hauptkette der Anden teil; dazu Andesite und Trachyte. Die Pässe, welche nach der Argentinischen Republik über die Anden führen, sind meist ziemlich hoch, wenigstens in den mittlern und nördl. Teilen. Der von der Eisenbahn benutzte Uspallata- oder Cumbrepaß östlich von Sta. Rosa de los Andes ist 3900 m hoch, der Portillo del Azufre 3645 m, der Portillo de Valle Hermoso 4110 m, der Portillo de Peña Negra 4078 m, der Portillo de Come Caballos 4350 m, die Quebrada de la Barranca Blanca 4462 m. Von dem Planchonpasse (2507 m) östlich von Curico an werden die Pässe niedriger; am Tronador vorüber führt, von Llanquihue nach dem Nahuel-Huapi-See, der nur 900 m hohe Boquete de Perez Rosales. Im äußersten S. sollen die Pässe zum Teil erst auf argentin. Gebiete liegen; schon südlich von 44° südl. Br. beginnen die Flüsse [* 8] in die patagon. Hochebenen einzuschneiden. In Nordchile erreicht der Paß [* 9] San Francisco zwischen Atacama und Catamarca 4870 m, die Abra del Tolar zwischen Salta und Antofagasta 4320 m. Ebenso große Höhen zeigen die von Tarapaca und Tacna nach Bolivia führenden Pässe Tacora 4180 m, Pichuta u. a.
Bewässerung. Das Flußnetz ist schwach entwickelt, da die Wasserscheide nahe am Meere liegt. Im N. ist der Rio [* 10] Loa der einzige größere Fluß; in tiefen Querthälern (Cajones) dringen die Flüsse von oben herab, treten ins Längsthal ein und durchbrechen dann die Küstenkette. Im N. erreichen sie kaum das Meer, in Tarapaca überhaupt nicht; im Süden fassen sie sehr viel Wasser. Der Biobio ist 370 km lang, der größte Fluß C.s; zu erwähnen sind noch der Aconcagua, Maipo, Rapel, Maule, Imperial, Cautin, Tolten, Bueno, Maullin. Schiffbar sind sie meist nur auf wenige Kilometer. Merkwürdigerweise entspringen südlich von 42° manche östlich von den Anden auf der patagon. Hochebene und durchbrechen dann das Gebirge.
Jundt - Jupiter
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Klima.Klima. [* 11] Bei der großen Längenausdehnung und der unregelmäßigen Oberfläche des Landes ist das Klima natürlich sehr verschieden. Die Nähe der mit ewigem Schnee [* 12] bedeckten Cordillere auf der einen, des Oceans auf der andern Seite machen es im ganzen mild, gleichmäßig und gesund. Schnee fällt niemals in den Küstengegenden nördlich von Chiloe, und selbst am Fuße der Cordillere widersteht das in dem sog. Winter zur Nachtzeit gebildete Eis [* 13] nicht der Morgensonne.
Besonders gleichmäßig ist das Klima der Küste, während im Innern größere Unterschiede der Temperatur vorkommen. In Santiago ist die mittlere Jahrestemperatur 13,1° C. (Jan. 19,0°, Juli 7,2°) und die Schwankungen zwischen Tag und Nacht betragen oft 14°. Weiter nach S. nimmt die Sommerwärme bedeutend ab, während der Winter fast gleich bleibt; erst südlich von Chiloe bleibt der Schnee im Winter wochenlang liegen. Die bedeutendsten Gegensätze zeigt Chile in Bezug auf die Regenverteilung.
Während in Atacama Regen fast unerhört ist und man in Coquimbo nur aus etwa drei Regentage im Jahre rechnen kann, sodaß Ackerbau nur durch künstliche Bewässerung ermöglicht wird, trifft man in den mittlern Provinzen etwa 57 Regentage, und zwar fast nur während der Wintermonate; das übrige Jahr hindurch ist die Luft sehr rein und klar. Die südl. Provinzen liegen ganz in der Region der vorherrschenden Westwinde und zeigen deswegen eine Regenmenge, die außerhalb der Tropen selten ist.
Wärmeeffekt - Wärmelei
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Wärme.Die vorherrschenden Windrichtungen sind, der Gestaltung des Landes entsprechend, Nord und Süd; Stürme sind nicht selten, namentlich richten im Winter Nord- und Nordweststürme an den Küsten großen Schaden an. Die in den Anden hausenden Stürme sind von einer furchtbaren Heftigkeit. Trockenheit, schroffe Extreme namentlich auf den Hochebenen, starke Wärme [* 14] an der Küste gelten für den N., triefende Feuchtigkeit, kühles Seeklima, Gleichmäßigkeit für den S. Doch ist auch die nördl. Küste weit weniger warm als der O. des Kontinents unter gleicher Breite.
Arica unter 18½° südl. Br. hat nur 19,7° Mitteltemperatur. Im S. treten wieder die winterlichen Niederschläge hervor, wie zu Punta-Arenas; dies hat nur 6,2° C. Mitteltemperatur, Januar 10,7°, Juli 1,6°, dabei 570 mm Regen, etwa wie Talca (500 mm). Dagegen Ancud auf Chiloe 3400 mm, Puerto-Montt 2450 mm, Valdivia 2930 mm. Und wieder Serena 40 mm, Copiapo sogar nur 8 mm. Daher steigt die Schneegrenze im N. sehr hoch (über 5300 m) an; im S. dagegen ist die Schneelinie am Osorno (41° südl. Br.)
Chile (Mineralreich. P
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schon in 1460 m, in der Magalhães-Straße (53°) in 800 m Höhe zu finden. Zahlreiche starke Gletscher bedecken daher den Süden des Landes und reichen bis zum Meere hinab.
Gold (Gewinnung aus ge
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Gold. Mineralreich. Seinen Wohlstand verdankte Chile früher dem Kupfer
[* 16] und dem Silber, in neuerer Zeit trug der Ackerbau und (seit 1882)
die Salpeterindustrie hierzu bei. Die Kupferindustrie gehört vorzugsweise den Provinzen Coquimbo und
Atacama (Copiapo) an, wo jährlich neue Minen entdeckt und eröffnet werden, sodaß man hier wenigstens zehn Kupferminen auf
eine Silbermine rechnet. Das Kupfer wird meist nach England, vorzüglich nach Swansea exportiert. 1890 betrug die Ausfuhr
von Feinkupfer 24287
735 kg, Schwarzkupfer (ejes de cobre) 1
419
944 kg, Kupfererzen 1
175
884 kg, silberhaltigen
ejes de cobre 2
499
111 kg. Alle Silberminen liegen in einem schmalen Gürtel
[* 17] zwischen 26½° und 34° südl. Br., in der den
Westfuß der Anden begleitenden Thalsenkung. 1890 belief sich die Ausfuhr in Silberbarren auf 101
925 kg, in Silbererzen auf 1
676
212
kg, wozu noch silberhaltige Bleierze u. s. w. kommen.
Gold
[* 18] wird seit einiger Zeit wieder in größerer Menge gewonnen. Zur Ausfuhr kamen 1890: 665,2 kg gediegenes Gold und 1818
257
kg Golderze. Kohlenlager finden sich an verschiedenen Stellen der Küste, auch auf Chiloe; die bedeutendsten sind in der Provinz
Concepcion und Arauco. Der sog. Chilesalpeter (s. d.), hauptsächlich in der ehemaligen peruan.
Provinz Tarapaca, in augenblicklich der wichtigste Ausfuhrartikel. Eisenerze sind reichlich vorhanden, werden aber nicht
benutzt; nicht unbedeutend ist die Ausfuhr von Manganerz. Borax
[* 19] findet sich in vielen salares, Jod in den Mutterlaugen bei der
Salpetergewinnung. 1891 war die Ausfuhr von borsaurem Kalke 6
316
600 kg, von Borax 802
600 kg, von Jod aus
dem Hafen Iquique (1890) für 4,2 Mill. Pesos Wert. Sonderbar ist die Seltenheit von Kalk; Gips
[* 20] findet sich häufiger. Unter
den Mineralquellen sind am besuchtesten die Schwefelthermen von Chillan (s. d.).
Pflanzenwelt. Die Vegetation zeigt bei dem Wassermangel der nördl. Provinzen eine Zunahme der Arten vom Wendekreise an bis gegen etwa 40° südl. Br.; im südamerik. Gebiet des Atlantischen Oceans hat unter denselben Breiten (von Rio bis zum Coloradofluß) gerade die entschiedenste Abnahme der Artenfülle stattgefunden. Die wenigen Pflanzen im N. schließen sich noch an die der peruan. Westküste an, namentlich die zahlreichen Kaktusarten in Atacama; an bewässerten Stellen gedeiht der Pisang.
Palmen
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* 21
Palme.In den mittlern Provinzen erwacht nach Beendigung der Winterregen eine ungemein reiche Vegetation, die in 6 Wochen ihren Höhepunkt erreicht, um dann in kurzer Zeit in der Dürre des Sommers unterzugehen. Es besteht hier ein Gegensatz zwischen der Küste und dem Innern insofern, als an der erstern jene Kulturpflanzen fehlen, welche zum Reifen ihrer Früchte größerer Sommerwärme bedürfen, wie Wein, Pfirsich, Orange u. s. w., in diesem dagegen solche, welche gegen Winterfröste empfindlich sind, wie Kastanien u. a. Eine Palme [* 21] (die Jubaea spectabilis H. B. K.) kommt noch vor; wenig nördlich von Santiago beginnt der Wald, welcher von 35° südl. Br. an an Fülle zunimmt und bis 40° auch über die Anden greift.
Unter den Nadelhölzern verdient hier vor allem die Araucaria imbricata Pav. Erwähnung, welche über 30 m hoch wird und zwischen 37° und 39° die Gebirge in einförmigen Beständen (Pinares) bedeckt. Bei 40° südl. Br. treten an ihre Stelle Buchenwälder geschlossen auf; hier in Valdivien ist eine großartige Zusammensetzung der Flora, wie sie ähnlich nur noch auf Neuseelands Südinsel zu finden ist. In Chiloe ist vermutlich das Ursprungsland der Kartoffel zu suchen; im Walde ist die Alerzo-Fichte (Fitzroya patagonica Hook.) vorherrschend und liefert treffliches Bauholz. (S. Patagonien.)
Stimulantia - Stintzin
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* 23
Stinktier.Tierwelt. Die einheimische Fauna ist nicht reich. An Säugetieren sind wichtig: zahlreiche Formen bodenbewohnender Nagetiere, [* 22] Guanaco, Vicuña, der Brillenbär, Puma, Stinktier, [* 23] Hirsche. [* 24] Eine Vogelart ist für Chile eigentümlich, die den Pflanzungen schädlich werdenden Pflanzenmäher (Phytotoma rara Molina). Abgesehen von der Provinz Valdivia ist die Vogelfauna infolge der gering entwickelten Wälder arm, und sonst ausgesprochene Baumvögel, wie Papageien, Spechte, Falken, haben sich an ein Bodenleben angepaßt. Die Abnahme der Reptilien gegenüber den nördlich gelegenen Gegenden ist auffallend, nur Eidechsen [* 25] sind besser vertreten und zeigen eigentümliche Formen. Von Amphibien kommen bloß Frösche [* 26] und Kröten, aber in ziemlichen Mengen vor. Die Süßwasserfische bieten manches Eigentümliche, eine Welsart geht in den Anden bis 4500 m. An Schmetterlingen ist Chile arm, aber reich an teilweise sehr merkwürdigen Käfern.
Bevölkerung.
[* 27] Die Zahl der Einwohner belief sich nach dem Census von 1885 auf 2527
320, wozu etwa 15 Proz.
nicht Gezählte kommen; nach der Berechnung für Anfang 1893 auf 2
867
375, einschließlich 50000 Indianer
und derjenigen, die sich der Zählung entzogen haben, auf 3317000. Die Gebiete von Patagonien und Feuerland sind fast unbewohnt.
Die Dichtigkeit der Bevölkerung ist gering, am stärksten in den mittlern Provinzen; doch besitzt Chile im Durchschnitt die dichteste
Bevölkerung unter den Staaten Südamerikas.
Deutsche Altertümer -

* 28
Deutsche.Die Bewohner sind vorwiegend europ. Abstammung, etwas über ein Viertel von rein spanischer, die meisten gemischter Abkunft, viele reine Indianer, wenn sie auch span. Namen führen. Die Zahl der fremden, nicht durch Geburt dem Staate angehörigen Bewohner belief sich 1885 auf 87077, darunter 6808 Deutsche [* 28] (die, welche chilen. Bürger geworden sind, sind als Chilenen gezählt). Die Unabhängigkeit der mehr und mehr aussterbenden Araukaner (s. d.) geht zu Ende. Bei der europ. Bevölkerung C.s sind Erziehung und geselliger Ton weit entwickelter als irgendwo im span. Amerika. [* 29] Eine gewisse Vaterlandsliebe, Ernst, Unternehmungsgeist und Lernbegierde beseelt alle Stände, sodaß Chile unter den südamerik. Staaten verhältnismäßig am meisten eine feste polit. Ordnung erlangte.
Landwirtschaft. In der südl. Hälfte beruht die Landwirtschaft fast ausschließlich auf europ. Pflanzen und Tieren. Der Hauptgegenstand
des Ackerbaues ist Weizen, dessen Erzeugung namentlich durch die Entdeckung der kaliforn. Goldlager einen außerordentlichen
Aufschwung nahm, da in diesem Lande der Ackerbau erst nach mehrern Jahren seinen Bedarf erzeugte. Von jeher
war das südliche Chile die Kornkammer für Peru
[* 30] und Bolivia sowie für die nördl. Bergwerksprovinzen. Jetzt tritt Chile mit seinem
Getreide
[* 31] sogar auf dem europ. Markte auf. 1874 gingen von den im ganzen ausgeführten 214000
t Weizen 150
000 nach Nordeuropa. 1891 wurden 178
048
276 kg Weizen ausgeführt, davon nach England 155 Mill.
Sonstige Kulturpflanzen
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Fortsetzung Chile:
→ Seite 54.183 || sind Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Hanf, Luzerne (als Viehfutter) und Tabak; unter den Obstsorten: