Consalvi | eLexikon | Geschichte - Italien - Neuere Zeit
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Conradi - Conscience
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1 Artikel | Textanfang / Anzahl Wörter |
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Consalvi | Ercole, Kardinal, geb. 8. Juni 1757 zu Rom, widmete sich theologischen, politischen und litterarisch / 311 |
Consalvi
311 Wörter, 2'152 Zeichen
Geschichte — Italien — Neuere Zeit
Consalvi,
Ercole, Kardinal, geb. 8. Juni 1757 zu Rom, [* 2] widmete sich theologischen, politischen und litterarischen Studien und erwarb sich durch seine Bekämpfung der revolutionären Ideen 1792 eine Stelle als Auditor der Rota bei der römischen Kurie. Die Franzosen verbannten ihn zwar bei Besetzung des Kirchenstaats (1798); aber Pius VII., der seine Wahl bei dem Konklave in Venedig [* 3] 1799 hauptsächlich Consalvi zu danken hatte, erhob ihn 1800 zum Kardinal und bald darauf zum Staatssekretär, in welcher Eigenschaft er 1801 in Paris [* 4] mit Napoleon I. wegen des Konkordats unterhandelte, wobei er sich geschickt und zugleich schmiegsam und nachgiebig zeigte.
Wien
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* 5
Wien.Als 1809 der Streit zwischen dem Papst und Napoleon ausbrach, billigte er zwar die Exkommunikationsbulle des erstern nicht, blieb ihm aber doch treu und ward daher vom Kaiser abgesetzt und interniert. Als päpstlicher Gesandter beim Kongreß zu Wien [* 5] erwarb er sich durch Mäßigung und Schlauheit die Gunst der Monarchen, auch der nichtkatholischen, bewirkte die völlige Wiederherstellung des Kirchenstaats und übernahm nun als Staatssekretär wieder die Regierung desselben. Er regelte die innere Verwaltung der päpstlichen Staaten durch das die Uniformität des Polizeistaats herstellende Motu proprio vom 6. Juli 1816; auch führte er eine neue Zivilprozeßordnung und einen neuen Handelskodex ein, vereinfachte die Finanzverwaltung und suchte auch dem Räuberunwesen in den Provinzen nach Kräften zu steuern. Er unterstützte die Wissenschaften, namentlich aber die Künste.
Die Konkordate der Kurie mit Rußland, Polen, Preußen, [* 6] Bayern, [* 7] Württemberg, [* 8] Sardinien, [* 9] Spanien [* 10] und Genf [* 11] waren sein Werk. Nach Pius' VII. Tod 1823 zog sich Consalvi von den Geschäften zurück und starb 24. Jan. 1824 in Rom. Seine Memoiren gab Crétineau-Joly (Par. 1864, 2 Bde.) heraus; doch ist deren Echtheit angezweifelt worden.
Vgl. Bartholdy, Züge aus dem Leben des Kardinals Consalvi (Stuttg. 1824);
Daudet, Le [* 12] cardinal Consalvi (Par. 1866);
Crétineau-Joly, Bonaparte, le concordat de 1801 et le cardinal Consalvi (das. 1869);
Ranke, Die Staatsverwaltung des Kardinals Consalvi (in den »Historisch-biographischen Studien«, Leipz. 1877).