peter-hug.ch

Cluny | eLexikon

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz

Bewährtes Wissen in aktueller Form

Main

Clovis - Cluseret

Bild 4.183: Clovis - Cluseret
Seite 4.183.
Überblick der Artikel
3 ArtikelTextanfang / Anzahl Wörter
Cluny(spr. klüni, lat. Cluniacum), Stadt im franz. Departement Saône-et-Loire, Arrondissement Mâcon, / 499
Cluny _2(1886) 3653 Einw. / 4
Cluny _3(spr. klünnih), ehemals auch Clugny (lat. Cluniacum), Hauptstadt des Kantons C. (251,78 qkm, / 502

Seite 4.183

Cluny

2 Seiten, 1'005 Wörter, 7'035 Zeichen

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Cluny

(spr. klüni, lat. Cluniacum), Stadt im franz. Departement Saône-et-Loire, Arrondissement Mâcon, an der Grosne (Nebenfluß der Saône) und der Eisenbahn Mâcon-Paray le Monial, ein reicher und industrieller Ort mit mehreren alten Kirchen, einer Bibliothek von 5000 Bänden, einem Museum, einer prächtigen, ehemals hochberühmten Benediktinerabtei, in deren Gebäuden sich gegenwärtig eine fachgewerbliche Normalschule befindet, und (1876) 4007 Einw., welche Papierfabrikation [* 2] und Gerberei betreiben. - Die Abtei Cluny wurde vom Herzog Wilhelm von Aquitanien gestiftet und dem aus burgundischem Grafengeschlecht stammenden Abt Berno (910) übergeben, welcher die Klosterzucht nach der Benediktinerregel wiederherstellte. In allgemeinen Ruf kam die Abtei besonders durch den zweiten Abt, Odo (927-941), welcher die Ordensregel verschärfte.

Orden

Bild 12.426a: Orden
* 3 Orden.

Neue Klöster wurden von aus angelegt, alte reformiert, und so entstand in dem Benediktinerorden die Kongregation von Cluny, der Orden [* 3] der Cluniacenser, d. h. eine Vereinigung vieler Klöster unter dem gemeinsamen Oberhaupt, dem Abt. von Cluny, der deshalb den Titel »Erzabt« führte, sowie die Abtei zu Cluny selbst »Archimonasterium« genannt wurde. Die Statuten dieser Kongregation, Consuetudines genannt, regelten das klösterliche Leben bis in seine kleinsten Einzelheiten, zwängten selbst die Wohlthätigkeit in bestimmte Grenzen [* 4] ein und ließen, indem sie Kleidung, Speise, selbst die Erholung durch Vorschriften ordneten, der individuellen Entwickelung gar keinen Spielraum.

Bezeichnend ist besonders das Gebot des Schweigens an bestimmten Orten und zu gewissen Zeiten, daher für dieselben eine Art Zeichensprache eingeführt wurde. Cluny wurde der Ausgangspunkt der auf Befreiung der Kirche von der Herrschaft des Staats und insbesondere des Kaisertums gerichteten Reformation. Der Cluniacensermönch Hildebrand suchte als Papst Gregor VII. das Ideal seines Klosters zu verwirklichen. Ihre Gunst bezeigten die Päpste durch die zahlreichen der Kongregation und den Äbten verliehenen Privilegien und Auszeichnungen, durch welche die letztern den Bischöfen gleichgestellt und dem römischen Stuhl unmittelbar verpflichtet wurden.

Der ausschweifende Übermut der Mönche zu Cluny, welcher namentlich unter dem Abt Pontius (1109-1125) geübt wurde, fand allerdings noch einmal seinen Bändiger an dem ausgezeichneten Abt Petrus Venerabilis (s. d.) 1122-56. Mit den anwachsenden Reichtümern stellte sich die Verweltlichung immer mehr ein. Die Reformversuche der Äbte Hugo V. und Yvo im 13. Jahrh. sowie des Abtes Heinrich I. im 14. Jahrh. scheiterten an der unbezwingbaren Zuchtlosigkeit der Cluniacenser; 1528 geriet der Orden in vollständige Abhängigkeit von den Guisen.

Paris

Bild 12.719a: Paris
* 5 Paris.

Spätere Reformen des sehr verbreiteten Ordens von Cluny, wie z. B. die von Richelieu versuchte Vereinigung mit den Maurinern 1634, gaben Anlaß zu endlosen Streitigkeiten, welche erst mit der Aufhebung der Abtei und des ganzen Ordens 1790 endeten. Die Tracht der Cluniacenser war im Gegensatz zu der weißen der Cistercienser schwarz. Der von den Äbten von Cluny in Paris [* 5] erbaute Palast, das Hôtel de Cluny, ward 1833 von Du Sommérard zur Aufstellung seiner reichen Sammlung von mittelalterlichen Kunstgegenständen erworben und ging 1842 mit dieser an den Staat über.

Vgl.   Champly, Histoire de l'abbaye de Cluny (2. Aufl., Mâcon 1879);

Greeven, Die Wirksamkeit der Cluniacenser auf kirchlichem und politischem Gebiet im 11. Jahrhundert (Wesel [* 6] 1870);

Cuchérat, Cluny au XI. siècle, son influence, etc. (2. Aufl., Autun 1873);

Penjon, Cluny, la ville et l'abbaye (Cluny 1885).

S. Benediktiner.

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910

Cluny

Digynus - Dijon [unkor

Bild 55.307: Digynus - Dijon [unkorrigiert]
* 7 Dijon.

(spr. klünnih), ehemals auch Clugny (lat. Cluniacum), Hauptstadt des Kantons Cluny (251,78 qkm, 25 Gemeinden, 16628 E.) im Arrondissement Mâcon des franz. Depart. Saône-et-Loire, an der Grosne und an den Linien Moulins-Paray le Monial-Mâcon und Châlons-sur-Saône-Cluny der Franz. Mittelmeerbahn, hat (1886) 4385 E., ein Collège und Fabrikation von Leinwand, Papier und Essig. Cluny ist berühmt geworden durch sein Benediktinerkloster. Vom Herzog Wilhelm dem Frommen von Aquitanien 910 gestiftet, um bei dem allgemeinen Verfall der Klosterzucht ein Muster der Strenge und Ordnung zu sein, hat es lange Zeit die Führung gehabt in dem großen Kampfe für Reorganisation des Mönchtums und Unabhängigkeit der Kirche von der Staatsgewalt. Der erste Abt Berno, aus einem alten burgund. Grafengeschlecht stammend, war, ehe er nach Cluny kam, Abt des Benediktinerklosters Beaume in der Diöcese Dijon [* 7] und führte die Regel des heil. Benedikt in voller Strenge ein, im Anschluß an die Reformen des Benedikt von Aniane (gest. 821). In seinem Geiste wirkten die Nachfolger Odo 927-942, Majolus 958-994 und Odilo 993-1048.

Von aus wurden neue Klöster begründet, alte reformiert und so entstand die Kongregation von Cluny oder der Orden der Cluniacenser, d. h. eine Vereinigung von zahlreichen Klöstern, welche sich unter dem Abt von Cluny als ihrem Oberhaupt und unter der dortigen Regel verbanden. Im 12. Jahrh. zählte man deren in Frankreich, Italien, [* 8] Spanien, [* 9] England, Deutschland [* 10] und Polen über 2000. Die Ordnungen von Cluny (consuetudines Cluniacenses), zuerst im 12. Jahrh. gesammelt vom Mönch Bernhard (bei Herrgott, «Vetus disciplina monastica», Par. 1726),

vervollständigt durch Petrus Venerabilis (s. d.),

befreiten es von der bischöfl. Gewalt und stellten es unmittelbar unter Rom. [* 11] Der Abt von Cluny (" Erzabt») hatte fast unbeschränkte Gewalt über alle untergebenen Klöster. Das Leben der Brüder war genau geregelt, wechselnd zwischen Arbeit und geistlichen Übungen; lästig war besonders das Gebot des Schweigens. Die Ordenstracht war schwarz. Die Päpste statteten Cluny reich mit Privilegien ans und fanden hier wiederum die kräftigste Unterstützung im Kampfe gegen das Kaisertum, ja Cluny war recht eigentlich der Ausgangspunkt der Kirchenreform, welche dann durch Gregor VII. zu einer Herrschaft der Kirche über den Staat führte. Ob Gregor VII. selbst Cluniacenser war, ist jedoch zweifelhaft.

Aber mit dem zunehmenden Reichtum wurde Cluny selbst immer reformbedürftiger, und als 1528 der Kardinal Johann von Lothringen Abt wurde, geriet der Orden vollständig in Abhängigkeit von den Guisen. Spätere Reformversuche, wie z. B. die von Richelieu 1634 geplante Vereinigung mit den Maurinern, führten nur zu endlosen Streitigkeiten, bis endlich die Französische Revolution die Abtei und den ganzen Orden aufhob. Von der prächtigen Kirche stehen nur noch Ruinen, die übrigen Gebäude werden anderweitig verwendet. Gegen Ende des 15. Jahrh. ließen sich die Äbte von Cluny zu Paris einen Palast, das Hôtel de Cluny, erbauen, welcher 1832 von Dusommerard (s. d.) erworben ward. -

Vgl.   Champly, Histoire de l’abbaye de Cluny (2. Aufl., Mâcon 1879);

Pelargus, Geschichte der Abtei Cluny (Tüb. 1858);

Greeven, Die Wirksamkeit der Cluniacenser (Wesel 1870);

Cuchérat, Cluny au XIe ^[XIe] siècle (4. Aufl., Autun 1886);

Penjon, Cluny, la ville

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]