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Karbunkel | eLexikon | Medicin - Specielle Pathologie - Entzündungen, Geschwüre, Brand etc

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Karbonisches Schichten

Bild 9.505: Karbonisches Schichtensystem - Kardamomen
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Karbunkel(Karfunkel, Brandschwär, Carbunculus anthrax), Name einer höchst intensiven, umschriebenen / 432
Karbunkel _2(vom lat. carbuncuIus, kleine Kohle) oder Karfunkel, alte Bezeichnung des roten edlen Granats. / 529

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Karbunkel

961 Wörter, 7'100 Zeichen

Medicin — Specielle Pathologie — Entzündungen, Geschwüre, Brand etc

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Karbunkel

(Karfunkel, Brandschwär, Carbunculus anthrax), Name einer höchst intensiven, umschriebenen Entzündung der äußern Haut, [* 3] welche übrigens bei zwei streng voneinander zu scheidenden Krankheitszuständen vorkommt. Der eine, der verhältnismäßig gutartige Karbunkel (carbunculus benignus), ist nichts weiter als eine Entzündung mehrerer in die Lederhaut hineinragender Bindegewebskegel, also eine ausgedehntere furunkulöse Entzündung, während der andre ein Erzeugnis des Milzbrandgifts ist und daher als Milzbrandkarbunkel (carbunculus malignus) bezeichnet wird.

Ausdehnung (der festen

Bild 2.109: Ausdehnung (der festen und flüssigen Körper)
* 4 Ausdehnung.

Der gutartige Karbunkel tritt in der Regel vereinzelt auf und kommt selten bei Kindern, mehr bei Erwachsenen, namentlich bei durch Alter und andre schwächende Zustände Erschöpften, zumal bei Zuckerharnruhr, vor. Er erscheint häufiger im Sommer und Frühjahr als im Herbst und Winter. Der häufigste Sitz desselben ist zwischen den Schulterblättern, im Nacken und auf dem Rücken. Der Ausdehnung [* 4] und Intensität der Hautentzündung entspricht die begleitende Störung des Allgemeinbefindens, welche oft recht erheblich ist.

Namentlich ist Fieber vorhanden, welches schon beim ersten Beginn der Hautentzündung sich einstellt. Die kranke Hautstelle ist dunkel gerötet, derb anzufühlen, knotig verdickt, sehr schmerzhaft, fühlt sich brennend heiß an. Die Geschwulst breitet sich mehr oder weniger rasch aus, oft bis zur Größe eines Handtellers, erstreckt sich in die Tiefe und hat längere Zeit eine beträchtliche Härte, die erst dann nach und nach in Erweichung übergeht, wenn in der Tiefe das brandige Absterben des Gewebes beginnt.

Der Schmerz ist außerordentlich groß, dauert lange und läßt erst nach, wenn die erweichte Stelle aufbricht, was in der Regel an mehreren Stellen geschieht, so daß die Haut siebartig durchlöchert erscheint. Aus den entstandenen Löchern sickert eine blutig-wässerige, meist sehr übelriechende Flüssigkeit aus, begleitet von gelbbraunen Fetzen abgestorbenen Zellgewebes. Die erkrankte Hautstelle kann aber auch in ihrem ganzen Umfang brandig werden und absterben.

Mundhöhle, Nasenhöhlen

Bild 11.879a: Mundhöhle, Nasenhöhlen und Kehlkopf
* 5 Kehlkopf.

Erst nachdem alles Abgestorbene abgestoßen ist, bedeckt sich der Substanzverlust mit gesunden Fleischwärzchen (sogen. Granulationsgewebe), welche einen reichlichen und guten Eiter absondern und schließlich die durch den Hautbrand entstandene Lücke allmählich ausfüllen. Nicht selten entzünden sich auch die unter der kranken Stelle gelegenen Organe, z. B. das Bauchfell, der Kehlkopf, [* 5] das Rippenfell etc. Je größer die brandige Stelle, desto heftiger sind auch die allgemeinen Erscheinungen, die namentlich bei ältern Leuten zum Tod führen können und zwar einesteils durch Erschöpfung, andernteils durch Aufnahme der Jauche ins Blut.

Die Behandlung der Karbunkel muß von Anfang an eine sehr energische sein. Sobald sich die knotige Verhärtung der Haut ausgebildet hat, muß dieselbe kreuzweise und tief gespalten werden, um die Spannung der Haut zu beseitigen. Außerdem wendet man warme Umschläge von Kamillenthee, Kampferwein an bei kräftiger Diät. Der bösartige oder Milzbrandkarbunkel (der eigentliche Anthrax, so wegen der kohlschwarzen Verfärbung der kranken Hautstelle genannt) entsteht durch Übertragung des Milzbrandgifts, s. Milzbrand.

Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910

Karbunkel

Gold (Gewinnung aus ge

Bild 7.477: Gold (Gewinnung aus geschwefelten Erzen)
* 6 Gold.

(vom lat. carbuncuIus, kleine Kohle) oder Karfunkel, alte Bezeichnung des roten edlen Granats. Im Mittelalter verstand man unter Karbunkel einen fabelhaften, feuerroten, wie Gold [* 6] glänzenden, namentlich in der Dunkelheit hell leuchtenden Stein, den nach der Sage die Zeisige in ihr Nest legen und der unter anderm die Eigenschaft haben soll, den, der ihn bei sich trägt, unsichtbar zu machen. Später wurde der Name Karbunkel auch für den Rubin angewendet.

In der Medizin heißt Karbunkel oder Brandschwär (carbuncuIus, Anthrax) eine umschriebene Entzündung des Unterhautzellgewebes (s. Haut, Bd. 8, S. 901b fg.), wobei jedoch das Zellgewebe nicht eiterig zerfällt, wie beim Absceß (s. d.), sondern in geringerm oder gröberm Umfang brandig wird. Die Karbunkel, die sich vom Furunkel (s. d.) hauptsächlich durch die tiefer greifende brandige Zerstörung der Haut und durch ihre Neigung, sich in die Fläche auszubreiten, unterscheiden, können auf der ganzen Haut auftreten, ihr Hauptsitz aber ist in der derben Rücken- und Nackenhaut.

Mit Vorliebe werden ältere sowie durch Krankheiten geschwächte und erschöpfte Personen von Karbunkel befallen; im Sommer und Frühjahr sind kurbunkulöse Entzündungen häufiger als im Herbst und Winter. Zuerst entsteht beim Karbunkel ein schmerzhaftes Knötchen, das rasch unter Fiebererscheinungen an Umfang wächst (bis zur Größe eines Handtellers und darüber), während die bedeckende Haut eine dunkelrote bis blaue Färbung annimmt und sich knotig verdickt und brennend heiß anfühlt.

Pfr. - Pfropfen

Bild 12.977: Pfr. - Pfropfen
* 7 Pfropfen.

Nach mehrern Tagen erweicht der harte Knoten und bricht an mehrern Stellen auf, wodurch die Haut siebartig durchlöchert und das unter ihr liegende brandig abgestorbene Zellgewebe in der Form von gelbgrauen, übelriechenden Pfropfen [* 7] erscheint. Erst nach dem Abstoßen dieser Zellgewebspfropfen bilden sich in dem zurückbleibenden Geschwür gesunde Fleischwärzchen, welche allmählich den Substanzverlust ausfüllen und darauf die Überhäutung bewirken. Der Karbunkel ist immer mit ziemlich schweren Allgemeinerscheinungen (Fieber bis zu 40° C. und darüber, Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit, schließlich große Ermattung und Entkräftung) verbunden.

Durch ihre große Schmerzhaftigkeit und ihre Zahl können die Karbunkel sehr lästig, durch ihre Größe, mehr noch durch ihren Sitz in der Nachbarschaft edler Organe (z. B. im Nacken, an den Lippen) gefährlich werden. Ursache mag in vielen Fällen ungenügende Hautpflege und mangelhafte Ernährung sein; als eigentliche Erreger hat man die gewöhnlichen Eiterkokken, insbesondere Streptococcus und Staphylococcus pyogenes (s. Eiter, Bd. 5, S. 958b fg.), erkannt, welche durch die Ausführungsgänge der Drüsen in die Haut einwandern und hier die eigentümliche karbunkulöse Entzündung erregen können. Die Behandlung besteht beim in frühzeitigen tiefen Kreuzschnitten der Haut, durch welche die heftigen Schmerzen am schnellsten beseitigt werden, sowie in warmen Umschlägen mit dünnen Sublimatlösungen oder Kamillenthee, um die Eiterung sowie die Losstoßung des brandigen Zellgewebspfropfes zu beschleunigen. Die übrige Behandlung ist die des gewöhnlichen Geschwürs.

Pilze II

Bild 13.64b: Pilze II
* 8 Pilze.

Wesentlich verschieden von dem gewöhnlichen oder gutartigen Karbunkel ist der bösartige Karbunkel oder Milzbrandkarbunkel (carbuncuIus contagiosus, Pustula maligna), der nach der Ansteckung mit Milzbrand an den Stellen auftritt, an welchen das Milzbrandgift in die Haut gelangte, und sich als ein schmutzig-schwarzroter, in der Mitte verschorfender, rings von einem weiten blauroten Hofe umgebener Knoten von mehr oder minder großem Umfange darstellt. Dieser Karbunkel enthält die den Milzbrand (s. d.) verursachenden Pilze [* 8] (Bacillen) und ist unbedingt tödlich, wenn er nicht zeitig durch energische Mittel (Messer, [* 9] Ätzmittel und Glüheisen) gründlich mit seiner Umgebung zerstört wird. Diesem Karbunkel ähnlich ist die Pestbeule. (S. Pest.)