Essäer | eLexikon | Judenthum - Sekten
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Esquirol - Essäer
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Essäer | (Essener, nach Philo vom griech. hósios, heilig, nach andern vom chald. asia, Arzt), eine von / 424 |
Essäer
424 Wörter, 3'080 Zeichen
Essäer
Essäismus - Essek
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Seite 5.856.(Essener, nach Philo vom griech. hósios, heilig, nach andern vom chald. asia, Arzt), eine von Josephus und Philo ausführlich erwähnte, seit der Makkabäerzeit nachzuweisende religiöse Partei, eine Art Ordensgesellschaft im Judentum. Sie suchten ¶
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die höchste Stufe priesterlicher Heiligkeit durch Reinigung des Geistes von dem Sinnlichen und Irdischen, durch Andacht, Zurückgezogenheit von der Welt, Enthaltsamkeit etc. zu erstreben. Sie hielten auf strenge Sabbatfeier, häufige Gebete und Fasten, verwarfen den Genuß von Fleisch und Wein sowie den Reichtum und empfahlen die Ehelosigkeit als eine höhere, wenn auch nicht unerläßliche Stufe der Vollkommenheit. Tägliche Waschungen entsprachen der innern Reinigung, an diese erinnerte auch die weiße Kleidung.
Das Schlachten [* 3] eines Tiers war verboten, ebenso der Eidschwur. Ihren Unterhalt erwarben die Essäer durch Landwirtschaft, Ausübung der Heilkunde, durch sympathische Kuren, Geisterbeschwörungen und Betreibung der mit dem Krieg nichts gemein habenden Handwerke. Den Handel verabscheuten sie als eine Hauptquelle der Hab- und Herrschsucht. Sie wohnten in Dörfern und Kolonien beisammen, vorzüglich in Judäa, am Toten Meer, und mieden die Städte wegen der daselbst herrschenden Weltlichkeit.
Die Zahl der Essäer betrug zu Philos Zeit über 4000. Jede Art von Herrschaft galt unter ihnen für frevelhafte Zerstörung der Naturordnung. Keiner hatte in Kleidung, Wohnung und Nahrung vor den andern einen Vorzug. Was der Einzelne erwarb, gehörte der Gesellschaft zum gemeinschaftlichen Gebrauch; erwerbsunfähige Mitglieder wurden sorgfältig gepflegt, auch Notleidende außerhalb des Bundes unterstützt. Gemeinschaftliche Mahlzeiten mit Gebet, Gesang und andern Zeremonien belebten die gegenseitige Verbindung.
Orden
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Orden.Die Aufnahme in den Orden, [* 4] der eine lange Prüfung in der Askese vorausging, bestand in einem Schwur der Treue, in der Erteilung der Abzeichen des Vereins, einer Schürze und Hacke (letztere angeblich zum Eingraben der Exkremente), und Besprengen oder Waschen mit Wasser. Erst nach zwei Jahren indessen gelangte der Novize zur Teilnahme an den gemeinsamen Mahlen und an allen Rechten des Bundes, nachdem er vorher die strengste Beobachtung der in der Gesellschaft geltenden Gesetze sowie Verschwiegenheit hinsichtlich derselben gelobt hatte.
Religiöse Studien gehörten zu den täglichen Geschäften, vorzüglich aber nahmen sie den Sabbat in Anspruch. Gott ist nach dem Essäismus das reine, heilige, unvergleichliche und unbegreifliche Urlicht, aus welchem eine Menge Geister (Erzengel und Engel, die Platonischen Ideen) hervorgingen, von denen die sinnliche Welt aus der an sich seelenlosen, unbeweglichen, toten Materie geformt wurde. Die Tugend besteht in dem Ringen nach Befreiung des Geistes aus der Materie. Der asketische und theosophische Zug, welcher den Orden der Essäer charakterisiert, ist auch früh schon ins Christentum eingedrungen; die essäische Form des letztern ist die Sekte der Elkesaiten (s. d.).
Vgl. Lucius, Der Essenismus in seinem Verhältnis zum Judentum (Straßb. 1881).