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Germanicus
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Germanicus | Ehrenname, welchen der röm. Senat dem Nero Claudius Drusus, dem Bruder des Kaisers Tiberius, / 1009 |
Germanicus _2 | Cäsar, geb. im Sept. 20 v. Chr., war der Sohn des Nero Claudius Drusus G., des Bruders des / 553 |
Germanicus
1'562 Wörter, 10'303 Zeichen
Geschichte — Römisches Reich — Feldherren, Staatsmänner etc
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Germanicus,
Ehrenname, welchen der röm. Senat dem Nero Claudius Drusus, dem Bruder des Kaisers Tiberius, wegen seiner tapfern Thaten in Deutschland [* 2] (s. Drusus 4) für sich und seine Nachkommen verlieh, und der dann nach des Vaters Tod auf seinen Sohn Germanicus Cäsar überging. Dieser, ein Sohn des Drusus und der jüngern Antonia, einer Tochter des Triumvirs M. Antonius, geboren im September 14 v. Chr., zeigte schon als Jüngling die trefflichsten Eigenschaften, so daß Augustus 4 n. Chr. Tiberius nur unter der Bedingung durch die Adoption zu seinem Nachfolger ernannte, daß er seinerseits den Germanicus adoptierte.
Grenzen der Hörbarkeit
![Bild 58.307: Grenzen der Hörbarkeit - Grenzfälschung [unkorrigiert] Bild 58.307: Grenzen der Hörbarkeit - Grenzfälschung [unkorrigiert]](http://peter-hug.ch/meyers/thumb/58/58_0307.jpeg)
* 3
Grenzen.Bereits im J. 7 nahm Germanicus als Quästor teil an dem Kriegszug des Tiberius gegen die empörten Pannonier und Dalmatier und that sich in demselben so hervor, daß ihm bei seiner Rückkehr die Insignien des Triumphs und die Würde eines Prätors verliehen wurden. Die Niederlage des Varus veranlaßte Augustus, 10 und 11 Tiberius, in letzterm Jahr zugleich mit Germanicus, nach den durch die Deutschen bedrohten Grenzen [* 3] zu entsenden. Doch beschränkte sich dieser Feldzug auf einige Verheerungszüge jenseit des Rheins. Im J. 12 verwaltete Germanicus das Konsulat und empfahl sich dem Volk ebensowohl durch die geschickte Verteidigung von Angeklagten wie durch glänzende Spiele.
Schiff II
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Schiffe.Noch kurz vor dem Tode des Augustus wurde Germanicus zum Befehlshaber der acht römischen Legionen ernannt, die am Rhein den Germanen gegenüber aufgestellt waren, und er befand sich bereits an der Spitze derselben, als die Nachricht vom Tode des Augustus eintraf. Diese war das Zeichen zu einer gefährlichen Empörung der Legionen, welche Abkürzung des Dienstes und Erhöhung des Soldes verlangten, und nur mit Mühe wurde die Empörung durch Germanicus gedämpft, welcher darauf, um die Soldaten zu beschäftigen, während der Jahre 14-16 Expeditionen nach Deutschland unternahm, die zwar neue Beweise von der Kühnheit und Tapferkeit des Heers wie seines Anführers ablegten, jedoch für die Ausdehnung [* 4] der römischen Herrschaft von keinem bleibenden Erfolg waren (vgl. Arminius). Im J. 14 machte er einen Streifzug in das Gebiet der Marser, in deren Gebiet er den gefeierten Tempel [* 5] der Göttin Tanfana zerstörte. Im J. 15 drang er von Mainz [* 6] aus über den Taunus vor, nahm, von Armins Schwiegervater Segestes zu Hilfe gerufen, Armins Gattin Thusnelda gefangen, erhielt den Titel Imperator, machte dann durch den sogen. Drususkanal und den Zuidersee einen Einfall von der Nordsee her, lieferte den Deutschen unter Arminius ein unentschiedenes Treffen und erlitt auf dem Rückweg durch Schiffbruch und feindliche Angriffe erhebliche Verluste. Im J. 16 drang er wieder von der Nordsee her vor und lieferte Arminius erst in der Nähe der Porta Westfalica auf dem Idisiavisofeld und dann noch an einer andern nicht sicher zu bestimmenden Stelle zwei große zwar siegreiche, aber nur einen halben Erfolg gewährende Schlachten, [* 7] worauf er teils zur See, teils zu Lande den Rückzug antrat, bei welchem er wiederum durch Stürme viele Leute und Schiffe [* 8] verlor. Er wurde aber hierauf von Tiberius aus Eifersucht und Argwohn abberufen unter dem Vorwand, daß er die Ehre des Triumphs genießen und ein zweites Konsulat übernehmen solle. Im Triumphzug ward auch Thusnelda, die Gattin Armins, mit ihrem Söhnchen aufgeführt.
Tiberius sandte Germanicus nun mit den ehrenvollsten und ausgedehntesten Vollmachten nach dem Orient, daselbst die Angelegenheiten zu ordnen; zugleich wurde jedoch Gnäus Piso, vielleicht mit geheimen Aufträgen, vom Kaiser als Statthalter nach Syrien geschickt. Im J. 18 trat Germanicus seine Reise in den Orient an, auf welcher er Actium, Athen, [* 9] dann die historisch merkwürdigsten Orte der griechischen, thrakischen und kleinasiatischen Küste berührte; bei der Insel Rhodos rettete er Piso vor einem Schiffbruch, obwohl er bereits von dessen feindseliger Gesinnung unterrichtet war.
Ägypten etc
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Ägypten.Hierauf ging er nach Armenien, woselbst er Zeno, den Sohn des pontischen Königs Polemo, als König einsetzte, und verwandelte Kappadokien und Kommagene in römische Provinzen. Im nächsten Jahr bereiste er Ägypten [* 10] bis nach Syene und Elefantine. Bei seiner Rückkehr nach Syrien fand er die meisten seiner Anordnungen durch Piso wieder umgestürzt, der ihm überhaupt auf alle Weise entgegentrat. Nachdem es hierüber zwischen beiden zu heftigen, leidenschaftlichen Erörterungen gekommen war, erkrankte Germanicus so plötzlich und heftig, daß seine Freunde und er selbst an eine Vergiftung glaubten.
Die Nähe seines Todes fühlend, trug er den Freunden die Rache für seinen Tod auf und starb 9. Okt. 19 zu Epidaphne bei Antiochia, 33 Jahre alt. Allgemein war der Schmerz, der sich bei der Nachricht von seinem Tod nicht nur in Rom, [* 11] sondern auch in den Provinzen äußerte. Als seine Gemahlin Agrippina im Frühling des folgenden Jahrs die Asche Germanicus' nach Italien [* 12] brachte und im Grabmal des Augustus beisetzte, wetteiferten Volk und Senat in Trauer- und Ehrenbezeigungen; bezeichnete schon damals die Volksstimme allgemein Tiberius als den Anstifter des Mordes, so schien dieser das Gerücht später durch die unfreundliche und schließlich grausame Behandlung der Witwe und der Kinder des Germanicus zu bestätigen.
Germanisches Nationalm
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Seite 7.181.Indessen konnte die Vergiftung nicht bewiesen werden. Von den neun Kindern, welche Agrippina ihrem Gatten geboren, starben drei vor ihrem Vater; drei Töchter, Agrippina, Drusilla, Livilla, und drei Söhne, Nero, Drusus und C. Cäsar Caligula, der nachmalige Kaiser, überlebten ihn. Der Kaiser Claudius war ein Bruder des Germanicus Tapferkeit, Edelmut und Milde des Charakters zeichneten Germanicus aus; dabei gehörte er zu den Gebildetsten seines Volkes, so daß er selbst eine Stelle in der römischen Litteratur einnimmt. Doch hat sich weder von seinen Reden noch von seinen in griechischer Sprache [* 13] abgefaßten Komödien etwas erhalten; nur von einer lateinischen Übersetzung der »Phaenomena« des Aratos, die ihm ¶
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mit großer Wahrscheinlichkeit zugeschrieben wird, sind noch 725 Verse übrig; nach ihnen zu schließen, war Germanicus' Übersetzung gelungener als die Ciceros. Außerdem sind von Germanicus noch Fragmente eines ähnlichen, nach dem Griechischen bearbeiteten Gedichts unter dem Titel: »Diosemeia« oder »Prognostisa« vorhanden. Auch sind noch einige lateinische und griechische Epigramme erhalten, welche ihn vielleicht zum Verfasser haben. Die Gedichte des Germanicus erschienen zuerst gedruckt Bonn [* 15] 1474, dann Venedig [* 16] 1488 und 1499. Der beste Abdruck ist von Orelli besorgt, hinter dessen Ausgabe des Phädrus (Zür. 1831), und von Breyßig (Berl. 1867).
Vgl. Peterek, Germanicus (Trezemeszno 1843);
Zingerle, De Germanico Caesare Drusi filio (Trient [* 17] 1867);
v. Wietersheim, Der Feldzug des Germanicus im J. 16 n. Chr. (Leipz. 1850);
Höfer, Der Feldzug des Germanicus im J. 16 n. Chr. (Bernb. 1884).
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Germanicus,
Cäsar, geb. im Sept. 20 v. Chr., war der Sohn des Nero Claudius Drusus Germanicus, des Bruders des Tiberius, und der jüngern Antonia, einer Tochter des Triumvirs Antonius. Nach dem Willen des Augustus, der sogar daran gedacht hatte, ihn zu seinem Nachfolger zu machen, adoptierte ihn 4 n. Chr. sein von Augustus adoptierter Oheim Tiberius, sodaß nun sein voller Name Germanicus Julius Cäsar war. Er stand diesem sodann im Kriege gegen die Pannonier und Dalmatier in den J. 7-9 n. Chr. mit solcher Auszeichnung zur Seite, daß ihm nach seiner Rückkehr die Insignien des Triumphs verliehen wurden. Im J. 11 begleitete er den Tiberius nach der Niederlage des Varus auf dem Heerzuge nach dem Rhein, zur Sicherung der german. Grenzen.
Germanien und die nörd
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Germanien.Nachdem er in Rom das Konsulat im J. 12 verwaltet hatte, erhielt er den Oberbefehl über Gallien und die acht Legionen, die am Rhein standen. Nach Augustus' Tode im J. 14 brach unter den Soldaten der vier niederrhein. Legionen, welche Erhöhung des Soldes und Abkürzung der Dienstzeit forderten und aus Abneigung gegen Tiberius den Germanicus zum Nachfolger des Augustus ausrufen wollten, ein Aufstand aus, den Germanicus durch Milde, sein Legat Cäcina durch Gewalt unterdrückte. Germanicus führte hierauf, um seine Soldaten zu beschäftigen (denn nach des Tiberius' Wunsch sollte Germanicus nur die Rheingrenze kräftig schützen, in Germanien [* 18] keine neuen Eroberungen machen), die Legionen bei Xanten im Okt. 14 über den Rhein, überfiel die Marser zwischen der obern und mittlern Lippe [* 19] und Ruhr bei einem nächtlichen Feste und zerstörte ihr berühmtes Heiligtum der Tamfana. Über seine weitern Kämpfe in Germanien s. Arminius.
Nachdem Germanicus im J. 17 nach Rom zurückberufen worden war, sandte ihn Tiberius mit ausgedehnten Vollmachten ab zur Ordnung der Angelegenheiten des Orients; zugleich ernannte er den Calpurnius Piso zum Statthalter von Syrien, der aber, sei es infolge geheimer Aufträge des Tiberius, sei es aus eigenem Antriebe, dem Germanicus überall entgegenwirkte. Germanicus starb bald nach seiner Rückkehr von einer Reise nach Ägypten 9. Okt. 19 zu Daphne in der Nähe von Antiochia, wie er und seine Umgebung, schwerlich mit Recht, glaubten, von der Frau des Piso, Plancina, vergiftet. Seine Asche wurde zur Beisetzung im Grabmal des Augustus von seiner Gattin Agrippina (s. d.) nach Rom gebracht. Diese selbst und zwei ihrer Söhne fanden später durch Sejans Intriguen einen elenden Tod; ein dritter, Gajus (Caligula), wurde verschont. Auch drei Töchter überlebten ihn, darunter Agrippina (s. d.).
Germanicus besaß bedeutende litterar. Bildung; als Redner wie als Dichter in lat. und griech. Sprache wird er von Zeitgenossen wie von spätern gerühmt. Eine freilich nicht sehr hoch anzuschlagende Probe seiner dichterischen Thätigkeit ist noch erhalten in den (mit Unrecht von manchen Gelehrten für ein Jugendwerk des Domitianus gehaltenen) «Aratea» («Phaenomena» und «Prognostica», letzteres nur in Bruchstücken),
Germanien - Germanisch
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Seite 57.865.einer freien Bearbeitung der astron. Gedichte des Aratus, welche im spätern röm. Altertum als Schulbuch benutzt worden ist (beste Ausgaben ¶
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von Orelli als Anhang zu dessen «Phädrus», Zür. 1832, von Bährens in «Poetae latini minores», Bd. 1, Lpz. 1879, und, mit den reichhaltigen noch vorhandenen Scholien, von Breysig, Berl. 1867). -
Vgl. E. von Wietersheim, Der Feldzug des Germanicus an der Weser (Lpz. 1850);
Zingerle, De Germanico Caesare Druso filio (Trient 1867);
Mommsen, Die Familie des Germanicus (im «Hermes», [* 21] Bd. 13, 1878);
Höfer, Der Feldzug des Germanicus im J. 16 n. Chr. (Bernb. 1884);
Knoke, Die Kriegszüge des in Deutschland (Berl. 1887; Nachtrag dazu 1889).