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Javellesche Lauge | eLexikon | Technologie, Gewerbe und Industrie - Chemische Industrie

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Javellesche Lauges. Eau de Javelle. / 6

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Javellesche Lauge

6 Wörter, 38 Zeichen

Technologie, Gewerbe und Industrie — Chemische Industrie

Eau Claire - Ebal

Bild 5.271: Eau Claire - Ebal
* 2 Seite 5.271.

Eau

de Javelle (spr. oh d'schawäl, Chlornatron, Fleckwasser, Bleichflüssigkeit), eine Flüssigkeit, in welcher unterchlorigsaures Natron der wirksame Bestandteil ist. Zur Bereitung verreibt man nach der »Pharmacopoea germanica« 20 Teile Chlorkalk [* 3] (28 bis 30proz.) mit 100 Teilen Wasser, setzt eine Lösung von 2,5 Teilen kristallisierter Soda in 500 Teilen Wasser hinzu und gießt die Flüssigkeit am andern Tag klar ab. Sie enthält im wesentlichen unterchlorigsaures Natron und Chlornatrium, während der Bodensatz aus kohlensaurem Kalk und Ätzkalk besteht.

Man erhält Eau de Javelle aber auch, wenn man in eine kalte, höchstens 10proz. Sodalösung Chlor leitet, bis die Lösung aufbraust und energisch Lackmus bleicht. Sie enthält dann Chlornatrium, doppeltkohlensaures Natron und unterchlorige Säure. Bei weiterm Einleiten von Chlor wird auch das doppeltkohlensaure Natron unter Bildung von Chlornatrium zersetzt. Sehr billig erhält man dies Präparat durch Einleiten von Chlor in eine Mischung von Ätzkalk und schwefelsaurem Natron.

Wendet man zu Eau de Javelle konzentrierte und warme Lösungen an, so entsteht statt der unterchlorigen Säure chlorsaures Natron, welches nicht bleichend wirkt. Eau de Javelle ist klar, farblos oder grünlichgelb, riecht wie Chlorkalk, schmeckt adstringierend und muß in verschlossenen Gefäßen im Dunkeln aufbewahrt werden. Man benutzt es zum Bleichen, Vertilgen von Flecken etc.; Pflanzenfarben, alte Obst- und Weinflecke etc., auch Stockflecke, Tinte etc. zerstört es schnell und vollständig.

Einspruch - Einstweili

Bild 5.394: Einspruch - Einstweilige Verfügungen
* 4 Einspritzung.

Auch benutzt man es in der chemischen Analyse und in der Medizin, mit Wasser verdünnt, bei brandigen, krebsartigen, syphilitischen, stinkig eiternden Wunden, gegen übelriechenden Atem, Quecksilberspeichelfluß, Verbrennungen, als Einspritzung [* 4] bei veralteten Gonorrhöen etc., innerlich bei typhösen Fiebern. Als Bleichsoda kommt ein Fabrikat in den Handel, welches erhalten wird, indem man Chlor über eine dünne Schicht Soda und das nicht von letzterer absorbierte Gas in eine starke Lösung von Ätznatron treten läßt, dann die Lauge mit dem Salz [* 5] mischt und erstarren läßt oder durch beständiges Umrühren in ein körniges Pulver verwandelt.

Das Präparat riecht nach Chlor, zieht begierig Feuchtigkeit an und soll gegenüber dem Chlorkalk viele Vorteile darbieten. Es besteht aus etwa 80 Proz. kristallisiertem kohlensauren Natron, 8,5 Proz. Chlornatrium und 11,5 Proz. unterchlorigsaurem Natron. Ursprünglich verstand man unter Eau de Javelle ein durch Einleiten von Chlor in Pottaschelösung erhaltenes Präparat, welches als erste Bleichflüssigkeit seit 1792 in Javelle bei Paris [* 6] dargestellt wurde. Das entsprechende, jetzt gebräuchliche Natronpräparat wurde 1820 von Labarraque angegeben und führte zuerst den Namen Eau de Labarraque, bis es das teurere Kalipräparat vollständig verdrängte.