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Dünger | eLexikon | Land- und Forstwirtschaft - Landwirtschaft - Allgemeines

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Dunfermline - Dünger

Bild 5.216: Dunfermline - Dünger
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Düngeralle Substanzen, mittels deren den Pflanzen Nahrung zugeführt wird oder das Wachstum derselben / 6591
Dünger _2Seit dem Bestehen des Handels mit künstlichem D. (käuflicher, Handelsdünger) bot derselbe / 375
Dünger _3Zu den wertvollsten Bestandteilen des Stallmistes gehört der Stickstoff, welcher daher bei / 169
Dünger _4Zum Transport des Stallmistes auf die Felder kommen in neuerer Zeit, besonders auf größeren / 1759
Dünger _5oder Dungmittel; alle diejenigen Substanzen, welche, dem Boden einverleibt, das Wachstum der / 241
Dünger _6Düngung, der Ersatz, welcher dem Boden für die ihm durch den Anbau entzogenen Pflanzennährstoffe / 1392

Seite 5.216

Dünger

8 Seiten, 10'527 Wörter, 75'728 Zeichen

Land- und Forstwirtschaft — Landwirtschaft — Allgemeines

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Titel
Elemente zu Dünger:

I. Organische Dungmittel

[Animalische Dungmittel.]

[Exkremente.]

[Guano.]

[Stallmist.]

II. Die mineralischen Dungmittel

III. Der Kompost.

Dünger,

alle Substanzen, mittels deren den Pflanzen Nahrung zugeführt wird oder das Wachstum derselben bei direkter Zufuhr gesteigert werden kann. Jeder Dünger muß also alle oder doch einzelne der als Pflanzennahrung bekannten Elemente enthalten und diese in einer zum Übergang in die Pflanze geeigneten Form besitzen, resp. allmählich erlangen können oder wenigstens indirekt zur Steigerung des Pflanzenwachstums beitragen. Da die Pflanze nur flüssige oder gasförmige Stoffe aufnehmen kann, so muß jeder Dünger in lösliche oder gasförmige Stoffe zerfallen können oder schon in solcher Form gegeben sein.

Ernte (Allgemeines, Ge

Bild 5.808: Ernte (Allgemeines, Getreideernte)
* 3 Ernte.

Ohne Zuthun des Menschen erhält die Pflanze Nahrung auf dem Weg der natürlichen Düngung in Form von Meteor-, Quell- und Bodenwasser, von Kohlensäure, Ammoniak und Salpetersäure in Luft, Wasser und Boden, von verwesenden Pflanzen- und Tierresten, von Exkrementen der Tiere und von verwitterten Mineralfragmenten, welch letztere durch Staub und Wasser zugeführt werden. Da, wo die Pflanzen auch nach vollkommener Ausbildung an Ort und Stelle verbleiben, also verwesen, wird der Boden stets reicher an Pflanzennährstoffen, wenn er nicht durch Wasser ausgelaugt oder abgeschwemmt wird; wo man aber vom Boden Ernten nimmt und nachhaltig gesteigerte Ertrage haben will, muß die künstliche Düngung die in der Ernte [* 3] entführten Bodenbestandteile wieder ersetzen, resp. vermehren und außerdem die natürliche Düngung wirksamer machen, d. h. auf die vermehrte Aneignung des von der Natur gebotenen Nährstoffvorrats einwirken.

Unter Düngen versteht man also alle diejenigen Operationen, mittels deren man die Nahrungszufuhr zu den Pflanzen zu steigern vermag. Vollständig ist die Düngung, wenn mittels derselben alle der Pflanze notwendigen Nährstoffe in ausreichender Menge gegeben, unvollständig, wenn nicht alle oder die einzelnen nicht im erforderlichen Maß dargeboten werden. Generaldünger ist jeder Dünger, welcher alle Nährstoffe zu liefern vermag, Spezialdünger solcher, welcher nur einzelne Nährstoffe enthält und nur bestimmte Wirkungen auf bestimmte Pflanzen äußern kann oder soll. Man unterscheidet organischen und mineralischen, festen und flüssigen, gemischten oder einfachen, Stalldünger und Kunst- oder Handelsdünger, Gründünger etc., in Bezug auf die Art der Anwendung starke, mittlere und schwache Düngung, Überdüngung oder Kopfdüngung, Beidüngung, Nachdüngung, frische und alte Düngung (Dungkraft).

Die Sentenz: »Bearbeitung ist halbe Düngung« kannten schon die ältesten Landwirte;

je sorgsamer der Boden bearbeitet wird, um so mehr wird die Aneignung der düngenden Atmosphärilien und die Verwitterung des Bodens begünstigt, in Summa: die Menge des verfügbaren Nährstoffs vermehrt mit sorgsamer Tiefkultur auch die ausbeutbare Bodenschicht;

Drainage

Bild 5.109: Drainage
* 4 Drainage.

durch Drainage [* 4] wird deren Verwitterbarkeit erhöht und durch Bewässerung in der Regel mit nur geringen Kosten nicht nur wertvoller Dünger dem Boden zugeführt, sondern auch dessen Nährstoffvorrat rascher in Zirkulation gebracht.



Dünger (vegetabilische

Bild 5.217: Dünger (vegetabilische und animalische Dungmittel)
* 5 Seite 5.217.

Auch die Fruchtfolge (s. d.) kann als ein Düngersparendes Mittel insofern gelten, als nicht jede Pflanze derselben Nährstoffe in gleicher Menge bedarf, so daß mittels zweckentsprechender Aufeinanderfolge im Anbau das Vorhandene schonlicher benutzt wird. Je weniger lohnend der Betrieb, um so mehr wird man die Ausgabe für künstlichen Dünger zu verringern und um so mehr also die Bearbeitung zu benutzen suchen, so daß selbst die Brache (s. d.) hier ihre Berechtigung so gut wie die Schonung des Bodens durch zeitweises Liegenlassen haben kann. Der Wert der Dungstoffe ist durch ihre Wirkung und die Größe des zu ihrer Anwendung erforderlichen Kostenaufwandes bedingt. Relativ am wertvollsten erscheinen alle diejenigen Stoffe, welche rasch zu Pflanzennahrung werden können. Ein an Nährstoffen reiches Fluß- oder Bachwasser, welchem rascheste Wirksamkeit eigen ist, kann man in der Regel für wenig Geld haben und leicht fortleiten. Die Humuserde oder Dammerde (Gar- oder

mehr

Edelerde) steht ihm an Preiswürdigkeit am nächsten, zumal sie auch in physikalischer Beziehung außerordentlich günstig wirkt. Alle andern Erdarten stehen ihr an Wirksamkeit nach und haben nur als Bodenverbesserungsmittel oft relativ hohen Wert, z. B. Thon für Sandboden, Sand für Thon oder Torf etc. Das Gesamtgebiet der eigentlichen Dungmittel wird am besten in organische, mineralische und gemischte oder organisch-mineralische (Kompost) geschieden.

I. Organische Dungmittel

sind alle diejenigen, welche direkt oder indirekt von organischen Körpern herstammen und deren Natur noch nicht oder noch nicht vollständig verloren haben. Sie enthalten die aus atmosphärischen Bestandteilen von der Pflanze gebildeten Stoffe und entweder alle mineralischen Substanzen, deren die Pflanze bedarf, oder doch viele derselben und zerfallen rasch oder nur nach und nach zu Pflanzennahrung. Dahin gehören zunächst vegetabilische Stoffe, Pflanzen, Pflanzenreste und Fabrikatsreste von Pflanzen.

Wasserpflanzen

Bild 16.426a: Wasserpflanzen
* 6 Wasserpflanzen.

An den Meeresküsten bildet oft der Seetang das einzige Dungmittel, welches in ausreichender Menge zur Verfügung steht; er enthält bis 27 Proz. Kali und bis 5 Proz. Phosphorsäure in seiner Asche; auch das Seegras ist hier von großer Bedeutung, es enthält 1,5 Proz. Kali, 1,6 Proz. Kalk, 1 Proz. Magnesia, 0,38 Proz. Phosphorsäure und 1,4 Proz. Stickstoff. Im kleinen geben Sumpf- und Wasserpflanzen [* 6] einen willkommenen Zuschuß zum Düngerhaufen, anderwärts das Unkraut, Heide, Ginster, Waldgras u. dgl. Man kann derartigen Dünger entweder direkt unterackern, oder kompostieren, d. h. mit zersetzenden Substanzen (Ätzkalk, Jauche, Kloakeninhalt u. dgl.) mischen.

In der Gärtnerei schichtet man jene Pflanzen nicht selten auch nur einfach übereinander und läßt sie unter fleißigem Begießen zu guter Blumenerde verfaulen. Schilf, Maisstengel, Kartoffelstroh u. dgl. werden ähnlich behandelt oder als Streu in den Stallungen oder als Unterlage auf der Dungstätte verwendet. Die Waldstreu, unterschieden in Moos-, Laub-, Nadelstreu, soll meistens nur das Stroh als Streumittel ersetzen oder in Gärten zu Mistbeetanlagen und als Deckmittel im Winter dienen; sie kann aber auch kompostiert und direkt als Dünger verwendet werden.

Belgien und Luxemburg

Bild 2.644a: Belgien und Luxemburg
* 7 Belgien.

Abgeschälte Rasenstücke (Plaggen) werden verbrannt oder, mit Mist geschichtet, der Verwesung ausgesetzt oder auf der Dungstätte und im Viehstall als Unterlage verwendet, Stoppeln, Wurzelrückstände, Runkelblätter u. dgl. meistens direkt untergeackert. Nicht minder guten Dünger können Trester, Kartoffel- und Rübenmark und Torfabfälle, zersetzt durch Kloakeninhalt oder Jauche, Guanolösung, Kalisalze und Ätzkalk, bilden. Ölkuchen und Malzkeime werden in der Regel lieber verfüttert, als direkt zu D. verwendet. In Belgien [* 7] und England streut man erstere in Pulverform; direkt über das Feld oder in die Jauche.

Unter Umständen entspricht es auch der Absicht des Landwirts, Pflanzen anzusäen und sie nach vollendetem Wachstum als Dünger unterzuackern (Gründünger). Dies geschieht entweder mit sehr rasch wachsenden Pflanzen zwischen Ernte und Saat oder auf entlegenen und auf armen Feldern in der Art, daß der Pflanzenwuchs eines ganzen Jahrgangs untergeackert wird, um im folgenden Jahr eine Ernte gewinnen zu können. Früher glaubte man durch Gründünger allein einen magern Boden in bessern Kraftzustand bringen zu können und betrachtete den Pflanzenwuchs als reine Bereicherung.

Getreide (Zusammensetz

Bild 7.264: Getreide (Zusammensetzung, Nahrungswert etc.)
* 8 Getreide.

Jetzt weiß man, daß auch die Gründüngerpflanze der Nährstoffe im Boden bedarf und nur indirekt die Krume zu bereichern vermag, insofern, als sie aus Luft, Wasser, Krume und Untergrund Nahrung sammelt. Wählt man nun Pflanzen, welche die Fähigkeit, im magern Boden die geringe Menge der vorhandenen Nährstoffe zu sammeln, in höherm Grad als das nachfolgende Getreide [* 8] besitzen, so wird nach dem Unterackern der Vorfrucht auch jenes zu wachsen vermögen, weil diese ihr die Vorräte an Nährstoffen im Boden durch ihre Verwesung in konzentrierter, leicht assimilierbarer Form bietet, vermehrt um die Summe der aus Luft, Wasser und Untergrund angeeigneten Menge.

Daraus geht hervor, daß jede zur Gründüngung dienende Pflanze nur geringe Anforderungen an den Boden stellen darf, rasch wachsen und starke, tief gehende Wurzeln sowie blattreichen Wuchs haben muß; außerdem darf der Same nicht teuer sein. Für Sandboden benutzt man am besten die Lupine, außerdem Raps, Erbsen, Roggen, Spörgel, Buchweizen, Inkarnatklee, Wundklee u. a. Vorteilhaft hilft man noch durch eigentliche Düngung nach, z. B. durch Guano, welcher stark auf den Blattwuchs wirkt, oder durch solchen Dünger, welchen das Getreide direkt nicht immer, wohl aber die Gründüngungspflanze verträgt, z. B. Kalisalze, Salpeter u. dgl. Auf jeden Fall aber muß, wenn durch nachfolgende Ernte der durch die Gründüngung gesammelte Nährstoffvorrat dem Boden wieder entzogen wird, ein Ersatz stattfinden, damit nicht schließlich der Boden so verarme, daß auch die Gründüngungspflanze nicht mehr zu gedeihen vermag und das Feld sich selbst oder der Waldkultur überlassen werden muß.

Kraft [unkorrigiert]

Bild 60.671: Kraft [unkorrigiert]
* 9 Kraft.

Einige wollen die Vorteile der Gründüngung nur in der physikalischen Bodenverbesserung, resp. in der Erhaltung der sogen. Ackergare suchen und meinen, es sei gleichgültig, ob man die Pflanzen mit unterackere oder nicht, wenn nur sofort nach dem Schnitt, solange der Boden noch infolge der dichten Beschattung feucht und mürbe sei, geackert werde, um der Erhärtung vorzubeugen. Ob und wo die Gründüngung anwendbar ist, muß genaue Berechnung entscheiden. Mit Gründüngung, welche den Humus im Boden erhält oder vermehrt, und mit Handelsdünger in guter Auswahl und reichlichen Gaben kann unter Umständen ein Feld auch dauernd in Kraft [* 9] erhalten bleiben, beste Bearbeitung und schonende Fruchtfolge vorausgesetzt.

[Animalische Dungmittel.]  

Was die animalischen Dungmittel betrifft, so werden die Kadaver gefallener Tiere in Gruben mit Ätzkalk zersetzt und bilden einen sehr wirksamen Dünger, weil der Tierleib keine andern Bestandteile als die der Pflanzen enthält und alle Fleischteile, Eingeweide [* 10] u. dgl. rasch verwesen (Maikäfer, Engerlinge, Mäuse u. a.). Nur die Knochen, [* 11] Hufe, Haare [* 12] u. dgl. zersetzen sich langsam und nicht vorteilhaft genug. In Abdeckereien dämpft man daher die Kadaver und gewinnt neben dem Fleischmehl und andern Dungmitteln noch verschiedene Fette zur Beleuchtung [* 13] und Seifenfabrikation.



Dünger (Exkremente)

Bild 5.218: Dünger (Exkremente)
* 14 Seite 5.218.

Fischguano wird aus Abfällen der Walfisch-, Herings- und Kabeljaufischerei oder aus kleinen Seefischen gefertigt; er enthält 7,1-9 Proz. Stickstoff, 0,2-0,3 Kali, 12,5-15,4 Kalk, 0-0,6 Magnesia, 10,1-13,5 Proz. Phosphorsäure. Der Granatguano besteht aus kleinen Seekrebsen, welche auf glühenden Platten in Dungpulver verwandelt werden. Er enthält im Mittel 8,2 Proz. Stickstoff, 1,8 Kali, 11,3 Kalk, 0,6 Magnesia, 3,0 Proz. Phosphorsäure. Fleischreste werden ähnlich behandelt oder kompostiert, Eingeweide mit Ätzkalk zersetzt, und das Blut kann direkt, stark mit Wasser verdünnt, besonders für Obstbäume und Wiesen verwendet oder in

mehr

Pulver verwandelt werden. Unter den Teilen von Tieren liefern unstreitig die Knochen den geschätztesten Dünger, weil sie die in den Ackererden spärlicher vorkommenden und mit den Ernten, besonders denen der Körner, in größerer Menge den Feldern entzogenen Phosphate enthalten. Auch ihr Stickstoffgehalt ist von Bedeutung. Man benutzt die Knochen gemahlen (Knochenmehl, s. d.) oder gebrannt (Knochenasche, Knochenkohle, Beinschwarz u. dgl.) oder mit Schwefel- oder Salzsäure in sogen. Superphosphat verwandelt; in dieser Form sind sie am löslichsten, also auch am raschesten wirksam.

Die fein gemahlenen Knochen lassen sich sehr vollkommen verteilen und werden durch kohlensäurehaltiges Wasser, wie es sich immer im Ackerboden findet, leicht zersetzt. Ammoniaksalze, Kochsalz, Chilisalpeter und dergleichen Dungmittel wirken ebenfalls im Sinn besserer Verbreitung, also entgegen der Absorptionsthätigkeit der Krume, durch welche die Phosphorsäure gebunden und zurückgehalten wird. Kleinere Knochen kann man auch und zwar ziemlich rasch im Pferdemist zersetzen und grob gemahlene in wirksamern Dünger umwandeln, wenn man sie auf Haufen schüttet und bis zum Gebrauch feucht erhält.

Der prozentige Gehalt in Knochenpräparaten ist folgender: in Knochenmehl aus festen Knochenteilen 3,5 Stickstoff, 0,1 Kali, 33,0 Kalk, 1,0 Magnesia, 25,2 Phosphorsäure;

Knopfflechte - Knorpel

Bild 9.885: Knopfflechte - Knorpel
* 15 Knorpel.

in solchen aus lockern Knochenteilen, Knorpel [* 15] etc. 4,0 Stickstoff, 0,2 Kali, 29,0 Kalk, 1,0 Magnesia, 20,0 Phosphorsäure;

im Mittel 3,8 Stickstoff, 0,2 Kali, 31,3 Kalk, 1,0 Magnesia, 23,2 Phosphorsäure.

Der Gehalt der Knochenkohle in Form von Superphosphat, wie sie im Handel vorkommt, schwankt zwischen 12-16-18-23 Proz. Phosphorsäure. Auch fossile Knochen und Koprolithen werden vielfach zu D. verarbeitet und ebenso phosphatige Mineralien, [* 16] wie Apatit, [* 17] Phosphorit, Sombrero-Guano u. dgl. Solche finden sich in vielen Gebirgsschichten und werden vorzugsweise zu Körnerfrüchten, mit Vorteil auch noch zu Kartoffeln, Rüben, Klee, Obst etc. verwendet und entweder vor oder nach der Saat, am liebsten bei guter Durchdüngung mit Mist gegeben.

Superphosphate bringt man meistens nur seicht in den Acker und zwar kurz vor der Saat, schwer zersetzliche Phosphate aber ackert man lieber unter und zwar im Winter. Für viele Blumen bilden gebrannte, zu Pulver gemahlene Knochen einen sehr wertvollen Dünger, z. B. für Fuchsien, Rosen u. dgl. pro Topf in Gaben von einem Theelöffel voll. Klauen schlägt man gern verkehrt mit der Öffnung nach oben in den Wiesenboden, wo sie allmählich sich zersetzen; Hörner sind als Hornspäne in der Gärtnerei beliebt, werden aber häufig auch in dieser Form zur Fälschung des Knochenmehls verwendet. Federn, Borsten, Wollabfälle, Haare, Hautstücke und Leder müssen kompostiert oder gedämpft werden, um wirken zu können. Sie sind sehr hygroskopisch und deshalb auch physikalisch nützlich, besonders im trocknen Sandboden, in welchem sie das Wasser zurückhalten.

[Exkremente.]  

Am allgemeinsten gebräuchlich und schon von den Griechen und Römern geschätzt ist die Düngung mit den Exkrementen der Tiere und Menschen und zumal die durch Vermischung derselben mit Streumitteln, d. h. die als Mist oder Stalldünger. Die Ausscheidungen enthalten die unverdauten Reste des verzehrten Futters, vermischt mit schleimigen und andern aus dem Tierkörper ausgeschiedenen Stoffen, welche selbst wieder nichts andres darstellen als umgewandeltes Futter.

Giovinazzo - Gips

Bild 58.13: Giovinazzo - Gips
* 18 Gips.

Feste und flüssige Auswurfstoffe zusammen enthalten die Gesamtheit der Bestandteile des Futters, also auch die der Pflanzen, und bilden demnach zusammen unter allen Umständen einen Generaldünger. Der Harn für sich allein ist sehr reich an Stickstoff in Form von Harnstoff, Harn- und Hippursäure, welche beim Faulen des Urins sehr bald in kohlensaures Ammoniak sich verwandeln. Dieses muß deshalb, will man Verluste vermeiden, gebunden werden, z. B. durch Gips [* 18] oder Schwefelsäure [* 19] oder Vitriol und dergleichen Substanzen.

Der Harn enthält außerdem eine gewisse Menge von Mineralstoffen und zwar relativ viel Phosphorsäure, Kali, Kochsalz. Je nach Tierart, Gesundheitszustand, Alter, Gebrauch, Fütterung etc. ist er sehr verschiedenartig in seiner Zusammensetzung und für den Landwirt mehr oder minder wertvoll. Frischer Harn ist nur selten für sich anwendbar, vielmehr läßt man ihn erst abfaulen oder vermengt ihn mit Exkrementen (Gülle, Pfuhl) und, falls er verbessert werden soll, mit Substanzen, deren Bestandteile ihm fehlen, oder welche er nur in geringen Mengen enthält (Knochenmehl, Kalk, Gips, Ölkuchen, Kalisalze etc.). Er wird sorgfältig in gemauerten und zementierten Gruben, welche durch Rinnen und Kanäle mit den Stallungen in Verbindung stehen, gesammelt und vor Zufluß von Regenwasser thunlichst geschützt, da die Jauche an und für sich schon 92-98 Proz. Wasser enthält und eine Vermehrung des Wassergehalts die Qualität der Jauche verringert und die Transportkosten zum Kompost und Feld, soweit sie nicht zur Feuchterhaltung des Düngers auf der Dungstätte nötig ist, verteuert (man fährt in einem zweispännigen Fuder nur 18-72 kg düngende Stoffe aus, der Rest ist Wasser). Die Jauche enthält im Mittel 1,5 pro Mille Stickstoff und 1 Proz. Asche, 1/10000 Proz. Phosphorsäure, aber ½ Proz. Kali.

Rohprotein - Röhren

Bild 13.887: Rohprotein - Röhren
* 21 Röhren.

Der Harn wird gewöhnlich in Fässern mit ähnlicher Einrichtung, wie man sie in den Städten zum Besprengen der Straßen anwendet, auf die Felder und Wiesen gefahren (auch im Winter über den Schnee), [* 20] seltener mittels Leitung, wie das Rieselwasser, oder mittels Röhren, [* 21] Röhrenaufsätzen und darangeschraubter Schläuche, aus welchen durch Dampfkraft die Masse ausgetrieben wird, verteilt (England). Praktischer als letzteres Verfahren ist folgendes, welches mit Erfolg in größern Rübenwirtschaften Anwendung fand: die Jauche, vermengt mit konzentrierten Dungmitteln, wird gemeinsam mit den Fabrikwassern in hoch gelegene Reservoirs gepumpt und vermittelst natürlichen Gefälles auf die zu düngenden Felder geleitet und hier oberirdisch durch offene Furchen und Rinnen verteilt.

Ackerland, welches stark zum Krustieren geneigt, überhaupt bindig ist, eignet sich nicht für Jauchen- und Pfuhldüngung, um so besser aber leichter, lockerer Boden und geschlossenes Gras- und Futterland. Obstbäume düngt man in der Art, daß man seitwärts Löcher anbringt und diese mit Jauche zu wiederholten Malen vollgießt. Will man Jauche und Pfuhl allein anwenden, so muß man das Düngen öfters wiederholen, da sie sehr rasch, also nicht nachhaltig wirken.

Die Fäces werden nur selten für sich allein verwendet; in Gärtnereien wirft man Schafbollen in Wassertonnen und begießt aus denselben mit großem Vorteil Gemüse, Erdbeeren, Obstbäume etc. In Holland und Belgien hat man Stalleinrichtungen, in welchen die Tiere auf Latten ruhen, und aus welchen Fäces und Harn mit Wasser in außerhalb angebrachte Gruben gespült werden, um daselbst durchzufaulen. Auch in der Schweiz [* 22] ist diese Benutzungsweise ziemlich verbreitet. Durch die Tiere selbst läßt man Felder und Wiesen direkt bedüngen, indem man sie über

Fortsetzung Dünger: → Seite 5.219 || Nacht in aus Horden gebildete Umzäunungen treibt (Pferch, Pferchen). Am gebräuchlichsten ist

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Dünger.

Glas (Öfen für Holzfeu

Bild 7.385: Glas (Öfen für Holzfeuerung)
* 23 Glas.

Seit dem Bestehen des Handels mit künstlichem Dünger (käuflicher, Handelsdünger) bot derselbe ein ergiebiges Feld für Verfälschungen und Betrug. Sand, Erde, Thon, Gips, Schwerspat, Sägemehl, Glas, [* 23] Asche, Torf etc. wurden ganz allgemein den Düngerpräparaten zugesetzt, indem man darauf rechnete, daß die Qualität der letztern weder mit dem Auge [* 24] noch mit Hilfe leichter Operationen zu entdecken sei. Mit der Entstehung der landwirtschaftlichen Versuchsstationen und namentlich mit der Einrichtung der Düngerkontrolle seitens dieser Anstalten haben sich die Verhältnisse wesentlich gebessert, weil nun bei der Leichtigkeit der Beschaffung einer genauen Untersuchung die Aussichten für die Fälscher sehr viel ungünstiger geworden waren.

Lunula - Lupine

Bild 10.1016: Lunula - Lupine
* 25 Lupe.

Der ganze Düngerhandel wurde auf eine solidere Basis gebracht, indem man dazu überging, die Düngerpräparate unter Garantie eines bestimmten Gehalts an den wertvollen Bestandteilen zu verkaufen. Die Untersuchung des Düngers beschränkt sich deshalb auch in der Regel auf die Gehaltsermittelung derjenigen Bestandteile, um derentwillen der betreffende Dünger gekauft wird. Die größte Aufmerksamkeit bei der Düngeruntersuchung ist den Gemischen zu widmen, welche häufig minderwertige Substanzen enthalten, deren Stickstoff- oder Phosphorsäuregehalt bei weitem nicht den Wert beanspruchen kann wie derjenige von Guano, Knochenmehl, Ammoniaksuperphosphaten etc. Diese Mischungen sind zunächst mit der Lupe [* 25] zu untersuchen, dann trennt man die schwereren Teile von den leichtern durch Abschlämmen und prüft unter Berücksichtigung der gefundenen Verhältnisse auf Ammoniaksalze, Salpetersäuresalze, in Wasser lösliche Phosphorsäure und lösliche Kalisalze.

In der Regel wird nur die Bestimmung der Gesamtmenge von Stickstoff, Phosphorsäure, eventuell auch Kali nötig sein. Zur Bestimmung des organischen Stickstoffs eignet sich die Methode von Kjeldahl, nach welcher man die Substanz einige Zeit mit einer reichlichen Menge konzentrierter Schwefelsäure bis auf eine dem Siedepunkt der Säure naheliegende Temperatur erhitzt, die erhaltene Lösung mit überschüssigem, trocknem, pulverigem Kaliumpermanganat oxydiert und das gebildete schwefelsaure Ammoniak in der gewöhnlichen Weise mit überschüssiger Natronlauge zersetzt.

Diese Methode hat mancherlei Vorzüge vor der ältern, nach welcher man die sehr fein gepulverte Substanz im Rohr mit Natronkalk verbrennt, wobei ebenfalls der Stickstoff in der Form von Ammoniak erhalten wird. Letztere Methode ist von Wagner verbessert, welcher ein eisernes Rohr anwendet, dessen Beschickung mit Natronkalk für etwa 100 Verbrennungen ausreicht. Die Substanz wird mit Natronkalk gemengt in einer eisernen Rinne von hinten in das Rohr geschoben, worauf man in gewöhnlicher Weise erhitzt, aber während der Operation Wasserstoff durch das Rohr leitet.

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Dünger.

Zu den wertvollsten Bestandteilen des Stallmistes gehört der Stickstoff, welcher daher bei einer rationellen Düngerbereitung möglichst vor Verlusten zu schützen ist. Man erzielt dies einigermaßen durch Feuchthalten und Durchschichten des Düngerhaufens mit humusreicher Erde sowie durch Umwandlung der flüchtigen Ammoniakverbindungen in das minder flüchtige schwefelsaure Ammoniak durch Gips. Viel wirksamer noch wird die Stallmistkonservierung durch Überstreuen von schwefelsaurer Kalimagnesia, präzipitiertem Doppelsuperphosphatgips, Superphosphatgips, Phosphatgips etc. erreicht.

Namentlich der Zusatz von Superphosphatgips sowohl im Stall als auch auf der Düngerstätte erweist sich als das geeignetste Mittel, um Stickstoffverlust hintanzuhalten. Nach Heiden verlor bei Sommerfütterung der Rindviehmist nach 15 wöchentlicher Lagerung auf der Düngerstätte unter Zusatz von 1 kg Superphosphatgips pro 500 kg Lebendgewicht 17,24 Proz. Trockensubstanz und 5,98 Proz. Stickstoff, bei Zusatz von Gips 21,46 Proz. und ohne allen Zusatz 40,10 Proz., resp. 17,49 Proz.

Vgl.   König, Wie kann der Landwirt den Stickstoffvorrat in seiner Wirtschaft erhalten und vermehren? (2. Aufl., Berl. 1887);

Holdefleiß, Untersuchungen über den Stallmist (2. Aufl., Bresl. 1889);

Stutzer, Stallmist und Kunstdünger (6. Aufl., Bonn [* 26] 1890).

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Titel
Elemente zu Dünger:

[5.216] Dünger alle Substanzen

Dünger.

Zum Transport des Stallmistes auf die Felder kommen in neuerer Zeit, besonders auf größeren Gutskörpern, welche Dampfpfluggarnituren verwenden, Feldbahnen immer mehr zur Verwendung. Der Erfolg hängt von der richtigen Arbeitsdisposition ab, welche wie folgt vorgenommen wird: Während des Sommers wird der Stallmist an die Anwand des zur Herbstdüngung bestimmten Feldes in prismatischen Haufen à 2500 Zentner vom Hofe mit Gespannen geschafft. Das Auseinanderfahren des Düngers mit der Feldbahn erfolgt entweder auf die Stoppel oder nach der abgewalzten Sturzfurche.

Auf dem Acker werden zunächst mit der Haue im Quadratverband so viel Zeichen hergestellt, wie Doppelzentner Dünger aufzubringen sind. Die Schienenjoche werden zu beiden Seiten des Düngerhaufens verlegt und mit einer Weiche versehen, welche die Verbindung mit dem auf den Acker verlegten geraden Geleis herstellen. Ein Geleisstrang dient für je 4 oder je 6 Reihen abzuladender Düngerhäufchen. Die Feldbahnwagen werden zu beiden Seiten des Düngerhaufens auf die Schienen gesetzt und deren Körbe, welche einen Doppelzentner Stallmist fassen, beladen.

Pferde I

Bild 12.947a: Pferde I
* 27 Pferd.

Ist ein Zug mit 20-30 Körben beladen, so wird er über die Weiche auf das gerade Geleis und aufs Feld geführt; dort werden die Körbe von 4 Arbeitern auf die markierten Stellen entleert. Der Zug kehrt zum Düngerhaufen am Feldrande Zurück, und das Pferd [* 27] wird nun an dem mittlerweile beladenen zweiten Zug auf der andern Seite des Düngerhaufens gespannt, der Zug aufs Feld geführt und so weiter gearbeitet. In dem Maße, wie das Feld mit Düngerhäufchen versehen ist, werden die drsponibeln Schienenjoche der Feldbahn gleich auf den für den zweiten Schienenstrang bestimmten Platz umgelegt.

Die Kosten des Auseinanderfahrens des Stalldüngers mit der Feldbahn stellen sich erheblich billiger als das alte Düngerfahren mit Gespannen. Nach den langjährigen Erfahrungen von Spiegel [* 28] braucht man z. B. auf der Zuckerfabriksökonomie Lundenburg (Mähren), [* 29] um 10,000 Ztr. Dünger auf einem bereits geackerten Felde zu verführen, mindestens 36 Zweigespanne, welche samt Aufladen im Durchschnitt zehnmal pro Tag à 28 Zentner pro Fuhre fahren können. 36 Gespanntage kosten, à 4 Mk. pro Tag, 144 Mk., Aufladegebühr von 360 Fuhren à 10 Pf. pro Fuhre, 36 Mk., zusammen 180 Mk. Um dieselbe Düngermenge mit der Feldbahn auseinanderzuführen, braucht man nur ein Pferd, welches mindestens 40 mal 20 Körbe pro Zug à 40 Ztr. = 1600 Ztr. pro Tag auseinanderführt, daher für 10,000 Ztr. 6 ¼ Arbeitstage erforderlich sind.

Die Kosten des Düngerführens mit der Feldbahn stellen sich somit wie folgt: 1 Pferd auf 6 ¼ Tage à 3 Mk. = 18,75 Mk., 5000 Körbe à 0,6 Pf. Aufladegebühr = 30 Mk., Abladegebühr samt Schienenüberlegen pro Korb 0,8 Pf. = 40 Mk., Summa 88,75 Mk. Dabei spart man in der dringendsten Arbeitszeit an Gespannen, da nur ein Pferd erforderlich ist;

das Feld wird nicht zertreten und der Stallmist in größerer Gleichmäßigkeit auf dem Felde verteilt, wodurch das Einpflügen des Düngers wesentlich erleichtert wird.



Dünger (Kunstdünger)

Bild 19.216: Dünger (Kunstdünger)
* 30 Seite 19.216.

Die Verwendung von Kunstdünger neben oder an Stelle von Stalldünger beschäftigt die Landwirte schon seit v. Liebigs epochemachenden Forschungen auf das lebhafteste und führte neuerdings zur Ansicht, daß der Stalldünger keineswegs etwas für die

mehr

Erhaltung der Fruchtbarkeit der Felder vollkommen Unentbehrliches sei, sondern auf allen Bodenarten unter gewissen Voraussetzungen durch Kunstdünger zu ersetzen ist. In neuester Zeit haben diese Frage die Schriften von P. Wagnerund eine Abhandlung von Maercker, »Stallmist oder Kunstdünger?« (Berl. 1891) in bedeutungsvoller Weise geklärt. Maercker faßt die Resultate seiner Ausführungen in folgende Hauptsätze zusammen, welche als der gegenwärtig erreichte Standpunkt der Erkenntnis in der Kunstdüngerfrage anzusehen sind:

Leguminosen

Bild 61.31: Leguminosen
* 31 Leguminosen.

1) Der Ersatz der in dem Stalldünger enthaltenen Pflanzennährstoffe durch solche in künstlichen Düngemitteln ist mit Leichtigkeit und mit dein besten Erfolg ausführbar, da den betreffenden Bestandteilen des Stalldüngers keinerlei spezifische Wirkung innewohnt. Im strengsten Sinn gilt dieser Satz für das Kali und die Phosphorsäure; für den Stickstoff wird in vielen Fällen, und zwar immer im leichten Boden und unter Umständen auch im schwerern, weniger intensiv bewirtschafteten Boden, an die Stelle der stickstoffhaltigen künstlichen Düngemittel die Stickstoffbeschaffung durch die stickstoffsammelnden Leguminosen [* 31] treten. Dagegen wird der intensiv bewirtschaftete bessere Boden von den letztern schwerlich einen nennenswerten Vorteil ziehen können und vorzugsweise auf die intensiv wirkenden stickstoffhaltigen Düngemittel und den Stalldünger angewiesen bleiben.

2) Eine Wirtschaft ausschließlich mit künstlichen Düngemitteln ist auf die Dauer sowohl im leichten als im schwerern Boden nur möglich, wenn man für einen Ersatz der organischen Substanz des Bodens Sorge trägt, oder auf andre Weise die mechanische Beschaffenheit des Bodens in einem guten Zustand erhält. Solches kann entweder durch den oft wiederholten Anbau von Pflanzen mit starken Wurzelrückständen geschehen, oder durch eine Gründüngung mit Pflanzen, welche für diesen Zweck angebaut werden, oder endlich unter gewissen Verhältnissen durch die Anwendung von Kalk.

3) Im leichten Boden läßt sich unter allen Umständen die Stickstoffsammlung durch passende Leguminosenarten mit der Beschaffung der organischen Substanz vereinigen, und die durch diese Pflanzen dem Boden erworbene Substanz genügt erfahrungsmäßig vollkommen, um alle für den leichtern Boden erforderlichen Eigenschaften auf mechanischem Gebiet mindestens ebensogut wie durch die Anwendung des Stalldüngers herzustellen. Die vorliegenden Versuche und der seit längern Jahren erfolgte Ausbau und die Prüfung des Systems Schultz-Luditz beweisen, daß eine solche Wirtschaftsweise ohne Stalldünger nicht nur vorübergehend, sondern auf die Dauer zum Vorteil der Erträge und der Rente ausführbar ist.

4) Im milden, humusreichen Lehmboden (Zuckerrübenboden) kann eine lange Zeit ausschließlich mit künstlichen Düngemitteln auch ohne Berücksichtigung der Ergänzung der sich allmählich aufzehrenden organischen Substanz gewirtschaftet werden; mit der Zeit verschlechtert sich jedoch bei einer solchen Wirtschaftsweise die mechanische Bodenbeschaffenheit derart, daß eine ordnungsmäßige Bestellung und Bodenbearbeitung nicht mehr durchführbar wird. Durch die Anwendung von Ätzkalk läßt sich indessen vorläufig eine günstige mechanische Bodenbeschaffenheit wiederherstellen und damit die Fortsetzung der stalldüngerlosen Wirtschaft verlängern. Es ist jedoch noch nicht erprobt, wie lange die günstige Wirkung des Kalkes in dieser Richtung anhält, und ob man im stände ist, durch regelmäßig erfolgende Kalkgaben längere

Zeit einen guten mechanischen Zustand zu erhalten.

Wahrscheinlich wird die Wirkung des Kalkes, wenn auch erst nach einer längern Zeit, ihr Ende erreichen.

5) In einem schwerern, thonigen Boden, besonders in einer bedeutendern Höhenlage, ist eine Wirtschaftsweise ohne die Berücksichtigung der Ansammlung von organischer Substanz schwerlich durchführbar und jedenfalls bedenklich. Dagegen bieten sich in solchen Bodenarten zwei Wege zur Beschaffung der organischen Substanz. Der erste, bei weitem annehmbarere ist der Anbau von stickstoffsammelnden Gewächsen als Zwischenfrüchte. Nach den bis jetzt vorliegenden Erfahrungen scheint derselbe keine unüberwindlichen Schwierigkeiten zu bieten, und die Anwendung des Systems Schultz-Lupitz dürfte, wenn auch noch manche Erfahrung zu sammeln ist, bei einer extensivern Wirtschaftsweise wohl durchführbar sein. Der zweite Weg besteht in dem Anbau von sogen, stickstofferhaltenden Gewächsen, wie weißem Senf u. dgl., mit einer Stickstoffdüngung, welche durch solche Pflanzen dem Boden erhalten wird, während sie Veranlassung zur Bildung außerordentlich großer Mengen von organischer Substanz bietet.

6. Dagegen hat der Anbau von stickstoffsammelnden und stickstofferhaltenden Pflanzen bei dem intensiven Betrieb der Zuckerrübenwirtschaften wegen der dort einzuhaltenden Fruchtfolge wenig Aussicht auf einen praktischen Erfolg.

In neuerer Zeit wendet man der Kalkdüngung erhöhte Aufmerksamkeit zu, nachdem die Wechselbeziehung derselben zu dem Stickstoff des Bodens, bez. zu dem Anbau stickstoffsammelnder Pflanzen erkannt wurde. Die größte Wirkung besitzt der Kalk im gebrannten Zustand als Ätzkalk, eine geringere als gemahlener ungebrannter Kalkstein. Reiner Kalk (Fettkalt) ist dem magnesiahaltigen dolomitischen Kalk (Magerkalk) und dem Kalkmergel vorzuziehen. Die Wirkung des Kalkes beruht weniger auf der Zufuhr dieses Nährstoffes als auf der indirekten Einwirkung desselben auf die Umsetzung der Bodennährstoffe, auf der Bindung des atmosphärischen Stickstoffs unter Mitwirkung von Spaltpilzen und auf der günstigen Beeinflussung der physikalischen Eigenschaften des Bodens.

Dietrich wies schon vor längerer Zeit nach, daß der Kalk aus den unlöslichen alkalischen Silikaten des Bodens (Feldspat, Glimmer 2c.) außer der Kieselsäure auch Kali und Natron löslich macht, so daß also durch eine Kalkdüngung zugleich auch noch die letztern drei Verbindungen zur Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig übt der Kalk auf bindigen, zähen, nassen Thonboden eine mechanisch lockernde Wirkung aus, welche die Krümelbildung befördert und die Bindigkeit auf längere Zeit vermindert. Sandiger Boden, für welchen sich noch am ehesten rohes Kalksteinpulver eignet, wird dagegen bis zu einem gewissen Grade bindiger. In nassen, sauren Böden werden durch den Ätzkalk nachteilige Eisenverbindungen unschädlich gemacht und die Humussäuren neutralisiert. Das Absorptionsvermögen des Bodens für die wichtigsten Pflanzennährstoffe wird erhöht.



Dünkirchen - Dziatzko

Bild 19.217: Dünkirchen - Dziatzko
* 32 Seite 19.217.

So zeigte nach Heiden eine in 10 Jahren sechsmal gekalkte Bodenparzelle bei Kali ein um 17,5 Proz., bei Ammoniak um 23,1 Proz., bei Phosphorsäure um 44,6 Proz. und bei Salpetersäure um 63,5 Proz. höheres Absorptionsvermögen als der Boden der nicht gekalkten Parzelle. Ein gekalkter Boden vermag sich in höherm Grade den atmosphärischen Stickstoff anzueignen als ein nicht gekalkter, weshalb die Hülsenfrüchtigen Pflanzen, welche für Stickstoffdüngung durchaus nicht, dagegen für Kalkdüngung in hohem

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Grade dankbar sind. Damit im Zusammenhang dürfte die noch nicht sicher erklärte fördernde Wirkung einer Beigabe von Kalk zur Stallmistdüngung stehen, wie unter anderm aus einem von Schultz-Lupitz neuerdings eingehaltenen Verfahren hervorgeht, wobei der Stallmist 25 cm tief untergepflügt und oben auf die Pflugfurche kohlensaurer Kalk (12 Doppelztr. feinpulvriger Mergel pro Hektar) aufgestreut wurde; bei der Saatbestellung wurden dann Boden und Kalk gemischt. Auf dem so behandelten Acker wurden alsdann im ersten Jahr 20 Doppelztr. Kartoffeln und 116 Doppelztr. Kohlrüben mehr geerntet als in nicht gekalktem Boden.

Da die hauptsächlichste Wirkung der Kalkdüngung in der Beschleunigung des Nährstoffumsatzes im Boden besteht, so kann dieselbe nur auf nährstoffreichem, aber kalkarmem Boden oder bei unmittelbar nachfolgender Stallmistdüngung große Wirkung erzielen. Fehlt es an Nährstoffen im Boden, so bleibt sie nach dem Gesetz des Minimums der Nährstoffe wirkungslos. Auf entwässertem Torfboden sind daher neben Kalk noch 4-6 Doppelztr. Thomasschlacke und Kalisalze zu verwenden.

Zweckmäßig überfährt man die Ackerfelder alle 4 Jahre mit 10-20 Doppelztr. Kalk, wenn es dagegen auf Thonboden auf die physikalische Wirkung des Kalkes abgesehen ist, alle 6-8 Jahre mit 50-80 Doppelztr. pro Hektar, und zwar am besten im Herbst. Die wirtschaftlichste Art der Kalkdüngung besteht darin, daß man unmittelbar auf dem Felde den Kalk in Feldöfen, welche aus Rasenstücken zusammengestellt werden, brennt und nach dem Brennen in Häufchen auf das Feld setzt, welche leicht mit Erde bedeckt werden, damit sich der Kalk langsam durch die Luftfeuchtigkeit ablöscht.

Pflicht - Pflug

Bild 12.972: Pflicht - Pflug
* 33 Pflug.

Ist der Kalk zu einem staubfeinen Pulver zerfallen, so muß er schnell so gleichmäßig wie nur möglich auf dem Felde verteilt und darauf sogleich mit dem Pflug [* 33] in den Boden gebracht werden. Das einfache Eineggen des Kalkes ist zu verwerfen. Das Streuen und Unterbringen des Kalkes darf nur bei trocknem Wetter [* 34] vorgenommen werden, weil bei nasser Witterung der Kalk mit den Bodenbestandteilen nicht innig genug vermengt wird und sich leicht zementartige Verbindungen bilden, wodurch der so gebundene Kalk für seine Wirkung im Boden vollständig verloren ist. Ist in der einen Gegend Kalk schwer zu beschaffen, so ist als Ersatz die Verwendung des Scheideschlamms der Zuckerfabriken (400 Doppelztr. pro Hektar) sehr zu empfehlen.

Im Merck`s Warenlexikon, 1884

Dünger

oder Dungmittel; alle diejenigen Substanzen, welche, dem Boden einverleibt, das Wachstum der Pflanzen zu steigern vermögen; Gegenstand des Handels bilden jedoch in der Regel nur die Fabrikate oder Naturerzeugnisse, welche man Handels- oder Kunstdünger (s. d.) nennt, seltener, fast nur in den Weingegenden, auch tierische Excremente und städtische Abfallstoffe (Kloakeninhalt, Abfälle der Schlachthäuser etc.). In Großbritannien rechnet man als Jahresverbrauch 3-400 Mill. Mk. für Handels- und Kunstdünger, in Frankreich bis 500 Mill. Frcs., in Deutschland hat man nur in einzelnen Gegenden einen starken Verbrauch, im ganzen kaum 100 Mill. Mk. Umsatz.



Dynamit - Ebonit

Bild 21.102: Dynamit - Ebonit
* 35 Seite 21.102.

Mineral-, Pflanzen- und Tierreich liefern das Material, alle Tier- und Pflanzenreste, sowie manche Gesteine können zu D. verarbeitet werden, zahllose Meertiere und Meerpflanzen (Tange) zur Düngung dienen. Der Handel erfordert die genaue Kenntnis der Absatzgelegenheiten und die Berücksichtigung der Transportkosten und der mannigfachen Fälschungen. Der Abnehmer will den Gehalt an den wichtigsten Nährstoffen, Kali und Phosphorsäure, garantiert haben: besondere Kontrolstationen

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dienen zur Prüfung; der Fabrikant muß die Garantie leisten. Die Transportfähigkeit auf weitere Strecken liegt in dem Verhältnis der wertvollen Teile zu den wertloseren. In trocknen Jahrgängen (Lagen) kann der Kunstdünger nicht voll zur Wirksamkeit kommen, der Absatz stockt alsdann in der nächsten Zeit. Der Händler muß die Brauchbarkeit für die verschiednen Klimate, Bodenarten und Lagen zu beurteilen verstehen und wird meist am besten daran thun, nur auf Bestellung zu liefern und zu beziehen, auf jeden Fall aber Sachverständige, die Vorstände der Kontrolstationen, zu Rate zu ziehen. Vgl.   die Spezialartikel.

Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910

Titel
Elemente zu Dünger:

[5.216] Dünger alle Substanzen

Dünger,

Düngung, der Ersatz, welcher dem Boden für die ihm durch den Anbau entzogenen Pflanzennährstoffe geboten wird. Benutzt man einen Acker fortwährend zur Hervorbringung von Kulturgewächsen, so zeigt sich allmählich eine Verminderung der Erträge oder der Fruchtbarkeit, bis der Boden endlich völlig unfruchtbar wird. Der Grund hiervon ist, daß die Pflanze einer bestimmten Quantität von Stickstoff und gewissen Mineralbestandteilen zu ihrer vollständigen Entwicklung bedarf und nicht zu vegetieren vermag, sobald einer dieser Stoffe fehlt.

Die wichtigsten und notwendigsten Mineralien sind aber gerade in geringerer Menge im Boden vorhanden, werden daher durch fortgesetzte Ernten nach und nach demselben ganz entzogen, wenn nicht mittlerweile von irgend einer Seite dafür Ersatz geleistet wird. Ebenso bedarf die Pflanze zur Bildung ihrer dem Menschen wertvollsten Bestandteile ein Quantum an Stickstoff, das beständig neu zugeführt werden muß, was aber die Atmosphäre allein bei weitem nicht zu thun vermag.

Fayence (Ort) - Fazy [

Bild 56.613: Fayence (Ort) - Fazy [unkorrigiert]
* 36 Fayence.

Die Leistung nun dieses Ersatzes zur richtigen Zeit, in genügendem Maße und in Stoffen, welche geringern Wert haben als die durch die Produkte dem Boden entzogenen, bedingt das Wesen der Düngung. Das Verfahren bei der Düngung war lange völlig planlos und hypothetisch. Die Alten betrachteten zunächst die Brache (s. d.), die Ruhe des Bodens, als eine Erneuerung seiner Kräfte und sodann den tierischen Mist als direkte Nahrung der Pflanzen. Im Mittelalter lehrte Bernard Palissy, der berühmte Erfinder der Fayence, [* 36] daß die Salze Lebensmittel der Vegetabilien seien. Im 17. Jahrh. hielt Helmont das Wasser, Jethro Tull fein zerteilte Erde, Zink, Öle [* 37] und Fette, Home den Wärmestoff, im 18. Jahrh. Münchhausen die Gase, [* 38] Wallerius Salpeter, Öl und Erde für die wahre und alleinige Pflanzennahrung.

Thaer vereinigte in seiner Lehre [* 39] alle frühern Ansichten, verlegte aber den Schwerpunkt [* 40] in den Kohlenstoff und erklärte den Humus (s. d.) als das Princip der Fruchtbarkeit. Diesem Satze stimmte die ganze rationelle Schule sofort bei; heute ist derselbe wohl bei keinem gebildeten Landwirte mehr gültig. Liebig war es vorbehalten, dies künstliche Lehrgebäude umzustoßen (1840) und an seine Stelle ein anderes zu setzen, welches zwar erst nach langen Kämpfen allgemeinere Anerkennung fand, aber doch gegenwärtig so gut wie völlig in sich gefestigt und fertig erscheint.



Dünger

Bild 55.604: Dünger
* 41 Seite 55.604.

Das Wesentliche der neuen Düngerlehre lautet: Die ersten Quellen der Pflanzennahrung liefert

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aus-602 schließlich die anorganische Natur. Der Kohlenstoff der Pflanzen stammt aus der Atmosphäre. Der Humus ist keine direkte Pflanzennahrung, sondern nur eine andauernde Quelle [* 42] von Kohlensäure, wie derselbe auch indirekt zur Löslichmachung der im Boden vorhandenen mineralischen Nährstoffe wesentlich beiträgt; die zu seiner Bildung notwendige Zersetzung organischer Reste, sowie die Atmosphäre versehen die Gewächse mit dem unentbehrlichen Stickstoff, wenn diese Menge auch nicht ausreicht, die höchsten Erträge dem Boden abzugewinnen.

Die völlige Entwicklung der Pflanzen ist abhängig vom Vorhandensein bestimmter Mineralien. Die für die Pflanze notwendigen Nahrungsstoffe sind gleichwertig; wenn einer davon fehlt oder in ungenügender Menge vorhanden ist, so kann sie nicht gedeihen. Wenn der Boden seine Fruchtbarkeit dauernd bewahren soll, so müssen ihm die entzogenen Bodenbestandteile wieder ersetzt, d. h. die ursprüngliche, seine Fruchtbarkeit bedingende Zusammensetzung des Bodens muß wiederhergestellt werden.

Nahrungsmittel. Graphi

Bild 11.986a: Nahrungsmittel. Graphische Darstellung der mittleren chemischen Zusammensetzung der wichtigsten Nahrungsmittel
* 43 Nahrungsmittel.

Alle Pflanzen bedürfen derselben mineralischen Nahrungsmittel, [* 43] aber in ungleichen Mengen oder in ungleichen Zeiten. Die zur vollständigen Entwicklung einer Pflanze nötigen Nahrungsstoffe müssen in einer gegebenen Zeit zusammenwirken. Es sind alle die Stoffe als Dünger zu bezeichnen, welche, wenn sie auf das Feld gebracht werden, die Hervorbringung von Pflanzenmasse bewirken und die Erträge erhöhen. Die Dungmittel wirken teils direkt als Nahrungsmittel, teils dadurch, daß sie, wie Kalk, Gips, Kochsalz, die Lösung der im Boden vorhandenen Nährstoffe fördern, die Wirkung der mechan. Bearbeitung verstärken und demgemäß einen günstigen Einfluß auf Vermehrung der löslichen Nährstoffe ausüben. In einem fruchtbaren Boden steht die mechan. Bearbeitung und Düngung in einer bestimmten Beziehung zueinander; beide ergänzen sich in gewissem Sinne.

Man unterscheidet im landwirtschaftlichen Betrieb natürlichen und künstlichen Dünger. Die Grenze zwischen beiden ist schwer zu ziehen, gewöhnlich versteht man unter ersterm die in der Wirtschaft selbst erzeugten oder erzeugbaren, unter letzterm die nicht dem Betrieb entstammenden, von außen bezogenen, käuflichen Düngmittel. Besser werden die letztern konzentrierte Dünger oder auch Beidünger, die erstern Hauptdünger genannt. Ebenso unterscheidet man: feste und flüssige, mineralische und organische Dünger, unter letztern wieder zwischen pflanzlichen, tierischen und gemischten Dünger. Zu den letztern gehört der Stalldünger.

Von den verschiedenen Düngerarten ist der Stalldünger der wichtigste, weil er nicht nur sämtliche Pflanzennährstoffe enthält, sondern auch bei seiner Zersetzung durch Bildung von Humusstoffen den Ackerboden in physik. Beziehung verbessert. Der Rindviehdünger ist wegen seines Gehaltes von schleimigen Stoffen langsam zersetzbar, aus diesem Grunde aber langen Wirkens, Pferde- und Schafdünger gelten als hitzig, weil sie sich rascher zersetzen, Schweinedünger ist in seinem Wert sehr wechselnd, je nach der Ernährung dieser Tiere, und oft mit Unkrautsamen vermengt.

Lager (militärisch)

Bild 10.403: Lager (militärisch)
* 44 Lager.

Meistens wird als Einstreu zur Gewinnung des Stalldüngers Stroh verwendet, welches sich am besten zur Auffangung der flüssigen Exkremente eignet und den Tieren ein trocknes und weiches Lager [* 44] bietet; den besten Ersatz bei Strohmangel bietet die Torfstreu (s. d). Weniger gut ist Heidekraut, Laub- oder Nadelstreu sowie Erdeinstreu. Die flüssigen Exkremente der Tiere sowie die aus dem Düngerhaufen aussickernde Flüssigkeit findet als Jauche (s. d.) vorzugsweise auf Grasland Verwendung, ebenso wie die Gülle (s. d.). Die menschlichen Exkremente oder Fäkaldünger (s. d.) werden entweder in frischem Zustande oder getrocknet als Poudrette (s. d.) in Pulverform meistens zur Überdüngung schon aufgegangener Saaten benutzt.

Eine gleiche Anwendung findet der Kompost (s. d.), ein Mischdünger aus verschiedenen düngenden Materialien, welche durch zweckentsprechende Behandlung leichter zersetzbar gemacht werden. Zahlreiche Abfälle der Industrie können gleichfalls als Dünger benutzt werden, doch dienen sie ihrer schweren Zersetzbarkeit halber meistens als Material für den Komposthaufen. Gips wird vorzugsweise für die Kleegewächse benutzt, die Wirkung einer Kochsalzdüngung hat sich nur für Lein und Flachs bewährt, weil die Bastfaser dadurch kräftiger sich ausbildet. Unter Gründüngung (s. d.) versteht man den Anbau bestimmter Pflanzen, welche in ihrer üppigsten Vegetation untergepflügt werden.

Von den verschiedenen Handelsdüngern unterscheidet man je nach den darin enthaltenen Nährstoffen:

1) Stickstoffdünger. Dieselben werden repräsentiert durch den Chilesalpeter (s. d.) und das schwefelsaure Ammoniak (s. d.). Ersterer wird meist in der Menge von 1,5–2 Ctr. für den Morgen als Kopfdüngung für die schon grünende Pflanze angewendet, letzterer hat eine langsamere aber auch andauerndere Wirkung und wird meistens mit der Saat dem Boden einverleibt (etwa 1–1 ½ Ctr. auf den preuß. Morgen). Beide Düngemittel entwickeln eine ungemein treibende Kraft, vorzugsweise für das Blattwachstum der Gewächse.

2) Phosphorsaure Dünger. Hierzu gehören die verschiedenen Superphosphate, hergestellt aus Knochenkohle und verschiedenen mineralischen Phosphaten (Estremadura-Phosphoriten, Pseudokoprolithen, Curaçao-, Macaraibo-, Mejillones-, Baker-, Sombrero-Guano u.s.w.). Als Dünger für Moor- und Sandboden spielt in neuerer Zeit das Thomasphosphatmehl (s. d.) eine große Rolle. Die Superphosphate wirken besonders auf die Körnerausbildung des Getreides und begünstigen die Zucker- und Stärkebildung in den Wurzelgewächsen. Man wendet sie in der Menge von etwa 2 Ctr. pro preuß. Morgen an und kann sie lange Zeit vor der Einsaat ausstreuen, da sie weder flüchtig noch aus dem Boden auswaschbar sind.



3) D.,welche Stickstoff und Phosphorsäure enthalten. Als Hauptrepräsentanten sind der Guano (s. d.), auch der Fledermausguano (s. d.) zu erwähnen, für fast alle Düngungszwecke in der Menge von etwa 2 Ctr. für den preuß. Morgen verwendbar. Ferner das Knochenmehl (s. d.), meistens in gedämpftem Zustande für Wintergetreide beliebt. Das aufgeschlossene Knochenmehl und die Ammoniaksuperphosphate, ersteres durch Schwefelsäure leichter löslich gemacht, letztere durch Vermischung von schwefelsaurem Ammoniak mit einem Superphosphat hergestellt, sind beide bei der Leichtlöslichkeit der darin enthaltenen Nährstoffe für alle Früchte verwendbar. Es gehört ferner dazu das Fisch- und Fleischmehl (s. d.), aus getrockneten Fischen oder Fleischabfällen der Fleischextraktfabriken hergestellt, endlich der Blutdünger (s. d.) sowie der sog. Granatguano aus getrockneten Garneelen (s. d.) fabriziert. Kalk als Düngemittel (s. Kalkdüngung) wird meistens zur physik. Verbesserung