Jenikale | eLexikon | Geographie - Russisches Reich - Neurußland
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Jenikale | Stadt, s. Kertsch. / 4 |
Jenikale
4 Wörter, 29 Zeichen
Geographie — Russisches Reich — Neurußland
Jenikale,
Stadt, s. Kertsch.
Kerpen - Kertsch
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Seite 9.695.Kertsch
(Kertsch-Jenikale), Hafenstadt im russ. Gouvernement Taurien, auf der Ostküste der Halbinsel Krim, [* 4] an der Straße von Kertsch (auch Straße von Jenikale, bei den Alten Kimmerischer Bosporus genannt), die 42 km lang und 4-40 km breit ist, aber zum Teil nur 4,2 m Tiefe hat, so daß zur Durchfahrt die Schiffe [* 5] gelichtet werden müssen. Die Stadt, am Fuß des steilen Mithridatesbergs amphitheatralisch in Halbmondform gelegen, mit Festung, [* 6] 4 Kirchen, einem berühmten Museum für Altertümer etc., wurde im Krimkrieg (11.-14. Juni 1855) von den verbündeten Westmächten eingenommen und dem Erdboden gleich gemacht.
Thb. - Theater
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Theater.Nachher wieder aufgebaut, hat sie sich rasch erholt und mit dem benachbarten Jenikale zusammen eine Bevölkerung [* 7] von (1880) 22,449 Einw. Sie besitzt 11 griechisch-kath. Kirchen, 6 Synagogen und Moscheen, ein Gymnasium, ein adliges Fräuleinstift, ein Seminar und viele jüdische, russische und armenische Volks- und Privatschulen (mit zusammen 1300 Schülern), ein Theater, [* 8] eine städtische Bank (Umsatz 1881: 12 Mill. Rubel), 2 Bibliotheken, eine Buchhandlung, Fabriken für Kaviar, Seife, Leder, Tabak, [* 9] Schiffszwieback und den belebtesten Hafen der Krim, obschon sich der Handel noch nicht wieder zu der Höhe erhoben hat, die er vor der Katastrophe von 1855 einnahm.
Keruan - Kerzen
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Seite 9.696.Ausgeführt werden besonders Weizen, Gerste, [* 10] Leinsaat, Leder, Fische, [* 11] Kaviar, im ganzen 1885 für 1,654,127 Rub.; die Einfuhr ist sehr unbedeutend (25,736 Rub.), namentlich Holz [* 12] und Tischlerarbeiten, Früchte und Öl. Kertsch ist auch Station der Dampfer von der Linie Odessa-Krim-Asow und der Sitz eines deutschen Konsuls. Gegen 4 km südlich von der Stadt liegt die gleichnamige starke Festung, 85 m ü. M., bestimmt, die Durchfahrt ins Asowsche Meer zu hindern. Die 3 km lange Linie der Befestigungen ist so gebaut, daß auf jeden Punkt ein starkes Kreuzfeuer konzentriert werden kann. Die Garnison ist in bombenfesten Gebäuden untergebracht. Von der Landseite ist die ganze Festung durch einen hohen Wall verdeckt. - An der Stelle von Kertsch lag im Altertum die Stadt Bosporos oder Pantikapäon, später die Hauptstadt des bosporanischen, dann des pontischen Reichs unter Mithridates und Pharnakes. Im Mittelalter gehörte die Stadt den Genuesen (bis 1475), ¶
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dann den Türken; 1771 wurde sie von den Russen erobert, neu aufgebaut und gelangte nun zu raschem Aufblühen. Grabhügel (Kurgane) aus der Griechenzeit sind gruppenweise über die ganze Gegend von Kertsch zerstreut und liefern eine reiche Ausbeute von Altertümern. Besonders in den Kertsch umgebenden Hügeln Kul-Oba (»Aschenhügel«) und Altun-Oba (»Goldberg«) hat man Grabkammern mit Sarkophagen aus Cypressenholz, Skeletten und Schmucksachen [* 14] aus den letzten Jahrhunderten v. Chr. eröffnet. Die wertvollsten Antiquitäten, deren auch das Museum von Kertsch viele besaß, befinden sich gegenwärtig in der kaiserlichen Eremitage zu Petersburg [* 15] (vgl. Macpherson, Antiquities of K., Lond. 1857; L. Stephani, Die Altertümer von Kertsch, Petersb. 1880). In der Nähe auch mehrere Schwefel- und Naphthaquellen sowie Schlammvulkane.