Handelsgeschäft | eLexikon | Rechtswissenschaft - Handelsrecht - Geschäftsarten
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
Bewährtes Wissen in aktueller Form
Main
Handelsgerichte - Hand

1 Artikel | Textanfang / Anzahl Wörter |
---|---|
Handelsgeschäft | im deutschen Handelsrecht (s. d.) ein solches Rechtsgeschäft, auf welches ohne Rücksicht auf / 580 |
Handelsgeschäft
580 Wörter, 4'323 Zeichen
Rechtswissenschaft — Handelsrecht — Geschäftsarten
Handelsgeschäft,
im deutschen Handelsrecht (s. d.) ein solches Rechtsgeschäft, auf welches ohne Rücksicht auf die Person der Kontrahenten vermöge der dabei erkennbaren Absicht, Gewinn zu erzielen, die Bestimmungen des Handelsgesetzbuchs für anwendbar erklärt sind. Durch den gewerbsmäßigen Betrieb von Handelsgeschäften erhält der Betreibende die Eigenschaft eines Kaufmanns. Sodann bedeutet auch dasjenige Rechtsgeschäft, welches zwar nicht als Handelsgeschäft in dem soeben angegebenen Sinn gilt, dies jedoch durch gewerbsmäßigen oder durch den Betrieb seitens eines Kaufmanns wird, wenngleich dessen Handelsgewerbe gewöhnlich auf andre Geschäfte gerichtet ist.
Die erstere Art von Handelsgeschäften nennt man absolute oder objektive Handelsgeschäfte. Hierher gehört 1) der Kauf (Spekulationseinkauf) oder die anderweite Anschaffung von Waren oder andern beweglichen Sachen, von Staatspapieren etc., um sie in Natur oder nach einer Bearbeitung oder Verarbeitung weiter zu veräußern. Wenn also ein Landwirt eine Kuh kauft, nicht um solche zu behalten, sondern um sie weiter zu veräußern, so ist der Handel, obgleich der Käufer kein Kaufmann ist, nach dem Handelsrecht zu beurteilen; er hat z. B. 6 Proz. Zinsen zu bezahlen.
Würde er solche Ankäufe gewerbsmäßig treiben, so würde er Kaufmann werden. Im übrigen rechnet das deutsche Handelsgesetzbuch zu den objektiven Handelsgeschäften 2) den Spekulationsverkauf oder, wie es im Handelsgesetzbuch heißt, die Übernahme einer Lieferung von Gegenständen der unter Ziffer 1 bezeichneten Art, welche der Unternehmer zu diesem Zweck anschafft, 3) die Übernahme einer Versicherung gegen Prämie, 4) die Übernahme der Beförderung von Gütern oder Reisenden zur See und 5) das Darlehen gegen Verbodmung.
Relative oder subjektive Handelsgeschäfte dagegen sind solche, welche nur dann als Handelsgeschäfte im Sinn des Handelsgesetzbuchs zu betrachten sind, wenn sie gewerbsmäßig betrieben werden. Hierzu gehören die fabrikmäßige Be- oder Verarbeitung, die Bankier- und Geldwechslergeschäfte, die Geschäfte des Kommissionärs, Spediteurs und Frachtführers, die Vermittelung oder Abschließung von Handelsgeschäften für andre Personen, also der Geschäftsbetrieb der Agenten, die Verlagsgeschäfte sowie die sonstigen Geschäfte des Buch- oder Kunsthandels, die Geschäfte der Druckereien, insofern nicht ihr Betrieb ein lediglich handwerksmäßiger ist, endlich die Geschäfte der für den Transport von Personen bestimmten Anstalten.
Handelsgesellschaft -

* 2
Seite 8.84.Charakteristisch für diese Art von Handelsgeschäften ist der gewerbsmäßige Betrieb; wenn daher z. B. ein Landwirt in einem einzelnen Fall die Beförderung von Frachtgut übernimmt, so liegt ein Handelsgeschäft nicht vor. Dagegen erscheint es als Handelsgeschäft, wenn ein Kaufmann im Betrieb seines Handelsgewerbes ein solches Geschäft ausführt, auch wenn sein Gewerbe sich im übrigen und für gewöhnlich nicht mit Geschäften dieser Art befaßt. Wenn z. B. ein Kaufmann, welcher Warenhandel betreibt, einmal ein Frachtgeschäft übernimmt, so erscheint dasselbe als ein Handelsgeschäft. Hierauf ergibt sich, daß ein Handelsgeschäft nicht notwendig für jeden der dabei Beteiligten ein Handelsgeschäft zu sein braucht. Dasselbe Geschäft kann vielmehr für den einen ein Handelsgeschäft, für den andern Kontrahenten aber ein gewöhnliches Rechtsgeschäft sein. Hiernach unterscheidet man zwischen einseitigen und zweiseitigen Handelsgeschähen. Wenn z. B. ein Kaufmann an den Konsumenten Waren verkauft, so handelt es sich für den Kaufmann um ein Handelsgeschäft, für den Konsumenten dagegen nicht um ein solches. Übrigens gelten nach dem ¶
mehr
deutschen Handelsgesetzbuch (Art. 274) alle von einem Kaufmann abgeschlossenen Verträge in Zweifel als zum Betrieb seines Handelsgewerbes gehörig. Rechtsgeschäfte über unbewegliche Sachen (Immobilien, Grundstücke) sind nach ausdrücklicher Vorschrift des Handelsgesetzbuchs (Art. 275) niemals Handelsgeschäfte. Die Handelsgeschäfte sind Gegenstand des vierten Buches des Handelsgesetzbuchs (Art. 271 ff.). Die Seehandelsgeschäfte sind im fünften Buch (Art. 432 ff.) geordnet. - In einem andern Sinn versteht man unter Handelsgeschäft die ganze zum Betrieb des kaufmännischen Gewerbes eingerichtete Anstalt mit den dazu gehörigen Kapitalien, den Passiven, dem Kredit und dem Absatz. Auch wird der Ausdruck als gleichbedeutend mit Firma (s. d.) gebraucht.