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Gallione | eLexikon | Seewesen - Schiffe

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Gallikanismus - Gallip

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Gallionedie stärkste Gattung der Segelschiffe (namentlich Segelkriegsschiffe) des spätern Mittelalters. / 443

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Gallione

443 Wörter, 3'048 Zeichen

Seewesen — Schiffe

Gallione,

Kiel (Stadt)

Bild 9.716: Kiel (Stadt)
* 5 Kiel.

die stärkste Gattung der Segelschiffe (namentlich Segelkriegsschiffe) des spätern Mittelalters. Den Galeeren, den langen Ruderschiffen des Mittelalters im Mittelländischen Meer, standen die »runden Schiffe« [* 2] als ausschließliche Segelschiffe gegenüber. Dieselben werden in der ersten Hälfte des Mittelalters einfach »Schiff« [* 3] genannt und hatten in der frühsten Zeit bei 23,5 m Länge und 7,5 m Breite [* 4] zwei Masten mit je einem lateinischen Segel. Im 12. Jahrh. bildete sich aus ihnen die Gallione heraus, auch ein »rundes« Schiff, zunächst noch kleiner und weniger lang als die spätern Gallionen und die spätern Galeassen, aber beweglicher; im 16. Jahrh. dagegen waren die Gallionen zwar auch noch »runde« Schiffe, aber länger, schlanker und schneller als die gewöhnlichen, 28-29 m lang und 9-9,6 m breit, die Höhe vom Kiel [* 5] bis zum Deck etwa ein Drittel der Länge.

Sie besaßen zwei Masten mit je drei Raasegeln übereinander, ein Bugspriet (an welchem ein Raasegel, die Blinde, hing), so lang wie der Fockmast, ferner hinten einen dritten kleinern Mast mit einem lateinischen Segel, den Besahn, und zuweilen hinten noch einen vierten Mast mit ebenfalls einem lateinischen Segel, den Gegenbesahn, so daß sie im ganzen neun Segel zählten. Der Rumpf, oft durch mehrere Decke [* 6] geteilt, war im ganzen voll und rund gebaut, hinten plattgattet (d. h. nach hinten über Wasser quer mit einer platten Fläche abschließend), das Oberwerk sehr hoch, besonders das Hinterschiff mit einem Aufbau von oft 3-4 Etagen (Schanze, Hütte, Kampanje). Im 15. und 16. Jahrh. waren die Gallionen auch bei den nordischen Seemächten sehr gebräuchlich, besonders aber in Spanien, [* 7] wo sie namentlich in den amerikanischen Silberflotten (auch für den Transportdienst) eine große Rolle spielten.

Kleinere Segelschiffe als die Gallionen waren im spätern Mittelalter die Karavellen (v. griech. karabion, Krabbe). [* 8] Die Karavellen, namentlich bei den Portugiesen früher beliebt, sind besonders merkwürdig als die Schiffsgattung, mit welcher Kolumbus seine Entdeckungsfahrten machte: sie hatten vier Masten, am Vordermast zwei Raasegel übereinander, die andern mit je einem lateinischen Segel (bei einer Karavelle des Kolumbus führte auch der zweite Mast Raasegel).

Geschütze I

Bild 7.215a: Geschütze I
* 9 Geschütze.

Die größte Karavelle des Kolumbus hatte 90 Mann Besatzung, und ihre Dimensionen werden auf 28 m Länge, 7,5 m Breite, die Tragfähigkeit der gewöhnlichen Karavellen auf 100-140 Ton. berechnet. Diese Fahrzeuge hatten ein sehr hohes Hinterschiff; im ganzen waren sie sehr schnelle Segler (bis 10 Knoten durchschnittlich) und keineswegs so unbedeutend und unsicher, wie man gewöhnlich annimmt. Noch größer und zwar die größten Segelschiffe des Mittelalters waren die Karracken, Kriegsschiffe des 16. und 17. Jahrh. Sie hatten vier Decke, das Oberdeck von Schanze und Back um 3-4 Mannshöhen überragt, also mit den Halbdecken oft 7-8 Decke übereinander, sehr hohe Masten, meist 30-40 Geschütze [* 9] und 600-1300 Mann (dabei 700-800 Soldaten), zuweilen bis 2000 Mann als Besatzung führend.