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Guano | eLexikon | Mineralogie und Geologie - Gesteine

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz

Guano,

eine im wesentlichen aus Exkrementen von Seevögeln bestehende, aber durch Fäulnis und atmosphärische Einflüsse in ihrer Beschaffenheit vielfach modifizierte Masse. Der wertvollste Guano findet sich auf den Chinchainseln an der peruanischen Küste und bildet hier Schichten von 7-30 m Mächtigkeit. Dieser Guano besteht fast nur aus den Exkrementen von Vögeln, welche den Ordnungen der Ruderfüßler (Pelecanus thajus Mol., Carbo Gaimardi Less., C. albigula Brandt, Sula variegata Tschudi, Plotus anhinga L.), der Langflügler (Rhynchops nigra L., Larus modestus Tschudi, Puffinuria Garnotii Less., Sterna inca Less.) und der Taucher (Spheniscus Humboldtii Meyen) angehören.

Körperteile der Vögel

Bild 16.242a: Körperteile der Vögel
* 5 Vögel.

Die untersten Schichten der Guanolager bestehen meist aus Exkrementen und Knochen [* 3] von Seehunden, Seelöwen; auch sind im G. zahllose meerbewohnende Diatomeen etc., versteinerte Eier, [* 4] Federn und in Mumien verwandelte Vögel [* 5] aufgefunden worden. Der Guano erscheint als heller oder dunkler gelbbraune, erdige oder feste Masse, riecht stark eigentümlich und deutlich ammoniakalisch, löst sich unter Brausen nicht vollständig in Salzsäure, entwickelt mit Kalilauge viel Ammoniak, beim Erhitzen brenzlige Dämpfe und hinterläßt eine weiße Asche, welche in 100 Teilen etwa 1,56-2,03 Kali, 34-37 Kalk, 2,56-2 Magnesia und 41-40 Phosphorsäure enthält. Der Peru-Guano, der aus noch ganz frischen Tierresten bestehende Angamos-Guano und der Guano von den benachbarten Lobosinseln enthalten im Durchschnitt:

Peru-­Guano Angamos-­Guano Lobos-­Guano
Was­ser 14.8 7.4-22.3 16.8
Organi­sches u. Ammoniak­salze 52.4 56.0-64.8 46.1
Stick­stoff 14.4 17.4-19.3 9.8
Phosphor­säure 13.5 7.1 9.0
Alkali­salze 7.4 (Kali) 2.5-3.3 11.5
Asche 32.8 21.7-27.8 37.1

Die nähern Bestandteile des Peru-Guanos sind:

Harn­saures Ammoniak 3.2 Proz., 9.0 Proz
Oxal­saures Ammoniak 13.3 Proz., 10.6 Proz
Oxalsaurer Kalk 16.3 Proz., 7.0 Proz
Phosphor­saures Ammoniak 6.4 Proz., 6.0 Proz
Phosphorsaure Ammoniak­magnesia 4.2 Proz., 2.6 Proz
Phosphor­saures Natron 5.3 Proz., - Proz
Schwefel­saures Kali 4.2 Proz., 5.5 Proz
Schwefel­saures Natron 1.1 Proz., 3.8 Proz
Chlorammonium 6.5 Proz., 4.2 Proz
Phosphorsaurer Kalk 9.9 Proz., 14.3 Proz
Thon und Sand - Proz., 4.7 Proz
Organische Materie und Was­ser - Proz., 32.3 Proz

Außerdem finden sich im G. geringe Mengen von Guanin, Xanthin und Fett, an zufälligen Bestandteilen Gesteinstrümmer und Konkretionen aus konzentrischen Lagen einer weißen kristallinischen Substanz, die im wesentlichen schwefelsaures Kali und schwefelsaures Ammoniak enthalten. Wie sich aus den Analysen ergibt, enthält der Guano vorwiegend in Wasser lösliche Salze; mithin kann er sich in einer Beschaffenheit wie die des Guanos der Chinchainseln nur in Gegenden bilden, in denen die Luft einen sehr geringen Wassergehalt besitzt und Regen fast nie eintritt. Wo dagegen massenhaft abgelagerte Exkremente der Einwirkung von Wasser ausgesetzt sind, müssen wesentlich andre Produkte entstehen (s. unten).

Übergießt man Guano mit Wasser und filtriert, so erhält man eine Lösung von oxalsaurem, schwefelsaurem und wenig phosphorsaurem Ammoniak; läßt man ihn aber angefeuchtet einige Zeit liegen, so verschwindet die lösliche Oxalsäure, und an ihre Stelle tritt infolge der Zersetzung von phosphorsaurem Kalk lösliche Phosphorsäure. Hieraus ergibt sich die ungleiche Wirkung des Guanos bei anhaltendem starken Regen u. bei mäßiger Feuchtigkeit nach dem Ausstreuen.

Umgebung von Hamburg

Bild 8.38a: Umgebung von Hamburg
* 6 Hamburg.

Die äußere Beschaffenheit des Guanos, besonders das Vorkommen der Konkretionen, macht eine Zubereitung durch Sieben und Zerkleinern vor dem Gebrauch erforderlich. Der Guanoimport wird gegenwärtig durch die Firmen der Anglo-Kontinentalen (vormals Ohlendorffschen) Guanowerke in Hamburg, [* 6] London, [* 7] Antwerpen [* 8] und Emmerich [* 9] a. Rh. und M. H. Salomonson in Rotterdam [* 10] und Düsseldorf [* 11] betrieben, welche den gemahlenen und gesiebten Peru-Guano mit einem feststehenden Gehalt an Stickstoff (7 Proz.), Phosphorsäure (14 Proz.) und Kali (2 Proz.) in den Handel bringen. Die größte Menge des Guanos wird aber zunächst mit Schwefelsäure [* 12] behandelt, um die Phosphorsäure löslich zu machen, und kommt als aufgeschlossener in den Handel. Diese Ware enthält in zwei Sorten: Stickstoff 7 und 5 Proz., wasserlösliche Phosphorsäure 9,5 und 10,5 Proz., Kali je 2 Proz., außerdem im wesentlichen schwefelsaures Ammoniak.

Die nicht in regenlosen Gegenden gebildeten Guanosorten sind durch Wasser ihrer löslichen Salze, zum Teil auch ihrer organischen Substanz beraubt worden (Guanophosphate). Als Guano kommen aber auch rein mineralische, wesentlich aus phosphorsaurem Kalk bestehende Substanzen in den Handel, welche wahrscheinlich durch Einwirkung von Exkrementen auf Kalkstein entstanden sind. Zu der ersten Klasse gehören der pulverige, von Wurzeln durchsetzte Baker-Guano von der Bakerinsel im Stillen Ozean, der etwa 78 Proz. phosphorsauren Kalk, 6 Proz. phosphorsaure Magnesia enthält; der ebenfalls pulverige Mejillones-Guano aus der Bucht von Mejillones in Bolivia, [* 13] der ganz überwiegend aus phosphorsaurem Kalk besteht und fast farblose Knollen [* 14] von phosphorsaurer Magnesia enthält, sowie der Jarvis-Guano.



Guanoinseln - Guardian

Bild 7.888: Guanoinseln - Guardian
* 15 Seite 7.888.

Zur zweiten Gruppe gehören dagegen der Sombrero-Guano (Sombrerit, metamorphosierter westindischer Guano, Guano von den Mönchsinseln) von der Sombreroinsel, wahrscheinlich ein Zersetzungsprodukt des Korallenkalks, aus welchem die kleinen westindischen Inseln gebildet sind. Er enthält 75-90 Proz. Phosphate (34-42 Proz. Phosphorsäure), 4-10 Proz. kohlensauren Kalk und nicht unbeträchtliche Mengen von Eisenoxyd und Thonerde. Sehr ähnlich ist der von der benachbarten Navassainsel stammende Navassa-Guano (Navassit); er ist, wie der vorige, dicht und fest, enthält 70-75 Proz. phosphorsauren Kalk und sehr bedeutende Mengen Eisenoxyd und Thonerde. Am reichsten an phosphorsaurem Kalk ist das Curassaophosphat (s. d.). Diese

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und manche ähnliche Produkte werden hauptsächlich nur zur Darstellung von Superphosphat benutzt, weil die in ihnen enthaltene Phosphorsäure ohne vorherige Überführung in sauren phosphorsauren Kalk zu langsam zur Wirkung kommt. In Südamerika [* 16] fand der Guano schon in alten Zeiten Verwendung, und die Inkakönige bedrohten das Betreten der Guanoinseln während der Brutzeit der Vögel mit dem Tod. In Europa [* 17] wurde der Guano und seine Verwendung seitens der Indianer von Peru [* 18] und Chile zuerst 1804 bekannt, aber erst als 1840 in England glänzende Resultate mit Proben von Guano erzielt worden waren, fand derselbe größere Beachtung.

Der Verbrauch steigerte sich nun ganz außerordentlich, so daß jährlich 4-500,000 Ton. nach Europa gebracht werden konnten. Unter solchen Verhältnissen wurden die Chinchainseln wie auch die Balastas-, Guañape-, Baker- und andre Inseln abgebaut, und auch die Mejillonesinseln sind so weit erschöpft, daß die chilenische Regierung den weitern Abbau untersagte. Viele Inseln des Stillen Ozeans liefern gegenwärtig nur wenig Guano nach Europa, weil die Ausbeutung der Kostspieligkeit und niedern Werte halber eingestellt wurde.

Westindien und Zentral

Bild 16.558b: Westindien und Zentral-Amerika
* 19 Westindien.

Die überaus ergiebige Maldeninsel liefert jährlich 12-15,000 Ton. Außerdem beteiligen sich die Fanning-, Brown- und Lacepèdeinseln, die Sidneyinseln, Westindien [* 19] und Afrika [* 20] an der Versorgung Europas mit Guano England importierte 1883: 1,500,000 Ztr. Guano vorwiegend von den westindischen und pazifischen Inseln, während der peruanische Guano (von den Inseln Pabillon de Pica, Huanillos und Punta de Lobos) immer mehr zurücktritt. In das Zollgebiet des Deutschen Reichs wurden 1882: 2,126,000 Ztr., 1883 ca. 1,460,000 Ztr. Guano eingeführt, im ganzen dürften gegenwärtig jährlich 3,400,000 Ztr. Guano nach Europa kommen.

Vgl.   Meyn, Die richtige Würdigung des Peru-Guanos (Halle [* 21] 1872);

Derselbe, Die natürlichen Phosphate (1873);

»Salpêtres et guanos du désert d'Atacama« (Dresd. 1878).