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Epigonen - Epiktetos

Bild 5.698: Epigonen - Epiktetos
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Epigramm(griech.), ursprünglich "Aufschrift" an einem Weihgeschenk, einem Grabmal, einem / 577
Epigramm _2(grch., d. i. Aufschrift), bei den Griechen ursprünglich wirklich die üblichen Aufschriften / 447

Seite 5.698

Epigramm

2 Seiten, 1'024 Wörter, 7'264 Zeichen

Litteratur — Poetik — Epik

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Epigramm

(griech.), ursprünglich »Aufschrift« an einem Weihgeschenk, einem Grabmal, einem Kunstwerk etc., lediglich mit dem Zweck der Bezeichnung des Gegenstandes und dessen Bedeutung. Später erhielten diese Inschriften eine poetische Erweiterung, indem sie in knappster Fassung des Sinnes, meist in Distichen, auch Gefühlen und Gedanken Raum gaben, welche sich an die betreffende Person, Handlung oder Begebenheit knüpften, und bildeten sich so zu einer selbständigen Dichtgattung heraus.

Lessing erklärt das Epigramm für ein Gedicht, in welchem nach Art der eigentlichen Aufschrift unsre Aufmerksamkeit und Neugierde auf irgend einen einzelnen Gegenstand erregt und mehr oder weniger hingehalten werden, »um sie mit Eins zu befriedigen«. Erwartung und Aufschluß sind daher die beiden wesentlichen Teile des Epigramms, von denen erstere (wie ein Rätsel) durch einen scheinbaren Widerspruch gespannt, letzterer durch eine überrraschende ^[richtig: überraschende] Deutung des Sinnes herbeigeführt wird (daher auch der deutsche Name Sinngedicht für Epigramm). Begründer der epigrammatischen Kunst war Simonides von Keos, dessen Epigramme, zum großen Teil für die Monumente der Kämpfer in den Perserkriegen gedichtet, Muster poetischer Auffassung sind und sich durch Schärfe des Gedankens und großartige Einfachheit auszeichnen.

Kraft [unkorrigiert]

Bild 60.671: Kraft [unkorrigiert]
* 3 Kraft.

In der Folge fand das Epigramm die allgemeinste Pflege, und der poetische Sinn der Griechen entfaltete in dergleichen kleinen Gedichten noch lange eine große Anmut, Vielseitigkeit und Gewandtheit, auch nachdem ihnen die Kraft [* 3] zu größern Produktionen entschwunden war. Ein Teil des reichen Nationalschatzes griechischer Epigramme ist uns in der griechischen Anthologie (s. d.) erhalten. Von den Griechen kam die epigrammatische Poesie nach Rom und [* 4] wurde hier mit Vorliebe gepflegt, nahm aber bald den vorwiegend satirischen Charakter an. In der Periode des Augustus werden die ersten Dichter Roms sowie die angesehensten Männer des Staats unter den Epigrammdichtern genannt.

Das Bedeutendste aber, was sich von dieser Art Poesie der Römer [* 5] erhalten hat, sind die Epigramme des Martial; in späterer Zeit tritt noch Ausonius hervor. Auch bei den romanischen Völkern trug das Epigramm meist den beißenden Charakter, ward aber zum Teil zum Madrigal, zum Teil auch zum Sonett umgestaltet. Am beliebtesten war es in Frankreich, wo Element Marot (1495-1544) als der erste bekannte Dichter in dieser Gattung genannt wird. Mittels des Epigramms pflegte sich besonders seit Richelieus Zeiten und kurz vor dem Ausbruch der Revolution die zum Stillschweigen verurteilte politische Opposition zu äußern. In England wußte vornehmlich Owen den Ton des Martial zu treffen.

Als die ältesten deutschen epigrammatischen Produkte gelten die »Priameln« des 13. und 14. Jahrh., die jedoch, ähnlich den Sinngedichten des Orients (Indien, Persien), [* 6] mehr allgemeine Sitten- und Weisheitssprüche sind. Im 17. Jahrh. hielt man sich im E. an das Vorbild der Alten und nahm sich vornehmlich Martials sarkastische Schärfe zum Muster; so besonders Logau, später Wernicke, Kästner, Lessing, Haug. Goethes und Schillers Epigramme sind, die scharf treffenden »Xenien« ausgenommen, meist Sinnsprüche allgemeinern Inhalts.

Trägerrecht - Tragisch

Bild 15.792: Trägerrecht - Tragisch
* 7 Träger.

Aus neuerer Zeit sind Platen, Grillparzer, Hebbel, Vischer u. a. anzuführen. Die beliebteste Form des Epigramms ist noch jetzt das Distichon, das als sein vollkommenes formales Schema angesehen werden kann, indem der Hexameter die Erwartung, der Pentameter den kurz zusammenfassenden Aufschluß gibt. Indessen eignet sich auch der kurze Iambus mit passenden Reimverschlingungen zum Träger [* 7] des Epigramms. Die Theorie des Epigramms behandelten Lessing in den »Anmerkungen über das Epigramm« und Herder in der Abhandlung »Über das griechische Epigramm«, jener vorzugsweise in Rücksicht auf das satirische der Römer, dieser im Anschluß an die griechische Anthologie von einem umfassendern Gesichtspunkt aus. Neuere Sammlungen von Epigrammen veröffentlichten R. Benedix (»Sammlung deutscher Epigramme«, Leipz. 1861),

Booth (»Epigrams, ancient and modern«, 2. Aufl., Lond. 1865) und Dodd (»Epigrammatists«, 2. Aufl., das. 1875).

Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910

Epigramm



Epigrammatisch - Epigr

Bild 56.207: Epigrammatisch - Epigraphik
* 8 Seite 56.207.

(grch., d. i. Aufschrift), bei den Griechen ursprünglich wirklich die üblichen Aufschriften aus Kunstwerken, namentlich solchen, die eine religiöse Weihe erhielten, auf Grabmälern u. dgl. Da diese,

mehr

meist in Distichen abgefaßt, ihren Gegenstand dichterisch erklärten oder auch neue Gedanken anknüpften, so wurde das Epigramm bald eine selbständige Dichtart, die in knappster Fassung die mannigfachsten Gedanken abrundete, wobei eine geistvolle Pointe wesentliches Erfordernis, aber die größte Verschiedenheit des Inhalts möglich blieb. Die zahlreichen der griech. Dichter, in denen höchste Zartheit mit keckstem Witz wechselt, wurden im byzant. Zeitalter zu umfangreichen Anthologien (s. d.) vereinigt, deren mehrere erhalten sind.

Bei den Römern war das Epigramm fast nur in satir. Richtung ausgebildet, Hauptvertreter Martial (s. d.). Auch im buddhistischen wie im brahmanischen Indien und im mohammed. Persien giebt es epigrammartige sinnige Sprüche der Weisheit. Bei den roman. Völkern war das Epigramm meist eine Waffe des Spotts, im Mittelalter und im 16. Jahrh. besonders bei den lateinschreibenden Humanisten (in Deutschland [* 9] z. B. bei Euricius Cordus); in der ital. Litteratur aber ging es allmählich in die Form des Madrigals, zum Teil auch des Sonetts über. Am meisten war es in Frankreich beliebt, besonders seit Marot (s. d.). Weniger künstlerisch vollendet, aber schärfer und wirksamer waren in Frankreich zahllose mündlich und schriftlich verbreitete Epigramm, die seit Richelieus Zeiten, besonders kurz vor der Revolution der sonst zum Stillschweigen verurteilten polit.

Spottiswoode - Sprache

Bild 15.177: Spottiswoode - Sprache (physiologisch)
* 10 Sprache.

Opposition Ausdruck gaben. In England ahmte J. Owen (s. d.) im lateinischen den Martial gut nach. Als die ältesten deutschen Epigramm kann man viele Sprüche des 13. Jahrh. (Freidank u. a.), besonders aber die Präambeln oder Priameln (s. d.) des 14. und 15. Jahrh. ansehen, die trotz ihrer allgemeinen Haltung der satir. Zuspitzung selten entbehren; eine volkstümliche Epigrammart bilden heute noch die Schnadahüpfl (s. d.) u. a. Das kunstmäßige Epigramm in deutscher Sprache, [* 10] das sich an die Alten anschloß, begann erst im 17. Jahrh.; das Bedeutendste leistete darin Logau mit seinen Sinngedichten. In gleicher Richtung folgten im 18. Jahrh. Wernicke und Kästner, im 19. Jahrh. die Brüder Schlegel, F. Haug, Platen, neuerdings Hebbel, Leuthold, Schack, Bodenstedt, Bischer, Bauernfeld, L. Fulda. [* 11]

Die zahlreichen Epigramm Goethes und Schillers sind vielfach ruhige Sprüche von allgemeiner Wahrheit; nur in den Xenien (s. d.) trieben sie die Schärfe des epigrammatischen Angriffs auf die Spitze, und auch Goethes «Venetianische Epigramm» atmen oft polemischen Geist. Die Theorie des C. wurde mit Scharfsinn von Lessing 1759 in den «Anmerkungen über das Epigramm» behandelt, in denen er vorzugsweise das witzig spottende der Römer vor Augen hatte, und von Herder in der Abhandlung «Über das griechische, der eben durch die Berücksichtigung der griech. Anthologie zu einer höhern Ansicht gelangte. Sammlungen von Epigramm veröffentlichten Benedix (Lpz. 1861), Booth (2. Aufl., Lond. 1865), Dodd (2. Aufl., ebd. 1875), Adams (ebd. 1890).