Hackländer | eLexikon | Litteratur - Deutsche Literatur - Neuere Dichtung seit 1500
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
- ️Fri Nov 01 1816
Hackländer,
Friedrich Wilhelm von, Novellist und Lustspieldichter, geb. 1. Nov. 1816 zu Burtscheid bei Aachen, [* 2] verwaiste früh, widmete sich dem Kaufmannsstand, trat nach zwei Jahren bei der preußischen Artillerie ein, kehrte aber, da ihm der Mangel an Vorkenntnissen die Aussicht auf Avancement verschloß, zum Handelsstand zurück. Das Glück lächelte ihm indes erst, als er sein frisches Erzählertalent litterarisch mit »Vier Könige« und »Bilder aus dem Soldatenleben« (Stuttg. 1841) geltend zu machen begann. Die frische, auf eignen Erlebnissen beruhende Wahrheit und der liebenswürdige Humor dieses Büchleins, dem später die weitern Skizzen »Das Soldatenleben im Frieden« (Stuttg. 1844, 9. Aufl. 1883) folgten, erregten allgemeine Aufmerksamkeit und verschafften Hackländer insbesondere die Zuneigung des Barons v. Taubenheim, der ihn zum Begleiter auf seiner Reise in den Orient (1840-41) wählte.
Württemberg und Hohenz
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Württemberg.Litterarische Früchte derselben waren: »Daguerreotypen« (Stuttg. 1842, 2 Bde.; 2. Aufl. als »Reise in dem Orient«, 1846) und der »Pilgerzug nach Mekka« (das. 1847, 3. Aufl. 1881), eine Sammlung orientalischer Märchen und Sagen. Durch den Grafen Neipperg dem König von Württemberg [* 3] empfohlen, arbeitete Hackländer einige Zeit auf der Hofkammer in Stuttgart [* 4] und wurde im Herbst 1843 zum Sekretär [* 5] des Kronprinzen ernannt, den er auf Reisen durch Italien [* 6] und Sizilien, [* 7] Norddeutschland und Belgien [* 8] und 1846 auch zu seiner Vermählung nach Petersburg [* 9] begleitete. Im Winter 1849 aus dieser Stellung entlassen, begab er sich nach Italien, wo er im Hauptquartier Radetzkys dem Feldzug in Piemont beiwohnte, war darauf im Hauptquartier des damaligen Prinzen von Preußen [* 10] (jetzigen Kaisers Wilhelm) Zeuge der Okkupation von Baden [* 11] und nahm dann in Stuttgart seine schriftstellerische Thätigkeit wieder auf. Im J. 1859 wurde er vom König Wilhelm von Württemberg zum Direktor der königlichen Bauten und Gärten ernannt, begab sich noch in demselben Jahr, bei Ausbruch des italienischen Kriegs, auf Einladung des Kaisers Franz Joseph in das österreichische Hauptquartier nach Italien, wo er bis nach der Schlacht bei Solferino [* 12] blieb, und wurde 1861 für sich und seine Nachkommen in den österreichischen Ritterstand erhoben.
Rasse - Rastenburg
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Rastatt.Beim Regierungsantritt des Königs Karl (1865) plötzlich seines Amtes enthoben, lebte er seitdem abwechselnd in Stuttgart und in seiner Villa zu Leoni am Starnberger See, in welch letzterer er 6. Juli 1877 starb. Die litterarische Thätigkeit hatte Hackländer während seiner verschiedenen amtlichen Obliegenheiten und Reisen eifrig fortgesetzt, aus der Teilnahme am piemontesischen Feldzug Radetzkys und der Belagerung von Rastatt [* 13] im Sommer 1849 erwuchsen die Schilderungen »Bilder aus dem Soldatenleben im Krieg« (Stuttg. 1849-1850, 2 Bde.); den »Wachstubenabenteuern« (das. 1845, 3 Bde.; 6. Aufl. 1883),
den »Humoristischen Erzählungen« (das. 1847, 5. Aufl. 1883) und »Bildern aus dem Leben« (das. 1850, 5. Aufl. 1883) folgten größere humoristische Romane: »Handel und Wandel« (Berl. 1850, 2 Bde.; 3. Aufl., Stuttg. 1869),
voll ergötzlicher Reminiszenzen aus seiner kaufmännischen Lehrzeit, »Namenlose Geschichten« (das. 1851, 3 Bde.) und »Eugen Stillfried« (das. 1852, 3 Bde.). Hackländers Lustspiel »Der geheime Agent«, bei der von Laube 1850 ausgeschriebenen Konkurrenz mit einem Preis gekrönt, ward auf allen deutschen Bühnen mit Erfolg aufgeführt, auch mehrfach übersetzt. Weniger Glück machten: »Magnetische Kuren« [* 14] und die Possen: »Schuldig« (1851),
»Zur Ruhe setzen« (1857) und »Der verlorne Sohn« (1865). Geteilten Beifall fand sein Roman »Europäisches Sklavenleben« (Stuttg. 1854, 4 Bde.; 4. Aufl. 1876). Mit den »Soldatengeschichten« (Stuttg. 1854, 4 Bde.) begann eine gewisse Vielproduktion, in der Wiederholungen unvermeidlich waren, und die zuletzt in manieristische Flüchtigkeit auslief. Wir nennen noch: »Ein Winter in Spanien« [* 15] (Stuttg. 1855, 2 Bde.),
das Resultat einer 1853 nach Spanien unternommenen Reise;
»Erlebtes. Kleinere Erzählungen« (das. 1856, 2 Bde.);
»Der neue Don Quixote« (das. 1858, 5 Bde.);
»Krieg und Frieden« (das. 1859, 2 Bde.);
»Tag und Nacht« (2. Aufl., das. 1861, 2 Bde.);
»Der Wechsel des Lebens« (das. 1861, 3 Bde.);
»Tagebuchblätter« (das. 1861, 2 Bde.);
»Fürst und Kavalier« (das. 1865);
»Künstlerroman« (das. 1866);
»Neue Geschichten« (das. 1867);
»Hinter blauen Brillen« (Wien [* 16] 1869);
»Der letzte Bombardier«, Roman (Stuttg. 1870);
Hackney - Häckselmasch
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Seite 7.992.»Geschichten im Zickzack« (das. ¶
mehr
1871, 4 Bde.);
»Sorgenlose Stunden in heitern Geschichten« (das. 1871, 2 Bde.);
»Der Sturmvogel«, Seeroman (das. 1872, 4 Bde.);
»Nullen«, Roman (das. 1873, 3 Bde.);
»Verbotene Früchte« (das. 1878, 2 Bde.);
»Das Ende der Gräfin Patatzky« (das. 1877);
»Reisenovellen« (das. 1877);
»Residenzgeschichten« (das. 1877);
»Letzte Novellen«, mit seinen ersten litterarischen Versuchen (das. 1879),
etc. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien Stuttgart 1855-74, 60 Bde. (neuer Abdruck 1876);
eine Auswahl in 20 Bänden 1881. Auf journalistischem Gebiet begründete Hackländer 1855 mit Edm. Höfer die »Hausblätter« und 1859 mit Edm. Zoller die illustrierte Wochenschrift »Über Land und Meer«. Hackländer zeigte sich in seinen litterarischen Produktionen als eine gesunde und frisch genießende Natur von großer Welt- und Menschenkenntnis, soweit es sich um die Beobachtung der äußerlichen Weltzustände und der äußerlichern Charaktere handelt.
Der vielmals gemachte Vergleich Hackländers mit Dickens und Thackeray bezieht sich namentlich auf seine glückliche Wiedergabe kleiner realistischer Züge. Unter seinen größern Romanen zeichnen sich besonders die »Namenlosen Geschichten« und »Eugen Stillfried« durch die Frische aller Farben, die seltene Lebendigkeit der Erzählung vorteilhaft aus; in den spätern Romanen, obschon alle eine vortreffliche Anlage aufweisen, wird die Erzählung des Unwesentlichen zu breit und erscheinen die Farben blässer. Der Humor Hackländers ist vorwiegend harmlos und gutmütig; nur in einzelnen Romanen, wie im »Europäischen Sklavenleben«, spitzt er sich tendenziös zu. Im großen und ganzen konnte das reiche Talent dieses Autors durch die Verbreiterung in rascher Vielproduktion nicht gewinnen. Aus seinem Nachlaß erschien eine interessante Selbstbiographie: »Der Roman meines Lebens« (Stuttg. 1878, 2 Bde.).
Vgl. Hackländer Morning, Erinnerungen an F. W. Hackländer (Stuttg. 1878).