Humboldt | eLexikon | Geschichte - Staatsmänner, Politiker, Abgeordnete etc
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
- ️Mon Jun 22 1767
Humboldt,
größter Fluß des nordamerikan. Territoriums Nevada, entspringt in dem Humboldtgebirge und ergießt sich nach einem westlichen Laufe von 450 km in den seichten Humboldtsee, 1190 m ü. M., der auch den Carsonfluß aufnimmt.
Seine Ufer sind von Gebüsch eingefaßt, und die Zentral-Pacificbahn führt längs derselben nach Kalifornien.
Das umgebende Land ist öde.
Humboldt,
1) Hafenort im nordamerikan. Staat Kalifornien, unter 40° 45' nördl. Br., an schöner Bai, für Schiffe [* 2] von 6 m Tiefgang zugänglich. 1885 liefen 14 Schiffe ein, Ausfuhr 161,901 Dollar. -
2) Ackerbaukolonie in der Argentinischen Republik, Provinz Santa Fé, am Rio Salado, [* 3] 1868 gegründet, hatte 1883 eine Dampfmühle, 6070 Hektar bebautes Land und 1002 Einw., meist deutsche Katholiken.
Titel
Elemente zu Humboldt:1) Karl Wilhelm, Freiherr von
1) gesammelt. Es sind Kritiken über Goethes "Hermann und Dorothea" und "Reineke Fuchs" sowie
2) Friedrich Heinrich Alexander, Freiherr von, Naturforscher
1) "Relation historique", unvollendet
[8.786] Humboldt größter Fluß des nordamerikan. Territoriums
[8.786] Humboldt 1) Hafenort im nordamerikan. Staat Kalifornien
[8.790] Humboldt-Akademie ein im J. 1878 auf die Anregung von Max
[8.791] Humboldt Range (spr. rehndsch)
[8.791] Humboldt River Fluß im nordamerikan. Staat Nevada
Humboldt,
Humboldt (Wilhelm v.)

* 12
Seite 8.787.1) Karl Wilhelm, Freiherr von, einer der geistreichsten Gelehrten und bedeutendsten Staatsmänner Deutschlands, [* 4] geb. 22. Juni 1767 zu Potsdam, [* 5] erhielt nach dem frühzeitigen Tod seines Vaters, der im Siebenjährigen Krieg Major und Adjutant des Herzogs Ferdinand von Braunschweig, [* 6] nachher königlicher Kammerherr gewesen, mit seinem Bruder Alexander auf dem elterlichen Schloß Tegel und zu Berlin [* 7] eine treffliche Erziehung und studierte 1787-88 in Frankfurt [* 8] a. O., dann in Göttingen [* 9] Rechts- und Staatswissenschaften sowie unter Heyne auch Altertumswissenschaft und Kantsche Philosophie. 1789 reiste er mit seinem ehemaligen Lehrer Campe nach Paris [* 10] und Versailles, [* 11] wo er einigen Sitzungen ¶
mehr
der Nationalversammlung beiwohnte, und begab sich dann nach Weimar, [* 13] wo er den Winter 1789/90 verlebte. Hier trat er in den lebhaftesten Verkehr mit dem Koadjutor v. Dalberg, dem spätern Fürsten-Primas, machte die Bekanntschaft von Karoline v. Dachröden, seiner spätern Gemahlin, und wurde durch diese mit Schiller bekannt. Im Sommer 1790 wurde er zu Berlin als Legationsrat und Assessor beim Kammergericht angestellt; doch gab er die neue Stellung im Frühling 1791 wieder auf und verlebte die folgenden Jahre auf seinen Gütern im Mansfeldischen und Thüringischen sowie in Erfurt, [* 14] wo er sich fast ausschließlich mit Altertumsstudien beschäftigte. Er schrieb damals freisinnige »Ideen über Staatsverfassungen, durch die französische Revolution veranlaßt« und gleich nachher »Ideen zu einem Versuch, die Grenzen [* 15] der Wirksamkeit eines Staats zu bestimmen«, beides Schriftchen, die nicht im Druck, wofür sie eigentlich bestimmt waren, erschienen (nur letztere wurde später, Bresl. 1851, veröffentlicht), aber für die der Zeit weit vorauseilende freisinnige politische Anschauungsweise des Verfassers, welcher die französische Revolution als den Anfangspunkt einer neuen Ära begrüßte, den deutlichsten Beweis lieferten.
Jena

* 16
Jena.Seit 1794 lebte er in Jena [* 16] in vertrautem Umgang mit Schiller und einem engen Kreis [* 17] von gleich gesinnten Freunden in reger Geistesthätigkeit, ebenso von diesen zu eignen wissenschaftlichen Arbeiten angeregt wie die Freunde anregend, wie denn mehrere Gedichte Schillers unter seiner Einwirkung entstanden. Ein schönes Denkmal dieser bis zu Schillers Tode dauernden Freundschaft bildet der später von Humboldt veröffentlichte »Briefwechsel zwischen Schiller und W. v. Humboldt« (Stuttg. 1830, 2. Ausg. 1876). Nach mehrfachen Reisen verweilte Humboldt von 1797 bis 1799 mit seiner Familie in Paris, um dann einen längern Aufenthalt in Spanien [* 18] zu nehmen, von wo er mit reicher wissenschaftlicher Ausbeute heimkehrte. 1801 nahm er auf den Wunsch der preußischen Regierung die Stelle eines Ministerresidenten in Rom an [* 19] und blieb hier bis 1808, seit 1806 als bevollmächtigter Minister.
Berlin-Dresdener Eisen

* 20
Berliner.Rom war für ihn ein geeignetes Feld zu seinen wissenschaftlichen Studien, die er hier, im lebendigen Verkehr mit Gelehrten und Künstlern, auch über philosophische, ästhetische, philologische und archäologische Gegenstände ausdehnte. 1808 mit der Leitung des Ministeriums des Kultus und des öffentlichen Unterrichts betraut, war er der eigentliche Gründer der Berliner [* 20] Universität, die er nicht bloß mit tüchtigen Lehrern, sondern auch mit der umfassendsten Hör- und Lehrfreiheit auszustatten suchte. 1810 ward er Geheimer Staatsminister, begleitete 1813-14 das königliche Hauptquartier, leitete im Sommer 1813 als preußischer Bevollmächtigter die Verhandlungen in Prag, [* 21] welche zum Anschluß Österreichs an die Alliierten führten, nahm vom 3. Febr. bis 15. März 1814 an dem erfolglosen Friedenskongreß von Châtillon teil und war in Paris bei den Verhandlungen des ersten Pariser Friedens thätig. In Gemeinschaft mit dem Staatskanzler Hardenberg, der ihm aber völlig freie Hand ließ, lag ihm auf dem Wiener Kongreß 1814-15 hauptsächlich die Behandlung der deutschen Frage ob; aber all sein Bemühen zur Erringung einer einheitlichen Verfassung und freier Institutionen für Deutschland [* 22] scheiterte an den Gegenwirkungen namentlich der österreichischen Diplomatie.
Nicht glücklicher war er bei den nach Napoleons zweitem Sturz 1815 eröffneten neuen Friedensunterhandlungen zu Paris, wo es ihm nicht gelang, die Abtretung des Elsaß zu erreichen. Am 25. Nov. reiste Humboldt von Paris ab, um als Mitglied der Territorialkommission zu Frankfurt a. M. die deutschen Gebietsverhandlungen ihrem Ende zuführen zu helfen. Als Ersatzmann des preußischen Bundestagsgesandten, des Grafen von der Goltz, war er bei der feierlichen Eröffnung des Bundestags 25. Nov. 1816 zugegen und trug viel zur Regelung der Geschäftsordnung desselben bei. Im Frühling 1817 ging er nach Berlin, ward hier unter die Mitglieder des neugebildeten Staatsrats aufgenommen sowie in den zur Entwerfung der verheißenen Verfassung niedergesetzten Ausschuß berufen und zum Vorsitzenden der zur Beratung des Bülowschen Steuerverfassungs-Gesetzentwurfs niedergesetzten Kommission ernannt.
London

* 23
London.Auch im Staatsrat that er sich durch seine Freisinnigkeit hervor. Deshalb ward er 1817 als außerordentlicher Gesandter nach London [* 23] und im Oktober 1818 nach Aachen [* 24] geschickt. Nachdem durch die Kabinettsorder vom 11. Jan. 1819 das Ministerium des Innern eine neue Organisation erhalten hatte, übernahm er die Leitung der ständischen und Kommunalangelegenheiten mit einer Reihe andrer Verwaltungsgegenstände als eine eigne Branche mit Sitz und Stimme im Staatsministerium.
Sein Drängen nach endlicher Durchführung des Verfassungswerks, sein Auftreten gegen die Karlsbader Beschlüsse, welche er für »schändlich, unnational, ein denkendes Volk aufregend« erklärte, und seine Opposition gegen Hardenberg zogen ihm endlich die Ungnade des Königs zu und bewirkten 31. Dez. 1819 seinen Rücktritt ins Privatleben. Mit ihm traten Boyen und Beyme aus dem Ministerium; erst von 1830 an wurde er wieder zu den Sitzungen des Staatsrats berufen. Seit seinem Rücktritt lebte Humboldt mit geringen Unterbrechungen durch Reisen nach Gastein und 1828 nach Paris und London auf Schloß Tegel, wo er eine auserlesene Sammlung von Meisterwerken der Skulptur besaß. Er starb 8. April 1835 daselbst. Zur Belohnung seiner Verdienste hatte er 1818 die schlesische Herrschaft Ottmachau erhalten; 1884 wurde ihm, wie seinem Bruder, vor der Universität in Berlin ein Denkmal (sitzende Marmorstatue von Otto im Rom) errichtet.
Was Humboldts litterarische Arbeiten betrifft, so erschienen die frühsten in den »Ästhetischen Versuchen« (Braunschw. 1799, Bd. 1) gesammelt. Es sind Kritiken über Goethes »Hermann und Dorothea« und »Reineke Fuchs« sowie Schillers »Spaziergang«, von denen erstere auch separat (4. Aufl. mit Einleitung von Hettner, Braunschw. 1882) erschien. In das Gebiet der Ästhetik gehören ferner seine »Rezension über Jacobis Woldemar«, worin er sein philosophisches Ideal aufstellt, und die die Schellingsche Natur- und Identitätsphilosophie gleichsam antizipierenden Abhandlungen: »Über den Geschlechtsunterschied« und »Über männliche und weibliche Form«. Wichtige Beiträge zur Kenntnis der griechischen Sprache [* 25] und Verskunst gibt seine metrische Übersetzung des »Agamemnon« von Äschylos (Leipz. 1816, neue Ausg. 1857),
Humboldt (Alexander v.

* 26
Seite 8.788.der sich die Übertragung der zweiten olympischen Ode des Pindar, ferner des Simonides und mehrerer Chöre aus den »Eumeniden« anschließt. Die gründlichsten und umfassendsten Studien wandte aber Humboldt der vergleichenden Sprachforschung zu. Als Früchte seiner Forschungen über die baskische Sprache sind seine »Berichtigungen und Zusätze zu Adelungs Mithridates über die kantabrische oder baskische Sprache« (Berl. 1817) und die in der That mustergültige »Prüfung der Untersuchungen über die Urbewohner Hispaniens vermittelst der baskischen Sprache« (das. 1821) zu nennen. Seine erfolgreiche Beteiligung an den in Deutschland ¶
mehr
mit Eifer aufgenommenen altindischen Studien bewiesen seine größern in der Berliner Akademie gelesenen Abhandlungen: »Über die unter dem Namen Bhagavad-Gita bekannte Episode des Maha-Bharata« (Berl. 1826);
»Über den Dualis« (das. 1828) und »Über die Verwandtschaft der Ortsadverbien mit dem Pronomen in einigen Sprachen« (das. 1830).
Sein Hauptwerk aber auf diesem Gebiet: »Über die Kawisprache auf der Insel Java« (Berl. 1836-40, 3 Bde.),
ward erst nach seinem Tod von Buschmann (s. d.) herausgegeben. Die Einleitung zu diesem Werk, die unter dem Titel: »Über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluß auf die geistige Entwickelung des Menschengeschlechts« (Berl. 1836; neue Ausg. von Pott; 3. Ausg., das. 1883, mit einer Einleitung: »W. v. und die Sprachwissenschaft«) auch besonders erschien, machte in der Geschichte der neuern Sprachforschung Epoche. (Vgl. Schasler, Die Elemente der philosophischen Sprachwissenschaft W. v. Humboldts, Berl. 1847) Humboldts »Vocabulaire inédit de la langue taïtienne« ward ebenfalls von Buschmann in dessen »Aperçu de la langue des îles Marquises et la langue taïtienne« (Berl. 1843) veröffentlicht.
Eine neue Ausgabe von »Humboldts sprachphilosophischen Werken«, mit Kommentar, veranstaltete Steinthal (Berl. 1883). Seine die Sprachwissenschaft betreffende handschriftliche Sammlung ging an die königliche Bibliothek zu Berlin über. Daß unter seinen tiefen Studien und diplomatischen Geschäften sich den edel menschlichen Zartsinn für Freundschaft und Liebe zu bewahren gewußt, beweisen die an Charlotte Diede (s. d.) gerichteten »Briefe an eine Freundin« (Leipz. 1847, 11. Aufl. 1883). Seine »Gesammelten Werke«, die erst nach seinem Tod in 7 Bänden (Berl. 1841-52) erschienen, enthalten auch einen Teil seiner zahlreichen Gedichte, unter denen besonders die Elegie »Rom« (1806) und die durch Vollendung der Form und tiefe Sinnigkeit ausgezeichneten Sonette (separat, Berl. 1853) hervorzuheben sind.
Eine neue Ausgabe seiner »Abhandlungen über Geschichte und Politik« erschien Berlin 1870. Sein Briefwechsel mit Goethe wurde herausgegeben von Bratranek (Leipz. 1876),
seine Briefe an F. G. Welcker von Haym (Berl. 1859),
die Briefe an Chr. G. Körner von Jonas (»Ansichten über Ästhetik und Litteratur«, das. 1879); »Lichtstrahlen aus seinen Briefen« veröffentliche Elise Maier (5. Aufl., Leipz. 1865).
Vgl. Schlesier, Erinnerungen an W. v. Humboldt (Stuttg. 1843 bis 1845, 2 Bde.);
Haym, W. v. Humboldt, Lebensbild und Charakteristik (Berl. 1856);
Distel, Aus W. v. Humboldts letzten Lebensjahren (Briefe, Leipz. 1883).
2) Friedrich Heinrich Alexander, Freiherr von, Naturforscher, Bruder des vorigen, geb. 14. Sept. 1769 zu Berlin, erhielt gemeinschaftlich mit seinem Bruder privatim, ohne eine Schule zu besuchen, eine wissenschaftliche Vorbildung, bezog im Oktober 1787 die Universität zu Frankfurt a. O. und im April 1789 die Universität Göttingen, wo er mit seinem Bruder zwar Heynes philologisches Seminar besuchte, aber vor allem die naturwissenschaftlichen Vorträge von Blumenbach, Kästner, Beckmann, Gmelin, Lichtenberg, Link sowie des Historikers Spittler hörte und durch Ausflüge in den Harz und an den Rhein für die Naturwissenschaft begeistert wurde.
Mainz (Stadt: hervorra

* 27
Mainz.Eine Frucht jener Exkursionen und seiner klassischen Studien zugleich war seine Druckschrift »Über die Basalte am Rhein«, nebst Untersuchungen über Syenit und Basanit der Alten (Braunschw. 1790). Seine erste größere Reise machte er 1790 von Mainz [* 27] aus mit Georg Forster durch Belgien, [* 28] Holland, England und Frankreich, und durch diesen Reisebegleiter wurden seine Blicke zuerst auf die fernen tropischen Länder hingelenkt. Doch war er vorläufig für eine praktische kameralistische Laufbahn bestimmt, ging deswegen 1790 auf Büsch' Handelsschule nach Hamburg [* 29] und bezog 1791 die Bergakademie zu Freiberg, [* 30] wo er Werners Unterricht genoß und mit Leopold v. Buch, Freiesleben und Andrea del Rio in engen Verkehr trat.
Tirol

* 32
Tirol.Die Frucht eines achtmonatlichen Aufenthalts im Erzgebirge war die erst später im Druck erschienene »Flora subterranea Fribergensis et aphorismi ex physiologia chemica plantarum« (Berl. 1793). Diese »Aphorismen«, der erste Versuch einer Pflanzenphysiologie, erschienen in deutscher Übersetzung mit Zusätzen von Hedwig (Leipz. 1794). 1792 ward er Assessor im Bergdepartement und erhielt bald die Stelle eines Oberbergmeisters in den fränkischen Fürstentümern. Er verwaltete dies Amt bis 1797, machte mehrere Reisen in der Schweiz [* 31] und Tirol, [* 32] sammelte die Materialien zu den beiden 1799 erschienenen Werken: »Über die chemische Zerlegung des Luftkreises« und »Über die unterirdischen Gasarten« und konstruierte eine unauslöschliche Lampe [* 33] sowie eine nach Beddoes' Prinzipien hergestellte Respirationsmaschine für Grubenarbeiten.
Auch sammelte er seit 1792 das Material zu seinem größern Werk: »Über die gereizte Muskel- und Nervenfaser, nebst Vermutungen über den chemischen Prozeß des Lebens in der Tier- und Pflanzenwelt« (Berl. 1797 bis 1799, 2 Bde.). 1797 gab er seine Stelle auf, um eine Reise nach Ägypten [* 34] und dem Orient anzutreten und sich in völliger Unabhängigkeit dem Studium der Naturwissenschaft zu widmen. Drei Monate weilte er in Jena, mit Goethe und Schiller in Verkehr, und hörte Loders anatomische Vorträge.
Amerikanische Völker

* 35
Amerika.Gescheiterte Reisepläne führten ihn nach Paris, wo er die Bekanntschaft des Botanikers Aimé Bonpland (s. d.) machte, mit welchem er dann den Winter von 1797/98 in Spanien verlebte, um bei günstigerer Zeitlage Ägypten von einem spanischen Seehafen aus zu erreichen. Der Krieg vereitelte auch diesen Plan, doch erhielt er durch den Staatssekretär Urquijo die Erlaubnis zur Bereisung des spanischen Amerika, [* 35] schiffte sich 5. Juni 1799 mit Bonpland in Coruña ein, langte 19. Juni Teneriffa an, bestieg dort den Pik und landete 16. Juli Amerika bei Cumana.
Von hier aus durchstreifte und durchforschte er Venezuela [* 36] und das Orinokogebiet; später wandte er sich mit Bonpland nach Cuba, nach dem Plateau von Bogotá und nach Quito, wo er 23. Juni 1802 den Chimborazo bestieg und die absolut größte bis dahin von Menschen erreichte Höhe, obwohl nicht den Gipfel selbst, erklomm; endlich erreichte er die Westküste und nach beschwerlicher Fahrt im März 1803 Acapulco. In Mexiko [* 37] weilte Humboldt etwa ein Jahr, begab sich dann nach einem zu statistisch-politischen Studien benutzten kürzern Aufenthalt in Havana [* 38] nach Philadelphia [* 39] und 9. Juli 1804 nach Europa [* 40] zurück, wo er mit Bonpland 3. Aug. in Bordeaux [* 41] landete.
Arbeiten in Paris, besonders gasanalytische, in Verbindung mit Gay-Lussac, Reisen mit diesem und L. v. Buch nach Italien [* 42] beschäftigten ihn zunächst. Gegen Ende 1805 kehrte er mit ersterm nach Berlin zurück, begleitete 1808 den Prinzen Wilhelm nach Paris, blieb aber auch nach dessen Rückberufung mit königlicher Erlaubnis in Frankreich, um dort die Herausgabe seiner Werke zu besorgen. 1818 wohnt er dem Kongreß zu Aachen bei, später dem von Verona, [* 43] von wo er den König nach Rom und Neapel [* 44] begleitete. Definitiv kehrte er erst 1827 nach Berlin zurück, ¶
Fortsetzung Humboldt:
→ Seite 8.789 || wo er, der königliche Kammerherr, in der Universität und in der Singakademie die vielberühmten,
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Titel
Elemente zu Humboldt:[8.786] Humboldt größter Fluß des nordamerikan. Territoriums
[8.786] Humboldt 1) Hafenort im nordamerikan. Staat Kalifornien
[8.786] Humboldt 1) Karl Wilhelm
[8.790] Humboldt-Akademie ein im J. 1878 auf die Anregung von Max
[8.791] Humboldt Range (spr. rehndsch)
[8.791] Humboldt River Fluß im nordamerikan. Staat Nevada
Humboldt,
Alexander, Freiherr von, geb. 14. Sept. 1769 zu Berlin, genoß gemeinschaftlich mit seinem ältern Bruder Wilhelm von Humboldt (s. d.) einen sorgfältigen Privatunterricht, besuchte Winter 1787-88 die Universität Frankfurt a. O. und lebte den folgenden Sommer und Winter wieder in Berlin, teils um Technologie, auf das Fabrikwesen angewendet, zu studieren, teils um Griechisch zu lernen. Damals schloß er sich dem Botaniker Willdenow an und übersetzte Thunbergs Abhandlung «De arbore macassariensi» ins Französische («Sur le Bohon-Upas par un jeune gentilhomme»).
Dies ist seine erste, anonym gedruckte litterar. Arbeit. 1789 hörte Humboldt in Göttingen zuerst philologische, später naturwissenschaftliche Vorlesungen bei Blumendach, Beckmann, Gmelin, Lichtenberg und Lint, und machte Reisen in den Harz und an die Rheinufer. Im Frühjahr 1790 begleitete Humboldt von Mainz aus Georg Förster auf einer Reise durch Belgien, Holland, England und Frankreich. Im Juli 1790 ging er nach Hamburg auf die Handelsakademie von Busch und Ebeling, wo er die günstigste Gelegenheit zur Übung in lebenden Sprachen fand.
Bayonne (in Nordamerik

* 45
Bayreuth.Nach einem fünfmonatigen Aufenthalt im mütterlichen Hause bezog er im Juni 1791 die Bergakademie zu Freiberg. Hier genoß er den Privatunterricht Werners und die Freundschaft Freieslebens, Leopold von Buchs und Andreas Del Rios. 1792 begleitete er den Minister von Heinitz, der ihn schon im Februar desselben Jahres zum Assessor im Bergdepartement ernannt hatte, in die Markgrafschaft Bayreuth, [* 45] ward alsbald Oberbergmeister in den frank. Fürstentümern, ein Amt, das er bis 1797 mit verschiedenen Unterbrechungen verwaltete. Damals schrieb er über die Natur der Grubenwetter und konstruierte eine nicht verlöschende Lampe und eine Respirationsmaschine nach dem Princip von Beddoes.
Der Tod seiner Mutter im Nov. 1796 reifte in Humboldt den Entschluß zu großen wissenschaftlichen Reisen. Nachdem er im März 1797 seine amtlichen Verhältnisse gelöst hatte, verbrachte er zunächst drei Monate in inniger Verbindung mit Goethe und Schiller zu Jena und trat dann im Nov. 1797 mit L. von Buch
Mailand (Stadtteile, P

* 48
Mailand.eine Reise nach Italien an und durchzog Salzburg [* 46] und Steiermark. [* 47] Als er sich aber durch Tirol nach dem Süden wenden wollte, sah er sich durch den in ganz Italien ausgebrochenen Krieg genötigt, seinen Plan aufzugeben. Unterdessen erhielt er von Lord Bristol die Einladung, sich ihm auf acht Monate zu einer Expedition nach Oberägypten anzuschließen. Er wollte folgen und war schon nach Paris gereist, um Instrumente anzukaufen, als Bonaparte im Mai 1798 nach Ägypten abging und Lord Bristol in Mailand [* 48] verhaftet wurde. In Paris erfuhr Humboldt die zuvorkommendste Aufnahme seitens der berühmtesten Gelehrten.
Auch befreundete sich hier Humboldt mit dem Botaniker Aimé Bonpland (s. d.). Infolge eines Anerbietens des schwed. Konsuls Skiöldebrand wollte er nun den Atlas [* 49] bereisen. Aber auch dieser Plan scheiterte, weil die schwed. Fregatte, die ihn von Marseille [* 50] nach Afrika [* 51] hinüberführen sollte, im Sturm beschädigt war und monatelang in Cadiz [* 52] liegen mußte. Dann wollte Humboldt mit einem kleinen Schiffe nach Tunis [* 53] hinübergehen, erfuhr aber am Tage zuvor, daß die tunesische Regierung alle Franzosen einkerkere. So beschloß Humboldt, mit Bonpland den Winter in Spanien zuzubringen. Die außerordentliche Gunst, deren Humboldt sich an dem span. Hofe in Aranjuez drei Monate lang durch Vermittelung des sächs. Gesandten Baron von Forell zu erfreuen hatte, eröffnete ihm den Zugang zu allen span. Besitzungen in Amerika und dem Großen Ocean.
Madreporenplatte - Mad

* 54
Madrid.Mitte Mai verließ Humboldt Madrid, [* 54] ging nach Coruna, schiffte sich mit Bonpland 5. Juni 1799 auf der Fregatte Pizarro ein und landete 19. Juni im Hafen von Sta. Cruz auf Teneriffa. und Bonpland erstiegen den Pik und sammelten zahlreiche Beobachtungen über die Insel. Am 16. Juli 1799 betraten sie den Boden Amerikas bei Cumana. Eine Forschungsreise durch die Provinzen des jetzigen Freistaates Venezuela währte 18 Monate, dann ging es von Caracas nach Süden, über die Llanos zum Orinoco.
Auf Indianerkähnen (ausgehöhlten Baumstämmen) drangen und Bonpland durch die Katarakten von Atures und Maipures südwärts bis zur Einmündung des Atabapo, dann diesen Fluß aufwärts durch die Wälder von Pimichin, wo die Kähne über Land gezogen werden mußten, zum Rio Negro, und diesen großen Nebenfluß des Amazonenstroms hinab bis zum südlichsten Grenzposten der Spanier, dem Fort San Carlos am Rio Negro. Von da gelangten sie durch den Casiquiare wiederum in den Orinoco.
Humboldt (Alexander vo

* 57
Seite 59.420.Sie fuhren sodann den Strom bis Angostura hinab und erreichten Cumana am Ende einer Reise, die zuerst auf astron. Bestimmungen gegründete Kenntnis von der so lange bestrittenen Bifurkation des Orinoco geliefert hat. und Bonpland schifften sich im Aug. 1800 nach Habana [* 55] ein und begaben sich im März 1801 nach Cartagena, dann auf dem Magdalenenstrom bis Honda und von da nach Bogota. Im Sept. 1801 ging die Reise nach Süden fort nach Quito. Fünf Monate, vom 6. Jan. bis 9. Juni 1802, vergingen hier mit Untersuchungen im Hochthale von Quito. Der Chimborazo wurde 23. Juni 1802 bis zur Höhe von 5810 m erstiegen. Humboldt stand hier auf dem höchsten, je vorher von Menschen erstiegenen Punkte der Erde und wurde nur durch eine tiefe Schlucht an der Erklimmung der äußersten noch um 500 m höhern Spitze gehindert. Über Cuenca und die Chinawälder von Loja stiegen sie in das Thal [* 56] des obern Amazonenflusses hinab, erreichten den westl. Abfall der ¶
mehr
Cordilleren von Peru, gelangten bei Trujillo an die Küste und von da nach Lima. [* 58]
Ende Dez. 1802 schifften sie sich von Callao nach Acapulco ein und erreichten im April 1803 die Hauptstadt Mexikos, von wo sie die Provinzen Mexikos durchstreiften und im Jan. 1804 nach Veracruz und 7. März 1804 nach Habana gingen. Nach zwei Monaten schiffte Humboldt sich mit Bonpland und Montufar nach Philadelphia ein, erfreute sich einige Wochen zu Washington [* 59] der freundschaftlichen Aufnahme Jeffersons, verließ Amerika 9. Juli in der Mündung des Delaware und landete 3. Aug. 1804 in Bordeaux, reich an Sammlungen, besonders aber an Beobachtungen aus dem weitesten Gebiete der Naturwissenschaften, der Geographie, Statistik und Ethnographie. [* 60]
Preußen

* 63
Preußen.Humboldt blieb zunächst in Paris, besuchte dann seinen Bruder in Rom und ging mit Leop. von Buch zum Vesuv [* 61] und endlich über die Alpen [* 62] nach Berlin. Von hier begleitete er den Prinzen Wilhelm von Preußen [* 63] im Spätherbst 1807 auf seiner schwierigen polit. Mission nach Paris. Da Paris Humboldt am geeignetsten erschien, hier seine vielumfaßenden Werke herauszugeben, so erhielt er vom König die Erlaubnis, zu bleiben. Seitdem hatte er seinen dauernden Wohnsitz bis 1827 zu Paris, wo auch sein großes Reisewerk erschien.
Die großen polit. Ereignisse zwischen dem ersten und zweiten Pariser Frieden boten Humboldt Gelegenheit zu mehrern Reisen nach England und 1818 nach Aachen, wo ihn der König und Hardenberg während des Kongresses in ihrer Nähe zu haben wünschten. Auch begleitete er den König zum Kongreß nach Verona, Rom und Neapel. Der Wunsch des Monarchen, Humboldt in seiner Umgebung zu behalten, wurde erst 1827 erfüllt. Im Winter 1827-28 hielt Humboldt in der Universität und in der Singakademie die berühmten Vorlesungen über physische Weltbeschreibung.
Im April 1829 unternahm Humboldt mit Ehrenberg und G. Rose die auf Befehl des Kaisers Nikolaus großartig ausgestattete Expedition nach dem russ. Asten (Ural und Altai, der chines. Dsungarei und dem Kaspischen Meere). Bergmännische Untersuchung der Gold- und Platinlagerstätten, die Entdeckung von Diamanten außerhalb der Wendekreise, astron. Ortsbestimmungen, magnetische Beobachtungen, geognost., botan. Sammlungen, neue Ansichten über die Richtung der Gebirge, über die Bodenplastik des innern Erdteils waren die Hauptresultate der Reise.
Umgebung von St. Peter

* 64
Petersburg.Die Reise hatte auch noch die Folge, daß die kaiserl. Akademie magnetische und meteorolog. Stationen von Petersburg [* 64] bis Peking [* 65] und später durch H.s Vorstellung an den Herzog von Sussex in der südl. Halbkugel anlegte. Später machte Humboldt mehrfache polit.-diplomat. Reisen, so 1842 nach Paris, dann aber, außer einem abermaligen Besuch zu Paris vom Okt. 1847 bis Jan. 1848, nur noch zwei kürzere Reisen außerhalb Deutschlands, und zwar als Begleiter König Friedrich Wilhelms IV. nach England 1841, nach Dänemark [* 66] 1845. Sein ständiger Wohnort blieb Berlin, wo er sein Hauptwerk, den «Kosmos», verfaßte. Humboldt starb 6. Mai 1859 zu Berlin im 90. Lebensjahre. Mit Ausnahme der Tagebücher seiner amerik. Reise, die der Berliner Sternwarte [* 67] verbleiben sollten, vermachte er Bibliothek, Naturalien und andere Sammlungen seinem langjährigen Diener Seifert. Die Bibliothek wurde bei einem Brande des Auktionslokals in London großenteils vernichtet, während der übrige Nachlaß einzeln in Berlin versteigert wurde. Über H.s Hauptwerk s. Kosmos.
Weit über zwanzig Jahre dauerte die Bearbeitung und Herausgabe des amerik. Reisewerkes in Paris, das die berühmtesten Fachmänner (Oltmanns, Kunth, Cuvier, Latreille, Valenciennes, Gay-Lussac, Vauclin, Thenard u. a.), die besten Künstler, Maler und Kupferstecher hilfreich förderten. Es giebt nur eine vollständige Ausgabe, die sog. «große» in 30 Bänden (20 in Folio und 10 in Quarto); die sog. «kleine» Ausgabe enthält nur einige einzelne Werke der «großen» Ausgabe in wiederholtem Abdruck in Oktav, oft mit Kürzungen und Zusätzen.
Der Gesamttitel der vollständigen Ausgabe ist: «Voyage aux régions équinoxiales du Nouveau Continent, fait en 1799-1804 par Alexandre de Humboldt et Aimé Bonpland, rédigé par Alexandre de Humboldt Grande édition etc.» Sie zerfällt in folgende sechs Abteilungen: I. «Relation historique» (Bd. 1-3, Par. 1814-19, oder 13 Bde., 8o., ebd. 1816-32); sie blieb unvollendet, reicht nur bis zur Reise nach Peru (April 1801) und erschien deutsch von Therese Huber (6 Bde., Stuttg. 1815-32; besser und nach H.s eigener Anordnung etwas gekürzt von Herm. Hauff, 4 Bde., ebd. 1859-60). Zur Originalausgabe gehören: «Atlas géographique et physique» (39 Platten, Fol.) und «Atlas pittoresque» oder «Vues des Cordillères» (1810, 60 Platten, Fol.). II. «Observations de zoologie et d’anatomie comparée» (2 Bde. und 55 Platten, Par. 1811 u. 1813, mit Beihilfe von Cuvier, Latreille und Valenciennes). III. «Essai politique sur le royaume de la Nouvelle Espagne» (5 Bde., Par. 1811; 2. Aufl., 4 Bde., 1825; deutsch, 5 Bde., Tüb. 1809-14; dazu «Essai politique sur l’isle de Cuba», 2 Bde., Par. 1826-27 und «Atlas géographique et physique du royaume de la Nouvelle Espagen», Bd. 1, Fol. und 21 Platten, ebd. 1812). IV. «Observations astronomiques, opérations trigonométriques et mesures barométriques, rédigées et calculées par Jabbo Oltmanns» (2 Bde., Par. 1808-10). Die «Untersuchungen über die Geographie des Neuen Kontinents, gegründet auf die astron. Beobachtungen und barometrischen Messungen Alexander von H.s und von Jabbo Oltmanns» (2 Bde., 1810) wurden vernichtet und existieren nur in wenigen Exemplaren. V. «Physique générale et géologie: Essai sur la géographie des plantes, accompagné d’un tableau physique des régions équinoxiales» (Par. 1807; deutsch, Goethe gewidmet, Stuttg. 1807). VI. 1) «Plantes équinoxiales, rédigées par A. Bonpland» (2 Bde., Fol. mit 144 Platten, Par. 1809-18);
2) «Melastomacées et autres genres du même ordre, rédigés par A. Bonpland» (2 Bde., Fol. mit 120 Platten, ebd. 1806-23);
3) «Nova genera et species plantarum etc.» (7 Bde., Fol. mit 700 Platten, ebd. 1815-25). Hierzu gehört von Humboldt die Einleitung: «De distributione geographica plantarum secundum coeli temperiem et altitudinem montium» (ebd. 1817);
4) «Mimoses et autres plantes légumineueses, rédigées par C. S. Kunth» (Fol. mit 60 Platten, ebd. 1819-24);
5) «Révision des graminées par C. S. Kunth» (3 Bde., Fol. mit 220 Platten, ebd. 1829-34);
Humboldt (Wilh. von)

* 68
Seite 59.421.6) «Synopsis plantarum; auctor C. S. Kunth» (4 Bde., ebd. 1822-26). Die Resultate der russ. Reise sind niedergelegt in Humboldt, Ehrenberg und Rose, «Mineralogisch-geognost. Reise nach dem Ural, Altai ¶
mehr
und dem Kaspischen Meere» (2 Bde., Berl. 1837-42) und in H.s «Fragments de géologie et de climatologie asiatique» (2 Bde., Par. 1831; deutsch von Löwenberg, Berl. 1832) und «Asie centrale, recherches sur les chaînes de montagnes et la climatologie comparée» (3 Bde., Par. 1843: deutsch von Mahlmann, 2 Bde., Berl. 1843-44).
Vgl. auch Klette, H.s Reisen im europ. und asiat. Rußland (2 Bde., Berl. 1855-56).
Von der großen Zahl der kleinern Schriften H.s sind vor allem die «Ansichten der Natur» (2 Bde., Stuttg. 1808 u. ö.; neueste Ausg. 1890) zu nennen, die seitdem in zahlreichen Auflagen und auch in franz., engl., holländ., russ. Übersetzungen erschienen sind; nächstdem der erste (und einzige) Band [* 69] «Kleinere Schriften, geognost. und physik. Erinnerungen» (ebd. 1853). Sein erstes selbständiges Werk war: «Mineralog. Beobachtungen über einige Basalte am Rhein, nebst Untersuchungen über Syenit und Basanit der Alten» (anonym, Berl. 1790),
welchem die «Flora subterranea Fribergensis et aphorismi ex physiologia chemica plantarum» (ebd. 1793) und die «Versuche über die gereizten Muskel- und Nervenfasern, nebst Vermutungen über den chem. Prozeß des Lebens in der Tier- und Pflanzenwelt» (2 Bde., ebd. 1797-99) folgten. Noch ist zu nennen «Examen critique de l'histoire de la géographie du Nouveau Continent» (5 Bde., Par. 1836-39; deutsch von Ideler, 3 Bde., Berl. 1836-51). Eine vollständige «Bibliogr. Übersicht von H.s Werken, Schriften und zerstreuten Abhandlungen» giebt J. Löwenberg im zweiten Bande von Bruhns' Alexander von Humboldt, eine wissenschaftliche Biographie (3 Bde., Lpz. 1872). Eine Auswahl seiner Werke erschien in 5 Bänden (Stuttg. 1874). Umfangreich ist der Briefwechsel H.s, der nach seinem Tode erschien: mit Varnhagen (1. bis 5. Aufl., Lpz. 1860), mit einem jungen Freunde (Althaus, Berl. 1861), mit Heinr. Berghaus (3 Bde., Jena 1863), mit Bunsen (Lpz. 1869), Cancrin (ebd. 1869), mit Marc.
Leland Stanford Junior
![Bild 61.77: Leland Stanford Junior University - Le Mans [unkorrigiert] Bild 61.77: Leland Stanford Junior University - Le Mans [unkorrigiert]](http://peter-hug.ch/meyers/thumb/61/61_0077.jpeg)
* 70
Leland Stanford Junior University.Aug. Pictet (in «Le [* 70] Globe», Bd. 7, 1868),
mit Friedr. von Raumer in dessen «Litterarischem Nachlaß», Bd. 1 (Berl. 1869),
mit Goethe («Mitteilungen aus Goethes Handschriftlichem Nachlasse», Bd. 3, hg. von Bratranek, Lpz. 1876),
mit Gauß, hg. von Bruhns (ebd. 1877),
mit Joach. Heinr. Campe in dessen «Lebensbild» von Leyser (Braunschw. 1877). H.s «Correspondance scientifique et littéraire» gab De la Roquette (Par. 1865 u. 1869),
«Briefe Alexander von H.s an seinen Bruder Wilhelm» gab die Familie von Humboldt (Stuttg. 1880) heraus.
In seiner wissenschaftlichen Thätigkeit vereinigte Humboldt zwei Richtungen. Er war groß in der Aneignung und Erörterung des Einzelnen, doch ebenso groß auch in der Auffassung und Begründung der allgemeinen Gesetze. Wie kein anderer hat er ein unermeßliches Material auf den verschiedenen Gebieten der Naturwissenschaft, ja selbst der histor. Forschung angehäuft, daneben aber auch jederzeit die Aufgabe festgehalten, den innern Zusammenhang, die «Gesetzlichkeit» der Dinge zu ergründen und die Specialitäten zu einer empirischen Gesamtanschanung zusammenzufassen. Zu der sachlichen Gediegenheit der H.schen Leistungen gesellt sich die poet. Auffassung der Natur da, wo es darauf ankommt, anschauliche Gesamtbilder zu entwerfen.
Die Arbeiten H.s in einzelnen Fächern sind staunenswert durch ihren Umfang und die Mannigfaltigkeit ihrer Richtung. Sie sind am gründ-
Bernstein

* 71
Bernstein.lichsten von einzelnen Fachmännern gewürdigt in dem von Bruhns herausgegebenen Werke «Alexander von Humboldt, eine wissenschaftliche Biographie» (3 Bde., Lpz. 1872). Von den zahlreichen nach seinem Tode und an seinem säkularen Geburtstage erschienenen Gelegenheitsgedichten und Denkreden sind die besten von Agassiz, Bastian, A. Bernstein, [* 71] von Dechen, Humboldt W. Dove, Ehrenberg, Enke, Förster, Gerland, Martius, Peschel, Quetelet, Scarpellini, Virckow, Weber. Die vorzüglichsten Bilder sind von Gsrard, Steuben, Wach, Vegas, Zildebrand; Büsten von David, Rauch, Bläser. Die bei Gelegenheit der 100jährigen Jubelfeier der Unabhängigkeitserklärung der Union, 4. Juli 1876, im Fairmount-Park zu Philadelphia enthüllte kolossale Bronzestatue ist von Drake; eine Statue H.s von Ferdinand von Miller dem Jüngern wurde 1878 in St. Louis enthüllt; die Humboldt-Denkmäler vor der Berliner Universität, Wilhelm von H.s von Paul Otto und Alexander von H.s von Reinhold Begas, wurden 28. Mai 1883 enthüllt. - Außer dem oben erwähnten großen Werke von Bruhns erschienen noch Biographien H.s von Klencke (7. Aufl., Lpz. 1882), Ule (4. Aufl., Berl. 1870) u. a.
H.s Namen tragen in Berlin auch der Humboldt Hain, ein großer, schöner Park mit Anlagen zur unentgeltlichen Belehrung des Volks in der Naturwissenschaft, die Humboldtstiftung unter dem Kuratorium der Akademie der Wissenschaften, mit der Aufgabe: Förderung der Naturwissenschaften und wissenschaftlicher Reisen, und die Humboldtakademie (s. d.).
Humboldt,
Wilh., Freiherr von, Bruder des vorigen, deutscher Gelehrter und Staatsmann, geb. 22. Juni 1767 zu Potsdam, erhielt nach dem frühen Tode seines Vaters mit seinem Bruder auf dem elterlichen Schlosse Tegel und zu Berlin eine ausgezeichnete wissenschaftliche Vorbildung und studierte dann zu Frankfurt a. O. und Göttingen die Rechte, daneben aber mit gleichem Eifer Altertumswissenschaft, Ästhetik und Kantische Philosophie. Nachdem er auf Reisen durch das westl. Deutschland, nach Paris und in die Schweiz reiche Weltkenntnis gewonnen und sich mit G. Forster und F. Humboldt Jacobi innig befreundet hatte, lebte er 1789 und 1790 in Erfurt und Weimar und trat hier in ein engeres Verbältnis zu dem Koadjutor von Dalberg und zu Schiller, dem in spätern Jahren ein nicht minder nahes zu Goethe sich anschloß.
Mit dem Titel Legationsrat, den er während eines kurzen Aufenthalts in Berlin (als Referendar am Kammergericht) erhalten hatte, kehrte Humboldt ohne Neigung zu amtlicher Thätigkeit nach Erfurt zurück, vermählte sich 1791 mit der ihm an Geist ebenbürtigen Karoline von Dachröden (gest. 26. März 1829) und lebte anfangs meist auf den thüring. Gütern seiner Frau, seit 1794 aber in Jena, um hier mit Schiller und einem kleinen Freundeskreise ein Leben voll regster Geistesthätigkeit und des idealsten Gehalts zu teilen, als dessen Frucht teils eigene dichterische und wissenschaftliche Arbeiten, teils eine vielfache Einwirkung auf Schillers Dichtwerke hervorgingen. Ein dauerndes Denkmal dieser Freundschaft bildet der «Briefwechsel zwischen Schiller und Wilhelm von Humboldt» (Stuttg. und Tüb. 1830; 2. Aufl., von Vollmer besorgt, Stuttg. 1876). Von 1797 bis 1799 lebte Humboldt nach mannigfachen Reisen mit seiner Familie in Paris und ging dann zu längerm Aufenthalt nach Spanien, von wo er mit reicher ¶
Fortsetzung Humboldt:
→ Seite 59.422 || schaftlicher Ausbeute zurückkehrte. 1801 nahm er die Stelle eines preuß. Ministerresidenten