Hallucinationen | eLexikon
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Hällström - Hallwich
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Hallucinationen | (lat.), eine Kategorie der Sinnestäuschungen (Sinnesdelirien),sind scheinbare sinnliche Wahrnehmung / 357 |
Hallucinationen
357 Wörter, 2'891 Zeichen
Hallucinationen
eine Kategorie der Sinnestäuschungen (Sinnesdelirien),
sind scheinbare sinnliche Wahrnehmungen äußerer Objekte bez. Vorgänge, die nicht durch die unmittelbare Einwirkung entsprechender («adäquater») äußerer Reize (Licht, [* 2] Schall [* 3] u. s. w.) auf die betreffenden Sinnesorgane zu stande kommen, sondern durch innere Reizung der letztern oder ihrer Nerven, [* 4] deren Fortsetzungen und Endigungen im Gehirn; [* 5] es kommt so entweder zu weitern «subjektiven» Erscheinungen («Lichtblitze») oder zu einem lebhaften Wiederauftauchen (Reproduktion) von früher wirklich Wahrgenommenem («Erinnerungsbilder») in mehr oder weniger phantastischer Kombination im Bewußtsein.
Die Hallucinationen sind ihrem Wesen nach nahe verwandt mit den Traumbildern, unterscheiden sich aber von letztern dadurch, daß sie im wachen Zustande auftreten, sodaß der Hallucinant neben den Trugwahrnehmungen auch die wirkliche Außenwelt gewahr wird. Am häufigsten sind Gehör-Hallucinationen, z. B. das Hören von lauten Worten («Stimmen», wie sich die betreffenden Kranken gewöhnlich ausdrücken), ohne daß wirklich jemand spricht, demnächst die Gesichts-Hallucinationen, die Wahrnehmung von Gestalten (Menschen, Tiere u. s. w.). Seltener sind Geruchs-, Geschmacks- und Gefühls-Hallucinationen.
Die Hallucinationen sind eins der wichtigsten Symptome der Geisteskrankheiten und kommen hier gelegentlich bei fast allen Formen vor, bei einzelnen bilden sie die Haupterscheinung (sog. hallucinatorische Formen von Geistesstörung, wie Wahnsinn, Delirium, Verrücktheit). Auch Nervenkranke (Epileptische und Hysterische) zeigen gelegentlich Hallucinationen ohne ausgeprägte Geistesstörung. Von großer Bedeutung für die Entstehung von Hallucinationen sind auch gewisse Vergiftungen (Opium, Belladonna, Haschisch, Alkohol bei dauerndem Mißbrauch); die Hallucinationen treten hier teils als unmittelbare Folge der Aufnahme, teils bei Entziehung des zur Gewohnheit gewordenen Genusses auf.
Auch im Fieberdelirium spielen Hallucinationen eine Rolle; doch überwiegt hier in der Regel eine andere Form der Sinnestäuschungen, die Illusionen (s. d.), d. h. die falsche Wahrnehmung von wirklich äußerlich Vorhandenem. Im allgemeinen begünstigen geistige und körperliche Erschöpfungszustände (z. B. strenge Ascese) ihre Entstehung, die wohl immer eine abnorm große Erregbarkeit bez. Reizung gewisser Gehirnteile voraussetzt. Es erklärt sich so, daß in seltenen Fällen Hallucinationen gelegentlich auch bei sonst geistig Gesunden vorkommen (Goethes Selbstvision, Spinoza, Jean Pauls Mädchenkopf, bei Künstlern mit lebhafter Phantasie). Die Hallucinationen haben eine große kulturhistor. Bedeutung (Mohammed). Insofern der geisteskranke Hallucinant in der Regel vollständig überzeugt ist von der Wirklichkeit seiner Trugwahrnehmungen, handelt er dementsprechend, wobei es vielfach zu Gewaltthaten (Mord, Selbstmord u.s.w.) kommt. Mit Hallucinationen behaftete Personen sind deshalb häufig gemeingefährlich.