Habana | eLexikon
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
- ️Sat Aug 14 1762
Havana
[* 3] (Cristoval de la Havana, spr. awana, auch Habana), Hauptstadt der span. Insel Cuba und wichtigster Handelsplatz Westindiens, liegt unter 23° 9' nördl. Br., 82° 22' westl. L. v. Gr., westlich am 360 m weiten Eingang eines Hafens, welcher sich oberhalb in drei Buchten spaltet: die Ensenadas von Marimelena, Guasabacoa und Atares (s. Plan). Die eigentliche Stadt, welche 1746-1863 mit Mauern umgeben war, liegt unmittelbar am Hafen und erstreckt sich 1755 m weit von N. nach S., 1003 m von O. nach W. Sie ist Hauptsitz des Verkehrs, der auf den großen offenen Plätzen Plaza de Armas und Plaza de San Francisco seine Mittelpunkte findet.
Scharwache - Schattens
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Schatten.Erstern schmückt eine Statue Ferdinands VII., umgeben von Gruppen der prachtvollsten Palmen- u. Brotbäume. An ihm liegen der unansehnliche Palast des Gouverneurs und eine Kapelle zum Andenken an die erste Messe, welche hier nach Entdeckung der Insel unter dem Schatten [* 5] eines ungeheuern Ceibe (Baumwollbaums) gehalten wurde. Die Straßen sind eng und schmutzig, die Häuser meist niedrig, mit Veranda, flachem Dach, [* 6] dicken Mauern und vergitterten, bis auf den Boden reichenden Fenstern.
Von den öffentlichen Gebäuden zeichnet sich die 1724 in altspanischem Stil erbaute Kathedrale durch einfach-würdige Verhältnisse aus. In ihr ruhen seit 1794 die Gebeine Kolumbus'. Sonst verdienen noch Erwähnung das Zollamt und die Börse (Caballeria). Anmutige Anlagen mit Denkmälern, Blumenbeeten und Springbrunnen trennen die Altstadt von der westlich gelegenen Vorstadt Colon. Das Campo de Marte, mit Springbrunnen und Zentralbahnhof, schließt sich unmittelbar an diese Anlagen an, und der breite mit Bäumen bepflanzte Paseo de Tacon, die schönste Straße der Stadt, führt von dort nach dem botanischen Garten [* 7] (mit Sommerresidenz des Gouverneurs) und zu dem auf hohem Hügel
Havanabraun - Havarie
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Seite 8.238.[* 3] ^[Abb.: Situationsplan von Havana.] ¶
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thronenden Castillo del Principe. In größerer Entfernung, in südwestlicher Richtung, liegen die Vorstädte Horcon, El Cerro und Jesus del Monte mit kleinen und elenden Häuschen. Jenseit des Hafens, auf dessen Ostseite, liegen die Orte Casablanca (mit schwimmendem Dock) [* 9] und Regla (mit großen Zuckerspeichern). Detachierte Forts verteidigen die Einfahrt zum Hafen und die Stadt. Die bedeutendsten Werke sind das 1589 auf steilem Felsen am Hafeneingang erbaute Castillo del Morro, das Castillo de la Cabaña an der Ostseite der Hafeneinfahrt, das Castillo de Atares im S. und das Castillo del Principe im W. Ein Arsenal mit Schiffswerften liegt am innern Hafen.
Eine großartige, 1832-1837 angelegte Wasserleitung [* 10] versieht die Stadt täglich mit 120 Mill. Lit. Wasser. Havana mit den Vorstädten hatte 1817: 139,996 Einw., 1873: 230,000 Einw., von welchen die Hälfte Schwarze sind. Die Industrie leistet Großes in der Fabrikation von Zigarren, ist aber sonst unbedeutend. Desto wichtiger ist der Handel, denn Havana ist der Mittelpunkt des spanisch-amerikanischen Verkehrs, und alle seefahrenden Nationen der Welt sind stets in seinem Hafen vertreten.
Zuckergewinnung I
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Zucker.Die größern Seeschiffe können an den Kais der Stadt anlegen. Die Ausfuhr besteht wesentlich aus Zucker, [* 11] Melasse, Kaffee, Tabak, [* 12] Zigarren, Honig, Wachs und Rum. Die Einfuhr erstreckt sich namentlich auf Dörrfleisch, Stockfische, Mehl, [* 13] Reis, Schmalz, Wein, Öl, Steinkohlen und Fabrikwaren. Die Vereinigten Staaten [* 14] und England nehmen an diesem Handel den Löwenanteil in Anspruch. Havana ist Sitz eines deutschen Berufskonsuls. Die milden Anstalten stehen meistens unter Obhut Barmherziger Schwestern.
Unter den sieben Hospitälern verdient die sogen. »Beneficencia« Erwähnung, eine Anstalt, welche gleichzeitig Krankenhaus, [* 15] Armenhaus, Irren- und Waisenhaus in sich faßt. Die ehemaligen Barracones oder Kasernen für Sklaven dienen jetzt als Gefängnis. Für den Unterricht ist durch zahlreiche Schulen gesorgt, unter welchen eine 1728 gegründete Universität (25 Professoren, 300 Studenten) den ersten Rang einnimmt. Außerdem findet man ein Priesterseminar, eine Malerschule, eine Kriegsschule, eine technische Schule, einen botanischen Garten, eine von der Ökonomischen Gesellschaft unterhaltene Bibliothek u. a. Für Unterhaltung sorgen 4 Theater, [* 16] ein Stierkampfplatz etc. -
Amerikanische Völker
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Amerika.Havana wurde 1519 auf die jetzige Stelle verlegt, nachdem es 1515 von Diego Velasquez an der Südküste, in ungesunder Gegend, nahe dem jetzigen Hafen Baracoa, gegründet worden war. Einen bedeutenden Aufschwung nahm es aber erst im 17. Jahrh., als die Spanier den herrlichen Hafen von Havana zum Stapelplatz aller spanischen Besitzungen in Amerika [* 17] und zum Vereinigungspunkt jener berühmten Gallionen machten, welche das Gold [* 18] Perus und Mexikos nach Europa [* 19] brachten. 1563 von einem französischen Seeräuber erobert, wurde die Stadt noch mehrmals von den Engländern und Franzosen, auch ein zweites Mal von Seeräubern und zuletzt (14. Aug. 1762) wiederum von den Engländern genommen, die sie jedoch infolge des Pariser Friedens von 1763 an die Spanier zurückgaben, in deren ungestörtem Besitz sie seitdem verblieben ist.