Hinschius | eLexikon | Rechtswissenschaft - Rechtsgelehrte - Kanonisten
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
- ️Fri Dec 25 1835
Hinschius,
Paul, Kirchenrechtslehrer, geb. 25. Dez. 1835 zu Berlin, [* 2] studierte daselbst und in Heidelberg [* 3] und habilitierte sich, als Assessor bei dem Kammergericht beschäftigt, 1859 gleichzeitig in der juristischen Fakultät seiner Vaterstadt. 1863 zum außerordentlichen Professor nach Halle [* 4] berufen, kehrte er in gleicher Eigenschaft 1865 nach Berlin zurück, folgte aber 1868 einem Ruf als ordentlicher Professor an die Universität Kiel, [* 5] die er 1871-72 im preußischen Herrenhaus vertrat.
Auf der evangelischen Provinzialsynode in Rendsburg [* 6] (1871) war er als gewähltes Mitglied einer der Führer der kirchlich freisinnigen Partei. 1872 ging er als ordentlicher Professor des Kirchenrechts wieder nach Berlin, wo er seitdem Vorlesungen über Kirchenrecht, preußisches Zivilrecht und Zivilprozeß hält. Er nahm hier an den Konferenzen des preußischen Kultusministeriums zur Vorbereitung der Kirchengesetze teil. In demselben Jahr in den deutschen Reichstag gewählt, hielt er sich zur nationalliberalen Fraktion.
Italien

* 7
Italien.Auf einer größern wissenschaftlichen Reise durch Italien, [* 7] Spanien, [* 8] Frankreich, England, Schottland, Irland, Holland und Belgien [* 9] in den Jahren 1860 und 1861 sammelte er das Material zu seiner kritischen Ausgabe der pseudoisidorischen Dekretalen (Leipz. 1863). Sein umfassendstes Werk ist das auf 6-7 Bände berechnete »Kirchenrecht der Katholiken und Protestanten in Deutschland« [* 10] (Berl. 1869-86, Bd. 1-4). Auch seine übrigen Schriften betreffen vorwiegend kirchenrechtliche Fragen, wie: »Das landesherrliche Patronatrecht« (Berl. 1856);
»Beiträge zur Lehre [* 11] von der Eidesdelation mit besonderer Rücksicht auf das kanonische Recht« (das. 1860);
»Die evangelische Landeskirche in Preußen [* 12] und die Einverleibung der neuen Provinzen« (das. 1867);
»Die Stellung der deutschen Staatsregierungen gegenüber den Beschlüssen des vatikanischen Konzils« (das. 1871);
»Die preußischen Kirchengesetze des Jahrs 1873« (das. 1873);
»Die Orden [* 13] und Kongregationen der katholischen Kirche in Preußen« (das. 1874);
»Das preußische Gesetz über die Beurkundung des Personenstandes und die Form der Eheschließung« (das. 1874);
»Das Reichsgesetz desgl.« (das. 1875, 2. Aufl. 1876);
»Die preußischen Kirchengesetze der Jahre 1874 und 1875« (das. 1875);
»Das preußische Kirchengesetz vom 14. Juli 1880« (das. 1881);
»Das preußische Kirchengesetz vom 21. Mai 1886« (das. 1886).
Mit seinem Vater Franz Hinschius, Justizrat und Rechtsanwalt zu Berlin (geb. 28. März 1810, gest. 3. Dez. 1877),
gab er 1862-66 die »Preußische Anwaltszeitung« und als Fortsetzung 1867-1868 die »Zeitschrift für Gesetzgebung und Rechtspflege in Preußen« heraus, welch letztere von J. Fr. Behrend fortgeführt wurde. Außerdem bearbeitete er in v. Holtzendorffs »Encyklopädie der Rechtswissenschaft« das Kirchenrecht und lieferte auch für dessen »Rechtslexikon« viele Artikel. In Marquardsens »Handbuch des öffentlichen Rechts der Gegenwart« schrieb er die Monographie »Staat und Kirche« (Freiburg [* 14] i. Br. 1883).