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Java | eLexikon | Geschichte - Asien - Vorder- u. Hinterindien

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
Titel
Elemente zu Java:

[Lage. Bodengestaltung.]

[Gewässer, Klima.]

[Naturprodukte.]

[Bevölkerung.]

[Verwaltung.]

[Erwerbszweige, Verkehr.]

Geschichte.

Java

(Dschawa), eine der Großen Sundainseln, an Größe Borneo, Sumatra, Celebes zwar weit nachstehend, aber als die reichste und am stärksten bevölkerte der Hauptsitz der niederländischen Herrschaft im Indischen Archipel (s. Karte »Hinterindien«). [* 2]

[Lage. Bodengestaltung.]  

Zwischen 5° 52'-8° 46' südl. Br. und 105° 13-114° 35' östl. L. v. Gr. gelegen, erstreckt sich J. von W. nach O. in einer Länge von 1000 km, während seine Breite [* 3] zwischen 75 und 195 km schwankt. Sein Flächeninhalt mißt 126,507 qkm (2297,5 QM.), mit Einschluß des nahen Madura 131,793 qkm (2393,5 QM.). Im O. wird es durch die schmale Straße von Bali von der Insel dieses Namens, im W. durch die Sundastraße von Sumatra getrennt; die Nordküste bespült die Javasee, die Südküste der Indische Ozean.

Diese letztere Küste ist hoch und steil und durch die heftige Brandung fast überall unzugänglich; sie hat nur zwei erträgliche Ankerplätze (in der Pachitanbai und der Bai Segara-anakan). Die nördliche Küste ist niedrig und das Ankern in dem weichen Schlammboden allenthalben leicht thunlich; sie besitzt einige treffliche Häfen (die Bantambai, die Bai von Batavia, [* 4] die Reede von Samarang, den Hafen von Surabaja) und ist daher für den Verkehr von der entschiedensten Wichtigkeit.

Vulkane

Bild 16.294a: Vulkane
* 5 Vulkane.

Von den Inseln, welche die Küste hier und dort besäumen, sind nur Madura und einige in der Sundastraße zu nennen, die letztern durch die vulkanischen Ausbrüche von 1884 bemerkenswert. Längs der ganzen Nordküste erstreckt sich eine breite Alluvialebene mit dem reichsten Boden; dahinter erheben sich die Berge, welche durch Abwechselung und Mannigfaltigkeit in ihrer Bildung zur Verschönerung des Landes außerordentlich beitragen. Der geologischen Bildung nach sind es Kalkberge von der tertiären Formation und Vulkane, [* 5] von denen die erstern besonders den südlichen Teil der Insel einnehmen, den sie, eine Art hügeligen Hochlandes bildend, fast in seiner ganzen Ausdehnung [* 6] (im O. gewöhnlich unter dem Namen Gunong Kidul oder Südgebirge) durchziehen, nur an einigen Stellen (an der Wynkoopsbai, zwischen Kombangan und der Mündung des Progo und am Ostende) [* 7] durch breitere Ebenen unterbrochen. Im Nordteil der Insel treten die Berge meist nur vereinzelt auf, in größerer Ausdehnung allein in der Pandangkette in Rembang.

Die Vulkane liegen vor den südlichen Kalkbergen, teils einzeln, teils zu Berggruppen verbunden, aber stets durch Sättel getrennt, die an Höhe ebenso verschieden sind wie die zwischen den Bergen [* 8] sich erstreckenden Ebenen, welche durch die Ausbrüche der Vulkane gebildet sind und in einigen Fällen (z. B. in Surakarta und Kediri) Tiefebenen, in andern sanft geneigte, längliche Thäler, in manchen selbst kleine Hochebenen darstellen. Als die bedeutendsten Vulkane, deren Gesamtzahl Junghuhn auf 45 angibt, sind zu nennen: der Smeru in der Residentschaft Probolingo (3666 m), der Ardjuno in Pasuruan (3333 m), der Rawun in Besuki (3400 m), der Weliran in Surabaja (3150 m), der Lawu in Surakarta (3236 m), der Merbabu in Samarang (3116 m), der Sumbing in Kedu (3336 m), der Slamat oder Gede in Tegal (3427 m). Ein großer Teil der Vulkane ist bereits erloschen, bei mehreren haben sich in den alten Kratern Seen, sogen. Telaga (gewöhnlich mit schwefelsaurem Wasser), gebildet; auch Solfataren sind auf vielen Bergen nicht selten.

Erdbeben

Bild 56.249: Erdbeben
* 9 Erdbeben.

Durch ihre verheerenden Ausbrüche sind besonders der Guntur und Galunggung im W. und der Merapi in Kedu, durch seine rastlose Thätigkeit der Lamongan ausgezeichnet. Auch an andern vulkanischen Erscheinungen, wie Mofetten (den sogen. Guwa-upas ^[richtig: Guwo-upas] der Eingebornen), wo freie Kohlensäure dem Boden entströmt, Schlammvulkanen etc., ist die Insel reich. Erdbeben [* 9] sind im ganzen verhältnismäßig selten, manchmal jedoch von großer Heftigkeit. Sehr eigentümlich aber ist es, daß die Vulkane jetzt wenigstens niemals Lavaströme, sondern außer Asche und Sand hauptsächlich halb und besonders an der Außenseite geschmolzene Steine auswerfen.

[Gewässer, Klima.]  

Bei der Feuchtigkeit des Klimas und der großen Ausdehnung der Wälder ist die Bewässerung der Insel reichlich; aber die zahlreichen Flüsse [* 10] haben bei der geringen Breite der Insel niemals einen langen Lauf und sind nur in ihrem Unterlauf für die Schiffahrt von Bedeutung. Desto wichtiger sind sie für die Bewässerung des Bodens. Der größte ist der Bengawan, der am Berg Merapi entspringt und seiner Hauptrichtung nach gegen O. fließt, bis er der Insel Madura gegenüber mündet; er ist in der Regenzeit bis über Surakarta für Boote fahrbar.



Java (Klima, Naturprod

Bild 9.178: Java (Klima, Naturprodukte)
* 13 Seite 9.178.

Außer ihm sind der Brantes, der in der Ebene von Malang entspringt, Kediri durchfließt und bei Surabaja mündet, der Seraju in Bagelen, der Tschitandui im südlichen Tscheribon, der Tschimanuk und Tschitarum in den Preanger Regentschaften die bedeutendsten. Größere Seen fehlen. Mineralquellen sind bereits 80 bekannt, von denen mehrere im Tertiärgebirge an Chlornatrium sehr reich sind und zugleich Jod und Erdöl [* 11] führen. Das Klima [* 12] Javas ist seiner Lage gemäß (zwischen 5° 52' und 8° 46' südl. Br.) ein tropisches, aber durch die wechselnden Höhenlagen abgestuftes. In den nördlichen Küstenebenen soll die mittlere Temperatur 27-28° C. betragen; die Schwankungen zwischen der Regen- und der Trockenzeit sind nicht bedeutend, aber in Samarang ist die Hitze größer als in Batavia. In dem etwas höher gelegenen Buitenzorg beträgt sie noch 25°, in den Hochebenen der Preanger Regentschaften 20-21°, auf dem kleinen Hochland von Dieng 15°. Auf den Spitzen der

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höchsten Berge fällt das Thermometer [* 14] noch tiefer, bei starker nächtlicher Ausstrahlung hat man auf den hohen Bergspitzen sogar die Bildung von Reif und Eis [* 15] beobachtet; aber Schnee [* 16] fällt niemals. Die Jahreszeiten [* 17] hängen mit den regelmäßig wechselnden Monsunen zusammen. Die Regenzeit, in welcher der Wind von W. und NW. vorherrscht, dauert vom November bis April; sie beginnt meistens mit furchtbaren Gewittern und heißt der anhaltenden heftigen Regen halber gewöhnlich die schlechte Jahreszeit, obschon sie der geringern Hitze und reinern Luft wegen die angenehmste, im ganzen auch die gesündeste ist. Die regenlose Zeit, die bei Süd- und Südostwind vom Mai bis Oktober dauert, ist zwar die trockenste Jahreszeit, wenn auch hier und da leichte Regen fallen, aber die am wenigsten angenehme, da die Hitze sehr groß, die Winde [* 18] ausdörrend und die Vegetation leidend ist. Auch sind Krankheiten in dieser Zeit viel häufiger als in der Regenzeit; die ungesundesten Monate sind jedoch diejenigen, in denen die Monsune wechseln, die sogen. Kenteringstyden.

[Naturprodukte.]  

Die geologische Bildung des Landes erklärt es, weshalb mineralische Schätze sich nicht vorfinden; von Metallen gibt es in größerer Menge nur eisenhaltige Erze, die aber den Abbau nicht lohnen, und im Sand einiger Flüsse etwas Goldstaub. Die Kohlenbergwerke von Bantam liefern nur Lignit;

Salz (Salinen oder Sal

Bild 14.238: Salz (Salinen oder Salzsiedewerke)
* 19 Salz.

Naphtha und Asphalt finden sich in den vulkanischen Gebieten sehr reichlich;

Salz [* 19] wird in den verschiedensten Teilen der Insel gewonnen, in Kedu u. a. O. bricht man Kalkstein;

Thermalquellen, meist schwefelhaltige, sind zahlreich, und in mehreren Provinzen findet man einen Thon, der von den Eingebornen gegessen wird.

Javas Reichtum liegt fast ausschließlich in der Fruchtbarkeit seines Bodens, die in den Ebenen wie auf den Abhängen der vulkanischen Berge eine solche ist, daß sie nur noch von wenigen Tropenländern erreicht wird. Damit hängt auch die außerordentliche Fülle und Mannigfaltigkeit der Vegetation zusammen, welche alles bis auf einzelne Spitzen der vulkanischen Berge bedeckt. Man kann nach der Erhebung über den Meeresspiegel fünf Regionen unterscheiden. Die Niederungen an den Küsten, die besonders mit Reisfeldern bedeckt sind, werden durch das Überwiegen der Palmen, [* 20] Musa (Pisang), Arum, Amarantaceen, der Euphorbiaceen [* 21] und Leguminosen [* 22] charakterisiert.

Farne (äußere Gestalt)

Bild 6.50: Farne (äußere Gestalt)
* 23 Farne.

Ihnen folgt von 400 m Höhe an die Region der Fikoideen (Feigenbäume), die in den Urwäldern vorherrschen und von außerordentlicher Schönheit und Pracht sind; außer andern Gewächsen zeigen sich unter ihnen Melieen, Farne, [* 23] zierliche Bambus und schöne parasitische Orchideen, [* 24] während die Leguminosen und Palmen mehr und mehr abnehmen. In größerer Höhe treten unter den frühern Bäumen andre von sehr eigentümlichem Charakter hervor, namentlich im westlichen J. die Rasamalen (Liquidambar altingiana) mit ihren weißen, geraden Stämmen, ferner die Melastomaceen, Loranthaceen und Nepenthesarten, während im zentralen J. die Angringwälder (Parasponia parviflora), im östlichen die Wälder der Tschemoro (Casuarina Junghuhniana) besonders charakteristisch sind. In 1600 m Höhe verschwinden allmählich die Fikusarten, und auch die Rasamalen werden seltener; an ihre Stelle treten Eichen- und Laurusarten, neben denen besonders Orchideen, Rubiaceen und Calamus (Rotangpalme) häufig sind.

Koniferen

Bild 9.1013: Koniferen
* 25 Koniferen.

Bei 2000-2500 m endlich nimmt die Pracht und der Glanz der Vegetation ab; auf mächtige Teakbäume folgt ein immer spärlicherer, niedrigerer Baumwuchs, der endlich einer Strauchvegetation Platz macht. In dieser Region treten besonders Erikaceen auf, dann Rubiaceen und einige Koniferen; [* 25] sehr zahlreich sind Moose, [* 26] Flechten, [* 27] Farne, und je höher man aufsteigt, desto größer wird die Ähnlichkeit [* 28] der Vegetation mit der der außertropischen Gegenden. So finden sich auf manchen Bergspitzen von europäischen Pflanzen: Plantago major, Sonchus oleraceus, Artemisia vulgaris, Rumex crispus, Stellaria media, Solanum nigrum u. a., die wahrscheinlich mit Gemüsesamen nach J. gebracht wurden, vielleicht aber auch, als J. mit Asien [* 29] noch in fester Landverbindung stand, durch Wanderung hierher gelangten. Auch die angebauten Pflanzen hängen von dieser Einteilung der Vegetation ab: die Ebenen und die Fikuszone sind die Heimat des Reises, Zuckerrohrs und Indigos;

in der Rasamalaregion gedeihen besonders Kaffee und Thee;

die Cinchonapflanzungen liegen in der darauf folgenden, die, wie die höchste, auch europäische Kulturpflanzen der gemäßigten Zone (wie Zwiebeln und andre Gartengewächse, Kartoffeln etc.) erzeugt.

Affen III

Bild 1.140c: Affen III
* 30 Affen.

Auch die Tierwelt zeigt einen Reichtum und eine Mannigfaltigkeit wie kaum ein andres Land von gleicher Ausdehnung. Die Zahl der Mammalien beträgt mit den Haus- und Seetieren etwa 100. Von Affen [* 30] gibt es 6 Arten, unter denen der Lutung (Semnoplihecus Maurus), der Monyet (Cercopithecus cynomolgus) und der Wauwau (Xylobates leuciscus) die häufigsten sind. Fledermäuse sind überaus zahlreich, besonders in Höhlen, wo ihre massenhaften Exkremente das Material zur Bereitung von Salpeter liefern.

Von Nagetieren gibt es 16 Arten, besonders häufig sind Eichhörnchenarten; auch findet man eine Art Stachelschwein (Acanthica javanica) und eine Hasenart (Lepus nigricollis). In den Wäldern an der Südküste lebt der wilde Hund (Canis rutilans); die Katzenarten sind vor allen durch die noch immer sehr häufigen Königstiger, Panther, Leoparden, wilden Katzen [* 31] (Felis minuta), die zwischen Felis und Viverra in der Mitte stehende Tigerkatze (Linsang gracilis) u. a. reich vertreten.

Hirsche

Bild 8.565a: Hirsche
* 32 Hirsche.

In den Wäldern leben Arten von wilden Schweinen und das Rhinozeros (Rhinoceros sundaicus), das selbst die höchsten Berggipfel ersteigt und durch die Pfade, die es bildet, dem Reisenden Wege bahnt, mehrere Arten Hirsche, [* 32] eine Art wilder Stier (Bos sundaicus) und wilde Büffel. Das Kamel und der Esel existieren nur als Haustiere, ebenso wie das Pferd, [* 33] das, aus Arabien herübergebracht, zwar an Größe, aber nicht an Feuer und Ausdauer verloren hat. Auch Vögel [* 34] sind zahlreich vorhanden und meist durch Schönheit der Farben ausgezeichnet, besonders in den tiefern Gegenden; mit der Erhebung über den Meeresspiegel nimmt ihre Zahl ab, die höchsten Gipfel haben gar keine.



Java (Bevölkerung)

Bild 9.179: Java (Bevölkerung)
* 42 Seite 9.179.

Singvögel finden sich nur in den höhern Bergdistrikten. Besondere Erwähnung verdienen der auch in Europa [* 35] vorkommende Falco peregrinus, Muscicapa cantatrix (ein schöner Singvogel), Gracula religiosa, die durch die bekannten eßbaren Nester wichtige Salangane, Collocallia esculenta, die in Höhlen am Strand (besonders bei Karongbolong in Bagelen), aber auch in den Bergen des Innern lebt, die dem Reis nachstellende Fringilla oryzivora, mehrere Alcedo-, Buceros-, Pikus-, Papageien- und Taubenarten, von hühnerartigen Vögeln zwei Arten Pfauen und mehrere Arten wilder Hühner, [* 36] von denen der Bankivahahn, der Stammvater unsrer Haushühner, erwähnt zu werden verdient. Von Reptilien sind Schildkröten [* 37] in mehreren und Eidechsen [* 38] (darunter auch Krokodile) [* 39] in vielen Arten, Frösche [* 40] und zahlreiche Schlangen, [* 41] unter denen ein Drittel giftig zu

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sein scheint, vorhanden. Fische, [* 43] Insekten, [* 44] Mollusken [* 45] und Zoophyten, zum Teil von großer Farbenpracht und von eigentümlichen Formen, finden sich in außerordentlicher Menge.

[Bevölkerung.]  

Die Bevölkerung Javas mit Einschluß von Madura betrug 1886: 21,467,445 Seelen (8907 pro Quadratmeile), davon 40,634 Europäer, 21,190,626 Eingeborne, 221,959 Chinesen, 11,429 Araber und 2797 sonstige Asiaten und Afrikaner. Die Europäer sind größtenteils Beamte und Soldaten, nächstdem Kaufleute, Pflanzer oder Zuckerfabrikanten und können ebensowenig als ständige Bewohner der Insel gelten wie die Chinesen, welche in allen größern Ortschaften zerstreut leben, besonders Handwerke und Kleinhandel treiben, trotz aller Maßregeln der Regierung nicht selten die einfachen, arglosen Bauern aussaugen, aber, wenn sie Vermögen erworben haben, in ihre Heimat zurückzukehren pflegen.

Asiatische Völker

Bild 1.911c: Asiatische Völker
* 47 Völker.

Von den übrigen Asiaten sind die Araber Kaufleute oder mohammedanische Priester, die andern größtenteils Arbeiter etc. Die einheimische Bevölkerung [* 46] gehört zur westlichen Abteilung der malaiischen Rasse und zerfällt in zwei Volksstämme, die zwar nahe miteinander verwandt sind, doch ganz verschiedene Sprachen reden: die Sundanesen im W. der Insel, welche als Mittelglied zwischen Malaien, Javanern und Batta gelten können, und die Javaner im O., das gebildetste Volk der ganzen malaiischen Rasse, zu denen auch die Maduresen gehören, die außer Madura nebst den umliegenden kleinern Inseln den Osten von J. bis Surabaja und Kediria bewohnen, wo sie die Javaner zurückgedrängt haben (s. Tafel »Asiatische Völker«, [* 47] Fig. 19-21). Körperlich unterscheiden sich die beiden Volksstämme nicht unwesentlich voneinander.

Während die mittlere Größe der Javaner 1,65 m beträgt, erreichen die Sundanesen im Durchschnitt nur 1,57 m. Dabei sind die letztern untersetzt und stärker gebaut, sie haben etwas Unabhängigeres in ihrem Auftreten, ihre Züge sind aber gröber, weniger regelmäßig und mehr an den mongolischen Typus erinnernd. Dagegen ist die [* 42] Figur der Javaner gefällig, oft sehr anmutig; die kleine Nase [* 48] ist weniger flach als bei den meisten Malaien, die Hautfarbe braun, zuweilen aber auch ganz hell, das Haar [* 49] üppig und gleich den Augen schwarz, Männer und namentlich Frauen sind oft von auffallender Schönheit.

Hütten - Hüttenberg [u

Bild 59.458: Hütten - Hüttenberg [unkorrigiert]
* 50 Hütten.

Sanft, lenksam, friedlich, ihren Vorgesetzten ergeben, von feinen Manieren, nicht ohne Talent und einer höhern Entwickelung wohl fähig, entbehren die Javaner dennoch sittlicher und intellektueller Energie. Sie leben in niedrigen Hütten [* 50] aus Bambus, die auf hölzernen Pfosten ca. 1 m über dem Erdboden stehen, mit Palmblättern gedeckt und zu kleinen Dörfern verbunden sind, welche im Schatten [* 51] der Fruchtbäume verborgen liegen; die Wohlhabenden haben bessere Häuser, auch von Stein und den europäischen nachgeahmt.

Horvatovic - Hosen

Bild 8.734: Horvatovic - Hosen
* 53 Hosen.

Die Lebensart der niedern Stände ist sehr einfach; die höhern Stände treiben großen Luxus und lieben Pracht und Aufwand. Die Hauptnahrung ist Reis; Fleisch wird wenig gegessen, dagegen viel Fische. Zucker [* 52] und Wein bereiten sie aus dem Safte der Palmen (besonders der Arengu- und Borassus-Arten). Das Betelkauen ist allgemeine Sitte, das Tabakrauchen gewöhnlich, das Opiumrauchen zum Schaden der Bevölkerung leider sehr verbreitet. Die Kleidung ist bei dem gemeinen Mann sehr einfach; die Männer tragen den Sarong, der einem Sack ohne Boden gleicht und über die Schulter gelegt, häufiger aber um den Leib gewickelt wird; die Frauen haben eine ganz ähnliche Tracht, dazu beide Geschlechter entweder kurze Hosen [* 53] oder bloß einen Schurz vor dem Unterleib mit einem Gürtel [* 54] darüber, manchmal auch kurzen Hemden ähnliche Jacken.

Als Kopfbedeckung dienen Turbane [* 55] oder Kopftücher; die Füße sind gewöhnlich bloß, Zieraten verschiedener Art sehr beliebt. Kleine Gerätschaften, wie Trinkgefäße, Löffel, Tassen, liefert die Schale der Kokosnuß. Hohle Bäume dienen als Kahn, ebenso als Trog, in welchem die Weiber den Reis dreschen und mahlen. Säcke, Hüte, Teppiche etc. bestehen aus Rotang, Bambus, Gräsern; starke Taue liefert die Büffelhaut, in dünne Riemen zerschnitten, die man zu einem Zopf flechtet.

Spottiswoode - Sprache

Bild 15.177: Spottiswoode - Sprache (physiologisch)
* 56 Sprache.

Die herrschende Religion ist jetzt der Islam, aber er ist erst seit dem Ende des 14. Jahrh. durch malaiische und arabische Geistliche eingeführt und allmählich und nicht ohne heftige Kämpfe über die ganze Insel verbreitet worden. Vorher war die Religion die indische und zwar sowohl der Brahmanismus als der Buddhismus; namentlich galt dies von den eigentlichen Javanern, welche die Bildung, in der sie die Sundanesen bedeutend übertrafen, ursprünglich Einwanderungen aus Indien verdanken, und noch geben prächtige Ruinen von Tempeln (s. Boro Budor) und in der alten religiösen Sprache [* 56] des Volkes, dem sogen. Kawi, erhaltene litterarische Werke Zeugnis von der Kunstfertigkeit und dem Talent der alten Einwohner, von der Höhe, welche ihre Bildung früher erreicht hatte, die aber unter der rohen Herrschaft des Islam vernichtet worden ist.

Nur an zwei Punkten sind kleine Abteilungen des Volkes der ursprünglichen, freilich arg verfallenen Religion treu geblieben: die Baduwi in den Wäldern von Bantam und die Bewohner des Gebirges Tengger in Pasuruan. Die Anzahl der Christen ist, da die niederländische Regierung Missionsbestrebungen keineswegs ermutigt, sehr klein; sie betrug 1881 nur 8761, wovon 8600 Malaien und 160 Chinesen. Vielweiberei herrscht bei den Vornehmen, die Gemeinen pflegen nur eine Frau zu haben. Aus Neigung schließt man die Ehe nicht, die Frau wird von den Eltern gekauft. Das Familienleben ist in der Regel rein und wohlgeordnet; namentlich erweisen die Kinder den Eltern große Hochachtung. Die Beschneidung findet im zehnten Jahr statt, sie war aber schon vor der Einführung des Islam Sitte; mit dem Eintritt der Mannbarkeit werden den Kindern die Zähne [* 57] spitz abgefeilt, von da an ist ihnen Betel zu kauen gestattet.

Von den Beschäftigungen der Javaner ist der Landbau bei weitem die wichtigste. Es waren 1881 bebaut unter dem Kultursystem 2,145,762 Hektar, ohne Beschränkung 1,138,057 Hektar. Am bedeutendsten ist der Reisbau; man betreibt denselben sowohl auf künstlich überschwemmtem Boden (sawa), dessen Ertrag ergiebiger und sicherer ist, als auf trocknem Boden, dessen Befeuchtung dem Regen überlassen bleibt (tipar, wenn die Felder auf höhern Ebenen mit dem Pflug [* 58] bearbeitet werden, und gaga auf bergigem Boden, wo das Gehölz zur Düngung der Erde verbrannt und statt des Pflugs die Hacke angewendet wird).

Die Sawa finden sich in Ebenen und an sanften Abhängen, sind von schmalen Dämmen eingeschlossen und werden durch Kanäle (slokan) regelmäßig bewässert; die trocknen Felder liegen nach 3-4 Ernten eine Zeitlang brach. Auch geben die Sawa nach der Reisernte in demselben Jahr noch eine zweite, von Öl- oder Knollenpflanzen oder Baumwolle. [* 59] Die niederländische Regierung hat außerdem den Anbau andrer wichtiger Kulturpflanzen eingeführt, namentlich des Kaffees, der teils in besondern Gärten vermittelst Zwangsarbeit, teils auch von

Fortsetzung Java: → Seite 9.180 || len Einwohnern, namentlich in Westjava, auf dem eignen Boden freiwillig gebaut wird. Zucker