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Gluten | eLexikon | Chemie - II. Organische Chemie

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Glutens. v. w. Kleber. / 3

Seite 7.449

Gluten

3 Wörter, 25 Zeichen

Chemie — II. Organische Chemie

Klavierauszug - Kleber

Bild 9.818: Klavierauszug - Kleber
* 2 Seite 9.818.

Kleber

(Gluten), die eiweißartigen Bestandteile der Getreidesamen, speziell des Weizens. Knetet man einen steifen Teig aus Weizenmehl unter Wasser, so werden lösliche Stoffe (auch Eiweiß) und Stärkemehl ausgewaschen, und es bleibt eine gelblichgraue, zähe, klebrige, fadenziehende, geruchlose Masse (12-20 Proz.) zurück, welche schwach teigartig schmeckt, in schwachem Alkohol nur zum Teil, leichter in Alkalien, größtenteils auch in Essigsäure löslich ist.

Dieser Kleber besteht aus Gliadin (Pflanzenleim), Glutenfibrin (Pflanzenfibrin, vegetabilisches Fibrin), Mucedin und Glutenkasein. Seine Eigenschaften ändern sich mit dem quantitativen Verhältnis der Bestandteile, und wenn das Gliadin sehr zurücktritt, so wird die Abscheidung des Klebers schwierig oder unmöglich. Daher gelingt auch aus andern Getreidearten die Abscheidung eines Klebers nicht in dem Maß wie beim Weizen, denn diese enthalten nur einige oder nur einen der Kleberstoffe.

Bierbrauerei

Bild 2.912a: Bierbrauerei
* 3 Bierbrauerei.

Von den vier genannten Kleberstoffen gehört das Glutenkasein zu den Pflanzenkaseinen, die drei übrigen sind in Alkohol in erheblicher Menge löslich. Frischer feuchter Kleber geht leicht in Fäulnis über, beim Trocknen aber wird er hornartig. Der Kleber oder vielmehr die Gesamtheit der den Verdauungssäften zugänglichen eiweißartigen Bestandteile bedingt vorzüglich den Nahrungswert des Getreides; er spielt in der Bierbrauerei [* 3] eine große Rolle, indem einerseits in das Bier übergegangene eiweißartige Stoffe dessen Nahrungswert erhöhen, anderseits die Haltbarkeit des Biers bedeutend beeinträchtigen können.



Kléber - Klee

Bild 9.819: Kléber - Klee
* 5 Seite 9.819.

Bei der Gewinnung der Weizenstärke gab man früher den Kleber ganz allgemein verloren, indem man ihn durch Fäulnis sich zersetzen ließ, um ihn dann durch einen Waschprozeß zu entfernen. Jetzt wird der als Nebenprodukt gewonnen und auf verschiedene Weise verwertet. Verarbeitet man nur zerquetschten Weizen, so mischen sich dem Kleber Hülsen bei, und man kann ihn nur nach der Auflockerung durch Kochen mit Wasser als Viehfutter benutzen. Der bei der Verarbeitung von Weizenmehl erhaltene Kleber wird frisch unter Teig zu Backwerk und Nudeln gemischt, zur Hefenbereitung benutzt, mit Mehl [* 4] gemischt, gekörnt und getrocknet und auf Graupen, Grieß etc. verarbeitet. Derartige durch ihren Nahrungswert ausgezeichnete Präparate sind: Klebergrieß, Protein, Kleberbrot, Kraft-, Glutenzwiebackmehl etc. Für technische Zwecke wird der auf sehr verschiedene Weise mit Hilfe von Natronlauge, Ammoniak, Kalk, Zuckerkalk, kohlensaurem Natron, Essigsäure, beginnender Fäulnis etc. in einen löslichen, aber leicht

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koagulierbaren Zustand übergeführt (Kleberleim, Luzin) und dann namentlich in der Zeugdruckerei zum Fixieren der Farben benutzt. Löslich gewordener Kleber wird auch als Kleb- und Klärmittel (Eiweißleim) benutzt.

Vgl.   Ritthausen, Die Eiweißkörper der Getreidearten, Hülsenfrüchte und Ölsamen (Bonn [* 6] 1872).

Kléber,

Belfort

Bild 2.642: Belfort
* 11 Belfort.

Jean Baptiste, einer der ausgezeichnetsten Generale der franz. Republik, geb. 9. März 1753 zu Straßburg, [* 7] wo sein Vater Maurermeister war, ging 1769 nach Paris, [* 8] um sich für die Baukunst [* 9] auszubilden, kam durch Vermittelung zweier bayrischer Edelleute nach München [* 10] in die dortige Kriegsschule und trat 1776 in die österreichische Armee. Da sich ihm jedoch als Bürgerlichem keine Aussicht auf Beförderung bot, kehrte er 1783 nach dem Elsaß zurück und erhielt eine Stelle als Bauinspektor in Belfort. [* 11]

Während der französischen Revolution trat er 1792 in ein Bataillon Freiwilliger und zeichnete sich während der Belagerung von Mainz [* 12] durch die Preußen [* 13] 1793 so aus, daß Custine ihn zum Generaladjutanten und dann zum Brigadegeneral beförderte. Nach der Übergabe von Mainz (22. Juli 1793) ward er mit Custine verhaftet, jedoch, nachdem er diesen mutig vor dem Revolutionstribunal verteidigt, freigesprochen und als Brigadegeneral nach der Vendée gesandt. Hier entschied er den Sieg von Cholet, eroberte Savenay und zog 24. Dez. in Nantes [* 14] ein.

Durch den Abscheu, den er vor den blutigen Metzeleien der Konventskommissare kundgab, zog er sich von neuem die Ungnade der Jakobiner zu. Anfang 1794 zurückberufen und als Divisionsgeneral zur Nordarmee gesandt, focht er mit Auszeichnung bei Fleurus (26. Juni) und nahm die Festung [* 15] Maastricht, [* 16] worauf man ihm im Dezember auch die Belagerung von Mainz übertrug. Als Jourdan aber im September 1795 bei Düsseldorf [* 17] über den Rhein ging und gegen den Main vordrang, erhielt Kléber wieder die Führung von Jourdans linkem Flügel, siegte 4. Juni 1796 bei Altenkirchen und hatte Frankfurt [* 18] eingenommen, als ihn Intrigen des Direktoriums bewogen, seine Entlassung zu nehmen. Er lebte nun in Paris bis 1798, wo er als Divisionsgeneral am Feldzug nach Ägypten [* 19] teilnahm. Er focht an der Spitze der Avantgarde vor Jafa, bei Sed Jarra, am Berg Tabor und bei Abukir und erhielt bei Bonapartes Rückkehr von dort (1799) den Oberbefehl.

Kairo

Bild 60.27: Kairo
* 20 Kairo.

Da es nicht möglich schien, Ägypten zu behaupten, schloß Kléber im Januar 1800 mit dem britischen Kommodore Sidney Smith die Konvention von El Arisch, der gemäß die französische Armee Ägypten räumen sollte; als jedoch der Admiral Keith den Vertrag nicht genehmigte, faßte er den kühnen Entschluß, das Land aufs neue zu unterwerfen. Er eroberte das rebellische Kairo [* 20] wieder, erfocht 20. März 1800 den glänzenden Sieg von Heliopolis und brachte dadurch ganz Ägypten noch einmal in seine Gewalt. Am 14. Juni 1800 ward er indes in Kairo von einem fanatischen Türken, Suleiman, meuchlings erdolcht. Seine Vaterstadt Straßburg hat ihm 1840 eine eherne Statue errichtet, unter der sein Herz ruht.

Vgl.   Ernouf, Le [* 21] général Kléber (Par. 1867);

Pajol, Kléber, sa vie, sa correspondance (das. 1877).