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Hippel | eLexikon | Litteratur - Deutsche Literatur - Neuere Dichtung seit 1500

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Hipparion - Hippias

Bild 8.557: Hipparion - Hippias
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HippelTheodor Gottlieb von, humorist. Dichter, geb. 31. Jan. 1741 zu Gerdauen in Ostpreußen, wo sein / 640
Hippel _2Theod. Gottlieb von, humoristischer Schriftsteller, geb. 31. Jan. 1741 zu Gerdauen in Ostpreußen, / 492

Seite 8.557

Hippel

2 Seiten, 1'132 Wörter, 8'160 Zeichen

Litteratur — Deutsche Literatur — Neuere Dichtung seit 1500

Hippel,

Theodor Gottlieb von, humorist. Dichter, geb. 31. Jan. 1741 zu Gerdauen in Ostpreußen, [* 2] wo sein Vater Schulrektor war, bezog in seinem 16. Jahr die Universität Königsberg, [* 3] um Theologie zu studieren, und machte hier die Bekanntschaft des russischen Leutnants v. Keyser, der ihn 1760 mit nach Petersburg [* 4] nahm und zuerst in die Kreise [* 5] der großen Welt einführte. Nach Königsberg zurückgekehrt, ward Hippel Hauslehrer, gab aber 1762 diese Stelle auf, um sich dem Studium der Rechtswissenschaft zu widmen.

Die Liebe zu einem vornehmen und reichen Mädchen hatte ihn zu diesem Entschluß gebracht, und er verfolgte sein Ziel mit unermüdlichem Eifer, entsagte aber nach Erreichung desselben seiner Liebe, um im ehelosen Stand seine hochfliegenden Pläne nachdrücklicher verfolgen zu können. 1765 wurde er Rechtskonsulent bei dem Stadtgericht in Königsberg, 1780 dirigierender Bürgermeister und Polizeidirektor daselbst mit dem Charakter eines Geheimen Kriegsrats und Stadtpräsidenten. Um Minister werden zu können, ließ er nun den vernachlässigten Adel seiner Familie durch den Kaiser erneuern, starb aber vor Erfüllung seines Lieblingswunsches 23. April 1796 mit Hinterlassung eines bedeutenden Vermögens. Hippel war einer der merkwürdigsten Charaktere, ein Sonderling, in welchem sich die stärksten Gegensätze vereinigten.

Schwärmerei und Neigung zum Aberglauben paarten sich in ihm mit einem hellen Verstand, eine an Bigotterie grenzende Frömmigkeit und warmer Tugendeifer mit Leidenschaftlichkeit und Sinnlichkeit, schwärmerische Freundschaft mit Verschlossenheit, Herrschsucht und Strenge mit heiterm und zuvorkommendem Wesen, Begeisterung für Natur und Einfachheit mit Neigung zum Luxus und leidenschaftlicher Geldgier, Uneigennützigkeit in seinen moralischen Grundsätzen mit dem größten Egoismus im praktischen Handeln. In seinen Schriften, die bis an seinen Tod anonym erschienen, behandelte er mit Vorliebe die tiefern Probleme des Lebens. Bei mehr oder weniger mangelhafter Form zeugen sie von großer Menschenkenntnis und enthalten eine Fülle tiefer Beobachtungen, zu deren ruhiger Mitteilung es aber die stets abspringende, ungezügelte Phantasie und der launenhafte Witz des Autors selten kommen lassen. Sein bekanntestes Buch ist die Schrift »Über die Ehe« (Berl. 1774; neu hrsg. von Breuning, Leipz. 1872). In seinem Werk »Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber« (Berl. 1792) zieht er gegen die Ausschließung der Frauen von der bürgerlichen und gelehrten Thätigkeit zu Felde.

Denselben Zweck verfolgt die Schrift »Über weibliche Bildung« (Berl. 1801). Seine »Lebensläufe nach aufsteigender Linie, nebst Beilagen A. B. C.« (Berl. 1778-81, 3 Bde.; neu bearbeitet von A. v. Öttingen, Leipz. 1878, 3 Bde.; 2. Aufl. 1880), ein Roman, dessen Humor aus dem tiefsten Ernste der Lebensanschauung geboren ist, der die innern Kämpfe einer reichbegabten Natur darstellt, ist eine höchst charakteristische Schöpfung für jene Übergangsperiode, in welcher sich die Romandichtung von Reflexionen über das Leben zur Wiedergabe des Lebens selbst durcharbeitete.

Hannover und Umgebung

Bild 8.130a: Hannover und Umgebung
* 6 Hannover.

In dem Werk »Zimmermann I. und Friedrich II., von Joh. Heinr. Friedr. Quittenbaum, Bildschnitzer in Hannover; [* 6] London, [* 7] gedruckt in der Einsamkeit 1790« wie in dem Roman »Kreuz- und Querzüge des Ritters A bis Z« (Berl. 1793-94, 2 Bde.) besprach er politische Zustände und Zeitereignisse, in letzterm namentlich das Treiben der geheimen Gesellschaften damaliger Zeit, mit scharfer Satire, aber in abspringender, ungleicher Darstellung, unter welcher der Eindruck leidet. Er gab auch geistliche Lieder und andre poetische Versuche heraus, unter denen seine idyllischen »Handzeichnungen nach der Natur« (Berl. 1790) hervorzuheben sind. Sein von Lessing gelobtes Lustspiel »Der Mann nach der Uhr« [* 8] (2. Aufl. 1771) ist reich an drolligen Einfällen. Er schrieb auch »Über das Königsberger Stapelrecht« (Berl. 1791). Seine Selbstbiographie in Schlichtegrolls »Nekrolog« ist besonders gedruckt (Gotha [* 9] 1800). Eine Ausgabe seiner »Sämtlichen Schriften« erschien zu Berlin [* 10] 1828-39, 14 Bde.

Vgl.   A. v. Öttingen, »Vor hundert Jahren. Gedenkblatt zur Säkularfeier des ältesten baltischen Romans« (Dorpat [* 11] 1878). -

Sein Neffe Theodor Gottlieb v. Hippel, gest. 10. Juni 1843 als pensionierter Regierungspräsident in Bromberg, [* 12] war der Verfasser des bei Beginn des Freiheitskriegs vom König Friedrich Wilhelm III. von Preußen [* 13] unterm 17. März 1813 von Breslau [* 14] aus erlassenen Aufrufs »An mein Volk«. Auch veröffentlichte er »Beiträge zur Charakteristik Friedrich Wilhelms III.« (Bromb. 1841). Seine Biographie schrieb Bach (Bresl. 1863).