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Handelslehranstalten | eLexikon

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Seite 8.94

Handelslehranstalten

3 Wörter, 41 Zeichen

Handelsregister - Hand

Bild 8.98: Handelsregister - Handelsschulen
* 2 Seite 8.98.

Handelsschulen,

Lehranstalten, welche jungen Leuten die für den kaufmännischen Beruf nötige Vorbildung geben. Man kann sie nach der Art ihrer Organisation und nach ihren Lehrzielen in höhere und niedere Handelsschulen teilen. Höhere Handelsschulen sind entweder selbständige Fachschulen oder bloß Abteilungen andrer höherer Lehranstalten. Zur erstern Kategorie gehören z. B. die öffentlichen Handelslehranstalten zu Leipzig, [* 3] Dresden, [* 4] Chemnitz, [* 5] die Handelsakademien zu Prag, [* 6] Wien [* 7] etc., zur letztern die Handelsabteilungen an Gymnasien, Real- und Industrieschulen, wie in Frankfurt [* 8] a. M., München, [* 9] Zittau [* 10] etc. Ferner haben die höhern Handelsschulen entweder mehr den Charakter einer Akademie (die älteste Anstalt dieser Art war die 1768 gegründete Hamburger Handelsakademie, welche unter der Leitung des berühmten Direktors Büsch etwa 30 Jahre lang in Blüte [* 11] stand) oder den einer Mittelschule, je nachdem sie von den eintretenden Zöglingen ein höheres oder geringeres Maß allgemeiner Vorbildung verlangen. Im erstern Fall erstreckt sich der Unterricht fast ausschließlich auf Fachwissenschaften, im letztern wird auch der allgemeinen Weiterbildung im Lehrplan eine Stelle eingeräumt.

Spottiswoode - Sprache

Bild 15.177: Spottiswoode - Sprache (physiologisch)
* 12 Sprache.

Die Dauer der Schulzeit bemißt sich dort in der Regel auf 1 Jahr, hier auf mindestens 2-3 Jahre, bei einer wöchentlichen Stundenzahl von 30-36. Das Wesen einer höhern Handelsschule verdeutlicht am besten der Organisations- und Lektionsplan der Leipziger öffentlichen Handelslehranstalt, welche auf Veranstaltung der Leipziger Kramerinnung durch Aug. Schiebe 1831 gegründet wurde und vielen andern Handelsschulen zum Muster gedient hat. Die Mittelschule verlangt von den eintretenden Zöglingen, welche das 14. Lebensjahr erreicht, das 16. nicht überschritten haben dürfen, die Bestehung einer Aufnahmeprüfung und unterrichtet sie in drei Jahresklassen in deutscher, französischer und englischer Sprache, [* 12] Mathematik, kaufmännischem Rechnen, Physik, mechanischer Technologie, Chemie, Warenkunde, Geographie, Geschichte, Handelswissenschaft, Handels- und Wechselrecht, Kontorarbeiten, Korrespondenz, Buchhaltung, Volkswirtschaftslehre, Schönschreiben, Zeichnen und Turnen.



Handelssocietät - Hand

Bild 8.99: Handelssocietät - Handelsstatistik
* 13 Seite 8.99.

Fakultativ sind: italienische und spanische Sprache und Stenographie. Die Abgangsprüfung ist zugleich Prüfung für die Reife zum einjährigen Militärdienst in der deutschen Armee. Die fachwissenschaftliche Abteilung der Schule, welche erst in neuerer Zeit errichtet wurde, verlangt von den eintretenden Zöglingen bereits die Reife zum einjährigen Militärdienst und unterrichtet sie in zwei Semestern ausschließlich in Fachwissenschaften für den kaufmännischen Beruf. - Niedere Handelsschulen knüpfen gewöhnlich die Fachbildung direkt an die Volksschule an, gehen in ihren Zielen nicht so weit wie die höhern und haben nicht das Recht, Reifezeugnisse mit oben genannter Berechtigung auszustellen. Zu ihnen rechnen wir auch die Lehrlingsschulen, welche Handlungslehrlingen

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in einer durch ihre Geschäftsthätigkeit beschränkten Zeit Gelegenheit zur theoretischen Fachbildung geben. Sie bestehen entweder selbständig, oder sind mit höhern Handelsschulen verbunden. Bereits 1829 wurde die gegenwärtig noch bestehende Lehrlingsunterrichtsanstalt der Innungshalle zu Gotha [* 14] gegründet. In Sachsen [* 15] sind diese Schulen sehr verbreitet. Die mit der genannten öffentlichen Handelslehranstalt zu Leipzig verbundene Lehrlingsabteilung besteht aus drei Jahresklassen, der Unterricht findet wöchentlich fünfmal früh von 7-9 Uhr [* 16] statt und erstreckt sich auf deutsche, französische und englische Sprache, kaufmännisches Rechnen, Handelswissenschaft, Kontorarbeiten, Buchhaltung, Korrespondenz, Geographie und Schönschreiben. - Das Handelsschulwesen ist am besten ausgebildet in Deutschland, [* 17] hier speziell in Sachsen, und in der österreichisch-ungarischen Monarchie.

Paris

Bild 12.719a: Paris
* 19 Paris.

Die Schulen sind meistens in der Hand [* 18] von kaufmännischen Korporationen oder in Privathänden mit oder ohne Unterstützung des Staats, nur wenige sind reine Kommunalschulen. Von andern Ländern nennen wir noch die École supérieure de commerce in Paris, [* 19] welche bereits 1820 gegründet wurde, die 1852 gegründete Handelsschule in Antwerpen, [* 20] welche den Namen l'Institut supérieur de commerce führt, die Openbare Handelsschool in Amsterdam, [* 21] das Handelsgymnasium zu Christiania [* 22] und die russischen Handelsschulen, insbesondere die alte als Staatsanstalt in St. Petersburg [* 23] bestehende Kommerzschule und die bereits 1810 gegründete Moskauer Handelsakademie sowie die Warschauer Handelsschule. In den Vereinigten Staaten [* 24] von Nordamerika [* 25] gibt es ebenfalls eine große Anzahl von Business oder Commercial Colleges für beide Geschlechter. Dagegen ist merkwürdigerweise in England bisher das Handelsschulwesen vernachlässigt worden und findet erst jetzt eine gewisse Förderung.