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Graal | eLexikon | Litteratur - Deutsche Literatur - Altdeutsche Dichtung bis 1500

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Gral

(Graal, a. d. altfranz. Wort graal, gréal, prov. grazal, katal. gresal, latinisiert gratalis, gradalis, welches ein schüsselartiges Gefäß [* 3] bedeutet, entstanden, früher fälschlich als sanguis realis, »das wahre Blut«, erklärt), nach dem Glauben des Mittelalters die Schüssel, aus welcher Christus bei dem letzten Abendmahl mit seinen Jüngern aß, und in welcher nachher Joseph von Arimathia das Blut des gekreuzigten Heilandes auffing. Sie war aus einem einzigen Smaragd [* 4] geschliffen und mit wunderbaren Kräften ausgestattet. Am Karfreitag kamen Engel hernieder und hoben den heil. Gral empor, ihn in der Luft schwebend erhaltend, bis Engel eine von Gott selbst geweihte Hostie hineinlegten.

Tempel (kunstgeschicht

Bild 15.581: Tempel (kunstgeschichtlich)
* 6 Tempel.

Nach der Legende brachte Joseph von Arimathia den heiligen Gral nach Britannien. Auf dem unzugänglichen Montsalvage (Mons [* 5] silvaticus = Mont sauvage) stiftete Titurel einen prachtvollen Tempel, [* 6] in welchem der Gral unter der Obhut der Templeisen, einer Genossenschaft auserwählter Menschen, aufbewahrt wurde; nur göttliche Fügung leitete dahin, dann aber auch stets zum ewigen Heil des Finders. Die Sage vom heil. Gral scheint sich aus orientalischen und christlichen Elementen im Anfang des 12. Jahrh. in Spanien [* 7] und dem südlichen Frankreich gebildet zu haben.

Auf französischem Boden wurde die Sage mit der Parzivalsage verbunden und an das Haus Anjou angelehnt, aus welchem die Gralkönige stammen sollten. Hierher gehört eine unvollendete Dichtung des Chrestien von Troyes: »Le [* 8] conte dul Gral« (vor 1190). Kurz vor oder kurz nach diesem behandelte den gleichen Stoff der Provençale Kiot, den wir übrigens nur aus einer Erwähnung Wolframs kennen. Die Legende von Joseph von Arimathia wurde in dem französischen gereimten »Roman du Saint [* 9] Gral« behandelt, der im 15. Jahrh. in Prosa aufgelöst wurde (hrsg. von Hucher, Par. 1875-78, 3 Bde., und von Weidner, Oppeln [* 10] 1881). Auch ein altenglisches Gedicht: »The Holy Grail«, gibt es, das auf dem französischen Roman beruht (hrsg. von Furnivall durch die Early English Text Society, 1874-78, 4 Bde.);

als Verfasser ist Lonelich (um 1450) angegeben. In die deutsche Poesie brachte die Gralsage Wolfram von Eschenbach im Parzival und den Bruchstücken von Titurel;

Genua

Bild 7.117a: Genua
* 11 Genua.

in weiterer Ausführung behandelte sie der Dichter des jüngern Titurel, der noch die Beziehung auf den Priesterkönig Johann hinzubrachte. In unsern Tagen legte die Gralsage R. Wagner seinem Tondrama »Parsifal« zu Grunde. - Ein ähnlich aussehendes Gefäß, wie es die Sage beschreibt, kam 1100 nach Genua [* 11] und von dort 1806 nach Paris, [* 12] ist aber von grünem Glas. [* 13]

Vgl.   Boisserée, Über die Beschreibung des Tempels des heil. Gral (Münch. 1834);

San Marte, Der heil. (in dessen »Wolfram von Eschenbach«, Bd. 2, Magdeb. 1841);

Derselbe, Parzivalstudien, Heft 2 u. 3 (Halle [* 14] 1861-62);

Lang, Die Sage vom heil. Gral (Münch. 1862);

Droysen, Der Tempel des heil. Gral (Bromb. 1872);

Zarncke, Der Graltempel (Leipz. 1876);

Birch-Hirschfeld, Die Sage vom Gral (das. 1877);

Martin, Die Gralsage (Straßb. 1880);

Domanig, Parzivalstudien, Heft 2: Der Gral (Paderb. 1880);

Hertz, Die Sage von Parzival u. dem Gral (Bresl. 1882).