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Karbamid | eLexikon | Chemie - II. Organische Chemie

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Karbamids. v. w. Harnstoff. / 3

Seite 9.504

Karbamid

3 Wörter, 30 Zeichen

Chemie — II. Organische Chemie

Harnstoff - Háromszék

Bild 8.176: Harnstoff - Háromszék
* 2 Seite 8.176.

Harnstoff

(Karbamid) CH4N2O findet sich im Harn aller Säugetiere (besonders der Fleischfresser), der Vögel, [* 3] Reptilien und andrer Tiere, in geringer Menge auch im Blut, im Chylus sowie im Schweiß. In den Muskeln [* 4] der meisten Wirbeltiere scheint der Harnstoff ganz zu fehlen; dagegen findet er sich in sämtlichen Organen der Knorpelfische, besonders der Plagiostomen, und in dem alkalischen Saft, welchen gereizte Kröten aus den Hautdrüsen absondern.

Desterro - Destillatio

Bild 4.717: Desterro - Destillation
* 5 Destillation.

Bei Unterdrückung der Nierenfunktion steigert sich der Harnstoffgehalt in fast allen Flüssigkeiten, und man findet ihn dann auch im Speichel, in der Galle, im erbrochenen Magensaft, in der Milch, im Eiter etc. Der Harnstoff ist isomer mit cyansaurem Ammoniak und entsteht, wenn man die Lösung desselben zur Trockne verdampft, ferner beim Erhitzen von kohlensaurem oder karbaminsaurem Ammoniak auf 130-140°, bei der trocknen Destillation [* 5] der Harnsäure, bei Einwirkung von Alkalien auf Kreatin und von übermangansaurem Kali auf Eiweißkörper etc. Zur Darstellung von Harnstoff verdampft man Harn zur Sirupskonsistenz, mischt ihn bei sehr niedriger Temperatur mit konzentrierter Salpetersäure, reinigt den ausgeschiedenen salpetersauren Harnstoff, zersetzt ihn mit kohlensaurem Baryt und zieht aus der zur Trockne gebrachten Masse den Harnstoff mit Weingeist aus.

Auch durch Versetzen einer Lösung von cyansaurem Kali mit schwefelsaurem Ammoniak, Verdampfen und Ausziehen des Rückstandes mit Alkohol kann man Harnstoff erhalten. Er bildet farb- und geruchlose Kristalle, [* 6] schmeckt dem Salpeter ähnlich kühlend, löst sich leicht in Wasser und Weingeist, nicht in Äther, ist völlig neutral, verbindet sich aber mit Sauerstoffsäuren zu salzartigen Körpern, von denen besonders der salpetersaure CH4N2O.HNO3 ^[CH4N2O.HNO3] und der oxalsaure Harnstoff CH4N2O.C2H2O4 + 2H2O ^[CH4N2O.C2H2O4 + 2H2O] in Wasser schwer löslich sind. Harnstoff ist nicht flüchtig, er schmilzt bei 120° und zersetzt sich bei wenig höherer Temperatur.

Beim Erhitzen mit Wasser über 100° und bei der Einwirkung von Alkalien und Fäulnisfermenten zerfällt er in Wasser, Kohlensäure und Ammoniak. Harnstoff ist das letzte im Körper gebildete Zersetzungsprodukt der Eiweißsubstanzen im tierischen Organismus, und der größte Teil des in der Nahrung aufgenommenen Stickstoffs wird in Form von Harnstoff durch den Harn wieder ausgeschieden. Der Harnstoff wird aber nicht erst in den Nieren gebildet, sondern durch dieselben nur aus dem Blut abgesondert, und wenn dies nicht geschieht, so entstehen schwere Störungen der Gesundheit. Harnstoff wurde 1773 von Rouelle entdeckt, von Fourcroy und Vauquelin rein dargestellt und von Liebig und Wöhler analysiert. 1828 stellte Wöhler aus cyansaurem Ammoniak dar und lieferte damit das erste Beispiel der Darstellung organischer Verbindungen außerhalb des lebenden Organismus.