peter-hug.ch

Holbein | eLexikon | Bildende Künste - Malerei - Altdeutsche Maler

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
  • ️Sat Jul 03 1520
Titel
Elemente zu Holbein:

1) Hans, der ältere, Maler, geboren um 1460 zu Augsburg

2) Hans, der jüngere, der berühmteste Maler der Familie

3) Ambrosius, Maler, älterer Bruder des vorigen

4) Siegmund, Maler, Bruder von Hans dem ältern

[8.650] Holbein (Edler von Holbeinsberg)

Holbein,

Holbeinstich - Holberg

Bild 59.289: Holbeinstich - Holberg [unkorrigiert]
* 2 Holbein.

[* 2] deutsche Künstlerfamilie, von deren Gliedern folgende hervorzuheben sind:

Basilienkraut - Basili

Bild 2.425: Basilienkraut - Basilika
* 7 Basilika.

1) Hans, der ältere, Maler, geboren um 1460 zu Augsburg, [* 3] bildete sich unter dem Einfluß von Martin Schongauer, erreichte aber, schnell fortschreitend und sich immer entschiedener losringend von altertümlicher Auffassungsweise, in seinen besten Werken eine große dramatische, mit klarer, leuchtender Farbenwirkung verbundene Lebendigkeit und Prägnanz des Ausdrucks. Seine Gestalten, ob auch in Füßen und Händen noch schwach, wissen sich natürlich zu bewegen; in genreartigen Episoden wird das Schalkhaft-Anmutige wie das Derbe und Humoristische zur Geltung gebracht; meisterhaft sind die im bildnistreuen Gesicht [* 4] wie in Auftreten und Tracht aus des Künstlers eigner Zeit und Umgebung entnommenen Gestalten. Zu seinen besten Arbeiten gehören vier Flügelbilder aus der Geschichte Marias, von einem Altar [* 5] aus der Abtei Weingarten (jetzt im Augsburger Dom) von 1493, die Reste eines ehemaligen Altars in der Dominikanerkirche zu Frankfurt [* 6] a. M., Szenen aus Christi Passion von 1501 (jetzt daselbst im Städelschen Institut), die Flügel eines Altars aus Kloster Kaisheim, 16 Szenen aus der Passion und der Geschichte Marias von 1502 in der Münchener Pinakothek, die Basilika [* 7] Santa Maria Maggiore (1499) und St. Paul vor den Mauern (um 1504) mit dem Bildnis des Malers und seiner beiden Söhne. So trefflich indessen diese Werke sind, so schritt doch Holbein immer weiter fort, und in den Gemälden: Epitaph des Bürgermeisters Schwartz, bei v. Stetten in Augsburg, Katharinenaltar (1512) in der Galerie zu Augsburg, Sebastiansaltar (1515-16) in der Pinakothek zu München [* 8] erreicht er unter dem Einfluß der italienischen Renaissance eine große Kraft [* 9] des Ausdrucks, Schönheit des Kolorits und seelenvolle Durchbildung.

Vortrefflich sind auch seine zahlreich vorkommenden Zeichnungen; in Basel, [* 10] Berlin [* 11] und Kopenhagen [* 12] findet man Skizzenbücher von ihm, unter denen das Berliner [* 13] das wertvollste ist.

Vgl.   A. Woltmann, Holbein Holbeins des ältern Silberstiftzeichnungen (Nürnb. 1876).

Sein 1515 von ihm selbst gezeichnetes Bildnis, ein prächtiger Kopf mit langem Haar [* 14] und Bart, besitzt der Herzog von Aumale. Holbein zog trauriger Vermögensverhältnisse wegen um 1517 aus Augsburg nach dem Elsaß und starb 1524 außerhalb seiner Heimat.

2) Hans, der jüngere, der berühmteste Maler der Familie, Sohn des vorigen, geb. 1497 zu Augsburg, bildete sich dort unter dem Einfluß seines Vaters und Hans Burgkmairs und siedelte schon um 1514 nach Basel über, wo sich im Museum ein Madonnenbild von ihm mit dieser Jahreszahl befindet. Im J. 1515 bemalte er eine Tischplatte mit Darstellungen aus Schwänken (Zürich, [* 15] Stadtbibliothek) und fertigte eine Reihe von Federzeichnungen zu dem »Lob der Narrheit« von Erasmus in einem Exemplar, das sich jetzt im Baseler Museum befindet.



Holbein (der jüngere)

Bild 8.649: Holbein (der jüngere)
* 19 Seite 8.649.

Aus dem Jahr 1516 haben wir Bücherholzschnitte, ferner das Aushängeschild eines Schulmeisters im Baseler Museum, ebendaselbst die Brustbilder des Bürgermeisters Jakob Meyer zum Hasen und seiner Hausfrau, dann das bereits von großer Meisterschaft zeugende Bildnis des Malers Hans Herbster in der Galerie von Mr. Baring zu London. [* 16] Im folgenden Jahr war Holbein in Luzern, [* 17] wo er das jetzt nicht mehr bestehende Haus des Schultheißen Jakob v. Hertenstein außen und innen mit Wandbildern schmückte. Vielleicht, daß auch einen Schritt in die Lombardei that; nächst den indirekten Einwirkungen von Italien, [* 18] die er schon in Augsburg, der Stadt deutscher Renaissance, empfangen, sind auch die Einflüsse des Andrea Mantegna, die aber auch durch dessen Kupferstiche und die alten Holzschnitte vermittelt sein können, sowie auch direkte Einflüsse des Leonardo da Vinci und der römischen

Münster

Bild 11.887: Münster
* 22 Münster.
mehr

Schule zu spüren. Daß er Leonardos Abendmahl in Mailand [* 20] gesehen, scheint ein Abendmahlsgemälde von seiner Hand im [* 21] Baseler Museum zu beweisen. 1519 kam Holbein nach Basel zurück, ließ sich 25. Sept. d. J. in die Malerzunft und 3. Juli 1520 in die Bürgerschaft daselbst aufnehmen. Von den Arbeiten, welche Holbein nunmehr in Basel ausführte, gehören zu den charaktervollsten die Darstellung der Passion in acht Feldern, jetzt im dortigen Museum, ausgezeichnet durch die dramatische Lebendigkeit, die schönen Architekturen und Landschaften, die kühnen Helldunkeleffekte, dann eine realistische Darstellung des Christusleichnams, nur das Abbild eines von Verwesung ergriffenen toten Körpers, von 1521 und die braun in braun gemalten Orgelthüren des Baseler Münsters mit vier Heiligengestalten und singenden Engelknaben daselbst; ferner zwei Altarflügel, Christi Geburt, Nachtstück, und die Anbetung der Könige mit den Porträten der Stifterfamilie Oberriedt im Münster [* 22] zu Freiburg [* 23] i. Br. Am populärsten aber ist der Künstler durch das berühmte um 1526 gemalte Madonnenbild geworden, dessen bekanntestes Exemplar sich in der Galerie zu Dresden [* 24] befindet.

Doch ist dies nur eine Kopie aus dem 17. Jahrh., während das Original, in der Architektur und Gruppierung gedrungener, im Madonnenantlitz strenger, sonst völlig übereinstimmend, sich im Besitz des Großherzogs von Hessen [* 25] zu Darmstadt [* 26] befindet. Stifter dieses Bildes war der frühere Bürgermeister Jakob Meyer zum Hasen, den Holbein schon 1516 gemalt hatte; er und die Seinen knieen vor der Gottesmutter, beschützt von ihrem Gnadenmantel und gesegnet vom Christuskind.

Geschichtskarten von D

Bild 4.772a: Geschichtskarten von Deutschland V
* 28 Deutschland.

Beinahe auf gleicher Höhe mit diesem steht ein andres Madonnenbild, die Jungfrau von Solothurn [* 27] (städtisches Museum), sitzend mit dem Kind und von den beiden Schutzheiligen der Stadt, Ursus und Martinus, umgeben, bezeichnet 1522. Mit echt deutscher Charakteristik und seiner Ausführung verbinden diese Werke eine Freiheit der Form, wie sie sonst in Deutschland [* 28] um diese Zeit nicht vorkommt. Außerdem war als Freskomaler thätig, dekorierte die Fassaden von Bürgerhäusern, unter andern das Haus »Zum Tanz« mit einer herrlichen fingierten Architektur und einem Bauerntanz, welche Malereien im vorigen Jahrhundert zu Grunde gegangen sind.

Kein günstigeres Schicksal hatten seine Malereien im Großratssaal, in denen er Beispiele von Bürgertugend und strenger Gerechtigkeit darstellte: Charondas von Catanea, Zaleucus, Curius und die Samniter, Sapor und Valerianus, dazwischen Einzelgestalten meist allegorischen Charakters. In dieser Epoche tritt die Bildnismalerei, die später Holbeins eigentliches Feld bildet, zurück;

doch malte er 1519 das vorzügliche Bildnis des Juristen und Humanisten Bonifacius Amerbach (Baseler Museum), dessen spätere Kunstsammlung, namentlich an Arbeiten Holbeins reich, die Grundlage des Baseler Museums bildete. Um 1523 porträtierte er den Erasmus, der damals in Basel lebte, und mit dem auch persönlich in Beziehung stand;

zwei kleinere Profilbilder, welche den Gelehrten schreibend darstellen, befinden sich im Louvre und im Baseler Museum, ein größeres, das Gesicht zu drei Vierteln, in Longford Castle.

Offenburg - Öffentlich

Bild 12.337: Offenburg - Öffentlichkeit
* 29 Offenburg.

Den Charakter eines Bildnisses trägt auch ein kleines Juwel, die Lais Corinthiaca von 1526, deren Seitenstück eine Venus mit dem Amor bildet (Baseler Museum), beide angeblich eine Dame aus der Familie Offenburg [* 29] darstellend. Daneben entfaltete eine ausgedehnte Thätigkeit als Zeichner, fertigte Vorbilder für Glasmaler, Gold- und Waffenschmiede und namentlich Zeichnungen für den Holzschnitt, welche Holbein Lützelburgers Hand in meisterhaftem Feinschnitt ausführte. In dieser Thätigkeit erscheint Holbein im Bund mit der Litteratur nach allen Richtungen hin, namentlich mit dem Humanismus, dann mit der Reformation. Er illustrierte die Werke des Erasmus, des Th. More, geographische und astronomische Bücher, die Lutherschen Übersetzungen der Bibel, [* 30] Alphabete etc. Man zählt über 300 Blätter von ihm.

Seine zwei Hauptwerke dieser Gattung sind die Cyklen: »Bilder des Alten Testaments« (»Historiarum Veteris Instrumenti icones«),

91 Blatt, [* 31] und der sogen. Totentanz (besser »Bilder des Todes«, »Icones oder Imagines mortis, Simulachres de la mort«),

Paris

Bild 12.719a: Paris
* 32 Paris.

beide aus der Baseler Zeit und in damaligen Probedrucken vorhanden, das erste Werk im Baseler Museum, das zweite daselbst und in den Kupferstichkabinetten zu Berlin (neue Ausgabe von Lippmann, Berl. 1878), Paris [* 32] und im Britischen Museum, beide aber in Buchform erst seit 1538 in Lyon [* 33] erschienen und seitdem in zahlreichen Ausgaben mit lateinischem, französischem, englischem, italienischem und spanischem, niemals aber deutschem Text. In den Todesbildern, deren Zahl von 40 Blatt später (seit 1545) auf 53, endlich (seit 1562) auf 58 Blatt steigt, behandelte Holbein den mittelalterlichen Vorwurf von der Allgewalt des Todes und der Eitelkeit des Irdischen in ganz neuem Geist, zeigte mit furchtbarer Ironie, wie der Tod unter allen Verhältnissen mitten in das Leben unerbittlich eingreift, und fand in dieser Form Gelegenheit zu schneidender Satire auf kirchlichem, sozialem und politischem Gebiet.



Holbein (Maler) - Holb

Bild 8.650: Holbein (Maler) - Holbein (Franz Ignaz von)
* 34 Seite 8.650.

Die Zeitverhältnisse, welche diesen Erfindungen den Ursprung gaben, die Reformation und ihre Kämpfe, die Wirren der Bauernkriege, waren aber äußerlich hemmend für den Künstler, dem nun die Gelegenheit zur Ausübung seiner Kunst mehr und mehr entzogen wurde. Empfohlen durch Erasmus, machte er sich Ende August 1526 auf den Weg nach England; die Kenntnis der flandrischen Malerei, die er sich auf dem Weg aneignen konnte, wurde nun bestimmend für seine Kunstweise. In London nahm sich Sir Thomas More, des Erasmus Freund, seiner an. Holbein malte hier 1527 More (Original bei Herrn Huth in London), den Erzbischof Warham von Canterbury (Lambeth House und Louvre), den Stallmeister des Königs, Sir Henry Guildeford (Windsor), 1528 des Königs Astronomen Nikolaus Kratzer (Louvre), Thomas More mit seiner Familie, von welchem Bilde das Original untergegangen ist und nur noch einzelne gezeichnete Köpfe (Windsor) und die Skizze des Ganzen (Basel) übrig sind. Letztere brachte als Gruß des Freundes dem Erasmus mit, als er 1528 nach diesem gewinnbringenden Aufenthalt in die Heimat zurückkehrte. Er fand hier keine glücklichen Verhältnisse vor: der Bildersturm hatte kurz zuvor getobt, der religiöse Fanatismus war auf das Äußerste gestiegen, Erasmus nach Freiburg geflohen, die Kunst mehr als je in den Hintergrund gedrängt. Er malte hier 1529, flüchtiger in der Ausführung als sonst, aber mit ergreifendem Realismus, seine Hausfrau mit zwei Kindern, vollendete die Ausmalung des Großratssaals, für die er (zwischen 6. Juli und 18. Nov. 1530) 72 Gulden erhielt, und fügte den Darstellungen aus dem klassischen Altertum zwei Szenen aus dem Alten Testament: Rehabeams Übermut und Saul von Samuel gestraft, hinzu. Dann aber machte er sich nochmals nach England auf, und vergebens sandten ihm 2. Sept. 1532 Bürgermeister und Rat ein Schreiben nach, das ihm für den Fall der Rückkehr einen Jahresgehalt bot. Bei diesem zweiten Aufenthalt in England kam Holbein

mehr

in ganz andre Kreise. [* 35] Th. More, mittlerweile Kanzler geworden, trat bald nachher zurück. Holbein fand zunächst Beschäftigung durch seine Landsleute, die Kaufleute vom hansischen Stahlhof. Zwischen 1532 und 1536 porträtierte er viele von ihnen;

dergleichen Bildnisse kommen vor in Windsor, Braunschweig, [* 36] München, Wien, [* 37] Petworth;

das schönste ist das des Georg Gisze von 1532 im Museum zu Berlin. Im J. 1533 fertigte er für die Hansen den Entwurf eines prächtigen Schaugerüstes mit dem Parnaß zum Krönungseinzug der Königin Anna Boleyn;

dann malte er für die Dekoration ihrer Gildhalle auf Leinwand die großen Darstellungen der Triumphe des Reichtums und der Armut, die untergegangen sind, und von deren vollendetem Stil uns nur die Skizze der erstern im Louvre und ältere Nachbildungen einen Begriff geben.

Dienstbarkeit - Dienst

Bild 4.954: Dienstbarkeit - Dienstvergehen
* 38 Dienste.

Sein berühmtestes Porträt dieser Periode ist das große Bild von 1533 zu Longford Castle, das in ganzen Figuren den Dichter und Diplomaten Sir Thomas Wyat und einen gelehrten Freund darstellt. Um dieselbe Zeit malte er den Staatsmann Sir Thomas Cromwell (zu Tittenhanger). Seit 1536 war er nachweisbar im Dienste [* 38] des Königs thätig. Er malte 1537 Heinrich VIII. und seine dritte Gemahlin, Jane Seymour, hinter ihnen die Eltern des Königs, an die Wand eines Gemachs zu Whitehall, ein hochgepriesenes Werk, das beim Brande des Schlosses zu Grunde ging, und von dem nur eine kleinere Kopie (zu Hampton Court) sowie der Karton der männlichen Figuren (zu Hardwick Hall, [* 39] im Besitz des Herzogs von Devonshire) erhalten ist.

Das vorzügliche Porträt der Jane Seymour ist im Belvedere zu Wien. Ihren Sohn, den Prinzen Edward, malte der Künstler 1538 als kleines Kind (Hannover, [* 40] Welfenmuseum). Im Frühling d. J. war er als Brautmaler nach Brüssel [* 41] geschickt worden, um die Herzogin Christine von Mailand, um welche der König freite, zu porträtieren. Das ausgeführte Bild in ganzer [* 34] Figur, zu Arundel Castle, ist eins seiner Hauptwerke. Im Herbste d. J. machte er einen Besuch in Basel, wo der Rat mit ihm ein neues Abkommen traf, dem zufolge Holbein noch zwei Jahre Urlaub erhielt, danach wieder heimkehren und ein Dienstgeld von 50 Gulden empfangen sollte, während bis dahin seiner Frau 40 Gulden verheißen wurden. Holbein erfüllte den Kontrakt jedoch später nicht. 1539 ward er nach dem Niederrhein geschickt, um das Brautporträt von Anna von Kleve zu malen (Louvre). Zu seinen berühmtesten Bildnissen gehören ferner: Sir Richard Southwell, 1536 (Uffizien zu Florenz), [* 42] der Goldschmied Hubert Morrett (Dresden, Holbeins bestes Porträt), der Herzog von Norfolk (Windsor), Dr. John Chamber (Wien, Belvedere), die vereinigte Barbier- und Chirurgengilde, vom König ihre Privilegien empfangend (im Zunfthaus Barbershall zu London), eins seiner letzten Werke, von fremder Hand vollendet.

Nur ein kleiner Bruchteil der in Galerien ihm beigemessenen Stücke rührt wirklich von ihm her. Die echten Gemälde werden durch die meisterhaften Studien nach dem Leben, von denen die reichste Sammlung zu Windsor, ergänzt. Durch den Geschmack der Engländer fast gänzlich auf das Bildnis beschränkt, zeigte er sich auch auf diesem Feld in ganzer Größe. Unter dem Einfluß des Quintin Massys eignete er sich eine zartere und feinere Charakteristik, eine klarere Farbe, eine sorgfältigere Pinselführung an. Die Zartheit und Vollendung in allen Beiwerken ist kaum zu übertreffen.

Goldschmiedekunst

Bild 7.495a: Goldschmiedekunst
* 43 Goldschmiedekunst.

Außerdem malte er in Miniatur, zeichnete aufs neue für den Holzschnitt, entwarf den Titel zu Coverdales erster englischer Bibel (1535), drei zum Teil satirische Blätter zu Cranmers Katechismus (der Zeitverhältnisse wegen erst 1548 erschienen), König Heinrich VIII. im Rat für Halls Chronik. Im Auftrag des Königs fertigte Holbein zahlreiche Entwürfe für kunstindustrielle Arbeiten, besonders der Goldschmiedekunst, [* 43] in denen er sein Stilgefühl und seine reiche Phantasie glänzend bewährte und mustergültig noch heute nachahmenswerte Beispiele für das Kunsthandwerk hinterlassen hat.

Die großen Entwürfe eines Kamins und einer Uhr [* 44] (Britisches Museum) sowie des Pokals der Königin Jane Seymour (Oxford, [* 45] Bodleyanische Bibliothek) gehören zu den vorzüglichsten derselben. Aus dieser vielseitigen Thätigkeit rief ihn im Herbst 1543 ein schneller Tod durch die Pest ab. Er hinterließ nur ein Pferd [* 46] und etwas Habe, deren Verkauf eine kleine Schuldensumme decken und ein Pflegegeld für zwei uneheliche Kinder abwerfen sollte. Also war er trotz seines Ruhms und seiner Stellung keineswegs in glänzenden Vermögensverhältnissen, was auch dadurch bewiesen wird, daß er sich wiederholt seinen Jahresgehalt von 30 Pfd. Sterl. ganz oder teilweise vorausbezahlen ließ. Er hinterließ mehrere später in Basel verehelichte Töchter und einen Sohn, Philipp, der in Paris die Goldschmiedekunst erlernte. Holbein brachte den nordischen Realismus zur höchsten Vollendung, verband aber damit Sinn für ideale Schönheit und war unter den deutschen Künstlern seiner Zeit der größte Kolorist.

Vgl.   Woltmann, und seine Zeit (2. Aufl., Leipz. 1874-76, 2 Bde.);

R. W. Wornum, Some account of the life and works of Holbein (Lond. 1867);

P. Mantz, Holbein. Holbein (Par. 1879);

Leithäuser, Hans Holbein in seinem Verhältnis zur Antike und zum Humanismus (Hamb. 1886).

Himation - Himmel

Bild 8.544: Himation - Himmel
* 47 Himmel.

3) Ambrosius, Maler, älterer Bruder des vorigen, ging wahrscheinlich mit diesem nach Basel, wo er schon 1516 vorkommt, trat 24. Febr. 1517 in die Malerzunft »zum Himmel« [* 47] und wurde 6. Juni 1518 Bürger. Drei Bilder: der Schmerzensmann nach Dürer und zwei Knabenporträte von ihm, befinden sich im Baseler Museum, das Bildnis eines jungen Mannes in der Eremitage zu St. Petersburg. [* 48] Er war namentlich als Zeichner für schweizerische Buchverleger thätig und hat auch gute Silberstift- und Federzeichnungen hinterlassen (Museum zu Basel). Nach 1519 kommt er nicht mehr vor.

4) Siegmund, Maler, Bruder von Hans dem ältern, wird zwischen 1505 und 1517 in Augsburg urkundlich genannt, zog später nach Bern [* 49] und ward dort eingesessener Bürger, gelangte in gute Verhältnisse und machte im September 1540 sein Testament, in welchem er seinen berühmten Neffen Hans zum Erben einsetzte. Er starb noch vor dem 18. Nov. d. J. Von seinen künstlerischen Leistungen ist keine mehr mit Sicherheit nachzuweisen.

Holbein

[* 2] (Edler von Holbeinsberg), Franz Ignaz von, Bühnendichter und Theaterdirektor, geb. 27. Aug. 1779 zu Zizzersdorf bei Wien, sollte sich dem Staatsdienst widmen, folgte aber seinem abenteuernden Sinn und zog in die Welt unter dem Namen Fontano, mit Singen und Guitarrespielen seinen Unterhalt erwerbend. In Fraustadt [* 50] nahm er Engagement bei der dort weilenden Döbbelinschen Theatergesellschaft, später beim Hoftheater zu Berlin, ward sodann Gatte der Gräfin Lichtenau und nahm seinen Wohnsitz in Breslau, [* 51] wo er unter anderm das Schauspiel »Fridolin« nach Schillers »Gang [* 52] zum Eisenhammer« dichtete, welches sehr gefiel. Nachdem er sich nach fünfjähriger Ehe hatte scheiden lassen, zog er wieder mit einer von ihm verbesserten Guitarre

Fortsetzung Holbein: → Seite 8.651 || umher, bis ihn Graf Pálffy als Theaterdichter an das Theater an der Wien berief. Bald aber