Karbolurin | eLexikon
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Karbolurin | s. Phenol. / 3 |
Karbolurin
3 Wörter, 23 Zeichen
Karbolurin,
s. Phenol.
Pheiditien - Phenol
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Seite 12.990.Phenol
(Monoxybenzol, Phenylalkohol, Phenylsäure, Karbolsäure, Steinkohlenkreosot) C6H6O findet sich in sehr geringer Menge im Harn des Menschen und der Grasfresser, auch im Bibergeil, entsteht bei zahlreichen chemischen Prozessen, unter andern bei trockner Destillation [* 3] des Holzes, der Stein- und Braunkohlen, und kommt daher im Stein- und Braunkohlenteer vor, aus welchem es fabrikmäßig dargestellt wird. Man benutzt dazu das bei der Teerdestillation als Mittelöl oder Karbolöl gewonnene Produkt, welches außer Phenolen auch flüssige Kohlenwasserstoffe und Naphthalin enthält, und entzieht demselben das Phenol durch inniges Mischen mit verdünnter Natronlauge, in welcher sich die Phenole unter Bildung von Phenolnatrium lösen, während die andern Bestandteile ungelöst bleiben.
Schwefelmilch - Schwef
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Schwefelsäure.Mit der gewonnenen Lösung von Phenolnatrium mischt man die beim Reinigen der leichten Teeröle mit Natronlauge erhaltene Lösung von Phenolnatrium und zersetzt diese mit Schwefelsäure, [* 4] wobei schwefelsaures Natron entsteht, während die Phenole sich als Öl abscheiden. Letzteres wird einigemal mit Wasser gewaschen und kommt als rohe Karbolsäure in den Handel. Es enthält neben Phenol noch Kresol, Wasser, Naphthalin, harzartige Bestandteile etc. und besitzt das spez. Gew. 1,050-1,065. Zu weiterer Reinigung wird es destilliert und das zwischen 180 und 205° übergehende Destillat durch Kälte zur Kristallisation gebracht.
Phenole - Pherä
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Seite 12.991.Die Darstellung der reinen kristallisieren Karbolsäure ist sehr schwierig, und ihre Einzelheiten werden noch vielfach geheim gehalten. 100 Teile Teer geben etwa 5-6 Teile reine Karbolsäure. Diese ist zwar nicht reines Phenol C6H6O , sondern enthält noch andre Phenole, wie Kresol C7H8O und Phlorol C8H10O , ersetzt aber für die meisten Zwecke das reine Phenol, welches aus Benzol C6H6 erhalten wird, wenn man dieses mit konzentrierter Schwefelsäure erwärmt, die hierbei entstehende Benzolsulfosäure an Kali bindet und das Kalisalz mit Ätzkali schmelzt. Das rohe Phenol ist ein braunes Öl und riecht durchdringend empyreumatisch; das reine bildet farblose, glänzende Kristalle [* 5] vom spez. Gew. 1,084, riecht eigentümlich, schwach kreosotartig, schmeckt brennend, ätzend, schmilzt bei ¶
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42° zu einer farblosen, dicklichen Flüssigkeit etwa vom spez. Gew. 1,066, siedet bei 183°, bildet mit Wasser ein kristallisierbares Hydrat und bleibt bei 7 Proz. Wassergehalt bei mittlerer Temperatur flüssig. Es zieht an der Luft begierig Feuchtigkeit an, zerfließt und färbt sich rötlichbraun. 100 Teile Phenol lösen 20 Teile Wasser, und 1 Teil Phenol löst sich in 15 Teilen Wasser; es mischt sich mit Chloroform, Äther, Alkohol, Eisessig, Glycerin, fetten und ätherischen Ölen, reagiert neutral, koaguliert Eiweiß, gibt mit Leim eine unlösliche Verbindung, färbt die Haut [* 7] weiß, ist für Pflanzen und Tiere ein heftiges Gift, wirkt energisch fäulniswidrig, färbt sich mit Eisenchlorid vorübergehend blauviolett, macht den mit Salzsäure befeuchteten Fichtenspan blau und bildet mit Basen kristallisierbare, in Wasser lösliche Verbindungen, welche alkalisch reagieren und durch Kohlensäure zersetzt werden.
Phenolkalium (karbolsaures Kali) C6H5KO entsteht beim Lösen von Phenol in Kalilauge, bildet farblose, zerfließliche, in Wasser, Alkohol und Äther leicht lösliche Kristalle und wirkt stark ätzend. Die Natronverbindung ist ähnlich, aber leichter löslich. Mit konzentrierter Schwefelsäure mischt sich Phenol farblos und bildet Phenolsulfosäuren, Chlor erzeugt Substitutionsprodukte. Metajodphenol gibt, wie Metaphenolsulfosäure, mit schmelzendem Ätzkali Brenzkatechin, während die entsprechenden Paraverbindungen auf gleiche Weise Resorcin liefern.
Hautkrankheiten
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Hautkrankheiten.Konzentrierte Salpetersäure verwandelt Phenol in Trinitrophenol (Pikrinsäure). Beim Schmelzen des Phenols mit Ätzkali, noch mehr bei Einwirkung von Kohlensäure auf Phenolnatrium entsteht Salicylsäure; mit Chromsäure liefert es Chinon, mit Oxalsäure und konzentrierter Schwefelsäure Aurin (gelbes Korallin), mit Phthalsäureanhydrid Phenolphthalein, mit Zinkstaub Benzol. Phenol dient hauptsächlich als desinfizierendes Mittel und zum Konservieren des Holzes, zum Einbalsamieren, als fäulniswidriges Mittel in der Pergament-, Darmsaiten- und Leimfabrikation, in der Gerberei, beim Talgausschmelzen (in Form roher Karbolsäure), zur Darstellung von Farbstoffen (s. Phenylfarbstoffe), Salicylsäure, Pikrinsäure, Resorcin und andern Verbindungen, als Arzneimittel äußerlich gegen Hautkrankheiten, [* 8] Krätze, Flechten, [* 9] gegen Schlangenbiß, Insektenstiche, Ungeziefer (1 Teil Phenol, 30-100 Teile Wasser), zu Mund- und Gurgelwassern (1:100-150), zu Einspritzungen und Klystieren (1:500-1000), auch mit Öl oder Salben gemischt (1:20-30), als Riechmittel, mit Ammoniak gegen Katarrh, Asthma, innerlich gegen Milzbrand, Typhus, Puerperalfieber.
Die ausgedehnteste Verwendung findet aber Phenol in schwacher Lösung als Verbandwasser bei dem antiseptischen oder Listerschen Verband. [* 10] Hierbei kommt es mit der Wunde selbst so gut wie gar nicht in Berührung, sondern wirkt nur auf die abgesonderten Wundflüssigkeiten, und deshalb ist jede schädliche Wirkung ausgeschlossen. Soll die Karbolsäure in flüssiger Form als Umschläge auf Wunden direkt appliziert werden, so dürfen nur ein-, höchstens zweiprozentige Karbolsäurelösungen benutzt werden.
Mit besonderer Vorsicht sind dieselben bei ausgedehnten Wundflächen und bei kleinen Kindern zu verwenden, weil in beiden Fällen die Gefahr der Vergiftung vorhanden ist. Die Summe derjenigen Erscheinungen, welche sich bei der Einwirkung von stärkern Karbolsäurelösungen auf ausgedehnte Wundflächen einstellen und unter Umständen bis zur wirklichen lebensgefährlichen Vergiftung sich steigern können, nennt man Karbolismus. Derselbe zeigt sich zunächst in der Abscheidung eines beim Stehen an der Luft braun bis braunschwarz sich färbenden Harns (Karbolurin), ferner in Appetitlosigkeit, Erbrechen, Durchfällen, Schwäche der Herzthätigkeit, allgemeiner Abgeschlagenheit, Benommenheit des Sensoriums. In den schlimmsten Fällen steigern sich diese Symptome bis zum hochgradigen Kollapsus, der in den Tod übergehen kann. Gegenmittel sind Schwefelsäuresalze in großer Dosis und allgemeine Reizmittel. Innerlich können 5-15 g Vergiftung herbeiführen. In diesem Fall benutzt man Zuckerkalk als Gegengift.