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Geweih | eLexikon | Land- und Forstwirtschaft - Jagd

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
Titel
Elemente zu Geweih:

1) gewöhnlich erst im September durch Abreiben des Bastes an schwachen Stämmchen gefegt und im April

Geweih

(Gehörn), die knochenartigen Hörner, welche den Kopfschmuck der männlichen Hirsche [* 2] bilden; die der Rehböcke heißen Gehörne. Den Tieren (Weibchen) der bei uns vorkommenden Hirscharten fehlt das Geweih, nur äußerst selten findet sich bei ihnen ein schwaches, krüppelhaftes Geweih als Abnormität, häufiger ist ein solches beim Rehwild (gehörnte Ricken) beobachtet. Die Tiere beim Rennwild dagegen tragen gleichfalls ein Geweih, welches jedoch schwächer als das der Hirsche ist.

Haut (anatomisch)

Bild 8.231: Haut (anatomisch)
* 3 Haut.

Das Geweih wächst aus den beiden stets mit Haut [* 3] bekleideten Stirnbeinzapfen (Rosenstöcken) hervor: welche sich beim Rothirschkalb gegen den Dezember hin zu entwickeln beginnen und dann während des Winters mehr auswachsen (Knopfspießer), so daß im Frühjahr sich auf denselben je nach den günstigen Lebensverhältnissen bald kürzere, bald längere mit Haut (Bast) [* 4] überzogene Spieße entwickeln (Schmalspießer). Diese Spieße werden, nachdem sie ausgewachsen und verhärtet sind (Spießer, [* 1] Fig. 1) gewöhnlich erst im September durch Abreiben des Bastes an schwachen Stämmchen gefegt und im April, bisweilen selbst erst im Mai des folgenden Jahrs abgeworfen.

Hirsch (Edelhirsch)

Bild 8.563: Hirsch (Edelhirsch)
* 5 Hirsch.

Bald darauf beginnt das neue Gehörn aus den Rosenstöcken sich zu entwickeln, indem entweder zwei längere Spieße herauswachsen, welche sich von den ersten dadurch unterscheiden, daß sie über dem Rosenstock mit einem wulstigen, geperlten Ring (Rose) versehen sind (starker Spießer) oder auch noch über demselben ein nach vorn stehendes spitzes Ende (Augsprosse) zeigen. Ein solches Gehörn heißt ein Gabelgehörn, und der Hirsch [* 5] kann ein Gabler [* 1] (Fig. 2) werden (Gabelhirsch).



Geweih (Hirsche)

Bild 7.285: Geweih (Hirsche)
* 6 Seite 7.285.

Nachdem diese Gehörne im Juli vereckt und gefegt sind, werden sie im März abgeworfen. Demnächst entwickelt sich ein Geweih, welches stärkere Stangen hat, bei denen sich außer der Augsprosse an der kleinen Biegung etwa in der Mitte ein nach außen stehendes zweites Ende (die Mittelsprosse) ansetzt; der Hirsch wird dann Sechsender oder Sechser [* 1] (Fig. 3). Bei der folgenden Altersstufe gabeln sich die Stangen am Ende, der Hirsch trägt mithin an jeder derselben vier Enden und heißt dann Achtender oder Achter [* 1] (Fig. 4). Im nächsten Jahr schiebt sich zwischen der über der Rose stehenden Augsprosse und der Mittelsprosse und zwar näher an der erstern ein neues Ende, die Eissprosse, ein. Der Hirsch trägt dann zehn Enden, er heißt ein Zehnender [* 1] (Fig. 5) und wird von nun an als jagdbar angesehen. Im nächsten Jahr entwickelt sich am Ende der Stangen, welche bis dahin gegabelt

Stärke (natürliches Vo

Bild 15.236: Stärke (natürliches Vorkommen, Chemisches; Gewinnung)
* 8 Stärke.
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waren, ein weiteres Ende und gibt der Spitze dadurch eine dreiteilige, kronenartige Form. Der Hirsch ist dann ein Zwölfender [* 6] (Fig. 6) und heißt, wie jeder stärkere, der eine solche Krone trägt, ein Kronenhirsch. Aus diesem Geweih bildet sich das des Vierzehnenders dadurch, daß sich das hintere Ende der Krone verlängert und wiederum gabelt, u. s. f. Dies ist der Gang [* 7] bei der regelmäßig fortschreitenden Entwickelung, es treten jedoch überaus häufig, wohl durch die äußern Verhältnisse, wie gute Äsung, Ruhe, gelinde oder harte Winter, Verletzungen etc., bedingt, Abweichungen hiervon auf. So setzt bei günstigen Verhältnissen der Spießer im folgenden Jahr nicht selten mit Überspringung der Gablerstufe ein Gehörn von sechs Enden auf; stärkere Hirsche bilden oft ein Geweih von einer geringern Endenzahl, als das frühere hatte, aus: sie setzen zurück. Namentlich fehlt häufig bei starken Hirschen die Eissprosse; ist dies bei einem Hirsch der Fall, welcher drei Enden in der Spitze des Geweihs hat, der also eigentlich ein Zwölfer sein müßte, so heißt er ein Kronenzehner. - Man erkennt die Hirsche, welche zurückgesetzt haben, an der Stärke [* 8] des Körpers, ferner an der Breite [* 9] und Kürze der Rosenstöcke sowie an der Länge, Stärke und perligen Beschaffenheit der Stangen, welche Verhältnisse dann mit der Zahl der Enden des Geweihs nicht übereinstimmen.

Die Hirsche werden nach der letztern in der Art angesprochen, daß man die Zahl der Enden an der Stange bestimmt, welche die Mehrzahl derselben trägt, und solche verdoppelt. Findet sich an der andern Stange eine geringere Zahl, so ist das Geweih ungerade. Der Hirsch z. B., welcher an einer Stange sechs, an der andern dagegen nur fünf Enden trägt, ist ein ungerader Zwölfender. Die Enden (Sprossen) folgen hier an den Stangen eines regelmäßigen Zwölfers so nacheinander, daß über der Rose die Augsprosse, in geringer Entfernung davon die Eissprosse, dann an der Biegung, etwa in der Mitte der Stange, die Mittelsprosse herausragt, an der Spitze dagegen die Sprossen sich finden, welche die Krone bilden.

Als Ende wird jede Hervorragung an den Stangen angesprochen, an welche man eine Hornfessel zu hängen vermag. Das Gewicht der Rothirschgeweihe ist natürlich je nach der Stärke sehr verschieden, die von jetzt erlegten Hirschen wiegen selten mehr als 5 kg. Schwerere, bis 10 kg und darüber wiegende Geweihe findet man zwar in Sammlungen; doch kommen so starke Hirsche bei uns nicht mehr vor, da sie nicht alt genug werden und zur völligen Ausbildung nicht Ruhe und ausreichende Äsung haben. Das zwar nicht an Gewicht, aber an Endenzahl stärkste Geweih trug ein Hirsch von 66 Enden, welcher im Revier Neubrück des Regierungsbezirks Frankfurt [* 10] a. O. erlegt wurde. Das Geweih wird im Jagdschloß zu Moritzburg in Sachsen [* 11] aufbewahrt.

Bisweilen treten abnorme Bildungen auf, welche man als Perückengeweihe [* 6] (Fig. 7) bezeichnet; sie haben eine wulstige Form, bleiben knorpelig und verlieren den Bast nicht. Meist sind Verletzungen, namentlich des Kurzwildbrets (der Hoden), die Veranlassung zu dieser Mißbildung. Mitunter findet man auch kurze Verdickungen über den Rosenstöcken, ohne daß sich ein Geweih ausbildet, und solche Hirsche werden als Büffelhirsche angesprochen. Es leuchtet ein, daß die Zahl der Enden oft nicht dem Alter der Hirsche entspricht.

Deshalb hat man bei der Parforcejagd eine andre Art des Ansprechens eingeführt, für welche lediglich das Alter maßgebend ist. Man bezeichnet hier den Hirsch, welcher im dritten Jahr sein zweites Gehörn aufsetzt, als einen Hirsch vom zweiten Kopf und so fort vom dritten und vierten Kopf. Wenn derselbe im sechsten Jahr sein fünftes Geweih ausgebildet hat, also bei regelmäßigem Aufsetzen ein Zehner geworden ist, heißt er schlecht jagdbar, im folgenden Jahr jagdbar und dann weiter vom zweiten Kopf jagdbar etc. Das Abwerfen der Geweihe geschieht im Februar und März, bei stärkern Hirschen früher, bei schwächern später; erstere fegen im Juli, letztere später, schwache Spießer oft erst im September.

Beim Elchhirsch [* 6] (Fig. 8) bilden sich die ersten Spieße erst mit Beginn des zweiten Lebensjahrs, auf welche im nächsten entweder ein stärkeres mit einer Rose versehenes Spieß- oder häufiger ein Gabelgehörn folgt, welches bereits an der Gabelungsstelle eine Abflachung zeigt. Manche Hirsche behalten diese Gabelform auch bei den spätern Geweihbildungen, andre zeigen noch eine Teilung an der Spitze, so daß ein Geweih von sechs Enden entsteht, welches mit zunehmendem Alter stärker wird.

Diese Geweihe heißen Stangengehörne im Gegensatz zu den Schaufelgehörnen. Letztere bilden sich wieder in sehr verschiedener Weise, bald mit schmälern Schaufeln und längern, weniger zahlreichen Enden, bald mit breitern Schaufeln und kürzern Sprossen, aus, deren Zahl bei sehr starken Geweihen bis etwa zwölf an jeder Schaufel beträgt. Der Elchhirsch trägt seinen Kopfschmuck nicht nach oben, sondern seitwärts gerichtet, wie dies durch die fast rechtwinkelig gegen die Schädelfläche stehenden Rosenstöcke, in deren Verlängerung [* 12] sich das Geweih bil-

[* 6] ^[Abb.: Fig. 1 u. 2. Gabler.]

[* 6] ^[Abb.: Fig. 3. Sechsender.]

[* 6] ^[Abb.: Fig. 4. Achtender.]

[* 6] ^[Abb.: Fig. 5. Zehnender.]

[* 6] ^[Abb.: Fig. 6. Zwölfender.]

[* 6] ^[Abb.: Fig. 1-6. Entwickelung des Edelhirschgeweihs.]



Geweih (Rehwild)

Bild 7.286: Geweih (Rehwild)
* 13 Seite 7.286.

[* 6] ^[Abb.: Fig. 7. Perückengehörn.]

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det, bedingt ist. Die starken Hirsche werfen zu Anfang Oktober, schwache um Anfang November ab; erstere fegen kurz vor der Brunft gegen Ende August, letztere gegen Ende September den Bast von den vereckten Gehörnen.

Beim Damhirschkalb [* 13] (Fig. 9) erscheinen um Neujahr zuerst die kleinen Hervorragungen, welche bis Ende Mai (Knopfspießer) sich so weit entwickelt haben, daß die Spieße durchbrechen (Schmalspießer), welche dann, ausgewachsen und vereckt (Spießer), Ende September, auch später, gefegt und um Ende Mai des nächsten Jahrs abgeworfen werden. Hierauf bildet sich ein stärkeres Spieß- oder ein Gabelgehörn und im dritten Jahr durch Hinzutreten der Mittelsprosse ein Sechsergeweih, ähnlich wie beim Rothirsch, aus. Im folgenden Jahr verbreitern sich die Stangen über der Mittelsprosse und nehmen mit zunehmendem Alter mehr und mehr die Schaufelform an. Hiernach unterscheidet man geringe Hirsche, Halbschaufler, starke und Kapitalschaufler.

Letztere tragen, mindestens 9 Jahre alt geworden, ein über der Mittelsprosse sich allmählich verbreiterndes, oben etwa spannenbreites, bis 5 kg schweres Schaufelgehörn, auf welchem sich noch die Adern, welche unter dem Bast liegen, erkennen lassen, und aus dessen Schaufeln nach der obern und der hintern Seite zahlreiche fingerlange Zacken hervortreten. Die Damhirsche werfen das Gehörn im April und Mai ab und fegen im September; alte, starke Hirsche früher, junge, schwache später. Je nach der Äsung und andern Verhältnissen treten in diesem Bildungsgang gleichfalls Veränderungen hervor, indem bei günstigen Umständen schon das zweite Gehörn ein Sechsergeweih werden und die Schaufelform früher und stärker sich entwickeln kann. Auch auf die Zeit der Geweihbildung sind diese von Einfluß.

Solange die Hirsche noch den Bast auf den Geweihen haben, heißen sie Kolbenhirsche, die Geweihe Kolbengehörne und zwar sowohl beim Rot- als beim Elch- und Damwild. Die Kolbenhirsche stehen gern in Gehölzen nahe an Feldern, sind vertraut und suchen jede Beschädigung des noch weichen Geweihs zu vermeiden. Erhebliche Verletzungen desselben geben Veranlassung zu unregelmäßigen, abnormen Bildungen, und man findet deshalb Hirsche mit widersinnigen Gehörnen häufiger auf solchen Revieren, in denen Einhegungen durch Zäune hergerichtet sind, an welchen beim Durchkriechen die Kolben verletzt werden.

Bocholt - Bock

Bild 3.99: Bocholt - Bock
* 14 Bock.

Beim Rehwild [* 13] (Fig. 10) beginnen sich die Rosenstöcke des Bockkitzes im November des Geburtsjahrs zu entwickeln, die daraus hervorwachsenden Spießchen werden im Mai oder Juni gefegt (Spießbock) und im Dezember abgeworfen. Das nächste Gehörn ist dann der Regel nach ein Gabelgehörn, doch kommen auch statt desselben häufig starke Spieße oder das Sechsergehörn vor; letzteres bildet sich besonders dann, wenn der Bock [* 14] in Getreidefeldern Ruhe und gute Äsung gehabt hat.

Überhaupt scheinen bei dem sehr weichlichen Rehwild die Entwickelungsverhältnisse des Gehörns, sowohl was Zeit als Stärke betrifft, mehr als bei den Hirschen von den äußern Lebensbedingungen abhängig zu sein. An zahmen Bockkitzen hat man beobachtet, daß bereits im August des Geburtsjahrs, also im Alter von etwa vier Monaten, kugelige Spießchen ausgebildet waren, welche bald gefegt und Ende November abgeworfen wurden, worauf bis April des folgenden Jahrs ein zweites stärkeres Spießgehörn vereckt war.

Auch im Freien scheinen die Bockkitze, welche in Revieren mit besonders günstigen Verhältnissen stehen, die ersten Spießchen schon im März, also im Alter von etwa 10 Monaten, abzuwerfen und bis zum Monat Juni neue zu verecken, also im ersten Lebensjahr zweimal aufzusetzen. Das Rehbocksgehörn bleibt meist auf der Sechserstufe stehen, es wird nur mit zunehmendem Alter stärker und perliger, erhält auch wohl ausnahmsweise teils durch Gabelung an der Spitze der Enden, teils durch seitliche Auswüchse mehr Sprossen. Man spricht jedoch die Rehböcke nicht nach der Endenzahl an, sondern unterscheidet nur schwache, starke und Kapitalböcke. Die starken Böcke werfen ihr Gehörn schon im Monat November ab und fegen das neugebildete bereits im April. Bei keiner Wildart kommen so häufig widersinnige Bildungen des

[* 13] ^[Abb.: Fig. 8. Entwickelung des Elchgeweihs.]

[* 13] ^[Abb.: Fig. 9. Entwickelung des Damhirschgeweihs.]

[* 13] ^[Abb.: Fig. 10. Achter. Sechser. Gabler. Spießer. Entwickelung des Rehgehörns.]

Fortsetzung Geweih: → Seite 7.287 || Gehörns vor als beim Rehwild, was wohl gleichfalls mit der Weichlichkeit desselben zusammenhängen

Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910

Geweih

oder Gehörn, bei den hirschartigen Wiederkäuern die aus echter Knochensubstanz bestehenden, zur Zeit der Reife nicht mehr von Hautgebilden bedeckten Hörner, die auf zapfenförmigen Verlängerungen der Stirnbeine (Stirnzapfen, Rosenstöcke, Geweihstuhl) stehen. Die Geweih sind entweder nur dem männlichen Geschlecht – als Abnormitäten dem weiblichen – eigen oder kommen bei beiden Geschlechtern vor (Renntiere). Sie werden alljährlich einige Zeit nach ihrer vollständigen Entwicklung abgeworfen.

Das Geweih bildet sich aus der Spitze der Stirnzapfen und ist anfangs eine weiche zapfenartige, mit zahlreichen Gefäßen durchzogene, knorpelähnliche, mit Haut und Haaren bedeckte Masse (Kolben), die sich nach einiger Zeit durch Kalkablagerungen im Innern verhärtet, sich je nach der Art und dem Alter der Tiere in verschiedene Formen gliedert und meist in zackenförmige Spitzen (Enden) endet. Dann hört die Blutzirkulation auf, und das Geweih bildet mit den Stirnzapfen ein innig verwachsenes Ganzes.

Die Hirsche entledigen sich durch Reiben (Fegen) an Bäumen des häutigen Überzugs (Bastes) der Geweih. Mehrere Monate nach vollendeter Ausbildung der Geweih beginnt ein der Caries vergleichbarer Auflösungsvorgang an der Spitze der Stirnzapfen, wodurch deren Verbindung mit dem alten Geweih gelockert wird, dies endlich abfällt und ein neues an dessen Stelle tritt. Die Geweih stehen in Verbindung mit der Geschlechtsthätigkeit der geweihtragenden Säugetiere. Werden Hirsche kastriert, während sie die Geweih abgeworfen haben oder noch Kolben tragen, so setzen sie ein unförmliches Perückengehörn auf, das nicht mehr gefegt und nicht mehr abgeworfen wird; werden sie kastriert, nachdem die Geweih vereckt sind, so werfen sie binnen 3 Wochen ab, auch wenn die eigentliche Abwurfszeit noch nicht gekommen ist und setzen nun ein bleibendes Perückengeweih auf.

Die einseitige Kastration hat keinerlei Einfluß auf das Geweih, wohl aber die einseitige Verwundung, der ein längeres Kränkeln folgt. In der Regel wird das Geweih mit jedem Jahre stärker und größer. Bei mehrern Gattungen der Familie der Hirsche nimmt mit jedem Jahre die Zahl der Enden eines jeden Geweih (Stange) nach bestimmten Gesetzen um eins zu, bei andern hingegen bleibt die Zahl der Enden, wenn das Tier vollkommen ausgewachsen ist, unverändert. Da die ersten Stufen der Geweihbildung in der Regel mit den besondern Bezeichnungen Spieß und Gabel belegt werden, so ist es auch gebräuchlich, erst vom Sechsender an die Benennung Geweih anzuwenden.

Besonders starke Geweih nannte man früher auch Gewichte. Eine ebenfalls veraltete Bezeichnung für Geweih ist Gestänge. Auf die Ausbildung guter Geweih ist die Äsung und Fütterung von wesentlichem Einfluß. (Vgl. Neumeister, Laub- und Kalkfütterung des Edel- und Rehwildes, Tharandt 1891.) Die Geweih finden vorzüglich bei Drechslern und Messerschmieden Verwendung. Bei den jagdbaren Wiederkäuern haben Geweih und Gehörn, bez. deren verschiedene Entwicklungsperioden, eine eigene Nomenklatur gefunden.

Gewehrschlag - Geweih

Bild 57.974: Gewehrschlag - Geweih
* 15 Seite 57.974.

Edelwild: Das Anfang Juni gesetzte (geborene) Edelhirschkalb zeigt in den ersten 4 Monaten nichts von Geweihbildung. Erst in der Mitte der zweiten oder Junghirschperiode, welche den 5. bis 14. Monat umfaßt, erheben sich als Wucherungen der Stirnbeine die Rosenstöcke oder der Geweihstuhl und es bilden sich die Kolben. Vom August des zweiten bis mit April des dritten Kalenderjahres (15. bis 23. Monat) wird das Erstlingsgeweih aufgesetzt, gefegt und getragen: es ist das die Zeit des Hirsches vom ersten Kopfe (richtiger: Hirsch mit erstem Geweih). In der Zeit vom Mai des dritten bis mit März des vierten Kalenderjahres (24. bis 34. Monat) wird nach dem Abwurf des Erstlingsgeweihs das zweite Geweih aufgesetzt, gefegt und getragen (Hirsch vom zweiten Kopf). Im darauffolgenden Jahr setzt der Hirsch vom dritten Kopf, nach erfolgtem Geweihabwurf, das nächste Geweih auf und wirft es wieder im April des fünften Kalenderjahres ab. So geht es jahrweise weiter. Jüngere Edelhirsche werfen gewöhnlich in den Monaten März und April, ältere oft schon im Februar ab. Das Fegen des Geweih erfolgt meist Ende Juli. Das Erstlingsgeweih des Edelhirsches sind Spieße bis zu 30 cm Länge, einfache Stangen, denen am Grunde der Perlenkranz (die Rose) fehlt, wie aus nachstehender [* 15] Fig. 1 zu ersehen.

[* 15] Figur 1–5:



Geweih

Bild 57.975: Geweih
* 16 Seite 57.975.

Man nennt deshalb auch den ein solches Geweih tragenden Hirsch Spießer, oder noch präciser, je nach der Länge der Spieße, Knopf- oder Schmalspießer. Regelrecht folgt auf diese Stufe der Gabler [* 15] (Fig. 2). Bei demselben erscheint an jeder Stange eine wirkliche Rose und über derselben eine Augsprosse (a in [* 15] Fig. 2). Das dritte Geweih bekommt über der Augsprosse, und etwa in der Mitte der Stange, die Mittelsprosse, wodurch das Geweih des Sechsenders [* 15] (Fig. 3) charakterisiert ist. Hinter der Mittelsprosse (b in [* 15] Fig. 3) zeigt die Stange eine knieförmige Biegung, die gewöhnlich deutlicher als hinter der Augsprosse (a in [* 15] Fig. 3) hervortritt. Bei der nächsten Stufe, der des Achtenders, teilt sich die Spitze der Stange als Gabel [* 15] (Fig. 4). Darauf folgt die Stufe des Zehnenders [* 15] (Fig. 5). Sie entsteht

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dadurch, daß zwischen Aug- und Mittelsprosse noch die sog. Eissprosse (c in [* 16] Fig. 5) sich entwickelt. An die Zehnenderstufe schließt sich die Stufe des Zwölfenders [* 16] (Fig. 7) an; es tritt bei demselben von der Gabel des normalen Zehnenders die Hauptstange rückwärts knieförmig heraus, wodurch die erste, aus 3 Enden gebildete Krone entsteht.

[* 16] Figur 6–10:

Hiermit beginnt die Reihe der Kronenhirsche. Fehlt bei Vorhandensein der dreiendigen Krone an der Stange die Eissprosse, so ist für den Träger [* 17] des Geweih die Bezeichnung Kronenzehner [* 16] (Fig. 6) gebräuchlich. Bekommt die Krone noch ein Ende mehr (eine Doppelgabel), so entsteht die Stange des Vierzehnenders (Fig. 8). Darauf folgt der Sechzehnender (Fig. 9) u. s. f. Es kommt häufig vor, daß die Gablerstufe übersprungen wird und sogleich ein Sechsendergeweih nach der Spießerstufe auftritt, ebenso aber auch, daß als zweites Geweih besonders starke Spieße mit Rose erscheinen. Im letztern Falle spricht man von einem Stangenspießer [* 16] (Fig. 10). Nicht selten erfolgt bei etwas ältern Hirschen auch ein Zurücksetzen, eine Verminderung der Endenzahl; dann aber sind die Stangen ungewöhnlich stark entwickelt.

Das Ansprechen erfolgt stets nach der Stange, an welcher die meisten Enden sich vorfinden, und zwar wird deren Anzahl doppelt genommen. Hat z. B. die eine Stange sechs Enden, die andere weniger, so spricht man den Hirsch als ungeraden Zwölfender an. Im Gegensatz hierzu haben die geraden Geweih an jeder Stange gleichviel Enden. Damwild: Bei dem Anfang Juli gesetzten Damhirschkalb erheben sich in freier Wildbahn die Rosenstöcke bereits in den Monaten Oktober bis Dezember (Periode des Junghirsches) etwas. Während der nächsten 16 Monate (Januar des zweiten bis mit April des dritten Kalenderjahres) wird das Erstlingsgeweih des Hirsches vom ersten Kopf (Hirsch mit erstem Geweih) aufgesetzt, gefegt und getragen.

[* 16] Figur 11–17:

Dasselbe besteht aus Spießen [* 16] (Fig. 11) mit wulstförmig verdickter Basis (Damspießer). In den darauffolgenden 11 Monaten (Mai des dritten bis mit März des vierten Kalenderjahres) setzt der Hirsch vom zweiten Kopf, nach dem Abwurf des Erstlingsgeweihs, das zweite Geweih [* 16] (Fig. 13), an welchem die Augsprosse und meist auch die Mittelsprosse erscheint, auf, fegt und trägt es. Bei der nächstfolgenden Stufe [* 16] (Fig. 14) erweitern sich die Stangen oberhalb der Mittelsprosse löffelartig und sind mitunter am Hinterrand ausgezackt (Löffler). Hierauf verbreitert sich von Jahr zu Jahr die obere Hälfte der Stangen zu Schaufeln, deren Hinterrand mehr oder weniger Zacken hat. Man spricht dann vom angehenden Schaufler [* 16] (Fig. 15), Schaufler [* 16] (Fig. 16), starken und Kapitalschaufler [* 16] (Fig. 17). Die geschilderte Entwicklung des Damhirschgeweihs steht mit der Zahnentwicklung im Einklang. Es kommen aber auch beim Damhirsch zwei verschiedene Spießformen vor. Die zweiten stärkern Spieße [* 16] (Fig. 12) würden dann als die zweite Geweihstufe anzusehen sein.

Altum giebt an, daß die zweiten stärkern Spieße, auf stärkern Rosenstöcken, sich in der Mitte und besonders gegen die Spitze sanft nach innen biegen und an der Basis gleichfalls einen starken Perlenwulst von eiförmiger Gestalt zeigen, der sich spitzenwärts in den Stangenumriß verliert und nicht über die Spitze des Rosenstocks scharf sattelförmig vorspringt, wie dies bei den ersten Spießen der Fall ist. Ältere Hirsche werfen eher ab (März) als jüngere (Mai). Das Fegen des Geweih erfolgt meist Ende August.

Elchwild: Das Ende Juni gesetzte Hirschkalb zeigt bereits nach vier Wochen durch erbsengroße Warzen die Stelle der Rosenstöcke an;

die letztern entwickeln sich vom Januar des zweiten Kalenderjahres an allmählich und sind im zehnten Lebensmonat vollendet.

Sie sind durch die schräge Richtung nach oben und aufwärts wie durch ihre Flachheit auffällig. Dieser Richtung entsprechend entwickeln sich auf den Rosenstöcken im zweiten Kalenderjahr etwa 30 cm lange Spieße [* 16] (Fig. 18), welche Ende desselben oder auch etwas später abgeworfen werden, während bei den darauffolgenden Geweih der Abwurf schon im Monat November stattfindet.

[* 16] Figur 18–20:



Geweihstuhl - Gewerbe

Bild 57.976: Geweihstuhl - Gewerbe
* 18 Seite 57.976.

Die Frage, ob nochmals Spieße nach den zuerst erscheinenden auftreten, ist unentschieden. Jedenfalls haben die Spieße schon eine winkelförmige Biegung, welche den spätern Geweih eigentümlich ist. Die jährlich fortschreitende Schaufelbildung, welche im fünften Jahre schon ganz ausgesprochen ist, ist aus den [* 16] Fig. 19–22 zu ersehen. Mit der beträchtlichen Ausbildung der Schaufeln ist zugleich eine starke Gewichtszunahme des Geweih (bis 20 kg) verbunden. Doch giebt es auch ganz starke

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Elch-Hirsche mit drehrunden Stangen (bis zur Achterstufe). Es ist charakteristisch für das Elchgeweih, daß es keine Augsprosse hat. Dagegen gliedert sich der vordere untere Teil der Schaufel bei starken Hirschen oft als besondere Augschaufel (s. namentlich [* 18] Fig. 22) ab. Das Fegen des Geweih erfolgt im September nach dem Verecken.

[* 18] Figur 21, 22:

Gehörn nennt man die Hörner des Rehbocks; in Österreich [* 19] sagt man dafür auch Gewichtl, mitunter Gestänge. Bereits im August oder September erheben sich die Rosenstöcke (Stirnzapfen) des anfangs Mai gesetzten (geborenen) Rehbockkalbes und im Dezember können die ersten kleinen Spieße vereckt sein. Im nächsten Februar wird dieses erste Geweih stets abgeworfen, mag es noch so unbedeutend erscheinen. Das sich sogleich wieder bildende zweite Geweih wird im Mai gefegt und im Spätherbst abgeworfen. Es ist also charakteristisch, daß der Rehbock während der ersten 20 Lebensmonate zweimal abwirft und zum drittenmal aufzusetzen beginnt.

Das erste Geweih besteht entweder aus erbsengroßen Knöpfen oder kleinen Spießen, das zweite Geweih können Spieße oder Gabelstangen oder ausnahmsweise Sechserstangen bilden. Mit zunehmendem Alter vermehrt sich gewöhnlich die Stärke, die Perlung und die Endenzahl der Geweih, vergrößert sich die Rose und verkürzt sich der Rosenstock. Das Ansprechen des Rehbocks und seines Geweih erfolgt nach der Endenzahl demselben; es wird dabei ebenso wie beim Edelhirsch und dessen Geweih verfahren.

[* 18] Figur 23–28:

[* 18] Fig. 23 zeigt die Stange des Spießbocks, [* 18] Fig. 24 diejenige des Gabelbocks, [* 18] Fig. 25 diejenige des Sechserbocks, [* 18] Fig. 26 diejenige des Achterbocks und [* 18] Fig. 27 diejenige des Zehnerbocks. Bilden die drei Enden jeder Stange ein Kreuz, [* 20] wie in [* 18] Fig. 28, so spricht man von einem Kreuzbock.

Figur 29:

Das normale Sechsergehörn ist in [* 18] Fig. 29 dargestellt. Außerordentlich stark und vielendig entwickelt ist das Geweih der Urböcke. Beim Rehbock ist die merkwürdige Monstrosität des Perückengehörns – wie in [* 18] Fig. 30 dargestellt – am häufigsten zu finden.

Figur 30: