Französische Kunst | eLexikon
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
Titel
Elemente zu Französische Kunst:1) Baukunst. Die Menhir (s. d.) und Dolmen (s. d.)
2) Bildnerei. Von kelt. Skulpturen ist in Frankreich soviel wie nichts übrig. Die Altäre
2) nehmen eine solche Mittelstellung ein. Die romantische Richtung fand nur wenige entschiedene Vertreter in der
1) wenige Malernamen und besonders sehr wenige Staffeleigemälde hinterlassen. Im 17. Jahrh. erhielt die franz.
1) und wurde zum Gründer der romantischen Schule. War der Klassicismus vorwiegend zeichnerisch
Französische
Kunst, jene Kunst, welche sich seit der Verschmelzung der Franken mit den im alten Gallien ansässigen roman. Kelten sowie mit den Romanen der südl. Lande zu einer Nation entwickelte, im weitern Sinne aber alle auf dem Boden des heutigen Frankreichs entstandene Kunst. (Hierzu die Tafeln: Französische Kunst I-VI.)
Baukunst I
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Baukunst.1) Baukunst. [* 2] Die Menhir (s. d.) und Dolmen (s. d.), welche sich in Frankreich in nicht geringer Anzahl finden, gehören einer vorgeschichtlichen Zeit an. Mit dem Eintritt in den röm. Interessenkreis und mit der Unterwerfung durch Cäsar wurde Frankreich dem antiken Bauwesen zugeführt, welches in allen Teilen des Landes, sowohl im Süden (Maison carrée, ein korinth. Tempel [* 3] von vorzüglicher Erhaltung, zu Nîmes) als im Norden [* 4] (Triumphthor zu Reims) [* 5] monumentale Werke hinterließ.
Erst mit der beginnenden Befestigung des nationalen Königtums im frühen Mittelalter erscheint eine selbständige Architektur des romanischen Stils, die sich aber ganz wesentlich nach den einzelnen Landesgebieten unterscheidet. Im südl. Frankreich wird im 12. Jahrh. die Überwölbung der Bauten durch die Tonne angestrebt, sodaß diese über den Mittelschiffen der basilikalen Kirchenanlagen ruht, während zwei Halbtonnen strebbogenartig die Seitenschiffe überdecken.
Toulouse (Stadt)
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Toulouse.Das Detail zeigt noch deutlich den Zusammenhang mit der Antike, soweit dies die ungeübte Meißelführung und die technische Unsicherheit gestatteten. Die Kathedrale zu Avignon, die Kirchen zu St. Gilles, St. Trophime zu Arles zeigen diese Anlage in fortschreitender Entwicklung; St. Sernin zu Toulouse, [* 6] die Abteikirche zu Conques und Notre-Dame du Pont zu Clermont stellen die Vollendung dieser strengen, wuchtigen Kunstrichtung dar, welche sogar dort, wo albigensische Einflüsse sich geltend machten, in ihrer Formeneinfachheit vor schlichten, tonnengewölbten Saalbauten (Kathedrale zu Toulouse, Béziers u. a.) nicht zurückschreckte.
Höher noch entwickelte sich die Baukunst in Burgund unter dem Einfluß der Cistercienser und Cluniacenser. Während die erstern die Veranlassung gaben, daß fast alle Cistercienserkirchen gewisse von der strengen Regel geforderte Eigentümlichkeiten: die schlichte Größe, den geraden Chorabschluß, den Mangel an Türmen übernahmen, wurden durch die Cluniacenser die mit Kapellen und Umgängen versebenen reichen Chorhäupter, welche im nördl. Frankreich zuerst in Anwendung kamen, für die ganze christl. Baukunst auf lange Zeit vorbildlich.
Venedig
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Venedig.Schon in der neuerlich ausgegrabenen Grabeskirche des heil. Martin zu Tours [* 7] (472 geweiht) zeigt sich eine solche Chorentwicklung. Im westl. Frankreich bildeten sich Kuppelkirchen heraus, welche jenen der Byzantinischen Kunst (s. d.) nahe verwandt sind. Beispiele sind die Kathedralen zu Cahors (Ende des 11. Jahrh.) und Angoulême (12. Jahrh.). Das vollendetste, überhaupt eins der raumschönsten Werke ist St. Front zu Perigueux, dessen Anordnung und Maße mit der Markuskirche zu Venedig [* 8] übereinstimmen. In der Normandie endlich bildete sich ein Bausystem von strenger Gesetzmäßigkeit, einfacher klarer Grundanlage aus, welches die Kreuzgewölbe mit der Basilika [* 9] in innigen Zusammenhang brachte, den Turmbau stattlich bedachte und in der Ornamentation jene Linienspiele und Rankenwerke nicht vergaß, welche die Eigentümlichkeit der nordischen Frühzeit sind. Die Kirche St. Etienne (s. Taf. II, [* 1] Fig. 3) und die Dreifaltigkeitskirche zu Caen dürfen als Beispiele normann.
Französische Kunst
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Seite 57.153.Kunst des 11. Jahrh. und als Vorbilder für die mit Wilhelm dem Eroberer über den Kanal [* 10] schreitenden engl. Kunstart gelten. Im mittlern Frankreich beginnt sich früh das System des Gotischen Stils (s. d.) auszubilden, welches hier seine eigentliche Wiege hat. Die 1144 geweihte Kirche von St. Denis bei Paris [* 11] zeigt zuerst das Strebesystem mit dem Spitzbogen und den reich entwickelten Chorabschluß, also die entscheidenden Merkmale franz. Frühgotik. Die Kirche St. Remi zu Reims, die Kathedralen von Paris (s. den Grundriß Taf. II, [* 1] Fig. 13, und Tafel: Pariser Bauten, [* 1] Fig. 1, beim Artikel Paris), Laon (s. das Kapital Taf. I, [* 1] Fig. 7), Bourges, entwickeln diese in der glanzvollsten Weise fort, sodaß mit dem beginnenden 13. Jahrh. die Gotik ihre herrlichsten Werke in Angriff nehmen konnte. Die Kathedralen zu Chartres (1195-1260; s. Taf. I, [* 1] Fig. 2, und den Grundriß Taf. II, [* 1] Fig. 14), Reims (1212 begonnen; s. Taf. I, [* 1] Fig. 4 u. 6), Amiens [* 12] (1220-88; s. Taf. I, [* 1] Fig. 1 u. 3), Beauvais, die Samte Chapelle zu Paris (1243-51; s. Taf. II, [* 1] Fig. 5) zeigen in fortschreitender Verfeinerung die got. Kunst auf ihrer höchsten Höhe sowohl in kraftvollem Ausdruck ihrer Baugedanken als in monumentaler Größe und stilistischer Vollendung. Die Grundrisse erhalten bis zu fünf Schiffe, [* 13] das Chorhaupt wird in einen Kranz von Kapellen aufgelöst, die ¶
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Querschiffgiebel und namentlich die Westansicht erhalten die prunkvollste Ausstattung, während in der Regel zwei Türme dem Streben nach aufsteigender Formenentwicklung entsprechend emporragen. Die Bauschulen des mittlern Frankreich, namentlich der Franche-Comté sowie jene Burgunds erlangten durch diese großartigen Leistungen im 13. Jahrh. eine weltbeherrschende Stellung, sodaß allerorten Kirchen nach franz. Vorbild dort gotisch, hier romanisch erbaut wurden.
Spanien und Portugal
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Spanien.Die Normandie nahm die got. Anregungen früh auf, wie dies die Kathedralen zu Rouen [* 15] (1200-80), Le [* 16] Mans, [* 17] Tours u. a. beweisen; der Süden folgte ihnen ebenso, indem er in den Kathedralen von Auxerre, Lyon, [* 18] Clermont-Ferrand, Limoges, Narbonne glänzende, sowohl technisch wie künstlerisch bedeutende Werke zur Erscheinung brachte. Im 14. Jahrh., während des Exils der Päpste in Avignon, sammelten sich dort abermals die künstlerischen Kräfte, um in den Kathedralen von Albi, Toulouse u. a. großraumige, mit zahlreichen Kapellen umgebene, fein gegliederte Bauten zu schaffen, die sowohl auf Spanien [* 19] (Barcelona, [* 20] Gerona) als auf Deutschland [* 21] (Prag [* 22] u. a.) entscheidenden Einfluß gewannen. In kühner Meißelfertigkeit und feinem Schmucksinn sind sie verwandt mit den nordfranz. Kathedralen jener Zeit: St. Ouen zu Rouen, St. Urbain zu Troyes, Notre-Dame de l'Epine zu Châlons-sur-Marne, Meaux u. a., in welchen das System der Gotik meisterhaft, aber oft schon bis zur Spitzfindigkeit verfeinert zu seinen letzten Zielen geführt wurde.
Die Spätgotik hat es nur zu wenigen eigenen Bauwerken größerer Anlage gebracht. Auch sie suchte wie in andern Ländern ein reicheres Spiel der Linien (Flamboyant, s. d.), die Auflösung der Mauermassen in tragende und stützende Glieder, [* 23] die Umspinnung mit reichster Ornamentation hervorzuheben sind: die Thore von Notre-Dame zu Rouen, die Kathedrale zu Beauvais, die Kirchen St. Maclou zu Rouen, Notre-Dame de Brou zu Bourg. Von hoher Bedeutung sind namentlich die Werke des Profanbaues, das mächtige Schloß der Päpste zu Avignon, jenes zu Pierrefonds, zu Tarascon, das Louvre zu Paris, der Justizpalast zu Rouen (s. Taf. II, [* 14] Fig. 2), die Schlösser Meillant, Chaumont u. a. Die Häuser des Jacques Coeur zu Bourges (s. Taf. I, [* 14] Fig. 5)), de la Trémouille und Cluny zu Paris zeigen eine fortschreitende Umgestaltung vom finstern festungsartigen Charakter zu freier Heiterkeit und offener Wohnlichkeit.
Namslau - Nancy [unkor
![Bild 62.165: Namslau - Nancy [unkorrigiert] Bild 62.165: Namslau - Nancy [unkorrigiert]](http://peter-hug.ch/meyers/thumb/62/62_0165.jpeg)
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Nancy.Mit dem Ende des 15. Jahrh. begann die Renaissance in Frankreich Boden zu fassen und zwar gerade im Profanbau. An Schlössern wie Ambroise, Gaillon, Palästen wie jener der Herzöge zu Nancy [* 24] begegnet man zum erstenmal antiken Gebilden meist ausschließlich ornamentaler Art, welche die got. Konstruktion umhüllen. Unter König Franz I. erlangte dann der Frührenaissancestil (Style François premier) seine Vollendung, der zwar noch vorzugsweise dekorativ ist, sich aber durch die edle Vornehmheit seiner Einzelformen, durch die feine durchgebildete und gedankenreiche Ornamentation auszeichnet. Die Königsschlösser Blois (s. Taf. II, [* 14] Fig. 15), Chambord, Madrid [* 25] bei Paris, Fontainebleau, St. Germain-en-Laye, Villers-Cotterets, Folembray sowie das Stadthaus zu Beaugency (s. Taf. II, [* 14] Fig. 9) und das sog. Haus Franz' I. in Orléans [* 26] (s. das Kapitäl Taf. II, [* 14] Fig. 10) sind Merkmale dieses Stils sowie der Bauleidenschaft, welche diesen Herrscher beseelte. Zahlreiche Herrensitze, darunter Chantilly, Châteaudun, Beauregard, Bournazel sowie städtische Gebäude bekunden, daß er in dieser Leidenschaft zu seiner Zeit nicht allein stand. Der Kirchenbau dagegen kam der Profankunst an Bedeutung nicht annähernd gleich; hervorzuheben sind hier z. B. die Chorkapellen der Kirche St. Pierre zu Caen (s. Taf. II, [* 14] Fig. 4).
Karten zur Geschichte
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Italiens.Unter den letzten Valois erhielt die franz. Architektur eine strengere formale Ausbildung. Die Architekten Lescot, De l'Orme, Du Cerceau u. a. waren es, welche mit feinem Formensinn die antiken Säulenordnungen für den franz. Geschmack, zum Teil mit Absichtlichkeit, ummodelten und in veränderter Gestalt an ihren Bauten verwendeten. Das Louvre (s. Taf. II, [* 14] Fig. 11) und die Tuilerien zu Paris, die königl. Schlösser Anet, St. Maur und Ecouen sowie zahlreiche, von den Großen errichtete Bauten sind in dieser Zeit mit großem Verständnis für farbige Materialwirkung, mit steigender Sicherheit in den architektonischen Formen geschaffen und mit vorzüglichen Innenausstattungen versehen worden. Unter König Ludwig XIII. beginnt die Hochrenaissance, geschult durch Theoretiker und durch den wachsenden Einfluß Italiens, [* 27] immer mehr einzugreifen, indem die Formen voller, gedrungener, üppiger werden (Style Louis-treize), bis durch Maria von Medici und ihren Architekten Debrosse (Palais Luxembourg, s. d.) die Barockschule von Florenz [* 28] nach Paris übertragen und namentlich von den Jesuiten (St. Louis-St. Paul zu Paris) gepflegt wurde.
Mit dem Regierungsantritt Ludwigs XIV. beginnen die Kämpfe zwischen dem Barock Italiens und der Niederlande [* 29] einerseits und dem nationalen Klassicismus andererseits. Die erstere Richtung erhält zunächst unter der Kunstherrschaft des Malers Lebrun den Sieg: Bernini wird nach Paris berufen, um den Louvrebau zu leiten. Lebrun und seine Genossen selbst schaffen im Hôtel Lambert-de-Thorigny, Lepautre im Schloß St. Cloud Malereien von hoher Pracht, die jedoch der italienischen gegenüber immer noch gemäßigt ist.
Aber den franz. Architekten François Mansart, Leveau ^[heutige Schreibung: Le Vau], Perrault, Blondel gelang es durch systematische Ausbildung der Kunstregeln des Bauens, sowie durch die jene Kunstregeln feststellende und in Achtung erhaltende Bauakademie, welche 1671 in Paris gegründet wurde, gegen das Barock zunächst das Feld zu behaupten und sowohl im Innern wie im Äußern die klassische Strenge beizubehalten. Die Schlösser Maisons-sur-Seine und Blois von Mansart, Veaux le Vicomte ^[heutige Schreibung: Vaux-le-Vicomte] und Versailles [* 30] von Leveau ^[heutige Schreibung: Le Vau], die Façade des Louvre zu Paris von Perrault und zahlreiche Hotels in und um Paris, die Kirchen Val de Grâce von Mansart und Lemercier, des Quatres Nations von d'Orbay geben Beweise der strengern Richtung, während Lebrun und seine Schule in der Einrichtung von Versailles, des Apollosaales im Louvre u. a. seine Hinneigung für Italien [* 31] (für Pietro da Cortona) bekundete (Style Louis-quatorze).
Französische Kunst
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Seite 57.154.Mit dem Tode Ludwigs XIV., während der Regentschaft (Style Régence), begann die vom Hofe zurückgehaltene barocke Richtung, jedoch zu einem reizvollen Rokoko gemildert, sich wieder geltend zu machen. Zwar widerstand die von der Akademie geleitete Schule in der Außenarchitektur, welche selbst während der Regierung Ludwigs XV. (Style Louis-quinze) klassische Formen verwendete. Hardouin-Mansart, ¶
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Bruant, L'Assurance, Boffrant, Cotte, [* 33] Briseux und zahlreiche andere bauten ihre großen Façaden mit einer zwar vielfach etwas lässiger werdenden Strenge, entwickelten dafür aber im Innern die eigenwilligste Rokokodekoration, wie sie durch Oppenord und Meissonier vorzugsweise angeregt und von Boucher und Watteau malerisch unterstützt worden war. Hardouins Invalidendom und Schloßkapelle zu Versailles charakterisieren den Kirchenbau dieser Zeit, der zwar von weltlicher Haltung, doch von großer Feinheit ist.
Die Schlösser jener Zeit, das von Hardouin erweiterte Versailles, das Palais Bourbon von Giardini, die Schlösser zu Straßburg [* 34] von Cotte, Lunéville von Boffrant, Nancy von Héré und zahlreiche Hotels geben von diesem Zwiespalt Kenntnis, während eine Fülle von glänzenden Einrichtungen, namentlich im Palais Rohan (jetzt Nationalarchiv), Banque de France, in Versailles, Fontainebleau, Trianon u. a. O. sich die Rokokogebilde erhielten. Abermals wurde die franz. Baukunst maßgebend für die ganze Welt: es gelang ihr, die von den Italienern durch die Renaissance erlangte Vorherrschaft wieder völlig an sich zu reißen und über ein Jahrhundert lang zu behaupten.
Pompeji (Ausgrabungen:
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Pompeji.Den Sieg des Klassicismus (Style Louis-seize) führte Servandoni durch seinen Entwurf für die Kirche St. Sulpice herbei (1732). Unter dem Einfluß der Frau von Pompadour und der damals entdeckten antiken Baureste von Pompeji [* 35] kam schon mit den fünfziger Jahren ein Rückschlag gegen die Rokokodekoration. Gabriels Bauten (Trianon, Garde-Meubles zu Paris) leiteten zu der streng antiken Richtung über, zu welcher Englands Palladianismus (s. d.) die Anregung gab. Alle vom Rokoko noch herstammenden Umbildungen der Façadenmotive wurden zu Gunsten einer wachsenden Eintönigkeit aufgegeben.
Europa. Fluß- und Gebi
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Europa.Contant d'Yvri und Soufflot, ersterer mit dem Plan zur nicht ausgeführten Kirche Ste. Madeleine, dieser mit Ste. Geneviève (jetzt Pantheon; s. Taf. II, [* 32] Fig. 1), führten zu jener vollkommenen Strenge über, weiche die Revolutionszeit kennzeichnet (Style Messidor). Gondouin (Ecole de Chirurgie), Chalgrin (Kirche St. Philippe du Roule), Clérisseau hatten diesen schon unter Ludwig XVI. verbreitet. Er erhielt sich, zu steigender, aber stets leerer und ruhmrediger Prachtentfaltung gelangt, während des ersten Kaiserreichs (Style Empire), wo er in Percier und Fontaine, Chalgrin (Arc de l'Etoile; s. Taf. II, [* 32] Fig. 8), Vignon (Umbau der Madeleinekirche; s. Taf. II, [* 32] Fig. 6 u. 7) für Paris, in d'Yxnard (Schloß zu Koblenz), [* 36] Grandjean de Montigny (Museum zu Cassel), Montferrand (Isaakkirche zu St. Petersburg) [* 37] für das Ausland arbeitende Künstler fand, sodaß der Geschmack von Paris wieder in einer selbst die großen Erfolge unter Ludwig XIV. übersteigenden Weise Europa [* 38] beherrschte.
Die antike Richtung erhielt sich auch noch bis in das zweite Kaiserreich, wie z. B. Normands Villa für den Prinzen Jérôme Napoleon beweist. Sie erfuhr aber auch von einigen Architekten eine Fortbildung zu modernerer Beweglichkeit und Vielgestaltigkeit (Style Néo-grec), welche in den Werten des Labrouste (Bibliothek Ste. Geneviève), Duc (Palais de Justice) ihre schönste Ausbildung erlangte. Dagegen trat seit den dreißiger Jahren die romantische Schule mit in Wettbewerb um die Gunst und brachte somit in das Schaffen einen Zwiespalt, der erst in neuerer Zeit überbrückt wurde. Die franz. Architekten beteiligten sich lebhaft an der Erforschung der alten Kunstwerke, König Ludwig Philipp und die folgenden Regierungen gaben ihnen durch Wiederherstellung der während der Revolutionszeit zerstörten Bauwerke Gelegenheit zu reproduzierender Thätigkeit. Die Vollendung des Louvre (s. Taf. II, [* 32] Fig. 12) und der Tuilerien durch Visconti und Lefuel führte diese der nationalen Renaissance zu; Lebas, Hittorff suchten bei den Kirchen Notre-Dame de Lorette und St. Vincent de Paul die Basilika klassisch durchzubilden; Duban, Gau, Ballu, Baltard pflegten die Renaissance in ihren verschiedenen Abstufungen, blieben aber auch der Gotik nicht fern, welche Vaudoyer (Kathedrale zu Marseille), [* 39] Viollet-le-Duc (Erneuerung von Notre-Dame zu Paris), Lassus u. a. in begeisterter Wiederaufnahme der nationalen Kunst des 13. Jahrh. auf ihre Fahne schrieben.
Während die Baukunst unter Napoleon III. das Bild einer bunten Zerrissenheit giebt, während die einzelnen Schulen mit Eifer oft in unduldsamer Weise über den Wert der alten Stile für die neue Zeit kämpften, hat sich in neuerer Zeit eine größere Befreiung von den alten Vorbildern und zugleich ein entschiedeneres Streben geltend gemacht, Neues und für unsere Zeit Eigenartiges zu schaffen. Schon in Garniers neuem Opernhaus (s. Tafel: Pariser Bauten, [* 32] Fig. 3, beim Artikel Paris), dann im neuen Stadthaus von Ballu und Deperthes (s. Tafel: Rathäuser II, [* 32] Fig. 2), im Trocaderopalast von Davioud und Bourdais, in zahlreichen neuern Werken von Questel, Lalande, Boeswillwald, Abadie, Vaudremer, Corroyer u. a. tritt die neue Kunst in wechselnden Stilformen, doch geschlossen in der eigenartigen Gesamtbehandlung dem Beschauer entgegen, und zwar als eine solche, die den Keim zu einer großartigen Fortentwicklung unverkennbar in sich trägt und immer mehr in der baukünstlerischen Darstellung der die Nation beherrschenden Gedanken fortschreitet.
Vgl. Viollet-le-Duc, Dictionnaire raisonné de l'architecture française du XIe au XVIe siècle (10 Bde., Par. 1854-69);
H. Revoil, Architecture romane du midi de la France (3 Bde., ebd. 1867-73);
Gonse, L'art gothique (ebd. 1890);
Dehio und von Bezold, Die kirchliche Baukunst des Abendlandes (Stuttg. 1884 fg.);
Berty, La renaissance monumentale en France (2 Bde., Par. 1864);
Sauvageot, Palais, châteaux etc. de France du XVe au XVIIIe siècle (4 Bde., ebd. 1860-65);
Palustre, La renaissance en France (ebd. 1879 fg.);
Lübke, Geschichte der Renaissance in Frankreich (2. Aufl., Stuttg. 1885);
Du Cerceau, Les plus excellents bastiments de France (neue Aufl. von Destailleur, 2 Bde., Par. 1873);
Blondel, Architecture françoise (Bd. 1-4, ebd. 1752-56);
Gurlitt, Geschichte des Barockstils, des Rokoko und des Klassicismus, Bd. 2 (Stuttg. 1888);
Barqui, L'architecture moderne en France (Par. 1865-71);
Rouyer, L'art architectural en France depuis François Ier jusqu'à Louis XIV (2 Bde., ebd. 1859-60);
C. Daly, L'architecture privée au XIXe siècle (3 Bde., ebd. 1860-77).
2) Bildnerei. Von kelt. Skulpturen ist in Frankreich soviel wie nichts übrig. Die Altäre, Cippen, Sarkophage u. s. w. der gallisch-röm. Zeit sind von fabrikmäßigem Machwerk, das bei den Skulpturen der fränk. Periode völlig verwildert erscheint. Die franz. Bildnerei des roman. Stils zeigt zwei sehr verschiedene Typen der menschlichen Gestalt; der eine erscheint als Nachklang der Antike, kurz und rund; der andere mit parallelen Falten der ¶
Fortsetzung Französische Kunst:
→ Seite 57.154a || der, kostbaren Trachten, Verzeichnungen in der Fußstellung zeigt byzant. Einflüsse. Im 12.