Erfurt | eLexikon | Geographie - Deutschland - Provinz Sachsen
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
- ️Sat Jun 17 1505
Titel
Elemente zu Erfurt:1) Regierungsbezirk der preuß. Provinz Sachsen
2) Landkreis, ohne die Stadt E., im Reg.-Bez. E.
3) Hauptstadt des Reg.-Bez. E. und Stadtkreis (43,76 qkm)
Erfurt.
Erfurt

* 2
Erfurt.[* 2]
1) Regierungsbezirk der preuß. Provinz Sachsen, [* 3] umfaßt Teile des ehemaligen Erzbistums Erfurt und Kursachsens, das Fürstentum Eichsfeld und die Reichsstadt Mühlhausen, [* 4] grenzt im N. an Braunschweig, [* 5] im S. an die thüring. Fürstentümer, mit den Flüssen Unstrut, Wipper, Helme, [* 6] Leine und Werra, ist zum Teil sehr fruchtbar, zum Teil rauh und öde (oberes Eichsfeld), zum Teil sehr gebirgig und waldreich (Enklaven Schleusingen und Ziegenrück), hat Acker- und Gartenbau, Viehzucht, [* 7] Salzbergwerk, Eisengruben und Eisenindustrie und zerfällt in folgende 12 Kreise: [* 8]
Kreise | qkm | Wohnstätten | Einwohner | Einwohner pro qkm | Evangelische | Katholiken | Andere Christen | Israeliten |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Stadtkreis Nordhausen | 21,70 | 2250 | 26![]() |
1237 | 24![]() |
1224 | 257 | 493 |
Grafschaft Hohenstein | 476,10 | 6156 | 41![]() |
88 | 41![]() |
724 | 12 | 207 |
Worbis | 445,76 | 7619 | 41![]() |
93 | 9591 | 31![]() |
- | 6 |
Heiligenstadt | 433,77 | 6498 | 38![]() |
88 | 3165 | 35![]() |
2 | 68 |
Stadtkreis Mühlhausen i. Thür. | 62,95 | 2832 | 27![]() |
437 | 25![]() |
1417 | 13 | 256 |
Landkreis Mühlhausen | 396,56 | 6444 | 33![]() |
84 | 18![]() |
14![]() |
- | 1 |
Langensalza | 418,31 | 6624 | 37![]() |
89 | 36![]() |
433 | 50 | 10 |
Weißensee | 291,93 | 5134 | 24![]() |
85 | 24![]() |
433 | 26 | 1 |
Stadtkreis Erfurt | 43,76 | 4269 | 72![]() |
1654 | 61![]() |
10![]() |
388 | 746 |
Landkreis Erfurt | 281,10 | 4814 | 28![]() |
103 | 25![]() |
3112 | 51 | 3 |
Ziegenrück | 200,09 | 2650 | 15![]() |
79 | 15![]() |
101 | 54 | 2 |
Schleusingen | 457,94 | 5593 | 44![]() |
77 | 43![]() |
576 | 75 | 199 |
An
Flächeninhalt umfaßt der Regierungsbezirk 3529,94 qkm; er hat (1890) 433020 (207751 männl., 225
269 weibl.)
Erfurt, darunter 2888 Militärpersonen, 23
Städte mit 473,70 qkm, 197
320 (95853 männl., 101
467 weibl.) Erfurt, 408 Landgemeinden
und 155 Gutsbezirke mit 3056,24 qkm, 235
700 (111898 männl., 123
802 weibl.) Erfurt, ferner 59545 bewohnte, 1051 unbewohnte
Häuser, 96356 Haushaltungen und 314 Anstalten für gemeinsamen Aufenthalt. Dem Religionsbekenntnis nach waren 330
631
Evangelische, 99469 Katholiken, 901 andere
Christen und 1992 Israeliten.
Nordfjord - Nordische

* 9
Nordhausen.Der Regierungsbezirk zerfällt in 4 Reichstagswahlkreise: Nordhausen [* 9] (1893 Abgeordneter Dr. Schneider, freisinnige Volkspartei);
Heiligenstadt-Worbis (von Stromdeck, Centrum);
Mühlhausen-Langensalza (Klemm, Reichspartei);
Erfurt-Schleusingen-Ziegenrück (Jacobskötter, konservativ).
2) Landkreis, ohne die Stadt Erfurt, im Reg.-Bez. Erfurt, hat (1890) 28920 (14078 männl., 14842 weibl.) Erfurt, 40 Landgemeinden und 3 Gutsbezirke.
3) Hauptstadt des Reg.-Bez. Erfurt und Stadtkreis (43,76 qkm), an der Gera, [* 10] die die Stadt von SW. nach NO. in drei Armen durchfließt, liegt in 200 m Höhe in dem Vorlande des Thüringer Waldes, wird südlich von den Höhen des Steigerwaldes begrenzt und hatte 1880: 53254, 1885: 58386, 1890: 72360 (35993 männl., 36367 weibl.) Erfurt, darunter 61104 Evangelische, 10122 Katholiken, 388 andere Christen und 746 Israeliten, d. i. eine durchschnittliche jährliche Zunahme (1885-90) von 2797 Personen (4,23 Proz.);
4263 Wohnhäuser [* 11] (93 unbewohnt) mit 15851 Haushaltungen und 54 Anstalten. In Garnison liegen das 2. bis 4. Bataillon des Infanterieregiments Nr. 71 und die 1., 2. und 4. Abteilung des Feldartillerieregiments Nr. 19. Die Zahl der Geburten betrug (1893) 2611, darunter 47 Totgeborene, die der Eheschließungen 547, der Todesfälle 1643.
Erfurt
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* 14
Seite 56.276.Anlage, Straßen, Brücken, [* 12] Plätze. Die Stadt, bis 1874 eine bedeutende Festung, [* 13] von der die Citadelle Petersberg und die Kasematten der Cyriaksburg noch vollständig erhalten sind, zeigt im Innern trotz zahlreicher Neubauten noch immer den Charakter einer altertümlichen Stadt; besonders am Fischmarkt, Friedrich-Wilhelmsplatz, Wenigen Markt und in den engen Straßen am ehemaligen Augustinerkloster finden sich zahlreiche interessante ¶
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Bauten aus der Renaissancezeit. Von den zahlreichen Brücken ist nur die Krämerbrücke bemerkenswert, 1266 in Holz, [* 15] später in Stein erbaut; sie trägt zwei Reihen zwei- bis dreistöckiger Häuser mit Kramläden und an den Enden je eine jetzt weltlichen Zwecken dienende Kirche, unter denen der Fahrweg hindurchführt. Mittelpunkt des Verkehrs ist der Anger, eine schöne Straße mit Baumreihen, ferner die Johannes-, Bahnhofs-und Löberstraße;
schöne neue Straßen sind die Wilhelms- und Steigerstraße sowie der Dalbergsweg. Am Nordende des Angers, gegenüber der Post, das Lutherdenkmal von F. Schaper, 1890 enthüllt;
auf dem großen Friedrich-Wilhelmsplatz ein Obelisk, 1770 zum Andenken an den Mainzer Kurfürsten Friedrich Karl errichtet;
auf dem Hirschgarten genannten schönen Platze ein Denkmal für 1866 und 1870/71.
Gebäude. Erfurt hat 9 evang. und 9 kath. Kirchen. Von den erstern sind bemerkenswert die got. Predigerkirche (1228) mit einem schönen Schnitzaltar von Wohlgemuth (1460-70), Kunstwerken und Denkmälern;
die got. Barfüßerkirche, nach dem Einsturz 1838 auf Staatskosten wiederhergestellt;
Altaische Sprachen - A
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* 16
Altar.die Reglerkirche, ehemals dem um 1135 gegründeten Kloster der Regulierten Chorherren gehörig, seit 1850 wiederhergestellt und in Benutzung, mit einem Altar [* 16] von Wohlgemuth;
von den katholischen: der Dom St. Marien, auf einer Anhöhe südwestlich am Friedrich-Wilhelmsplatz, mit breiter Freitreppe (die Graden), an Stelle eines 1153 gegründeten Baues in der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. errichtet, der Chor, 1349-72 im edelsten got. Stil vollendet, ruht auf einem gewaltigen Unterbau (den sog. Kavaten, cavatae), das Langhaus wurde 1456-72 als spätgot. dreischiffige Hallenkirche umgebaut;
am Nordportal eine reichgeschmückte Vorhalle (1358);
im Innern ein Relief von P. Vischer, Krönung der heiligen Jungfrau, ein Ölbild (1499), den großen Christoph darstellend, darunter der Grabstein (13. Jahrh.) eines Grafen von Gleichen mit seinen beiden Frauen, Kanzel und Orgelbühne nach Schinkels Entwurf, geschnitzte Chorstühle (15. Jahrh.), ein metallener Leuchter (11. bis 12. Jahrh.), die [* 14] Figur eines Betenden darstellend, Glasmalereien (14. Jahrh.) und schöner got. Kreuzgang.
Die Domtürme, im Übergangsstil des 13. Jahrh., enthalten 10 Glocken, darunter die große Maria gloriosa, das Wahrzeichen der Stadt, 275 Ctr. schwer. Der Dom wurde 1845 - 70 durchweg restauriert und durch ein großes Madonnenbild in Mosaik auf Goldgrund am östl. Giebel geziert. Im NW., dicht neben dem Dom, gleichfalls auf der Höhe, steht die kath. Severikirche (14. Jahrh.) mit drei spitzen Türmen, 1878 restauriert, mit Altarreliefs (14. Jahrh.), einer heil. Michael- (1472) und einer Madonnastatue über dem Taufstein (15. Jahrh.). Die älteste Kirche ist die Schottenkirche, eine Pfeilerbasilila (12. Jahrh.) mit got. Veränderungen.
Schiff I

* 17
Schiff.Von den zahlreichen Klöstern besteht nur noch das Ursulinerkloster, jetzt Erziehungsanstalt für Mädchen. Das Augustinerkloster, in welches Luther 17. Juni 1505 als Mönch eintrat, dient jetzt teils als Waisenhaus, teils als Rettungshaus zur Erziehung verwahrloster Kinder (Martinsstift); Erinnerungen an Luther wurden größtenteils durch Feuer (1872) zerstört. Die Kirche, 1273 begonnen, mit Schiff [* 17] (1432) ist in ihrer ursprünglichen Gestalt wiederhergestellt und war 1850 Sitz des Unionsparlaments.
Von weltlichen Gebäuden sind zu nennen das Rathaus am Fischmarkt, an Stelle eines ältern Baues nach dem Entwurf von Baurat Tiede 1869-75 von Sommer erbaut, mit Wandgemälden aus der Erfurter Geschichte von Janssen-Düsseldorf im Festsaal, auf dem untern Flur die Gleichensage in Wandgemälden von Kämpfer-Düsseldorf, auf dem obern Gemälde betreffend Luthers Aufenthalt in Erfurt von demselben;
gegenüber das Walthersche Privathaus «Zum breiten Heerd» (16. Jahrh.) und die «Hohe Lilie» am Friedrich-Wilhemsplatz;
das Regierungsgebäude am Hirschgarten, früher Palast des Mainzer Statthalters, zuletzt Karl von Dalbergs (s. d.) und 1808 Napoleons Wohnung, als er hier die Fürsten um sich versammelte, und der 1894 eröffnete Centralbahnhof;
an die Universität (1392 gegründet, 1816 aufgelöst) erinnert das Große Kolleg in der Michaelisstraße, mit prächtigem spätgot.
Portal, jetzt Realschule.
Ausdehnung (der festen

* 18
Ausdehnung. Verwaltung. Die Stadt wird verwaltet von einem Oberbürgermeister (Schneider, seit 1890, 11000 M.), Bürgermeister (Lange,
seit 1892, 7000 M.), 17 Magistratsmitgliedern (8 besoldet), 48 Stadtverordneten und hat Freiwillige Feuerwehr
(80 Mann) und Pflichtfeuerwehr (200 Mann) mit 18 Spritzen, 484 Hydranten und 38 Feuermeldern, ein bedeutendes städtisches Wasserwerk
(87065 m Rohrnetz), welches das Wasser der Apfelstädt vom Dorfe Wechmar (21 km) und vom Gerathal bei Möbisburg nach dem
Reservoir an der Cyriaksburg leitet. Die Ausdehnung
[* 18] der Kanäle beträgt 58738 m. Die 2 Gasanstalten gaben
(1893) 3,015 Mill. cbm Gas ab, davon 493700 cbm zur öffentlichen Beleuchtung
[* 19] (1255 Flammen) und 564
200 cbm zu technischen
Zwecken (105 Gasmotoren). Auf dem städtischen Schlachthofe wurden (1893) geschlachtet: 8334 Rinder,
[* 20] 2226 Schweine,
[* 21] 10845 Kälber
und 14420 Hammel.
Finanzen. Am 1. April 1894 betrug das Vermögen der Stadt 13,5 Mill. M., die Schulden 6760
000 M. Nach dem
Etat (1894/95) betrugen die Einnahmen 2
456
400 M., darunter 1
010
000 M. direkte, 106
300 M. indirekte Abgaben; die Ausgaben 2
456
400
M. Für Unterrichtszwecke wurden aufgewendet 404
960 M., für öffentliche Beleuchtung 62000 M., für Straßenreinigung
[* 22] 34100 M.,
für Armenwesen 134
450 M., für Krankenanstalten 21600 M.
Erfurt

* 34
Seite 56.277.Behörden. Erfurt ist Sitz der königl. Bezirksregierung, des Landratsamtes für den Landkreis Erfurt, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Naumburg) [* 23] mit 7 preuß. Amtsgerichten (Erfurt, Langensalza, [* 24] Mühlhausen, Sömmerda, Tennstedt, Treffurt, Weißensee) und 5 Schwarzburg-Sondershausener Amtsgerichten (Arnstadt, [* 25] Ebeleben, Gehren, Greußen, Sondershausen), [* 26] eines Schwurgerichts, Amtsgerichts, einer Oberpostdirektion für den Reg.-Bez. den Kreis [* 27] Schmalkalden, [* 28] das Großherzogtum Sachsen, die Herzogtümer Sachsen-Meiningen, Sachsen-Coburg-Gotha und die Fürstentümer Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Reuß [* 29] älterer und jüngerer Linie, mit 451 Verkehrsanstalten, 3242,87 km oberirdischen Telegraphenlinien (11909 km Leitungen, einschließlich 1201,4 km Stadtfernsprechanlagen), einer königlich preuß. Eisenbahndirektion (1952,27 km Bahnlinien) mit 6 Vetriebsämtern (Berlin, [* 30] Cassel, Dessau, [* 31] Erfurt, Halle, [* 32] Weißenfels), [* 33] eines Eisenbahnbetriebsamtes (329,06 km Bahnlinien), einer Generalsteuer-, Forst- und Berginspektion, eines Hauptsteueramtes, einer Reichsbankstelle, einer Handelskammer für die Städte Erfurt und Sömmerda und den Kreis ¶
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Schmalkalden sowie Sitz der Kommandos der 8. Division, 15. Infanterie- und 8. Kavalleriebrigade, eines Artilleriedepots, Proviantamtes, einer Gewehrfabrik und Intendantur.
Unterrichts- und Bildungswesen. Erfurt hat ein königl. Gymnasium, hervorgegangen aus dem evang. Ratsgymnasium (1561), reorganisiert 1820 (Direktor Thiele, 23 Lehrer, 11 Klassen, 344 Schüler), königl. Realgymnasium, 1844 eröffnet (Direktor Dr. Zange, [* 35] 20 Lehrer, 13 Klassen, 345 Schüler), städtische Realschule (Direktor Dr. Venediger, 15 Lehrer, 10 Klassen, 298 Schüler), private höhere Handelsfachschule, königlich evang. Lehrerseminar (1820), simultane Provinzial- und landständische Taubstummenanstalt, 1822 durch die Loge gegründet und mit einer Fortbildungsschule für erwachsene Taubstumme beiderlei Geschlechts verbunden, städtische und private höhere Mädchenschulen, städtische Mädchenschule, Landwirtschafts-, Hebammen-, Mittel-, 5 Bürgerschulen, 3 evang. und 1 kath. Volksschule, Institut für weibliche Handarbeiten, Seminar für Lehrerinnen und eine Musikschule.
Mit der königl. Bibliothek (65000 Bände) ist zugleich verbunden die Amplonianische Handschriftensammlung (Schriften bis zum 9. Jahrh. zurück); im Martinsstift die sog. Ministerialbibliothek, meist theol. Inhalts, mit vielen auf Erfurt bezüglichen Handschriften; im Rathaus die Bibliothek des Stadtarchivs mit Handschriften und alten Drucken, im Dom das Domarchiv. Ferner bestehen Museen für Kunst und Kunstgewerbe und für städtische Altertümer, eine ethnogr. Sammlung; Akademie der Wissenschaften, Vereine für Geschichte und Altertumskunde, Kunst und Kunstgewerbe (mit Gemäldeausstellungen), Konzert- und Theaterverein, Gewerbe- sowie zahlreiche andere Vereine, eine Freimaurerloge, ein städtisches Theater. [* 36]
Krankenhaus zu Stettin
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* 37
Krankenhaus. Wohlthätigkeitsanstalten. Neues evang. und kath. Krankenhaus,
[* 37] Anstalt für Behandlung chronischer Krankheiten, Institut für
Heilgymnastik und Massage, Kliniken für Augen-, Ohren- und Frauenkrankheiten, Provinzialentbindungsanstalt, Pflegeanstalt für
kath. Frauen, evang. und kath.
Waisenhaus (53 Zöglinge, 17189 M. Kosten der Anstalt, davon 2327 M. Beitrag der Stadt). Die Stadt hatte
(Ende 1893) 8 Ortskrankenkassen (6570 Mitglieder, 111076 M. Einnahmen, 108
375 M. Ausgaben, 34970 M. Gesamtvermögen), 15 Betriebs-(Fabrik-)krankenkassen
(1927, 39772 M., 37973 M., 43000 M.), 6 Innungskrankenkassen (947, 14570 M., 12220 M., 8788 M.). In der offenen Armenpflege
wurden (1892/93) 1742 Personen unterstützt; die Gesamtkosten betrugen 176
851 M., wozu die Stadt 114
373
M. zuschoß. In der Altersversorgungsanstalt waren 196 Personen untergebracht; die Kosten betrugen 76164 M. Die beiden Siechenhäuser
beherbergten 100 Personen und erforderten 20000 M. Die beiden Heilanstalten haben zusammen 398 Betten, 3 Ärzte und 5 Assistenzärzte.
Lampen
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* 38
Lampen. Industrie, Gewerbe und Handel. Bedeutend ist die Herstellung von Damenmänteln (27 Firmen) und die Schuhfabrikation
(16 Fabriken mit etwa 1500 Arbeitern); ferner bestehen 3 Eisengießereien, 12 Webereien für Woll-, Baumwoll und Leinenwaren, 21 Buch-
und Steindruckereien, 12 Brauereien (Jahresproduktion etwa 130000 hl), Mahl-, Öl-, Graupen- und Schneidemühlen, 28 Kalk- und
Ziegelbrennereien, 4 Gerbereien sowie endlich Fabriken für Maschinen (8), Lampen
[* 38] (4), Malz (4), Gummiwaren
(4), Tabak
[* 39]
und Cigarren (6), Musikinstrumente (9), chem. Präparate, künstlichen Dünger, Leder, Seife (5), Stiefelwichse (5)
und Möbel
[* 40] (29). Die königl. Gewehrfabrik beschäftigt etwa 2600, die Betriebswerkstätte
der königl. Eisenbahndirektion etwa 500 Arbeiter.
Berühmt ist Erfurt durch seinen Gartenbau, seine Kunst- und Handelsgärtnerei, Gemüse- und Sämereihandel. Von den 20 im größern Umfange betriebenen Kunst- und Handelsgärtnereien beschäftigen mehrere, z. B. J. C. Schmidt, gegen 1000 Personen; 45 Gemüsegärtnereien (Blumenkohl, Weiß- und Rotkohl, Brunnenkresse) versenden ihre Erzeugnisse nach allen Weltteilen, in den Sommermonaten werden wöchentlich 40-60 t Blumenkohl, jährlich etwa 50000 Schock Brunnenkressenbündel ausgeführt. 1865 und 1877 fanden große Gartenbauausstellungen in Erfurt statt.
Neben der Reichsbankstelle, einer Handels- und einer Gewerbekammer bestehen eine Feuer-, Hagel- und Lebensversicherung «Thuringia» (1800000 M. Aktienkapital), Gasanstalt (Sitz der Direktion in Dessau), Straßenbahn-Aktiengesellschaft, Aktienbad-Gesellschaft, Erfurter Bank (Pinckert, Blanchard & Co.), Neue Erfurter Vorschußbank, kath. Spar- und Darlehnskasse St. Joseph, Erfurter Spar- und Leihbank, 8 Generalagenturen auswärtiger Versicherungsgesellschaften und 14 Zweigniederlassungen auswärtiger Handelsgeschäfte.
Bei der städtischen Sparkasse (1823 gegründet) waren (Ende 1892) auf 27964 Bücher 11408
448 M. eingezahlt, bei der Kreissparkasse
(1883 gegründet) auf (Ende 1889) 2812 Bücher 1
506
091 M. Im städtischen Leihhaus waren 1. April 1893 14886 Pfänder mit 95409 M.
beliehen. Erfurt ist Sitz der Thüringischen Baugewerks-Berufsgenossenschaft und ihrer 4. Sektion, sowie der 4. Sektion der Norddeutschen
Edel- und Unedelmetallindustrie- und der 13. Sektion der Fuhrwerks-Berufsgenossenschaft.
Staatsbahnen und Priva

* 41
Staatsbahnen. Verkehrswesen. Erfurt liegt an den Linien Halle-Bebra (Thüringer Eisenbahn), Erfurt-Sangerhausen (69,9 km), Erfurt-Ritschenhausen (87,4
km) und Nordhausen-Erfurt (79,6 km) der Preuß. Staatsbahnen
[* 41] und hat einen Centralbahnhof. Seit 20. Aug. 1894 ist
auf allen 3 Linien der frühern Pferdebahn der elektrische Betrieb eingeführt worden. Die Gesamtlänge der Gleise dieser 3 Linien
beträgt 10428 m. Der Wagenpark besteht aus 45 Wagen (29 Motor- und 16 Anhäugewagen). Vom 1. Okt. 1893 bis 30. Sept. 1894 wurden 1748
203
Personen befördert.
Erfurt hat ein Postamt erster Klasse mit drei Zweigstellen, ein Telegraphenamt erster Klasse und Fernsprecheinrichtung. 1893 kamen
an (gingen ab) 6192
320 (14131156) Briefe, Postkarten, Drucksachen und Warenproben, 381
736 (680774) Pakete ohne, 29959 (24644)
Briefe und 5115 (5273) Pakete mit Wertangabe, 46571 Postnachnahmesendungen und Postauftragsbriefe. 24,747 Mill.
M. wurden auf Postanweisungen aus-, 13,552 Mill. M. eingezahlt; 2
424
199 Zeitungsnummern wurden ausgegeben. Der Telegraphenverkehr
umfaßte 172
149 Telegramme, darunter 87798 abgegangene.
Vergnügungsorte, Umgebung. Von den zahlreichen öffentlichen Gärten der Stadt sind die besuchtesten der Vogels- und der Karthäusergarten. Die Umgebung ist besonders nach Süden sehr anmutig durch den Steigerwald, dessen Restaurants und schöne Promenadenwege viel besucht werden.
Geschichte. Erfurt ist eine uralte german. oder slaw. Gründung und wurde bald ein bedeutender ¶
Fortsetzung Erfurt:
→ Seite 56.278 || tauschplatz zwischen fränk. und slaw. Waren. Das 741 von Bonifatius gegründete Bistum ging