Fronde | eLexikon | Geschichte - Frankreich - Parteinamen
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
- ️Wed Aug 26 1648
Fronde
(franz., spr. frongd', »Schleuder«), [* 2]
Spottname der vom Pariser Parlament geleiteten Partei, welche sich während der Minderjährigkeit Ludwigs XIV. von Frankreich und der Regentschaft der Königin-Mutter Anna von Österreich [* 3] der Politik Mazarins (s. d.) widersetzte und von 1648 bis 1653 bedeutende innere Unruhen erregte. Man nannte die Partei des Parlaments Fronde nach den Pariser Straßenjungen, die sich mit Schleudern unschädliche Kämpfe zu liefern pflegten. Der königliche Absolutismus, den Richelieu begründet hatte und den Mazarin weiter durchführte, erregte in den bisher bevorzugten Ständen, dem Adel und den Mitgliedern der Parlamente (der höchsten Gerichtshöfe), lebhaften Unwillen.
Spanien und Portugal
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Spanien.Die ganze Nation war unzufrieden, daß die Regentin, selbst eine Fremde, die Regierung fast ausschließlich Fremden von geringer Geburt anvertraute, und daß der schon so lange dauernde Krieg gegen den Kaiser und Spanien [* 4] immer drückendere Steuern erforderte. 1647 fing das wichtigste der Parlamente, das Pariser, an, sich mehreren neuen Steueredikten zu widersetzen, indem es ihnen die Eintragung in seine Register verweigerte. Da der Hof die [* 5] Steuern doch erhob, da ferner im Anfang des Jahrs 1648 der verhaßte Generalintendant der Finanzen, d'Emeri (ein Italiener), in einer königlichen Sitzung, wo keine Opposition stattfinden durfte, neue Steuern einregistrieren ließ, begann der Streit heftiger zu werden, und als die Königin zwei Parlamentsräte verhaften und vier andre verbannen ließ (26. Aug. 1648), entstand in Paris [* 6] ein allgemeiner Aufstand, welcher schon 27. Aug. die Freilassung der Räte zur Folge hatte. Der Hof verließ darauf die Hauptstadt und begab sich nach Ruel, wo nach langen Verhandlungen 24. Okt. 1648 ein Vergleich zwischen der Regierung und dem Parlament zu stande kam, in welchem erstere auf 20 Mill. jährlicher Steuern verzichtete. Der Hof kehrte nach Paris zurück. Als aber der ruhmvolle Besieger der Spanier, der Prinz von Condé, sich dem Hof anschloß, zog sich derselbe wieder nach dem abgelegenen St.-Germain zurück (6. Jan. 1649) und verlegte das Parlament nach dem kleinen Städtchen Montargis.
Aber letzteres weigerte sich, dem nachzukommen, und nicht nur das Pariser Volk, sondern auch die unzufriedenen Großen, wie der Prinz von Conti, die Herzogin von Longueville (die jüngern Geschwister Condés), der Herzog von Beaufort und der Koadjutor des Erzbistums Paris, der schlaue und ehrgeizige Retz, nahmen seine Partei. Es erklärte also 8. Jan. Mazarin für einen Feind des Staats und befahl die Bewaffnung der Hauptstadt. Da indessen der Prinz von Condé an der Spitze der königlichen Truppen den Parisern die Zufuhr erschwerte und ihnen bei Charenton eine Niederlage beibrachte, ließ das Parlament sich mit dem Hof in Verhandlungen ein, welche 1. April 1649 zu dem Vergleich von Ruel führten, der den Leitern der Fronde zahlreiche persönliche Vorteile zugestand und die neuen Steuern durch Anleihen zu ersetzen versprach; dagegen blieb Mazarin Minister und die Fremden im Amt.
Frondeszenz - Fronfast
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Seite 6.748.Eine neue Gefahr drohte Mazarin, als sich Condé, der sich von ihm nicht genug belohnt glaubte, mit ihm überwarf; da aber Condé durch sein hochfahrendes Benehmen auch die Frondeurs (die Partei des Parlaments) abstieß, wußte der kluge Minister sie für sich zu gewinnen. Mit ihrer Zustimmung ließ er 18. Jan. 1650 den Prinzen von Condé, dessen ¶
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Bruder Conti und Schwager Longueville verhaften und nach Vincennes bringen. Da gelang es der Prinzessin von Condé, den Adel von Südfrankreich und die Bürger von Bordeaux, [* 8] welche längst mit dem Hof unzufrieden waren, für die Sache des verhafteten Prinzen zu gewinnen (Frühjahr 1650). Die Pariser Frondeurs begannen sich gleichfalls dem Prinzen wieder zuzuneigen. Die Unzufriedenheit mit der Regierung Mazarins verbreitete sich wieder durch das ganze Land; alle Parteien: Frondeurs, Adel, Bürger, vereinigten sich wider den Minister und verlangten stürmisch die Befreiung der Prinzen.
Mazarin fühlte sich unfähig, diesem allgemeinen Verlangen zu widerstehen. Nachdem er sich selbst noch das Verdienst gegeben hatte, die Prinzen aus ihrem Gefängnis in Havre [* 9] zu befreien (13. Febr. 1651), zog er sich einstweilen nach Brühl bei Köln [* 10] zurück. Das Parlament verbannte ihn und zog alle seine Güter ein. So schien die verbündete Opposition des hohen Adels, des Parlaments und der Demokratie doch noch die von Heinrich IV. und Richelieu begründete, jetzt in der Person des ersten Ministers repräsentierte monarchische Gewalt besiegt zu haben.
Die Königin und der junge König waren wie Gefangene in der Gewalt Condés; der Adel forderte in stürmischer Versammlung Wiederherstellung aller seiner Vorrechte. Aber Condé überwarf sich nicht nur mit der Königin, sondern bald auch mit der selbstsüchtigen Beamtenoligarchie, welche die Parlamente beherrschte, und begab sich in sein Gouvernement Guienne, dessen Hauptstadt Bordeaux abermals für ihn Partei nahm, und bald wütete der Bürgerkrieg im Süden.
Orléans (Stadt)
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Orléans.Der inzwischen mündig gewordene König Ludwig XIV. rief nun, obwohl das Parlament einen Preis von 50,000 Thlr. auf den Kopf des Kardinals setzte, Mazarin zurück, der im Dezember 1651 an der Spitze von 6000 Mann auf seine Kosten geworbener Leute wieder in Frankreich erschien. Zwar zogen jetzt die Spanier aus den Niederlanden den Aufständischen unter dem Herzog von Orléans [* 11] zu Hilfe. Condé eilte aus Guienne herbei, stellte sich an die Spitze dieser Armee und führte sie vor Paris, das ihm die Thore öffnete (2. Juni 1652). Als aber Condé in der Stadt mit Hilfe des Pöbels eine äußerst willkürliche Herrschaft führte und Mazarin sich schlauerweise noch einmal aus dem Land, nach Bouillon, zurückzog, von wo er freilich mit dem Hof in geheimem Einverständnis blieb, wollten Parlament und Bürger von Paris nichts mehr von Fortsetzung des Widerstandes gegen die belagernde königliche Armee hören.
Condé mußte Paris verlassen (13. Okt. 1652), in welches der König, nachdem er eine allgemeine Amnestie erlassen hatte, schon acht Tage später (21. Okt.) einzog. Das Königtum hatte einen vollkommenen Sieg errungen. Dem Parlament ward jede Einmischung in die Staatsgeschäfte verboten, an Einem Tag mußte es 13 neue Steueredikte widerstandslos einregistrieren; trotz der Amnestie wurden die Anhänger Condés aus Paris verbannt, der Kardinal Retz, welcher seine Umtriebe von neuem beginnen wollte, verhaftet (19. Dez. 1652) und nach Vincennes gebracht.
Condé sah sich bald von aller Welt verlassen und mußte Ende November 1652 eine Zuflucht in den spanischen Niederlanden suchen, wo er den Titel eines spanischen Generalissimus erhielt. Nun konnte auch Mazarin, von dem König selbst eingeholt, 3. Febr. 1653 wieder in Paris einziehen, vom Volk nicht unfreundlich aufgenommen. Der letzte Empörungsversuch der alten feudalen Gewalten und der Demokratie gegen das Königtum war damit gänzlich besiegt.
Vgl. Sainte-Aulaire, Histoire de la Fronde (2. Aufl., Par. 1860, 2 Bde.);
A. Bazin, Histoire de France sous Louis XIII et Mazarin (2. Aufl., das. 1846, 4 Bde.);
Fitzpatrick, Great Condé and the period of the Fronde (Lond. 1873).