Corneille | eLexikon | Litteratur - Französische Literatur - Schriftsteller
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
- ️Tue Jun 06 1606
Bewährtes Wissen in aktueller Form
Main
Cormontaigne - Corneil

4 Artikel | Textanfang / Anzahl Wörter |
---|---|
Corneille | (spr. -näj), 1) Pierre, berühmter franz. Dramatiker, geb. 6. Juni 1606 zu Rouen, wo sein Vater / 991 |
Corneille _2 | 1) Pierre, franz. Dichter. Vgl. Bouquet, Points obscurs et nouveaux de la vie de Pierre C. / 19 |
Corneille _3 | # (spr. -néj), Pierre, franz. Dramatiker, geb. 6. Juni 1606 zu Rouen, wo sein Vater Generaladvokat / 836 |
Corneille _4 | # (spr. -néj), Thomas, Bruder von Pierre C., geb. 20. Aug. 1625 zu Rouen, gest. 8. Dez. 1709 / 294 |
Corneille
2 Seiten, 2'140 Wörter, 14'943 Zeichen
Litteratur — Französische Literatur — Schriftsteller
Corneille
(spr. -néj), Pierre, franz. Dramatiker, geb. 6. Juni 1606 zu Rouen, [* 3] wo sein Vater Generaladvokat war, erhielt seinen Unterricht bei den Jesuiten, bildete sich zum Juristen aus und wurde 1624 Advokat in Rouen. 1629 erhielt er durch Kauf zwei jurist. Ämter, mit denen ein nicht unbeträchtliches Einkommen verbunden war, und brachte sein erstes Stück, das Lustspiel «Mélite», mit Erfolg auf die Bühne zu Paris. [* 4] Es folgten 1632 die Tragikomödie «Clitandre» und die Lustspiele «La veuve», «La galerie du palais», «La suivante» und «La Place royale» (1633), die viel Beifall fanden.
Durch diese Arbeiten erwarb sich Corneille ein großes Verdienst um die Hebung des franz. Lustspiels, da sie sich durch gewähltere Sprache, [* 5] anständigere Haltung und natürlichere Handlung vor den Komödien seiner Vorgänger vorteilhaft auszeichneten. Damals umgab sich der Kardinal Richelieu mit Dichtern, die Lustspiele nach seinen Angaben ausführen mußten; Corneille soll das Wohlwollen des mächtigen Ministers dadurch sich verscherzt haben, daß er bei den ihm zur Ausführung übertragenen Lustspielentwürfen zu viel Selbständigkeit bewies.
Anfang 1635 trat Corneille mit seiner ersten Tragödie «Médée» hervor, einer Bearbeitung von Senecas gleichnamigem Stück. Mit dem romantischen Zauberspiel «L’Illusion comique» (1636) schließt die Lehrzeit des Dichters ab. Im Nov. 1636 wurde sein erstes Meisterwerk, die Tragikomödie (später Tragödie) «Le [* 6] Cid», auf dem Marais aufgeführt. Der beispiellose Erfolg, die begeisterte Bewunderung, die der «Cid» fand, erweckte den Neid; der Dramatiker Scudéry wußte unter Zustimmung des Kardinals die neugestiftete Akademie zu veranlassen, ihre Meinung über den «Cid» auszusprechen, was sie nach längerm Zögern that in ihrer ersten für die Öffentlichkeit bestimmten Arbeit, den «Sentiments de l’Académie française sur la tragicomédie du Cid»; durch die hier als Gesetz ausgesprochene Theorie von den drei Einheiten wurde ein romantischer Stoff, wie der aus dem Spanischen des Guillen de Castro entlehnte des «Cid» es war, als ungeeignet für die strenge Regel-
Corneille (Thomas) - C

* 7
Seite 54.519.^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.] ¶
mehr
mäßigkeit der klassischen Tragödie bezeichnet. In seinen folgenden Trauerspielen fügte sich Corneille den Forderungen der Akademie, auch bearbeitete er von nun an in der Regel aus der Geschichte des Altertums entlehnte Stoffe. 1640 trat Corneille mit zwei Dramen: «Horace» und «Cinna», hervor, durch die er den gegen ihn erhobenen Vorwurf mangelnder Schöpferkraft glorreich widerlegte. Von der franz. Kritik ward «Cinna» für sein bestes Werk gehalten, doch dürfte «Polyeucte» (1642) höher zu stellen sein.
Kraft [unkorrigiert]
![Bild 60.671: Kraft [unkorrigiert] Bild 60.671: Kraft [unkorrigiert]](http://peter-hug.ch/meyers/thumb/60/60_0671.jpeg)
* 8
Kraft.In dem «Mort de Pompée» (1643) tritt ein seinen spätern Schöpfungen zum Nachteil gereichender Hang zum Schwülstigen schon stark hervor. C.s Bearbeitung des «Menteur» (1644) nach Ruiz de Alarcon bedeutet den Anfang der Charakterkomödie in Frankreich. Schon in seinem Lieblingsstück, der Tragödie «Rodogune» (1647), ist C.s Dichterkraft nicht mehr auf der Höhe. Von da ab bewegt sich C.s dichterische Kraft [* 8] in niedersteigender Linie; da er die Charakterzeichnung mehr und mehr vernachlässigt und seine Stärke [* 9] in überraschenden Situationen und künstlichen Verwicklungen sucht, wird das Interesse, das die Handlung und die Personen seiner Tragödien hervorrufen, immer schwächer.
Von diesen Stücken der letzten Periode (1645-74) verdienen nur «Don Sanche d’Aragon» (1650) und «Nicomède» (1651) noch Erwähnung. Corneille war 1647 Mitglied der Französischen Akademie geworden, hatte dann, nach dem Mißerfolg des «Pertharite» (1652),
der Bühne den Rücken gewandt und seine Muse der geistlichen Dichtung («Imitation de Jésus-Christ», 1656) gewidmet. Durch den Oberintendanten Fouquet wurde Corneille bewogen, seine Thätigkeit als Dramatiker wieder aufzunehmen, und so erschienen, mit «Oedipe» (1659) beginnend, noch zahlreiche nach derselben Schablone gearbeitete Stücke. Von seinem jüngern Zeitgenossen Racine wurde Corneille jetzt gänzlich verdunkelt. Seit 1662 lebte der Dichter in Paris, wo er 1. Okt. 1684 starb. Seine letzten Lebensjahre wurden durch dramat. Mißerfolge, ökonomische Sorgen und Todesfälle in der Familie vielfach getrübt. In seiner Vaterstadt wurde ihm 1834 ein Standbild (s. Tafel: Französische Kunst IV, [* 7] Fig. 2) errichtet.
Corneille war der eigentliche Schöpfer der dramat. Poesie und der heroischen regelmäßigen Tragödie in Frankreich; von seinen 33 Stücken werden die vorzüglichsten noch immer mit Beifall gegeben. Sein Beiname «der große Corneille» ist unangetastet geblieben und sein Ansehen hat durch die Zeit gewonnen, obschon Voltaires und Laharpes Kritik es zu schmälern geeignet war. Die Schwächen in der Anlage mehrerer seiner Stücke zeigte Lessing mit schlagender Kritik. Das einseitig Heroische seiner Charaktere und der Mangel an innerer Wahrheit sind nicht mehr bestrittene Mängel seiner Tragödien.
Genf (Stadt; Geschicht

* 10
Genf.Seine wenigen Prosaschriften behandeln dramaturgische Fragen. Unter den zahlreichen Ausgaben der Werke sind hervorzuheben: C.s eigene wichtige (2 Bde., Par. 1648; 4 Bde., 1664; 4 Bde., 1682), die von Voltaire kommentierte (12 Bde., Genf [* 10] 1764; neue Aufl., 8 Bde., ebd. 1774), die grundlegende Gesamtausgabe von Marty-Laveaux (12 Bde.,Par. 1862-68; neue Aufl. 1887). Der «Cid» erschieß deutsch zuerst von Greflinger (1679), sämtliche Stücke von J. J. ^[Johann Jeremias] Kummer (Gotha [* 11] 1779-81). -
Vgl. Taschereau, Histoire de la vie et des ouvrages de Corneille (Par. 1829; 3. Aufl., 2 Bde., 1869);
Saint-René Taillandier, Corneille et ses contemporains (ebd. 1864);
Picot, Bibliographie Cornélienne (ebd. 1875);
Levallois, Corneille inconnu (ebd. 1876);
Guizot, Corneille et son temps (7. Aufl., ebd. 1880);
Faguet, Corneille (ebd. 1886);
Bouquet, Points obscurs et nouveaux de la vie de P. Corneille (ebd. 1888);
Lieby, Corneille Études sur le théâtre classique (ebd. 1892).
Corneille
(spr. -néj), Thomas, Bruder von Pierre Corneille, geb. 20. Aug. 1625 zu Rouen, gest. 8. Dez. 1709 zu Les Andelys. Ein Lustspiel in lat. Versen, das er als Schüler in dem Kollegium der Jesuiten gefertigt und das die Ehre der Aufführung erhielt, sowie der Beifall, den seines Bruders Werke fanden, veranlaßten ihn, sich der dramat. Dichtkunst zu widmen. Nachdem sein erstes, nach Calderon bearbeitetes Lustspiel «Les engagements du hasard» (1647) Beifall gefunden, schrieb er mehrere diesem ähnliche Stücke nach span. Vorbildern.
Die meisten seiner Dramen (42) sind jetzt vergessen, obschon sie zu ihrer Zeit zum Teil mehr Interesse erregten als die seines Bruders, nach dessen Muster sich Corneille auch als Tragiker versuchte. Sein «Timocrate» (1656) und «Camma et Pyrrhus» (1661) fanden lange andauernden Beifall. Von seinen übrigen dramat. Werken sind zu erwähnen: «Stilicon» (1660),
das heroische Lustspiel «L’inconnu» (1675) und vor allen «Ariane» (1672) und «Le comte d’Essex» (1678),
die sich auf der Bühne erhalten haben. Auch als Mitarbeiter am «Mercure galant» machte sich Corneille beliebt; im Geiste der akademischen Sprachregelung schrieb er «Observations sur les remarques de Vaugelas» (2 Bde., Par. 1687). Nachfolger seines Bruders in der Akademie, arbeitete er nicht nur für das Wörterbuch derselben, sondern verfaßte auch das «Dictionnaire pour servir de supplément au dictionnaire de l’Académie française» (Par. 1694; neue Aufl., 2 Bde., 1732) und ein «Dictionnaire universel géographique et historique» (3 Bde., ebd. 1708),
das als Grundlage der nachmaligen «Encyclopédie» angesehen werden kann und ihm die Mitgliedschaft in der Akademie der Inschriften eintrug. Seine «Poèmes dramatiques» erschienen in 5 Bdn., Paris 1692 u. ö. Als die vollständigste der ältern Ausgaben gilt die von 1722, von den neuern ist zu nennen «Théâtre complet» (Par. 1880), hg. von Thierry. -
Vgl. Reynier, Thomas Corneille: sa vie et son théâtre (Par. 1893).