peter-hug.ch

Gehen | eLexikon | Anthropologie, Anatomie und Physiologie - Physiologie - Muskeln, Knochen

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz

Bewährtes Wissen in aktueller Form

Main

Geheimnis - Gehilfe

Bild 6.1023: Geheimnis - Gehilfe
Seite 6.1023.
Überblick der Artikel
2 ArtikelTextanfang / Anzahl Wörter
GehenDie Mechanik des Gehens ist, wie überhaupt die ganze physiologische Bewegungslehre, ungemein / 419
Gehen _2ist die gewöhnlichste Art der Ortsbewegung beim Menschen und bei einem Teile der Tiere, (es / 643

Seite 6.1023

Gehen

1'062 Wörter, 7'298 Zeichen

Anthropologie, Anatomie und Physiologie — Physiologie — Muskeln, Knochen

Gehen.

Gang (Geologie)

Bild 6.890: Gang (Geologie)
* 2 Gang.

Die Mechanik des Gehens ist, wie überhaupt die ganze physiologische Bewegungslehre, ungemein kompliziert und kann von sehr verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachtet werden. Am nächsten liegt es, einen gehenden Menschen zu beobachten, festzustellen, wie er das Bein aufsetzt, wie er dasselbe abstößt, welche Schwankungen dabei der Rumpf in horizontaler sowohl als vertikaler Richtung macht u. dgl. m. Eine tiefere Betrachtung geht von der Überlegung aus, daß das Gehen aus dem Zusammenwirken einer großen Anzahl von Apparaten hervorgeht, und sucht die Beantwortung der zahlreichen Detailfragen in mathematischer Form zu erledigen. Die einzelnen Mechanismen, aus denen sich der Gang [* 2] zusammensetzt, werden hierbei vom anatomischen und physiologischen Standpunkt aus eingehend untersucht. Diese Betrachtungsweise ist zu speziell, als daß sie hier näher berücksichtigt werden könnte. - Beim Gehen wird der Körper durch die abwechselnde Thätigkeit beider Beine in horizontaler Richtung fortbewegt; man kann das Gehen als ein fortwährendes Fallen [* 3] nach vorn auffassen, welches dadurch verhindert wird, daß das vorwärts schwingende Bein immer einen neuen Stützpunkt findet.

Pen - Pendel

Bild 12.824: Pen - Pendel
* 4 Pendel.

Bei Anwendung eines Minimums an Muskelkraft schwingt dieses Bein nach den Pendelgesetzen nach vorwärts, und deshalb besitzt der Mensch unter diesen Verhältnissen eine der Länge seiner Beine entsprechende Schrittdauer. Durch Anwendung von Muskelthätigkeit kann man diesen natürlichen, durch die Länge der Beine bedingten Gang bis zu einem gewissen Grad modifizieren. Bei dem schnellen Gang wird die Vorwärtsbewegung der Beine durch Muskelaktion beschleunigt; es gelingt dies aber auch dadurch, daß man das schwingende Pendel [* 4] durch Krümmung der Beine in den Knieen verkürzt. Letzterer Gang entwickelt sich gewohnheitsmäßig bei Individuen, welche viel und rasch gehen, Boten, Barbieren etc. Der Gang des Menschen ist wegen der geringen Stützfläche für den Schwerpunkt [* 5] unsicher und muß in der Kindheit erst mühsam erlernt werden. - Der Gang der Vierfüßler ist komplizierter. Im Schritt wird bei ihnen erst der eine Vorderfuß, dann der diagonal gestellte Hinterfuß, hierauf der andre Vorderfuß und endlich der letzte Hinterfuß bewegt.

Verschieden hiervon ist der Paß, [* 6] der darin besteht, daß die beiden Extremitäten einer Seite gleichzeitig bewegt werden. Giraffen, Kamele, [* 7] Elefanten gehen naturgemäß Paß. In gewissen Ländern, z. B. Südamerika, [* 8] gewöhnt man den Pferden den Paß an, weil diese Gangart den Reiter weniger angreift. Die Vögel [* 9] gehen meistens schwerfällig und bewegen sich vielfach hüpfend vorwärts.

Vgl.   Borelli, De motu animalium (Rom [* 10] 1680, zuletzt Haag [* 11] 1743);

Gebr. Weber, Mechanik der menschlichen Gehwerkzeuge (Götting. 1836);

Duchenne, Physiologie des mouvements du pied (Par. 1856);

Pettigrew, Ortsbewegungen der Tiere (deutsch, Leipz. 1875);

Marey, La machine animale (2. Aufl., Par. 1878);

Fick, Spezielle Bewegungslehre, in Hermanns »Handbuch der Physiologie«, Bd. 1, Teil 2 (Leipz. 1879).