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Goldene Ader | eLexikon | Medicin - Specielle Pathologie - Blutkrankheiten

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Hämorrhoiden

Gebärmutter - Gebärmut

Bild 6.964: Gebärmutter - Gebärmutterkrankheiten
* 3 Gebärmutter.

(griech.), Blutfluß, dann im engern Sinn Mastdarmblutung, auch wohl Goldene Ader genannt. Der Name der Hämorrhoiden ist im Volksmund verbreitet wie kaum ein zweiter Kunstausdruck der Heilkunde, es hat sich um ihn ein reichhaltiger Sagenkreis gebildet, der so wunderliche bunt durcheinander gewürfelte Vorstellungen in unsre nüchterne und allem Mystischen abholde Gegenwart hinübergebracht hat, daß man heutzutage kaum noch die Bedeutung des einst hochwichtigen vielköpfigen Krankheitswesens versteht. So spricht heute niemand mehr von Hämorrhoiden des Mundes, der Gebärmutter, [* 3] der Blase, wir kennen keine »versetzten Hämorrhoiden« oder »Hämorrhoiden, welche sich aufs Gehirn [* 4] oder den Magen [* 5] geschlagen haben«; Hämorrhoiden sind vielmehr Blutungen, welche aus krankhaft erweiterten Mastdarmvenen erfolgen, Hämorrhoidalknoten sind diese knolligen oder wurmförmig gewundenen Krampfadern (varices) selbst.

Das Entstehen der Hämorrhoiden fällt meist in das höhere Lebensalter, ist bei Männern häufiger als bei Frauen und hängt immer von einer Erkrankung der Venenwand selbst ab. Begünstigende Momente für die Entstehung sind langes Verweilen harter Kotballen im Mastdarm, welche den Blutumlauf mechanisch erschweren, Stauungen im Pfortaderkreislauf, z. B. Leberkrankheiten, sitzende Lebensweise, welche teils Stauung befördernd, teils durch die dabei stattfindende Erhitzung der Aftergegend wirken mag, angestrengtes Reiten, Mißbrauch starker Abführmittel und warmer Klystiere, Geschwülste, welche den Blutabfluß hindern, langes Zurückhalten des Harns, chronische Entzündungen der Mastdarmschleimhaut etc. Dem Sitz nach unterscheidet man äußere und innere Hämorrhoidalknoten; die erstern sind teils von Haut, [* 6] teils von Schleimhaut, die innern nur von Schleimhaut überzogen, sie erreichen Erbsen-, Haselnuß-, selten Kirschgröße, fühlen sich ziemlich derb an, sind zuweilen gestielt oder sitzen wie Polypen mit breiter Basis der Aftermündung auf.



Hämos - Hampshire

Bild 8.61: Hämos - Hampshire
* 7 Seite 8.61.

Die Symptome, welche die äußern Knoten hervorrufen, bestehen in höchst lästigem Jucken, in Schmerzen beim Stuhlgang, Stuhldrang unmittelbar nach der Entleerung; ferner führen sie zu lästigen Entzündungen, oberflächlichen Verschwärungen, zuweilen zu Brand und gefährlichen Venenentzündung. Die innern Knoten sind mitunter mit Katarrh oder Mastdarmschleimhaut verbunden (sogen. Schleimhämorrhoiden), sie sind sonst weniger lästig, reizen durch das Gefühl der

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Schwere und Spannung zum Stuhlgang, der dann aber häufig genug wegen seiner Schmerzhaftigkeit über Gebühr hinausgeschoben wird, und geben somit von neuem Veranlassung zur Verhärtung der Kotmassen und zur Verstopfung. Gleichzeitig fühlen sich die Kranken matt und abgeschlagen; das durch die entzündliche Reizung und durch die krankhafte Absonderung hervorgerufene immerwährende Jucken und Stechen am After macht sie verdrießlich, es entstehen wohl auch öfters Eingenommenheit des Kopfes, ein Gefühl von Spannung im Unterleib, Schmerzen im Kreuz [* 8] und Verdauungsbeschwerden; die Gemütsverstimmung kann sich bis zur Melancholie steigern.

Nimmt unter solchen Erscheinungen und bei vielleicht fortdauernder mechanischer Reizung der Schleimhaut durch verhärtete Kotmassen die Blutüberfüllung der Schleimhaut zu, so reißen die Gefäße, und es tritt Blutung ein, welche wesentliche Erleichterung bringt, insofern infolge davon besonders die Spannung und der Druck im Kreuz bald nachlassen und auch die übrigen Erscheinungen verschwinden. Seit alten Zeiten hat man sich gewöhnt, in den eine für den davon Befallenen höchst erwünschte Erscheinung zu erblicken, weil dieselben bewirken sollen, daß der Körper von vielen andern Übeln durch sie befreit bleibe.

Auf dieser Anschauung beruht der für die Hämorrhoiden gebräuchliche Name der »güldenen Ader«. Ihre scheinbare Begründung findet jene irrtümliche Meinung in dem Umstand, daß Individuen, welche an den verschiedensten, oft höchst lästigen Symptomen von seiten des Unterleibs, Magens, Gehirns etc. leiden, die auffallendste Erleichterung dieser Symptome empfinden, sobald eine entsprechend reichliche Blutung aus der Mastdarmschleimhaut eingetreten ist. Von der Unterdrückung der Hämorrhoidalblutung hat man oft üble Folgen gesehen.

Bei Männern entwickeln sich unter solchen Umständen oft ähnliche Erscheinungen wie bei Frauen in den klimakterischen Jahren, welche häufig ebenso wie die periodischen alle 3-4 Wochen wiederkehrenden Anschwellungen der Knoten ohne Blutung (sogen. trockne oder blinde Hämorrhoiden) zu Vergleichen geführt haben, die aber alles innern Zusammenhanges entbehren. Die Voraussage betreffs der Heilung ist ungünstig, da nur selten und dann erst in höherm Greisenalter selbständige Rückbildungen vorkommen.

Essen - Essential

Bild 5.857: Essen - Essential
* 9 Essen.

Wegen der drohenden Gefahr einer Blutgerinnung innerhalb der Knoten, Embolie oder Venenentzündung, namentlich aber wegen allzu starker Blutungen ist die operative Entfernung größerer Knoten zu empfehlen. Im übrigen richtet sich die Behandlung womöglich auf das ursachliche Übel, d. h. also Entfernung verhärteter Kotballen, Vermeiden mechanischer Reizungen, wie Reiten, anhaltendes Sitzen u. dgl., Bekämpfung der bereits eingetretenen Blutarmut durch kräftigende Nahrung, überhaupt eine richtige Lebensweise; Einfachheit im Essen [* 9] und Trinken, Sorge für regelmäßigen Stuhlgang, ausgiebige Bewegung zu Fuß, Turnen, Baden [* 10] in fließendem Wasser dienen zur Verhütung der Hämorrhoiden. Zur Regulierung der Ausleerungen dienen am besten Klystiere, die lauwarm oder kalt genommen werden, innerlich höchstens leichte Abführmittel, wie Weinstein, Rhabarber u. dgl., und, wenn die Kreuzschmerzen heftiger werden und die einmal gewohnten Blutentleerungen ausbleiben, einige Blutegel [* 11] an dem After oder auch kalte Sitzbäder.

Die schmerzhaften Knoten bestreicht man mit mildernden Salben. Heftige Blutungen müssen gestillt werden, zumal bei solchen Individuen, welche ohnehin nicht zu viel Blut haben. Am sichersten geschieht dies wiederum durch kalte Klystiere, im Notfall mit Zusätzen von Gerbsäure, Eisentinktur, oder durch Einführung eines Tampons. Sehr blutreiche, vollsaftige Hämorrhoidarier gebrauchen oft mit gutem Erfolg eine jährliche Trinkkur in Kissingen, [* 12] Homburg [* 13] und ähnliche Mineralwasserkuren.