Jena | eLexikon | Geographie - Deutschland - Sachsen-Weimar-Eisenach
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
- ️Sun Aug 15 1858
Jena,
Jena
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Jena.[* 2] Stadt im Großherzogtum Sachsen-Weimar, Verwaltungsbezirk Apolda, [* 3] liegt, rings von hohen, ¶
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Textfigur: Wappen [* 5] von Jena
meist schroffen Kalkbergen umgeben, am linken Ufer der Saale und an den Eisenbahnlinien Großheringen-Saalfeld und Weimar-Gera, 158 m u. M. Die Straßen sind zumeist winkelig, die Häuser hochgiebelig und ohne besonderes Interesse. Außer der dem 15. Jahrh. entstammenden großen und schönen spätgotischen Haupt- oder Michaelskirche mit 97 m hohem Turm, [* 6] der Kollegienkirche mit hoch gewölbtem Schiff [* 7] und dem Bibliotheksgebäude sind hervorzuheben: das Schloß, das von 1672 bis 1690 die Residenz der Herzöge von Sachsen-Jena war, der Gasthof zum Schwarzen Bären, wo Luther auf seiner Flucht von der Wartburg übernachtete, das Kollegiengebäude, das Oberlandesgericht u. a. Der Marktplatz ist seit 15. Aug. 1858 mit dem Standbild (von Drake) des Kurfürsten Johann Friedrich des Großmütigen, des Gründers der Universität, geziert. Die Zahl der Einwohner beläuft sich (1885) mit Garnison (ein Füsilierbat. Nr. 94) auf 12,017 Seelen, meist Evangelische.
Industrie und Handel sind nicht bedeutend, doch besitzt J. eine große Fabrik optischer und mechanischer Apparate, verbunden mit Glasfabrik, eine Pianofortefabrik, Fabrikation geräucherter Fleischwaren, eine Dampfziegelei, Weinbau etc. Nennenswert ist auch der lebhafte Buchhandel. Die Stadt ist Sitz eines Oberlandesgerichts für die thüringischen Staaten, mit Ausnahme von Schwarzburg-Sondershausen, und eines Amtsgerichts. Das Hauptinteresse liegt für J. in der Universität.
Sternwarte
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Sternwarte.Dieselbe zählte im Wintersemester 1886/87: 81 Dozenten und 607 Studierende. Mit derselben sind verbunden: die Bibliothek (200,000 Bände), eine Sternwarte [* 8] mit meteorologischem Institut, eine Tierarzneischule, eine landwirtschaftliche Lehranstalt, ein pharmazeutisches Institut, eine Lehranstalt für Chemie, ein mineralogisches Kabinett nebst reicher Petrefaktensammlung, ein zoologisches und physikalisches Museum, ein osteologisches, ein germanisches und archäologisches Kabinett, eine Sammlung orientalischer Münzen, [* 9] ein anatomisches Museum, ein botanischer Garten, [* 10] eine ambulatorische Klinik, ein Landkrankenhaus, ein Entbindungsinstitut, eine Landesirrenanstalt etc. Von andern Bildungsanstalten sind zu nennen: ein Gymnasium, zwei Knabenerziehungsanstalten und mehrere wissenschaftliche Gesellschaften. In der Umgegend sind der Hausberg (s. d.) mit dem Fuchsturm, die Dörfer Ziegenhain und Lichtenhain (s. d.), die Lobdaburg, das Forsthaus mit dem Kriegerdenkmal, der Landgrafenstein mit dem Windknollen (Napoleonsstein) und die Kunitzburg vielbesuchte Punkte. - J. wird als Stadt erst im 13. Jahrh. genannt. Es gehörte damals den Herren v. Lobdaburg, Elsterberg und Arnshaugk.
Von diesen kam es zu Anfang des 14. Jahrh. an die Markgrafen von Meißen, [* 11] fiel in der Teilung von 1411 an Wilhelm, Landgrafen von Thüringen und Markgrafen von Meißen, und 1423 durch Tausch an dessen Bruder, den Kurfürsten Friedrich den Streitbaren von Sachsen. [* 12] Es ist seit der Teilung von 1485 im Besitz der Ernestinischen Linie. Die Universität (s. oben) mußte 1578 wegen einer Seuche nach Saalfeld [* 13] verlegt werden, von wo sie erst im folgenden Jahr nach J. zurückkam. Als die Söhne des Herzogs Wilhelm von Weimar [* 14] (gest. 1662) dessen Lande teilten, ward der jüngste, Bernhard, mit J. abgefunden. Dieser erhob die Stadt 1672 zur Residenz eines selbständigen Herzogtums und residierte in dem von Johann Ernst, dem ältesten Sohn des Herzogs Johann III. von Weimar, 1620 erbauten Schloß. Da jedoch Bernhards Sohn Johann Wilhelm 1690 ohne Erben
Jenatsch - Jenichen
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Seite 9.192.Textfigur: Karte zur Schlacht bei Jena (14. Oktober 1806). ¶
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starb, so fiel sein Land erst an Eisenach [* 16] und 1741 zugleich mit diesem an das weimarische Stammhaus zurück. Am 15. Aug. 1858 ward das 300jährige Jubiläum der Universität gefeiert und dabei zugleich die oben genannte Statue des Gründers enthüllt.
Vgl. Ortloff, J. und Umgegend (3. Aufl., Jena 1876);
Ritter, Führer durch J. und Umgegend (das. 1885);
Schreiber und Färber, J. von seinem Ursprung bis zur neuesten Zeit (2. Aufl., das. 1858);
Eichstädt, Annales Academiae Jenensis, Bd. 1 (das. 1823);
Biedermann, Die Universität J. (das. 1858);
Keil, Geschichte des jenaischen Studentenlebens (Leipz. 1858);
Schwarz, Das erste Jahrzehnt der Universität J. (Jena 1858).
Geschichtskarten von D
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Deutschland.[Schlacht bei Jena.]
Besonders ist J. geschichtlich denkwürdig durch die verhängnisvolle Schlacht 14. Okt. 1806 zwischen den Preußen [* 17] und Franzosen. Militärisch ist die gleichzeitige Schlacht bei Auerstädt [* 18] (s. d.) nicht weniger wichtig; weil indes Napoleon selbst bei J. befehligte, haben die Franzosen ihre beiden entscheidenden Siege nach diesem Namen benannt, und in Deutschland [* 19] wird die ganze Epoche des furchtbaren Sturzes der Monarchie Friedrichs d. Gr. mit ihm bezeichnet.
Das Korps Hohenlohe, das bei Beginn des Kriegs von 1806 an der mittlern Saale stand, konzentrierte sich nach dem unglücklichen Gefecht bei Saalfeld (10. Okt.) auf den Höhen zwischen Weimar und J., um der Hauptarmee bei ihrem Linksabmarsch nach der Unstrut die Flanke zu decken und ihr dann zu folgen. Es waren 43,000 Mann Preußen und Sachsen. Hohenlohe ließ es indessen ruhig geschehen, daß die Franzosen unter Lannes nicht nur 13. Okt. J. besetzten, sondern sich auch des Höhenrandes, des Landgrafenbergs und des sogen. Windknollens, der die preußische Aufstellung beherrschte, bemächtigten, weil er, von Massenbach verleitet, glaubte, aus Rücksicht auf den Befehl des Hauptquartiers eine Schlacht vermeiden zu müssen. Einer solchen gar nicht gewärtig, begab er sich ruhig zur Nachtruhe nach Kapellendorf zurück; während Napoleon, der am Nachmittag in J. eintraf, noch in der Nacht das Geschütz des Lannesschen Korps und der Garden auf die Höhe schaffen ließ und am Morgen des 14. seine Disposition zur Schlacht traf: Lannes im Zentrum sollte den Angriff beginnen, Ney ihm eiligst nachrücken, Augereau mit dem linken Flügel durch das Mühlthal, Soult mit dem rechten durch das Rauhthal in die Flanken des Feindes fallen; es waren im ganzen 125,000 Mann. Um 6 Uhr [* 20] morgens wurden die Dörfer Klosewitz und Lützeroda, die Tauenzien mit 8000 Mann besetzt hielt, von den Franzosen angegriffen und nach zweistündigem Widerstand genommen; Tauenzien zog sich mit Verlust, aber in guter Ordnung auf das Gros nach Vierzehnheiligen und Krippendorf zurück. Das Korps des Generals Holtzendorf ^[richtig: Holtzendorff] (6000 Mann) wurde von Soult seitwärts nach Apolda gedrängt.
Anlauf - Anna
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Anlauf.Hohenlohe hatte inzwischen seine Truppen aufgestellt, die Preußen unter Grawert bei Vierzehnheiligen, die Sachsen bei Isserstädt, und Rüchel, der mit 15,000 Mann bei Weimar stand, zu Hilfe gerufen. Noch am Mittag griff Ney Vierzehnheiligen an und nahm es im ersten Anlauf. [* 21] Zwar hatte er anfangs Mühe, es gegen die tapfer kämpfende preußische Infanterie zu behaupten; indes erhielt er von allen Seiten Verstärkungen, und Augereau und Soult umklammerten bereits die Flanken des Feindes, so daß trotz heldenmütigen Widerstandes nach Vernichtung der berittenen Artillerie die vom mörderischen Feuer gelichteten Regimenter Hohenlohes wichen; von der französischen Reiterei bedrängt, artete ihr Rückzug bald in wilde Flucht aus.
Rüchel, der um 2 Uhr auf dem Schlachtfeld anlangte und vergeblich durch einen mutigen Angriff die Franzosen aufzuhalten suchte, wurde in die allgemeine Flucht mit fortgerissen. Die Trümmer des preußisch-sächsischen Heers retteten sich teils nach Erfurt, [* 22] teils nach Kölleda und Buttelstädt und vermischten sich mit denen der bei Auerstädt geschlagenen Hauptarmee.
Vgl. Müffling, Darstellung der Schlacht bei J. und des Treffens bei Auerstädt (Weimar 1807);
Klopfleisch, Die Schlacht bei J. (Jena 1862);
v. d. Goltz, Roßbach [* 23] und J., kriegsgeschichtliche Studie (Berl. 1883).