Italien | eLexikon | Geschichte - Italien
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
Titel
Elemente zu Italien: Karten zur Geschichte Italiens
Italien bis in die Zeit des Kaisers Augustus
Übersicht der Provinzen Italiens.
1) das Ministerium für die auswärtigen Angelegenheiten
2) das Ministerium des Innern
Geschichte Italiens. / Die Zeit der Völkerwanderung.
Italien als Bestandteil des fränkischen Reichs.
Die Begründung der deutschen Herrschaft in Italien.
Italien ein Teil des römisch-deutschen Reichs.
Die Politik der Staufer und ihr Untergang.
Die Zeit politischer Zersplitterung, aber geistiger und materieller Blüte.
Der Kampf Frankreichs und des Hauses Habsburg um die Herrschaft in Italien.
Italien unter spanischem u. österreichischem Einfluß.
Italien in der Revolutionszeit.
Die revolutionären Bewegungen von 1848 und die Reaktion.
Die Gründung des Königreichs Italien.
Die Vollendung der italienischen Einheit.
Italien als geeintes Königreich.
1) und Tostis "Archivio Cassinese" (Neap. 1850
Italien,
Italien
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* 2
Italien.[* 2] die mittlere von den drei Halbinseln Südeuropas, welche von der Natur zum Mittelpunkt des ganzen Mittelmeerbeckens bestimmt erscheint. Sie bildet eine Brücke [* 3] zwischen den nördlichen und den südlichen Ufern des Mittelmeers; [* 4] in ihrem kontinentalen Teil, dem Pogebiet, wie durch den Hafen von Brindisi und die Häfen am Golf von Tarent ist sie dem Verkehr mit dem Osten erschlossen, während die eigentliche Halbinsel ihr Antlitz dem Westen zukehrt. So konnte von hier aus das ganze Mittelmeergebiet wie in römischer Zeit beherrscht, so konnten hier vom Osten empfangene Kulturkeime in eigentümlicher Weise verarbeitet und dem Westen und Nordwesten mitgeteilt werden. So hat I. fast zwei Jahrtausende hindurch den Mittelpunkt der Kulturwelt gebildet und dreimal, im Altertum durch das römische Weltreich, im Mittelalter durch die römische Hierarchie und zu Ende des Mittelalters bis ins 16. Jahrh., im Renaissancezeitalter, durch seine hohe materielle und geistige Kultur, den größten Einfluß auf die ganze Kulturwelt ausgeübt. Als neugeeinigtes Staatswesen, von der Natur in jeder Hinsicht herrlich begabt, reich an Schätzen der Kunst und an Denkmälern einer großen Vergangenheit, hat dasselbe eine glänzende, wenn auch weniger rasch, als die Italiener selbst wünschen, sich verwirklichende Zukunft zu erwarten.
Übersicht des Inhalts: | |
Lage, Meeresküste | S. 53 |
Bodengestaltung | 54 |
Gewässer | 56 |
Klima | 56 |
Areal und Bevölkerung | 57 |
Religion | 58 |
Bildung und Unterricht | 59 |
Nationalcharakter | 60 |
Bodenkultur | 60 |
Viehzucht und Fischerei | 61 |
Bergbau | 61 |
Industrie | S. 62 |
Handel und Verkehr | 62 |
Wohlthätigkeitsanstalten | 63 |
Staatsverfassung | 64 |
Verwaltung | 64 |
Rechtspflege | 65 |
Finanzen | 65 |
Heer und Flotte | 65 |
Wappen, Orden | 67 |
Geograph. Litteratur | 67 |
Geschichte | 67 |
Lage, Meeresküste.
Hierzu 3 Karten: Übersichtskarte, nördliche Hälfte und südliche Hälfte von Italien.
In der südlichen Hälfte der gemäßigten Zone gelegen, dehnt sich I. zwischen 36° 38'-46° 42' nördl. Br. und zwischen 6° 34'-18° 30' östl. L. v. Gr. in Gestalt eines langgestreckten, im SW. durch das Dreieck [* 5] Sizilien [* 6] vermehrten Trapezes nach SO. aus und grenzt, soweit es nördlich mit dem Festland zusammenhängt, von W. nach O. an Frankreich, die Schweiz [* 7] und Österreich, [* 8] während es sonst von den einzelnen Teilen des Mittelländischen Meers, und zwar östlich vom Adriatischen, südöstlich vom Ionischen, südlich vom Afrikanischen, westlich vom Tyrrhenischen und Ligurischen Meer, umgeben wird. Die Länge des Festlandes beträgt von N. nach S. 1225 km, ¶
Maßstab [* 10] 1:4.500.000.
Die Provinzen werden nach ihren unterstrichenen Hauptstädten genannt, ältere Bezeichnungen sind mit Haarschrift beigefügt.
Eisenbahnen Dampfer Untersseische Telegraphen. [* 11]
Italien, südliche Hälf
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* 12
Seite 9.53b.Maßstab 1:2500000.
Die Provinzhauptstädte sind unterstrichen.
Italien, nördliche Häl
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* 13
Seite 9.53c.Maßstab = 1:2.500.000.
Die Provinzhauptstädte sind unterstrichen.
Italien (Küsten, Insel
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* 14
Seite 9.54.mehr
die Breite [* 15] der eigentlichen Halbinsel von W. nach O. 350-230 km, die der beiden südlichen Landzungen 51-105 km, während im N. die Breite des zum Königreich I. gehörigen Gebiets 780 km ausmacht. Man zählt zu I. auch mehrere in den genannten Meeren liegende Inseln. Es sind, außer Sizilien, das durchaus im Zusammenhang mit dem Festland zu betrachten ist, Sardinien [* 16] und Corsica; [* 17] zu den kleinern gehören: Elba und die übrigen Inseln des Toscanischen Archipels, die Gruppe der pontinischen und der neapolitanischen Inseln, die Liparen, Ägaten, Malta und die Tremiten. Mit den Inseln (aber ohne Malta und Corsica) beträgt der Flächenraum 296,323 qkm (5381 QM.), ohne dieselben 242,490 qkm (4403 QM.).
Genua
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* 19
Genua.Die Küstenlänge Italiens [* 18] wird auf 3300 km veranschlagt. Die Küstenumrisse Italiens zeigen sehr verschiedenen Charakter und sind weit weniger günstig gestaltet als die der östlichen, günstiger jedoch als die der westlichen Mittelmeerhalbinsel Europas. Die Küsten des Ligurischen Meers von der Var- bis zur Magramündung sind durchaus steil, große Meerestiefen drängen sich ans Ufer heran, über beide Schenkel dieses Golfs aber, die Riviera di Ponente wie die Riviera di Levante, die in der Spitze bei Genua [* 19] zusammentreffen, ist aller Zauber der Natur ausgegossen, beide sind reich an herrlichen Häfen, wie die der Golfe von La Spezia [* 20] und Rapallo, von Genua, Savona und Porto Maurizio.
Von der Magramündung bis zum Kap Circello folgt ein ursprünglich in ähnlicher Weise geradlinig, buchten- und hafenlos verlaufendes Küstenstück wie das entsprechende der Ostküste von Rimini bis Kap Santa Maria di Leuca, wo sich nur der eine, aber treffliche Hafen von Brindisi findet, und nur der Vorsprung von Ancona, [* 21] an welchem ein durch Kunst leicht zu verbessernder Naturhafen lag, wie die landfest gewordene Insel des Monte Gargano unterbrechen etwas die geradlinige Küste, an die zwar der Apennin nahe herantritt, ohne daß aber eine eigentliche Steilküste entstände.
Flüsse
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* 23
Flüsse.Die Küste Mittelitaliens ist von der Natur für Seeverkehr sehr schlecht ausgestattet, und wir begreifen somit, daß Rom [* 22] sich sehr spät und erst, als es sich zum Herrn günstigerer Küsten gemacht hatte, zur Seemacht entwickelte. Nur hat die westliche Flachküste dadurch größere Mannigfaltigkeit erhalten, daß hier größere Flüsse, [* 23] namentlich Tiber und Arno, münden und ihr Delta [* 24] vorgeschoben haben, während gleichzeitig der Küste naheliegende Felseninseln, Kap Piombino, Monte Argentario, Kap Circello und Gaeta, durch die von der Küstenströmung mitgeführten Sinkstoffe landfest geworden sind.
Bevölkerungsstatistisc

* 29
Bevölkerung.Dadurch ist eine Reihe flacher Golfe entstanden, während gleichzeitig die Anlage künstlicher Häfen (Ostia, die Häfen des Claudius und Trajan, Civitavecchia, Livorno) [* 25] in dem angeschwemmten Land nicht schwer war. Reicher ausgestattet ist die Küste vom Kap Circello an. Dort dringen drei Golfe tiefer in das Land ein, von Gaeta, Neapel [* 26] und Salerno, der mittlere der von der Natur in jeder Hinsicht am reichsten begabte, der sich zwischen Kap Miseno und Punta della Campanella 30 km breit, 13 km tief öffnet, noch geschützt durch die vorliegenden Inseln Ischia [* 27] und Capri, [* 28] reich an Häfen, denen die Erzeugnisse der reichen Ebene von Kampanien zuströmen. So mußte sich hier dichte Bevölkerung [* 29] und ein großes Handelszentrum entwickeln, erst Cumä, dann in römischer Zeit und wieder seit dem Ende des Mittelalters Neapel.
Die geringere Veranlagung des Golfs von Salerno prägt sich deutlich darin aus, daß die Städte, die hier nacheinander geblüht haben, Pästum, Salerno und Amalfi, an die Bedeutung jener nicht heranreichen. Die Küste Kalabriens vom Golf von Policastro bis zur Cratimündung im Golf von Tarent ist sowohl am Tyrrhenischen als am Ionischen Meer, außer am Golf von Sant' Eufemia, durchaus Steilküste und ohne Häfen, aber reich an schönen Szenerien. Den griechischen Städten dieser Küste, deren Bedeutung wesentlich auf dem Ackerbau beruhte, genügten kleine Einbuchtungen und der schmale sandige Strand der Küste für den Seeverkehr.
Messina (Geschichte)
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* 30
Messina.Seit ihrer Zerstörung haben jedoch die ungeregelten Wasserläufe einen Fieberkordon rings um Kalabrien erzeugt, und sarazenische Seeräuber haben die Bewohner auf die Höhen zurückgescheucht, so daß die Küsten dieser Halbinsel verödeten und dieselbe vom Verkehr mit der übrigen Welt abgesperrt wurde und in der Kultur zurückblieb. Nur an der Meerenge von Messina [* 30] finden wir daher eine namhafte Küstenstadt, Reggio, welche von der Lage an dieser wichtigen, nur 2-3 km breiten Wasserstraße Vorteil zog. Erst jetzt erwacht hier durch die Eisenbahn wieder neues Leben und zieht dieser Magnet die Bevölkerung aus ihren Felsennestern wieder herab an die Küste.
Die Küsten der Insel Sizilien sind fast durchaus steil, an der Ostseite reich an kleinen Buchten und Häfen, daher hier die blühenden Griechenstädte, die bedeutendsten von allen Messina und Syrakus. [* 31] Auch die Nordseite ist noch reich gegliedert und besitzt den ehemals trefflichen Hafen von Palermo, [* 32] welcher der Stadt den Namen gegeben hat; nachdem er im Mittelalter unbrauchbar geworden, ist durch einen künstlichen Molo ein neuer geschaffen worden. Die Afrika [* 33] zugekehrte Küste ist ohne alle Häfen, unter großen Kosten wird ein solcher in Porto Empedocle, dem Hafen von Girgenti, geschaffen.
Am günstigsten ist die Küste Süditaliens gebildet am viereckigen Golf von Tarent, der mit 130 km breiter Öffnung zwischen Kap Nao und Santa Maria di Leuca in den Rumpf der Halbinsel eindringt, zwei kleinern Halbinselgliedern, Apulien und Kalabrien, Ursprung gebend. Seine Ufer sind nur an der Nordwestseite flach, von Sümpfen und Dünen begleitet und jetzt zum Teil von Malaria heimgesucht; aber dennoch ist der Golf von Tarent als das Organ zu bezeichnen, das, jetzt durch zwei Eisenbahnen mit der Ost- und Westküste verbunden und neuem Leben erschlossen, wie im Altertum, wo hier Tarent, Metapont, Heraklea, Sybaris, Thurii und Croton blühten, I. mit dem Orient verbinden wird.
Isoperimetrisch - Isot
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* 34
Isonzo.Tarent hat noch immer einen der besten Häfen Italiens. Durch die 75 km breite Meerenge von Otranto treten wir in das Adriatische Meer ein, dessen Küste bis Rimini bereits geschildert ist. Von Rimini bis zur Mündung des Isonzo [* 34] haben wir wieder eine durch die Anschwemmungen der zahlreichen dort mündenden Flüsse beständig vorrückende, flache, sumpfige Küste vor uns, die auf weite Strecken von Lagunen begleitet ist, welche durch Dünen (lidi) vom Meer geschieden, durch Öffnungen in denselben (porti) damit verbunden sind und dann treffliche Häfen, wie bei Venedig [* 35] und Chioggia, bilden.
Italien (Gebirge, Geog

* 40
Seite 9.55.Bodengestaltung.
Faßt man die orographischen Verhältnisse der Halbinsel ins Auge, [* 36] so treten zunächst die Alpen [* 37] bedeutsam hervor, die, I. im NW. und N. von Frankreich und dem übrigen Festland Europas scheidend, als ein ungeheurer Gebirgswall sich von Nizza [* 38] im W. bis Triest [* 39] im O. bogenförmig herumziehen und auch einen Teil Piemonts, der Lombardei und des Venezianischen bedecken. Gerade an der italienischen Seite tritt der einseitige Steilabfall der Alpen deutlich, am ¶
mehr
deutlichsten in Piemont hervor, und man erkennt, daß die Alpen geographisch zu Frankreich und Deutschland [* 41] gehören. Von dort aus sind sie leicht, von I. aus sehr schwer zu ersteigen, und dies erklärt auch, daß die Alpen bis an den Rand der Ebene von Leuten andern Ursprungs u. andrer Sprache [* 42] bewohnt sind, daß die deutsche Sprache erst in den letzten Jahrhunderten, das Französische in den piemontesischen Bergen [* 43] erst in diesem Jahrhundert zurückgedrängt wird. Die Ligurischen Alpen vom Col di Tenda bis zum Paß [* 44] von Altare nordwestlich von Savona sind in jeder Hinsicht als Bindeglied zwischen Alpen und Apenninen anzusehen.
Ausdehnung (der festen

* 45
Ausdehnung.Die nun folgenden Apenninen (s. d.) bestimmen zumeist die Gestalt der Halbinsel; sie ziehen sich zuerst in südöstlicher Richtung bis ins Toscanische, soweit die größere Breite Norditaliens reicht. Zwischen ihnen und den Alpen breitet sich die große Ebene der Lombardei aus, welche in ihrer ganzen Ausdehnung [* 45] von W. nach O. vom Po mit seinen Nebenflüssen aus den Alpen und Apenninen bewässert wird. Die Lombardei, von der Halbinsel durch die Apenninen getrennt, hat nichts mit der Charakteristik des eigentlichen italischen Bodens, des Halbinsellandes, gemein und ist auch häufig längere Zeit hindurch politisch und historisch davon getrennt gewesen.
Vom Pothal wendet sich der Längenzug der Apenninen mehr gegen SO. in der Hauptrichtung der ganzen Halbinsel und wird zu ihrem zentralen Gebirgssystem. Von hier an nimmt die Zahl der Gebirgsketten zu, welche die ganze Mitte der Längenerstreckung Italiens mit Berglandschaften füllen, die nach S. immer mehr den schroffen, wilden Apenninencharakter annehmen. Während sie im Knie der Wendung, im Toscanischen, wo zugleich der breiteste Saum für die östlichen Abfälle bleibt, kaum zu 1600 m aufsteigen, beträgt weiter gegen S. ihre mittlere Höhe etwa 1800 m, und einzelne Gipfel (Monte Corno, Monte Majella) ragen 2500 bis nahezu 3000 m empor. Es beginnt mit diesem Wechsel der Normalrichtung das mehr einförmige, dichte, feste, vorherrschende Kalksteingebirge, dessen Gleichartigkeit auch die des landschaftlichen Charakters bedingt und sich mit den mannigfaltigen Abstufungen der Höhenzüge und mit seinen wechselnden pittoresken, eigentümlich zerrissenen und zerspaltenen Formen bis zum Süden der Halbinsel deutlich verfolgen läßt.
Der hohe zentrale Apenninenzug, der ganz I. dammartig der Länge nach durchzieht, dacht sich nach beiden Meeren hin in mehr oder weniger breiten Hügellandschaften ab. Nach O. ist die Abdachung steiler, wilder, nach W. hin sanfter und thalreichere Uferlandschaften darstellend. Wenn demnach der hohe Apennin zwischen Ost- und Westitalien eine starke natürliche Scheide bildete, in Bezug sowohl auf die Verbreitung der Völkerstämme und die Kultur als auf Politik, so mußte der Westseite, sobald eine Wechselwirkung eintrat, naturgemäß die Herrschaft über die Ostseite zufallen, zumal auch die Westseite dem äußern Verkehr günstiger gestaltet war, während die hafenlose Ostseite noch überdies die des Hinterlandes entbehrende Steilküste von Dalmatien als Gegengestade hatte.
In der That haben sich auch alle bedeutenden Städte und Mittelpunkte mittelitalischer Herrschaften (Etrurien, Rom, das süditalische Normannenreich etc.) auf der Westseite der Apenninen emporgearbeitet, keine auf der Ostseite. Den ganzen Süden der Halbinsel füllen die Neapolitanischen Apenninen. Sie bilden die sehr wilde Gebirgslandschaft der Abruzzen (s. d.), die aber in keinerlei Zusammenhang mit dem Vorgebirge Gargano stehen. Die Hauptwasserscheide zieht sich mehr nach W. und tritt am Golf von Policastro ans Tyrrhenische Meer, während sich östlich die Ebene von Apulien und eine flache, trockne, weiter nach SO. der Wasserläufe auf dem porösen Kalkstein ganz entbehrende Kalkplatte anlegt, welche auch die Apulische Halbinsel bildet.
Wurzel (botanisch)
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* 46
Wurzel.Die Apenninen enden eigentlich im Monte Pollino an der Wurzel [* 46] der Kalabrischen Halbinsel, welche, aus altkristallinischem Gestein bestehend, nur noch Reste von Apenninkalk aufweist, der dafür in Sizilien wieder bedeutungsvoll hervortritt, so daß man von einer Fortsetzung der Apenninen bis nach Sizilien sprechen kann. Während außer in Apulien der Ostseite der Halbinsel die Form der Ebene ganz fehlt, besitzt die Westseite die fruchtbare Kampanische Ebene, welche in wenig unterbrochenem Zusammenhang mit den Pontinischen Sümpfen und der Ebene am untern Tiber steht. Eine lange, dem Kamm der Apenninen parallele Reihe von Vulkanen charakterisiert ferner die Westseite der Halbinsel, der Vesuv [* 47] ist der südlichste u. einzig jetzt thätige; die Ostseite hat nur den erloschenen Vultur aufzuweisen.
Eiszeit
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* 48
Eiszeit.I. ist geognostisch weniger durchforscht als die meisten übrigen Länder Europas, teilweise sogar vernachlässigt. Insbesondere gilt dies von mehreren Teilen des Südens. Verhältnismäßig am besten bekannt ist wohl die große Po-Ebene mit ihrer alpinen Umwallung. In der Ebene herrschen Alluvionen jeder Art vor, an ihrem nördlichen und westlichen Rand, beim Übergang in das Hügelland, spielen die als Erdmoränen der Gletscher der Eiszeit [* 48] hier abgelagerten Geröllmassen eine große Rolle, aus denen z. B. die Hügellandschaften südlich vom Gardasee und südlich von Ivrea bestehen.
Die isoliert aus der Ebene aufsteigenden Monti Berici, südlich Vicenza, und die Euganeen, südwestlich Padua, [* 49] sind vulkanischen Ursprungs. Die Alpen bestehen auf italienischem Gebiet östlich vom Langensee in den Vorhöhen aus tertiären und Kreidebildungen, vorzugsweise Kalken und Sandsteinen, im höhern Gebirge aus triassischen und jurassischen Kalken und Dolomiten. Vom Langensee an reichen altkristallinische Gesteine, [* 50] Gneis, Granit, Schiefer bis an die Ebene heran, aus ihnen bestehen auch noch überwiegend die Ligurischen Alpen.
Die Apenninen bestehen bis zum Golf von Tarent und Kalabrien vorwiegend aus Kalksteinschichten der Jura- und Kreideformation, [* 51] welchen in langer, schmaler Zone an der Ostseite vom Bergland von Montserrat, das vom Po umflossen wird, bis zum Golf von Tarent jüngere Tertiärschichten auflagern. Diese bilden mehr die niedern Gehänge, jene die höhern Gebirge, den Hintergrund jeder italienischen Landschaft, nicht als schroffe Felswände, auch nicht als fortlaufender Wall, aber doch mit kühnen Formen der Gipfel und häufiger stufenweiser Unterbrechung der Abhänge, zuweilen mit jähen Felsabstürzen, im Schmuck ihrer Eichen- und Kastanienwälder reich an malerischen Ansichten.
Keinem andern Kalkgebirge der Erde ist eine solche Mischung des Erhabenen und Lieblichen eigen. Wesentlich trägt dazu bei die den Kalkgebirgen des Mittelmeergebiets eigentümliche Terra rossa, eine Art roter Thon, ein Verwitterungsrückstand des Kalksteins, auf welchem die Rebe, der Ölbaum, die Kastanie trefflich gedeihen. Es herrscht so im geographischen Bau der Halbinsel außerordentliche Einheit. Der Ligurische Apennin und selbst der Etruskische in seinen nördlichen Teilen besteht aus tertiären, eocänen Kalk- u. Sandsteinschichten von außerordentlicher Mächtigkeit, häufig aber, namentlich in einem 600 qkm großen Gebiet westlich von Genua, durchbrochen von ungeheuern Serpentinmassen. Im ¶
Fortsetzung Italien:
→ Seite 9.56 || Etruskischen Apennin sind das charakteristische Gestein die sogen. Scherbenthone, welche der