peter-hug.ch

Freiburg | eLexikon | Geographie - Deutschland - Baden

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
  • ️Tue Jun 01 1909
Titel
Elemente zu FREIBURG:

Klima.

Ackerbau.

Unterrichtswesen.

Wasserkräfte.

Verkehrswege.

Industrie und Handel.

Staatsfinanzen.

Gemeindevermögen.

Besitz an Immobilien und Mobilien.

Hypothekarschuld.

Spitäler und Asyle.

Gemeinnützigkeit.

Studien- und Lehrlingsfonds.

Justiz und Kriminalität.

Geistiges Leben.

Wichtige Ereignisse.

[47.1026] FREIBURG (Fribourg) (Kt. Freiburg

[47.1237] FREIBURG Kanton. Bd II

* Freiburg

(Kanton) (Fribourg). Oberfläche, Bevölkerung. Nach den Katasterplänen beträgt die Oberfläche des Kantons 157.452 ha. Die Gebäude und Plätze bedecken ungefähr 825 ha, die Gärten 350, die Weinberge 225, die Wiesen 64000, die Felder 20000, die Wälder 31500, die Weiden 27200, der unproduktive Boden und die Gewässer 13400 ha, worin die ungefähr 7000 ha des Neuenburger- und des Murtensees nicht inbegriffen sind. Die Zahl der Häuser ist 19061;

die Zahl der Haushaltungen 25964. Die Bevölkerung (127951 Seelen) verteilt sich nach Geschlecht, Konfession, Sprache und Herkunft folgendermassen: 64694 männliche, 63257 weibliche;

108.440 Katholiken, 19305 Protestanten, 167 Juden;

87353 französisch, 38738 deutsch, 1679 italienisch, 18 romanisch sprechenden;

105.138 Freiburger, 18441 Schweizer aus andern Kantonen, 4372 Fremde. 17289 Freiburger befinden sich in andern Kantonen, besondern in den Kantonen Waadt, Neuenburg, Genf und Bern. Die mittlere Zahl der jährlichen Heiraten während der Periode 1903-1907 betrug 6,92 auf 1000 Ew., die Zahl der Geburten 36,09, der Todesfälle 21,39. Die betreffenden Mittel für die Schweiz (1907): Heiraten 7,82, Geburten 27,73, Todesfälle 16,81. Die Kindersterblichkeit erreicht das Verhältnis von einem Sechstel bis einem Fünftel der Geburten;

für die ganze Schweiz beträgt sie ungefähr einen Achtel der Geburten.

Die mittlere Zahl der Scheidungen beträgt (1903-1907) jährlich 9,6, das heisst ein Verhältnis von 1,07% der während des Jahres gefeierten Heiraten; das entsprechende Mittel für die ganze Schweiz ist 4,8 Scheidungen auf 100 geschlossene Ehen. Die mittlere Zahl der Todesfälle, die jährlich durch die Schwindsucht hervorgerufen wurden, beträgt (1903-1907) 1,80 auf 1000 Ew. Die Verhältnisse der Todesursachen, nach der Statistik von 1901-1905, sind folgende: Lungenentzündung, 10,58% der Todesfälle;

Schwindsucht 8,32;

Darmentzündung der kleinen Kinder 8,32;

angeborne Schwäche 8,11;

Krebs 5,56;

Altersschwäche 3,65;

Tuberkulose mit Ausschluss der Schwindsucht 3,15;

Unfälle 2,90;

Diphtheritis 2,16;

Masern 1,84;

Keuchhusten 1,20. Die mittlere Zahl der Selbstmorde war (1903-1907) 18,6 jährlich, das heisst ein Verhältnis von 6,6 Selbstmorden auf 1000 Todesfälle;

entsprechendes Mittel der Schweiz: 13,2.

[A. Dessonnaz.]

Klima.

Die früher angegebenen Mitteilungen über das Klima verlangen eine nähere Angabe. Von den drei klimatische Zonen (Region der Seen, des Mittellandes und der Voralpen) hat die erstgenannte das mildeste Klima; mittlere Jahrestemperatur: 8,5-9° C. Der Wein und der Tabak gedeihen da noch. Das Mittelland hat eine mittlere Jahrestemperatur von 7,2°. In der Region der Voralpen sinkt das Mittel im Verhältnis zur Höhe; es ist 5,6° in den Hochthälern von Greierz, in einer Höhe von 1000 m. Die Zahl der Regentage und des Wasserniederschlags ändern von einer Zone zur andern, mit Tendenz zum Maximum, wenn man sich der Bergregion nähert. Die folgende Tabelle zeigt das Mittel aus den Beobachtungen von 1898-1907:

Höhe. m Gefal­lene Was­ser­menge. mm Re­gen- oder Schneetage.
Mur­ten (See) 468 875 140
Freiburg (Saane) 640 993 143
Plaffeien (Sense) 850 1145 133
Mar­sens (Unter Greierz) 727 1208 145
Valsainte (Ober Greierz) 1032 1652 142

Trotz seines hohen Regenmittels erfreut sich Marsens (Unter Greierz) einer mittleren Zahl von klaren Tagen (70), die diejenigen von Greierz (50) übersteigen; das Mittel der bedeckten Tage ist in Marsens 140 und in Freiburg 160. Der Nebel herrscht 40 bis 50 Tage im Mittelland (Freiburg-Romont-Marsens); in den Thälern, deren Höhe 800 m übersteigt, verzeichnet man jährlich kaum 10 Nebeltage.

[Dr A. Gockel.]

Ackerbau.

Der Ackerbau ist die wichtigste Erwerbsquelle des Kantons; er ist der Grund des Wohlstandes und des Kredites des Staates. Dieser hat darum auch seine Anstrengungen und Aufmunterungen vermehrt um den Fortschritt im Ackerbau anzutreiben und an die Stelle des überlieferten und altgewohnten Vorgehens vernünftige und wissenschaftliche Methoden zu setzen. Die Zählung von 1905 ergab das Vorhandensein von 12448 landwirtschaftlichen Betrieben mit 120.000 ha Terrain, wovon drei Viertel auf die Wiesen und Weiden entfallen; die Felder bedecken ungefähr ein Sechstel der Bodenoberfläche.

Die kleinen und mittleren Betriebe herrschen vor;

die Hälfte der Betriebe verfügt nicht über 5 ha, nur ein Zehntel hat eine Oberfläche, die 20 ha übersteigt;

das Mittel ist 9,7 ha.

Ausserdem ist jeder Besitz in zerstreute Parzellen von geringer Ausdehnung zerstückelt;

das Mittel ist 8 Parzellen per Betrieb.



Freiburg (Kanton)

Bild 47.1021: Freiburg (Kanton)
* 2 Seite 47.1021.

Der vierte Teil der landwirtschaftlichen Betriebe verfügt über ein Besitztum, das aus über 10 Parzellen besteht. Es ist dies ein Hindernis für den technischen Fortschritt des Ackerbaus, ausserdem auch ein Grund des geringen wirtschaftlichen Wohlstandes infolge der Zunahme der Betriebskosten, die daraus erfolgen. Im Jahre 1906 hat der Grosse Rat durch ein Gesetz erkannt, dass die Neugestaltung des Grundbesitzes einem öffentlichen Nutzen entspricht; die übertriebene Zerstückelung und Zerstreuung soll dadurch unterdrückt werden, sie geniessen die Wohltat der Staatsunterstützung und der Steuerfreiheit. Drei Fünftel des Bodens werden von den Besitzern selbst bebaut, zwei Fünftel von Pächtern. Die grossen Betriebe sind zum grossen Teil verpachtet. Drei Viertel der kleinen und mittleren Betriebe werden von den Besitzern selbst bebaut. In zwei Fünfteln der Betriebe

mehr

werden landwirtschaftliche Maschinen gebraucht, im Ganzen 8380, vowon 4121 Dresch- und 3228 Mähmaschinen. 3,5% der Betriebe besitzen hydraulische, elektrische oder Dampfmotore mit 1320 Pferdekräften.

vergrössern: Kanton Freiburg: Schwarzsee gegen Schweinsberg.
Kanton Freiburg: Schwarzsee gegen Schweinsberg.

Der Futteranbau für die Viehzucht nimmt im freiburgischen Ackerbau den Hauptplatz ein. Ihrerseits bezweckt die Viehzucht gleichzeitig die Milchproduktion, die Nachzucht und den Viehhandel. Die Sömmerung spielt in der Viehzucht eine grosse Rolle. Im bergigen Teil des Kantons bestehen 799 Sömmerungen mit je drei bis sechs Weiden; sie alle können während ungefähr drei Monaten mehr als 26000 Kühe fassen. Der Bergbesitz besteht aus grossen zusammenhängenden Stücken, sie gehören gewöhnlich Privatpersonen, ein Viertel ungefähr gehört Gemeindegenossenschaften. Die Alpzone im S. des Jaunbaches, der Trême und der Veveyse besitzt die besten Alpschaften; die Zone der Voralpen bietet infolge ihrer geologischen Natur (Flysch) die geringsten Weiden. Der Staat beschäftigt sich systematisch mit der Aufforstung der hohen Becken der voralpinen Region zum Zwecke der Sanierung dieser Alpen.

In der Alpregion konzentriert sich die Hauptmasse des Milchviehs. Besonders findet man hier das Schwarzfleckvieh, jedoch kommt auch das Rotfleckvieh vor, wie in der Ebene. Die beiden Arten sind Varietäten der gleichen Rasse, der grossen schweizerischen Fleckviehrasse. Die Freiburgerkuh hat einen ausgesprochenen originellen Typus, sie ist stark und kräftig gebaut, hat harmonische Formen, sie widersteht leicht den Witterungseinflüssen und den Ansteckungen, sie liefert eine reichliche Milch.

Neben dem Rindvieh ist die Ziege im Kanton Freiburg zahlreich vertreten; der grauliche Typus überwiegt gegenüber den rehfarbenen und weissen Varietäten. Die Ziege ersetzt der armen Bevölkerung die Kuh; den Grosszüchtern liefert sie die Milch zur Ernährung der Zuchtkälber und bewirkt dadurch die vermehrte Käseproduktion. Das Schaf wird wieder akklimatisiert; so können die felsigen Weiden der Bergrücken besser ausgenutzt werden. Das Schwein ist für die Viehzucht von grösster Bedeutung; die Yorkshirerasse ist in der ganzen Ebene verbreitet; die Landrasse herrscht im oberen Teile des Kantons noch vor. Das Pferd wird wieder auf rationelle Weise gezüchtet. Dagegen wird die Geflügelzucht leider noch lange nicht systematisch betrieben und ergiebt noch nicht den Ertrag, den man daraus ziehen könnte.

Die freiburgische Milchwirtschaft hat ihren Ursprung im Gebirge; die Käsefabrikation in der Ebene datiert von der teilweisen Aufgabe des Getreideanbaus und der Einführung der ergiebigen Futterpflanzen her. Auf den Bergen war die Käserei und der Käsehandel schon im 12. Jahrhundert in Blüte. Gewisse Gemeinden konnten ihre Feudallasten durch die Einnahmen abschütteln, die sie aus dieser Industrie zogen; Italien und Frankreich waren die Absatzgebiete. Heutzutage ist die Milchwirtschaft allgemein verbreitet und in vollem Gedeihen begriffen. Die Qualität der Milch der Freiburgerkuh ist ausgezeichnet, ihr Fettgehalt ist im Mittel 4,102%. Der Milchertrag in der Käsefabrikation variert zwischen 8¾ und 9½%;

beim Vacherin ist er 10 bis 12%. Der Preis des Bergkäses ist Schwankungen nach oben und unten unterworfen;

in den letzten Jahren schwankte er zwischen Fr. 1,35 und Fr. 1,65 per kg.;

der Vacherin zwischen Fr. 1,15 und Fr. 1,50 per kg.

Die Bodenverbesserung wird von Staat und landwirtschaftlichen Genossenschaften sorgfältig überwacht. Es wurde ein landwirtschaftliches Bureau zur methodischen Leitung dieser Arbeiten geschaffen. Seitdem im Jahre 1893 das eidgenössische Gesetz den Aufschwung der kantonalen Initiative auf diesem Gebiete hervorruuf, wurden im Kanton Freiburg bis zum 1. Juni 1909 für eine Summe von Fr. 1.200.000 Arbeiten zur Verbesserung des Bodens vorgenommen. Im Jahre 1902 wurde ein spezielles Departement für Landwirtschaft geschaffen.

Die folgende Tabelle zeigt der Zunahme der Ausgaben des Staates für die Landwirtschaft:

Fr.
1880 17.000
1890 70.000
1900 115.800
1908 396.000

Unterrichtswesen.

Im Laufe dieser letzten Jahre hat der Kanton zur Verbesserung des Unterrichtswesens, der Gewerbe, des Handels und des Verkehrs beträchtliche Fortschritte gemacht.

Der Ausgangspunkt dieser Entwickelung war die Gründung der Universität (1889), die eine theologische, juristische, philosophische und naturwissenschaftliche Fakultät enthält. Für gewisse Lehrstühle wird der Unterricht in beiden Sprachen erteilt. Ausser den klassischen Sprachen werden an der philosophischen Fakultät französische, deutsche, romanische, englische, italienische und polnische Sprache und Litteratur doziert; es sind fünf Lehrstühle für Geschichte vorhanden.

Die juristische Fakultät erteilt der Doktorgrad in Volkswirtschaft. Die naturwissenschaftliche Fakultät verfügt über alle wünschenswerte Einrichtungen. Zur Universität gehört eine Bibliothek von 130.000 Bänden; sie befindet sich in einem Gebäude, das 1909 nach den modernsten Anforderungen errichtet wurde und 700.000 Franken kostete. Der Lesesaal enthält 200 Zeitschriften aller Art. Die medizinische Fakultät wird langsam ausgebaut. Die Universität zählt 71 Professoren und 569 Studenten.



Freiburg (Kanton)

Bild 47.1022: Freiburg (Kanton)
* 3 Seite 47.1022.

Die Unterstützung der Universität wurde ermöglicht durch die Konversion eines Staatsanleihens. Die dadurch erlangte Summe (2½ Millionen) bildet den Universitätsfonds. Um zu verhindern, dass das kantonale Budget zur Unterstützung der Hochschule herbeigezogen werde, hat der Staat im Jahre 1889 das Elektrizitätswerk und den Besitz der «Société des Eaux et Forêts», die 1870 von Guillaume Ritter gegründet wurde, erworben (Usine du Barrage de Fribourg). Dieses mit drei Turbinen versehene Werke, mit einer Stärke von 1200 Pferdekräften, liefert der Stadt Freiburg die elektrische Kraft (180 Motoren, 850 Pferdekräfte), das Licht (230000 Kerzen) und das Trinkwasser. Der Ertrag der Abonnemente an elektrischer Kraft betrug 1908 Fr. 303.950, an Wasser Fr. 142.850, der

mehr

Reinertrag Fr. 186.650. Nach Verzinsung des Dotationskapitals (Fr. 1100000) zu 5% wird der Saldo des Gewinns der Universitätskasse zugehalten.

vergrössern: Kanton Freiburg: Sennen der Freiburger Alpen.
Kanton Freiburg: Sennen der Freiburger Alpen.

Zur Ergänzung der nötigen Einnahmen zum Unterhalt der Universität und um die zur Verwirklichung seiner ökonomischen Politik nötige Finanzlage zu schaffen, hat der Staat 1892 die im Jahre 1867 gegründete Kasse zum Zwecke des Amortissements der Staatsschuld in eine Staats-, Handels- und Hypothekarbank umgewandelt. Diese Bank, mit einem Kapital von 21 Millionen, bezweckt die Tilgung der Staatsschuld mit 60 Prozent des Nettogewinnes, sie zahlt an die Universitätskasse eine Jahresrente von Fr. 80000;

sie verfolgt den Zweck, den politischen und Pfarrgemeinden zu einem reduzierten Prozentsatz Darlehen zu gewähren und im Allgemeinen den Prozentsatz der Hypothekardarlehen im Kanton zu vermindern. Im Jahre 1908 belief sich ihr Geschäftsumsatz auf Fr. 478.370.000;

sie erzielte einen Reingewinn von Fr. 1.303.950;

ihre Reserven belaufen sich auf Fr. 2.600.000;

der Fonds zur Amortisation der Staatsschuld beträgt Fr. 2.116.000.

Zur gleichen Zeit, als der Staat dem Lande die elektrischen Triebkräfte verschaffte, gründete er ein Technikum zur Heranbildung der zur Ausnutzung der Elektrizität befähigten Arbeiter und Praktiker. Dieses Technikum enthält eine technische Abteilung (elektromechanische Schule, Geometerschule, Bauschule und Seminar für Zeichnungslehrer), ferner eine Handwerkerschule (für Mechaniker, Steinhauer, Maurer, Kunstschreiner und für das Kunstgewerbe).

Das Technikum organisiert jedes Jahr Semesterkurse für die Heranbildung von Zeichnungslehrern und Gewerbekurse für Erwachsene. Das Industriemuseum mit 10000 Tafeln, Zeichnungen und Photographien für gewerbliche Zwecke und einer Bibliothek mit 11000 Bänden und 131 Zeitschriften ist dem Technikum angegliedert. Seit dem Jahre 1886 werden gewerbliche Lehrlingskurse organisiert; ihr Besuch während eines halben Tages in der Woche ist obligatorisch. Diese Kurse sind der Aufsicht des zentralen Lehrlingsamtes unterstellt.

Es besteht ferner eine Gewerbeschule (zwei Jahre) zur Vorbildung der künftigen Handwerkermeister; sie ist obligatorisch für die Schüler, welche die Primarschule verlassen und die Sekundar- oder Industrieschule nicht besuchen wollen.

Diese letztere trägt den Namen: Collège cantonal de St. Michel. Sie wurde 1582 für den rein klassischen Unterricht gegründet und 1850 durch einen industriellen Kurs ergänzt. Diese Schule umfasst: 1° ein französisches und deutsches Gymnasium, mit gemeinsamem Lyzeum (Philosophie und exakte Wissenschaften);

die Studien führen bis zur Litterarmaturität, oder, wenn man das Griechische durch eine moderne Sprache und durch einen Kurs in den exakten Wissenschaften ersetzt, zur Realmaturität;

2° ein Realgymnasium mit den Abteilungen: Handelsschule und Verkehrschule (Vorbereitung auf Post, Telegraph, Eisenbahn).

Eine besondere Sektion der Schule ist nach dem Muster der Lyzeen und Gymnasien in Frankreich organisiert, für die Schüler dieser Nation.

Dem landwirtschaftlichen Unterricht dient ein landwirtschaftliches Institut, es hat Winterkurse und eine theoretische Molkereischule; ausserdem besteht in Grangeneuve, auf den Boden des früheren Klosters Hauterive eine theoretische und praktische landwirtschaftliche Schule (drei Jahre).

Ferner bestehen, ausserhalb des Kantonshauptortes in fünf Bezirkshauptorten klassische und Real-Sekundarschulen und an zehn Orten Regionalschulen für den Landwirtschaftsunterricht. Die freiburgische «Mutualité scolaire» erfüllt die Rolle einer Ersparnis- und einer Versicherungskasse gegen Krankheit. Der wöchentliche Beitrag beträgt 15 Rappen, wovon 8 R. zur Versicherung und 7 R. zur Ersparnis dienen.

Das Lehrerseminar hat eine französische und eine deutsche Abteilung; es ist im Gebäude des früheren Klosters Hauterive untergebracht. An der Universität besteht ein Lehrstuhl für Pädagogik.

Für die staatliche Mädchenerziehung bestehen: obligatorische Haushaltungskurse für schulpflichtige Mädchen;

ungefähr dreissig fakultative Haushaltungsschulen für aus der Schule entlassene Mädchen, eine Töchtersekundarschule (allgemeiner, literarischer und pädagogischer Unterricht), sie bildet zum Primar- und Sekundarlehrerinexamen vor, sie hat eine berufliche und Haushaltungsabteilung (Zuschneiderei, Konfektion, Lingerie, Küche);

einzelne dieser Kurse sind für die künftigen Lehrerinnen obligatorisch;

eine Haushaltungsschule, mit einer Abteilung zur Ausbildung von weiblichen Dientsboten und als Krönung ein Institut zur Ausbildung von Haushaltungslehrerinnen;

eine Handelsschule für junge Mädchen;

endlich ein kantonales Mädchenlyzeum, das zur Maturität vorbereitet.

Der freie Unterricht für das weibliche Geschlecht ist durch zwei Institute für das Hochschulstudium der Damen vertreten (École des Hautes Études und Académie Sainte Croix), der Unterricht wird dort von Professoren der Universität erteilt; ferner bestehen verschiedene Erziehungsinstitute, sieben davon in Freiburg und einige andere in verschiedenen Orten des Kantons. Das internationale Bureau für den Zeichnungsunterricht, gegründet 1904, und das internationale Bureau für den Haushaltungsunterricht, organisiert im Jahre 1908, haben ihren Sitz in Freiburg, unter den Auspizien der Erziehungsdirektion.

Der Kanton besitzt eine Taubstummenanstalt in Greierz, eine Korrektionsanstalt für Knaben in Drognens, eine Besserungsanstalt für Mädchen in Sonnenwil bei Murten, eine Schule für Schwachsinnige in Seedorf, ein Schulasyl für junge Blinde in Freiburg, ferner neun Waisenhäuser. Freiburg ist der Sitz des bischöflichen Seminars zur Heranbildung von Priestern der Diözese von Lausanne und Genf.

Wasserkräfte.

Der Erfolg der «Entreprise des Eaux et Forêts» bestimmte den Staat, 1902 in Hauterive, am Ufer der Saane, 7,5 km oberhalb des Stauwerkes von Freiburg, ein hydroelektrisches Werk zu errichten. Ein Ableitungskanal von 9,6 km mit einer Oeffnung von 15 m2 und 60 cm Gefäll per km führt das in Thusy, 20 km flussaufwärts gefasste Wasser oberhalb des Werkes. Der Wassersturz beträgt 62 m. Das Elektrizitätswerk kann zehn Gruppen von Generatoren enthalten, die mit einem konstanten Wasserverbrauch von 18,3 m3 in der Sekunde 10000 Pferdekräfte erzeugen

Fortsetzung Freiburg: → Seite 47.1023 || können. Sechs Gruppen sind eingerichtet. Sie erzeugen 7200 Pferdekräfte, die 453000 Kerzen