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Heraklit | eLexikon | Theologie - Kirchenhistoriker - Alterthum

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Heraklit

(Herakleitos), griech. Philosoph aus Ephesus um 500 v. Chr., war an den polit. Kämpfen seiner Stadt nicht unbeteiligt; in zornigen Worten tadelt er seine Mitbürger wegen der Verbannung des edlen Hermodor. Auch über die Nichtigkeit der herrschenden Götterverehrung sowie des Mysterienwesens läßt er sich aus. Sein Werk «Über die Natur» war wegen seiner Schwerverständlichkeit, woher Heraklit den Beinamen «der Dunkle» hatte, berühmt; es entwickelte seine Lehren [* 3] nicht in logischem Gedankenfortschritt, sondern in tiefsinnigen Sprüchen.

Stolz lehnt er ab, von irgend jemand gelernt zu haben als von sich selbst und der «Vernunft des Alls», deren Offenbarungen vor jedem offen daliegen. Der Sinneswahrnehmung mißtraut er nicht, da wir durch sie eben mit der Weltvernunft Zusammenhang haben, fordert aber verständige Deutung des Wahrgenommenen; vom Sichtbaren soll man aufs Unsichtbare schließen. Alles ist im Strome des Werdens begriffen und damit im Widerstreit positiver und negativer Bestimmungen, der eben das Wesen des Werdens ausmacht.

Gold (Gewinnung aus ge

Bild 7.477: Gold (Gewinnung aus geschwefelten Erzen)
* 4 Gold.

Werden ist Entzweiung, Streit, Dissonanz, die sich lösen muß in der «unsichtbaren Harmonie» des Gesetzes. Nur ein anderer Ausdruck für die ewige Wandelbarkeit ist es, wenn er als Urstoff und zugleich Urkraft des Universums das Feuer annimmt; es ist das ewig Bewegliche, Lebendige, es setzt sich um in Alles und Alles in es, wie Ware in Gold, [* 4] Gold in Ware. Diese Gesetzmäßigkeit im Werden des Alls ist eben die Vernunft und Gerechtigkeit des Alls, nicht getrennt vom Stoffe selbst.

Alles menschliche Gesetz ist nur eine schwache Nachahmung des göttlichen sowie die menschliche Seele nur ein Ausfluß [* 5] der Allvernunft, von der getrennt sie erlischt wie die vom gemeinsamen Herd getrennte Kohle. Die Gestalten der populären Religion, die er nach dem Wortverstande als Lüge der Dichter verwirft, verwendet er frei zum dichterischen Ausdruck von Naturkräften; das Göttliche ist ihm überhaupt nicht getrennt vom Natürlichen. Entstanden ist die Lehre [* 6] wohl hauptsächlich durch Anregung Anaximanders (s. d.). Ihre Fortwirkung war eine sehr bedeutende; alle folgenden Systeme sind irgendwie von ihr beeinflußt; erneuert wurde sie namentlich von den Stoikern. –

Vgl.   Schleiermacher, Sämtliche Werke, Abteil. 3: Zur Philosophie, Bd. 2 (Berl. 1838);

Jak. Bernays, Gesammelte Abhandlungen, hg. von Heraklit Usener, Bd. 1 (ebd. 1885);

Lassalle, Die Philosophie H.s des Dunkeln (ebd. 1858; 2. Aufl., Lpz. 1892 fg.);

Schuster, Heraklit von Ephesus (in den «Acta societatis philologiae Lipsiensis», hg. von F. Nitschl, Bd. 3, Lpz. 1873);

Bywater, Heracliti Ephesii reliquiae (Oxf. 1877);

Pfleiderer, Die Philosophie des Heraklit von Ephesus im Lichte der Mysterienidee (Berl. 1886);

Gomperz, Zu H.s Lehre und den Überresten seines Werkes (Wien [* 7] 1887);



Zeller, Philosophie der Griechen, Bd. 1 (5. Aufl., Lpz. 1892), S. 623 fg.


Heraldische Typen. I.

Bild 59.52a: Heraldische Typen. I. [unkorrigiert]
* 8 Seite 59.52a.

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Heraldische Typen. II.

Bild 59.52b: Heraldische Typen. II. [unkorrigiert]
* 9 Seite 59.52b.

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