Guatemala | eLexikon | Geschichte - Amerika - Mittelamerika
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
- ️Fri Feb 01 1839
Titel
Elemente zu Guatemala:[7.893] Guatemala (Santiago de G.
Guatemala,
Guatemala (Staat) [unk
![Bild 58.527: Guatemala (Staat) [unkorrigiert] Bild 58.527: Guatemala (Staat) [unkorrigiert]](http://peter-hug.ch/meyers/thumb/58/58_0527.jpeg)
* 2
Guatemala.[* 2] zentralamerikan. Freistaat, liegt zwischen 13° 46' und 17° 44' nördl. Br. und grenzt gegen N. an Mexiko, [* 3] gegen O. an Belize, den Golf von Honduras [* 4] (Amatiquebai) und die Republik Honduras, gegen S. und W. an Salvador [* 5] und das Stille Meer (s. Karte »Westindien [* 6] und Zentralamerika«). Über die Grenzen [* 7] herrscht zum Teil noch Streit, namentlich in betreff der Grenze gegen Yucatan. Der Flächeninhalt beträgt 121,140 qkm (2200 QM.). Der größere Teil des Landes ist Gebirgsland, welches die größte Abwechselung von Stufen, Plateaus und Hochthälern darbietet, letztere ausgezeichnet durch landschaftliche Schönheit, außerordentliche Fruchtbarkeit und mildes und gesundes Klima. [* 8]
Der höchste Teil desselben findet sich nordwestlich von der Hauptstadt Guatemala gegen Mexiko hin, wo die unter dem Namen los Altos de Guatemala bekannten Alpenlandschaften von Solola, Totonicapan und Quezaltenango durch steile Bergzüge und tiefe Schluchtenthäler unterbrochene Plateaus von mindestens 2000 m Höhe bilden, während das Plateau, auf welchem die Hauptstadt liegt, nur 1300-1600 m hoch liegt. Im O. ist das Hochland von hohen, südöstlich streichenden, schwer zugänglichen Randgebirgen eingefaßt, welche es von der niedrigen Hochebene von Peten trennen; gegen SW. ist die Grenze desselben scharf bezeichnet durch einen ununterbrochenen steilen, terrassenförmigen Abfall gegen das schmale Küstenland.
Vulkane
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* 9
Vulkane.An der Meeresseite erheben sich die mächtigen Vulkane [* 9] del Fuego (4121 m) und del Agua (4261 m) neben einer Reihe andrer teils erloschener, teils noch thätiger Feuerberge. Heftige Erdbeben [* 10] haben wiederholt (zuletzt 1874) große Zerstörungen angerichtet. Das Land ist reich bewässert, besitzt aber keine großen schiffbaren Ströme. Die bedeutendsten sind der in die Campechebai mündende Usumacinta, ferner der Polochic und Motagua (ca. 450 km lang), welche in die Hondurasbai münden.
Die zahlreichen zur Südsee abfließenden Flüsse [* 11] sind kurze Küstenflüsse. Von Seen sind zu nennen: der Amatitlan, die Laguna Dulce (See von Izabal), der Atitlan und Peten oder Itza, letzterer mit mehreren Inseln, auf denen sich zahlreiche Denkmäler altertümlicher Bauwerke finden. Das Klima ist im größten Teil des Berglandes mild und gesund (18° C. im Mittel); in der heißen schmalen Küstenebene und an der Küste der Hondurasbai sind Fieber häufig. Neuerdings (seit 1857) hat auch die Cholera wiederholt große Verheerungen angerichtet.
Schneckenfenster - Sch
![Bild 64.556: Schneckenfenster - Schneeammer [unkorrigiert] Bild 64.556: Schneckenfenster - Schneeammer [unkorrigiert]](http://peter-hug.ch/meyers/thumb/64/64_0556.jpeg)
* 12
Schnee.In den Altos sind während einiger Monate des Jahrs Frost und Schnee [* 12] nicht ungewöhnlich. Die Jahreszeiten [* 13] bestehen in einer nassen und einer trocknen Zeit, zwischen beiden befinden sich zwei Übergangsepochen. Auf der Nordseite fällt die trockne Zeit in die Monate Februar bis April, die Regenzeit in die Monate Juli bis September. Die Produkte des Staats zeigen eine große Mannigfaltigkeit. Die unbebauten Teile enthalten schöne Wälder, die treffliche Farbe-, Bau- und Tischlerhölzer sowie Balsam, Gummi und vielerlei Arzneipflanzen [* 14] liefern.
Guatemala (Bevölkerung
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* 20
Seite 7.891.Angebaut werden auf den höhern Plateaus (den Altos) besonders Weizen und alle Baum- und Gartenfrüchte der gemäßigten Zone. Die mittlern Regionen sind für die Gewinnung von Kaffee bestimmt; das Tiefland liefert Zuckerrohr und alle Gewächse der tropischen Zone. Das Tierreich ist durch Affen, [* 15] Tapire, Beutel-, Faul- und Gürteltiere, Jaguare, Damhirsche und eine große Anzahl von Vögeln (gegen 200 Arten), unter denen der Quezal den Indianern einen prachtvollen Federschmuck liefert, vertreten. Auch giftige Schlangen [* 16] sind vorhanden; das Meer bietet Schildkröten, [* 17] Perlen und Purpurmuscheln. An Mineralien [* 18] scheint Guatemala nicht reich zu sein; nur an der Grenze von Honduras hat man Gold, [* 19] Silber, ¶
mehr
Kupfer [* 21] und Blei [* 22] gewonnen. Mineralöle sind nahe der atlantischen Küste an den Ufern der Seen Vincente und Lampara entdeckt.
[Bevölkerung.]
Die Bevölkerung von Guatemala belief sich 1886 auf 1,322,544 Seelen (1872: 1,190,754), einschließlich von ca. 360,000 Weißen. Die Weißen sind meist Kaufleute und Pflanzer, die Ladinos (Mischlinge von Weißen und Indianern) Handwerker und kleine Kaufleute. Die Indianer (Maya-Quiché) bilden die ackerbauende Bevölkerung [* 23] und zeichnen sich durch Fleiß und sanften Charakter aus. Eine ansehnliche Zahl von ihnen ist mit allen Rechten der Staatsbürgerschaft begabt und im Besitz bedeutender Ländereien. In einem großen Teil des Landes haben sich die Indianer noch unvermischt erhalten, sprechen ihre Muttersprache und richten sich nur äußerlich nach dem Gesetz und der Religion des Landes. Von Rassenhaß wird nichts verspürt, wie überhaupt die Sitten in Guatemala milder, der Fleiß größer, die geselligen Verhältnisse geschmeidiger sind als in den andern Staaten Zentralamerikas. Im N. leben auch noch ununterworfene Indianerstämme, namentlich im Quellgebiet des Usumacinta. Die Zahl der Geburten war 1885: 63,687, der Todesfälle 25,747 (?).
Hebriden, Neue - Hebun
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* 24
Hebung.Die geistige Kultur des Landes ist gering, obgleich unter den fünf Staaten Zentralamerikas in dieser Beziehung noch den ersten Platz behauptet und namentlich in neuester Zeit löbliche Anstrengungen zur Hebung [* 24] des Unterrichtswesens macht. Die Universität San Carlo in der Hauptstadt (1676 gegründet) erfreut sich eines gewissen Rufs. Die 831 öffentlichen Volksschulen wurden 1883 von 38,339 Kindern besucht. In kirchlicher Beziehung bildet das Land das Erzbistum von Guatemala, zu welchem das 1534 errichtete Bistum 1742 erhoben wurde; der Erzbischof, dem fünf Bischöfe, die von Nicaragua, [* 25] Chiapas, Comayagua (Honduras), Salvador und San José (Costarica), untergeordnet sind, hat seinen Sitz in der Hauptstadt des Landes. Faktisch ist gegenwärtig die römisch-katholische Religion die allein anerkannte, obschon nach der Verfassung allgemeine Religionsfreiheit bestehen soll. Die Verhältnisse mit Rom [* 26] sind durch ein 1852 abgeschlossenes Konkordat geordnet.
Tabak
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* 28
Tabak.[Erwerbszweige etc.]
Ackerbau bildet die Hauptbeschäftigung. Früher stand die erst 1811 eingeführte Kochenille obenan, aber infolge der unsichern Ernte [* 27] ist an deren Stelle der Kaffee getreten, von welchem 1859 erst 390 Ztr., 1885 aber 483,635 Ztr. zur Ausfuhr kamen. Auch dem Zuckerbau wendet man größere Aufmerksamkeit zu (1883: 5533 Hektar). Der Tabak [* 28] ist gut, kommt aber nur in geringen Quantitäten auf den Markt. Der Weizenbau ist in der Zunahme begriffen. Außerdem baut man noch Baumwolle, [* 29] Kakao, Reis, Mais, Südfrüchte.
Auch sind Cinchonapflanzungen angelegt worden. An Vieh zählte man 1885: 117,880 Pferde, [* 30] 45,501 Maultiere, 494,130 Rinder, [* 31] 460,426 Schafe [* 32] und 194,776 Schweine. [* 33] Von einer Fabrikthätigkeit ist in Guatemala nicht die Rede. Grobe Kleidungsstoffe (jerga), wozu man die Wolle in den Altos gewinnt, Decken, Sacktuch, Baumwollgespinste, Strohhüte, Matten, dazu Goldschmiede- und Sattlerwaren und sehr schöne Ponchos (Mäntel) sind die einzigen industriellen Produkte des Landes.
Der Handel Guatemalas war früher der bedeutendste in Zentralamerika, hat aber seit der Herstellung der Dampferlinie längs der Küste des Großen Ozeans dem von Salvador weichen müssen. An guten Häfen fehlte es dem Land. San José, der Haupthafen des Landes, und Champerico, beide am Großen Ozean, sind nur offene Reeden; günstiger sind die Verhältnisse in San Tomas am Golf von Honduras, von wo eine Eisenbahn nach der Hauptstadt gebaut wird. Die erste Eisenbahn (von San José nach Escuintla) wurde 1880 eröffnet und ist 1884 nach der Hauptstadt Guatemala fortgesetzt worden.
Eine zweite Bahn verbindet den Hafen Champerico mit Retalhuleu. Diese Bahnen haben eine Länge von 116 km. Ferner besteht ein Telegraphennetz von (1883) 4635 km Länge mit 77 Ämtern. Die Post (mit 144 Poststellen) beförderte 1883: 2,111,366 Gegenstände. Die Einfuhr betrug 1883: 2,030,893, 1884: 3,281,698 und 1885: 3,103,276 Doll.;
Großbritannien
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* 34
Großbritannien.die Ausfuhr in denselben Jahren bez. 5,718,341, 4,937,941 und 6,054,128 Doll. Von der Einfuhr kommen 4,8 Proz. auf Großbritannien, [* 34] dann folgen die Vereinigten Staaten [* 35] mit 16, Frankreich mit 13, Deutschland [* 36] mit 12,6 Proz.; von der Ausfuhr kommen 40 Proz. auf Deutschland, wohin nahezu die Hälfte des Kaffees geht. Zur Einfuhr gelangen vorzüglich baumwollene und wollene Zeuge, Eisenwaren, Papier, Juwelierarbeiten, Weine. Bei der Ausfuhr spielt der Kaffee die Hauptrolle (1884 für 4,455,677 Doll., 1885 für 5,416,718 Doll.); dann folgen Zucker [* 37] (1885: 194,271 Doll.), Häute und Felle, Gummi, Früchte. Im J. 1885 liefen 281 Schiffe [* 38] von 285,386 Ton. ein.
Münzen I (Altertum)
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* 40
Münzen.Der inländische Handel konzentriert sich in der Landeshauptstadt. Doch werden an verschiedenen Plätzen auch große Jahresmessen für den Umsatz von Landesprodukten abgehalten, und zwischen Handel und Pilgerfahrten findet dort noch ein ähnliches Verhältnis statt wie in Europa [* 39] während des Mittelalters. So ist der große Jahrmarkt in dem Indianerdorf Esquipulas im Januar mit einer berühmten Wallfahrt zu einer wunderthätigen Holzpuppe verbunden. Münzen, [* 40] Maße und Gewichte sind im allgemeinen die kastilischen. Man rechnet nach Pesos fuertos zu 100 Centavas im Wert von 4 Mk. Das Pfund (libra) ist = 460 g; 100 Pfund sind = 1 Quintal. Die Fanega Getreide [* 41] hat 55 Lit., die Arroba 16,13 L.; 1 Fuß (pié) ist = 0,2786 m, 1 Vara = 3 Fuß; 1 Fanega (Feldmaß) = 64,4 Ar.
[Staatliche Verhältnisse.]
Die Verfassung vom Jahr 1859 legt die ausübende Gewalt in die Hände eines vom Volk auf vier Jahre gewählten Präsidenten, dem drei verantwortliche Minister zur Seite stehen. Auch das Abgeordnetenhaus von 52 Mitgliedern wird vom Volk auf vier Jahre gewählt, dagegen werden die 24 Mitglieder des Staatsrats teils vom Präsidenten ernannt, teils vom Abgeordnetenhaus gewählt. Staatsrat und Abgeordnetenhaus bilden den Kongreß. Die Justiz wird durch einen Obergerichtshof und Richter erster Instanz verwaltet.
Flaggen, Übersicht I
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* 43
Flaggen, Übersicht I.Die Gemeindeverwaltung ist in den Händen von Alkalden und Gemeinderäten, deren Mitglieder von den Gemeinden gewählt werden. Alle Wahlen geschehen durch allgemeines Stimmrecht. Die Hauptquellen der Finanzen des Staats sind die Zölle, die Erträge des Branntweinmonopols und der Verkauf von Staatsländereien. Im J. 1884 beliefen sich die Einnahmen auf 5,151,476 Pesos (ausschließlich 3,052,472 Pesos Anleihen und Depositen und einer Bilanz von 114,999 Pesos vom Vorjahr), während die Ausgaben 8,116,550 Pesos erreichten. 1886 schätzt man die Einnahmen auf 5, die Ausgaben auf 3 Mill. Pesos. Die Staatsschuld betrug Ende 1874: 3,877,384 Pesos, April 1886 dagegen 10,160,000 Pesos (wovon 4,160,000 Pesos äußere Schuld). Eine Nationalbank besteht seit 1877. Die stehende Armee zählt 2180 Mann, die Miliz 33,229 Mann. Eingeteilt wird die Republik in 23 Departements. Hauptstadt ist Guatemala la Nueva. Die Flagge von Guatemala s. auf der Tafel »Flaggen [* 42] I« [* 43] (mit Text). Vgl. außer ¶
Guatemala (Geschichte)
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* 44
Seite 7.892.mehr
den Werken von Fröbel, Squier, Marr, Scherzer u. a. über Zentralamerika: Dollfus und Montserrat, Voyage géologique dans les républiques de Guatemala et de Salvador (Par. 1869);
Stoll, Zur Ethnographie [* 45] der Republik Guatemala (Zürich [* 46] 1884);
Derselbe, Guatemala, Reisen und Schilderungen (Leipz. 1886).
Geschichte.
Guatemala wurde 1524 von Pedro de Alvarado erobert, der es bis 1541 regierte. Er fand daselbst Völker, die nicht so weit verbreitet und mächtig waren wie die Azteken oder Peruaner, die aber alle in den Künsten weiter vorgeschritten waren als jene und sich fast zu einer Schriftsprache erhoben hatten. Die Quiché, Zutugil und Cachiquel sind drei eingeborne Völker Guatemalas und gehören der Rasse an, welche ihre Kolonien unter dem Namen der Maya [* 47] nach Yucatan, unter dem der Tolteken, lange vor Gründung des Aztekenreichs, nach Mexiko sandte.
Die Ruinen von Palenque, Ocosingo, Utlatan u. a. zeugen von der Höhe ihrer Kunst. Die Quiché (Utlateca) nahmen zur Zeit der Eroberung den größten Teil von den Hochlandschaften Guatemalas ein; die Ruinen ihrer Hauptstadt, im bestbevölkerten Teil des Landes gelegen, zeugen von der Größe und Macht des Volkes. Guatemala gehörte unter der Herrschaft der Spanier und nach dem Sturz derselben seit 1821 zu Zentralamerika (s. d.). Der Auflösung der zentralamerikanischen Föderation (1. Febr. 1839) und der Konstituierung einer unabhängigen Regierung in Guatemala folgten neuer dauernder Bürgerkrieg und innere Unruhen, in denen der General Raffael Carrera, ein Mestize ohne Bildung, antidemokratisch und von fanatischem Religionseifer erfüllt, die einflußreichste Rolle spielte.
Faktisch schon seit 1839 im Besitz der Oberleitung der Regierung, wurde er 1845 als Präsident an die Spitze der Regierung berufen, begnügte sich aber vorläufig mit dem Titel und Amt eines Oberbefehlshabers der Armee unter dem gesetzlich gewählten Präsidenten der Republik und beschränkte seine Thätigkeit auf die militärische Bekämpfung der Föderalistenpartei, welche besonders unter Morazan in Honduras und Salvador ihren Hauptsitz hatte, sowie der anarchistischen Partei im Land. Nachdem ihm endlich durch den Sieg bei La Arada (bei Chiquimula) über die vereinigten Heere von Honduras und Salvador (2. Febr. 1851) die Unterdrückung des Bürgerkriegs und der aufrührerischen Elemente in Guatemala gelungen und er als Pazifikator der Republik proklamiert worden war, erfolgte 19. Okt. 1851 die Verkündigung einer neuen Konstitution und die Ernennung Carreras zum Präsidenten der Republik für die erste Periode (1852-56). 1854 wurde ihm die Präsidentschaft auf Lebenszeit übertragen, mit fast absoluter Gewalt und dem Recht, seinen Nachfolger zu ernennen. Er verwandte seine unumschränkte Macht zur Besserung der Finanzen und der materiellen Wohlfahrt des Landes. Dabei stützte er sich auf die kleine, aber einflußreiche und mit der Kirche verbündete konservative Partei, die aus den Abkömmlingen der alten spanischen Familien besteht.
Presse (technisch)
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* 48
Presse.Die enttäuschten Liberalen machten deshalb 1862 einen Versuch, Carrera zu stürzen, der aber mißlang. 1863 entbrannte ein heftiger Konflikt zwischen Carrera und Barrios, dem Präsidenten von Salvador. Als Repräsentanten verschiedener politischer Prinzipien, jener streng konservativ, dieser entschieden liberal, hatten sie sich schon länger in der Presse [* 48] bekämpft und sich gegenseitig die ärgsten Mißbräuche in ihrer Verwaltung vorgeworfen. Ein Pamphlet Barrios' vom Januar 1863 reizte Carrera zur offenen Kriegserklärung.
Mit 5000 Mann fiel er in das Gebiet von Salvador ein, begleitet von Francisco Dueñas, einem nunmehr verbannten frühern Präsidenten dieses Staats, welchen er an Barrios' Stelle setzen wollte. Am 23. Febr. 1863 erlitt Carrera indes bei Coatepeque eine entschiedene Niederlage und mußte sich nach Guatemala zurückziehen, siegte aber 2. Juli über General Gonzales. Barrios, aller Hilfe beraubt, schloß sich endlich in seine Hauptstadt San Salvador ein, welche nun Carrera belagerte und, nachdem Barrios im letzten Augenblick entflohen, 26. Okt. 1863 zur Kapitulation nötigte.
Hof (meteorologisch) -

* 49
Hof (meteorologisch) - Hofburgwache.Infolge davon erlangte Carrera ein ganz entschiedenes Übergewicht in Mittelamerika. Nicht nur in Honduras, auch in Salvador, wo er Dueñas, und in Nicaragua, wo er Martinez einsetzte, standen ihm ergebene Präsidenten an der Spitze des Staats. Mit Ausnahme von Costarica war nun die klerikale Partei in Zentralamerika allmächtig, die Jesuiten waren Carreras einflußreichste Ratgeber. Aus Rücksicht auf die Geistlichkeit wurden mit dem päpstlichen Hof [* 49] Konkordate abgeschlossen, die demselben unter dem Vorwand der Religion eine Einmischung in die innern Verhältnisse des Staats gestatteten.
Nachdem Carrera 20 Jahre Guatemala als Diktator beherrscht und in ganz Zentralamerika einen großen Einfluß geübt hatte, starb er plötzlich 15. April 1865. Ihm folgte im Mai 1865 General Cerna, der die Regierung im Sinn Carreras fortführte und anfangs auch den herrschenden Einfluß Guatemalas in Zentralamerika behauptete. Allmählich indes verlor Guatemala sein politisches Übergewicht, und im Frühjahr 1869 begannen auch die Versuche der Liberalen unter General Cruz, die Regierung zu stürzen, welche, lange Zeit erfolglos, 1871 zu einer durchgreifenden Revolution führten.
Die liberale Partei kam ans Ruder, die Jesuiten wurden verbannt und durch Verträge mit Salvador die Herrschaft der Liberalen befestigt. Nachdem 1873 General Rufino Barrios zum Präsidenten gewählt worden, konnte die Regierung noch entschiedener gegen den Klerus vorgehen, zur Aufhebung aller Klöster schreiten, für Hebung des Unterrichts und Eröffnung von Verkehrswegen thätig sein. Aufstandsversuche, die der Klerus anzettelte, gaben zu noch schärfern Gesetzen, namentlich zur Beseitigung der Privilegien des Klerus, Verkündung der Religionsfreiheit, Verbannung des Erzbischofs von Guatemala und Einziehung des sehr beträchtlichen Eigentums der Kirche, Veranlassung, und da gleichzeitig in den Nachbarrepubliken die Macht der Klerikalen gebrochen wurde, so schienen die Zustände in Guatemala vorläufig befestigt zu sein.
Barrios wurde 1876 auf vier und 1880 auf sechs Jahre wieder gewählt. Derselbe glaubte die Unabhängigkeit Guatemalas und Zentralamerikas bedroht durch den Vertrag, welchen die Vereinigten Staaten von Nordamerika [* 50] 1884 mit der Republik Nicaragua über den Bau eines Kanals geschlossen hatten, und beschloß, der Gefahr durch die Wiedervereinigung der Republiken von Zentralamerika zu einem Staatenbund vorzubeugen. Er proklamierte denselben im Februar 1885 und forderte die andern Staaten auf, ihm beizutreten. Als Salvador sich weigerte, rückte Barrios im März mit einem Heer in dessen Gebiet ein, fiel aber selbst in der Schlacht bei Chachupa, worauf sein Heer völlig geschlagen nach Guatemala floh. Unter Vermittelung der fremden Konsuln schloß General Barillas, der die Regierung von Guatemala übernahm, 14. April den Frieden mit dem Präsidenten von Salvador, Zaldivar, ab.
Vgl. Ximenès, Las historias del origen de los Indios de esta provincia de Guatemala (mit Beiträgen von ¶
Fortsetzung Guatemala:
→ Seite 7.893 || K. Scherzer, 1866); "Memorias de las secretarias de estado del gobiérno de G." (1880
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Guatemala
[* 2] hatte 31. Dez. 1888:1,427,116 Einw., wovon 65,796 in der Hauptstadt.
Die Ausfuhr betrug 1888: 7,240,000 Pesos, die Einfuhr 5,460,000 Pesos.
Hauptartikel der Ausfuhr waren: Kaffee (6,595,180 Pesos), Zucker und Häute.
Eisenbahnen von einer Länge von 126 km sind im Betrieb, und eine Bahn, welche den Atlantischen Ozean mit der Südsee vereinigen wird, ist im Bau.
Die Staatseinnahmen betrugen 1888: 3,849,595 Pesos, die Ausgaben 3,523,280 Pesos, während die Staatsschuld 1. Jan. 1889 sich auf 11,137,690 Pesos belief.