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Kassel | eLexikon | Geographie - Deutschland - Provinz Hessen-Nassau

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
  • ️Fri Jun 23 1758
Titel
Elemente zu Kassel:

Kassel Kassel

[Geschichte.]

Kassel

Kassel

Bild 9.592a: Kassel
* 2 Kassel.

[* 2] (Cassel, hierzu der Stadtplan), Hauptstadt der preuß. Provinz Hessen-Nassau [* 3] (bis 1866 des ehemaligen Kurfürstentums Hessen) [* 4] sowie des gleichnamigen Regierungsbezirks (s. unten), des Stadt- und Landkreises Kassel, liegt, von der Fulda [* 5] durchströmt, in einem weiten, schönen Thalbecken an den sanften Abhängen dreier Hügel, des Ahnabergs gegen N., des Kratzenbergs gegen NW. und des Weinbergs gegen SW., 156 m ü. M., und ist Knotenpunkt der Linien Kassel-Frankfurt a. M., Hannover-Kassel, Schwerter [* 6] Warburg-Kassel, Kassel-Dietendorf und Kassel-Waldkappel der Preußischen Staatsbahn.

Die Oberneustadt, der höchst gelegene Teil Kassels, auf der sanften Abdachung des Weinbergs sich ausbreitend, ist der Länge nach durch vier Parallelstraßen, die Obere Königs-, die Karls-, die Frankfurter und Bellevuestraße, durchschnitten, von denen die letztere unmittelbar über dem schönen Auepark auf dem steilen Südostrand des Weinbergs liegt. Nordöstlich schließt sich an die Oberneustadt die sogen. Freiheit, die sich von S. gegen N. ausdehnt, ziemlich regelmäßig gebaut ist und gegen O. an die eigentliche, am Fulda-Ufer sich hinziehende Altstadt stößt, deren enge und dunkle Gassen keinen freundlichen Eindruck machen.

Ausdehnung (der festen

Bild 2.109: Ausdehnung (der festen und flüssigen Körper)
* 7 Ausdehnung.

Die dreibogige Wilhelmsbrücke (89 m lang, 14 m breit, 1788-1804 erbaut) führt zur Unterneustadt auf dem rechten Ufer der Fulda, dem tiefstgelegenen und darum alljährlich von den Überschwemmungen des Flusses bedrohten Stadtteil. Der neueste Teil Kassels, das Hohenzollernviertel, in welchem die Ausdehnung [* 7] der Stadt zusehends durch sehr schöne Straßen und Gebäude zunimmt, liegt im W., zwischen dem Bahnhof und der Wilhelmshöher Allee, steigt aufwärts und gibt der Stadt ein wahrhaft imponierendes Aussehen.

Unter den Straßen der innern Stadt nimmt die 1600 m lange und 19 m breite Königsstraße den ersten Rang ein. Von den Plätzen sind zu nennen: der Friedrichsplatz, 324 m lang und 151 m breit. Seine Mitte ziert das Standbild des Landgrafen Friedrich II., von Nahl in karrarischem Marmor ausgeführt;

nach SO. wird er abgeschlossen durch das von Bromeis in Gestalt eines römischen Triumphbogens erbaute Auethor, mit welchem nach dem Krieg von 1870/71 das Siegesdenkmal (von Siemering) vereinigt wurde;

der Karlsplatz, nahe der Oberneustädter Kirche, mit dem einfachen Denkmal des um Kassel hochverdienten Landgrafen Karl;

der Friedrich-Wilhelmsplatz, mit schönen Anlagen und dem nach einem Entwurf von Professor Schneider 1881 ausgeführten Löwenbrunnen, an dem in vier weiblichen Figuren die Hauptflüsse der Provinz, Fulda, Werra, Eder und Lahn, symbolisch dargestellt sind;

der Ständeplatz, mit vier Reihen schöner Linden bepflanzt, als südöstliche Fortsetzung des vorgenannten;

der zirkelrunde, in der Mitte der Stadt zwischen der Obern und Untern Königsstraße liegende, 131 m im Durchmesser haltende Königsplatz, in dessen Mitte dem Rufenden ein sechsfaches Echo entgegenschallt;

der Meßplatz;

Thb. - Theater

Bild 15.623: Thb. - Theater
* 8 Theater.

der Opernplatz am Theater in [* 8] der Obern Königsstraße, mit dem Bronzestandbild des Komponisten Spohr (von Hartzer);

der Martinsplatz etc. -

Kassel besitzt 7 evangelische und eine kath. Kirche, doch zeichnet sich keine derselben durch architektonischen Wert aus.

Die größte Kirche, die St. Martinskirche, birgt unter anderm die Gebeine des Landgrafen Philipp des Großmütigen, an den ein im Chor befindliches Denkmal erinnert. In der lutherischen Kirche befinden sich zwei Ölgemälde von Tischbein. Ein ansehnlicher Bau ist die in der Untern Königsstraße liegende, 1839 vollendete Synagoge. Unter den übrigen Gebäuden Kassels ist zunächst das ehemalige kurfürstliche Residenzschloß am Friedrichsplatz zu nennen, das aus zwei Teilen besteht: einem ältern, 1769 erbauten, von außen unansehnlichen und schmucklosen, und dem sogen. Roten Palais, welches 1821 aus geschliffenen Sandsteinquadern aufgeführt wurde. Die Stammburg der hessischen Landgrafen, 1277 erbaut, später erweitert und vom Landgrafen Philipp und dessen Sohn Wilhelm IV. durchaus erneuert, stand zwischen Steinweg und Fulda an der Aue; 1811, während König Jérôme von Westfalen [* 9] darin Hof [* 10] hielt, brannte das Schloß fast ganz

[* 1] ^[Abb.: Wappen [* 11] von Kassel.]


Maßstab [* 13] 1:9000

Ahne, Auf dem F 2, 3
Akazien-­Allee A B 3
Altstadt D E 2, 3
Am Wall E 1
Artillerie-Ka­serne E F 2
Artillerie-­Straße E 2
Artillerie-Wa­genhaus E F 1
Aue-­Thor D 4
Auf der Terasse A 5
August-­Straße F 3
Bannhof B 2
Bahnhofs Straße C 2
Bellevue, Schloß C 5
Bellevue-­Straße C D 5
Bilder­gallerie C 5
Bismarck-­Straße A 3
Bonifacius-­Gasse E 2
Bowlinggreen D E 5
Bremer Straße E 2
Brink E 2
Brücken-­Straße E F 4
Brüderkirche E 3
Christoph-­Straße F 4
Cle­mens-Straße F 3, 4
Die­lenhaus, Weg nach dem F 5
Dorotheen-­Straße F 2
Draht-­Brücke E 4
Drusel-­Gasse D E 3
Drusel-­Platz D 3
En­ten-Gasse D E 3
Essig-­Gasse F 3
Exerzierplatz d. Kriegs­schule D 4
Fisch-­Gasse F 3
Flie­gen-Gas­sen F 2, 3
Frankfurter Straße C 4, 5
Frankfurter Thor C 5
Französische Kirche C 4
Friedrich II, Denk­mal D 4
Friedrich-­Wilhelms-Platz C 3
Friedrichs-­Platz C D 4
Fulda-­Brücke F 3
Fulda-­Gasse, Obere u. Untere E 3
Fünffenster-­Straße B C 4, 5
Fürs­tenhof C D 3
Garde du Korps-­Platz B C 4
Garnison-­Kirche D 3
Gasfabrik E 1
Geor­gen-Straße C 5
Gerichtsgefängnis E 4
Gewerbemuseum C 3
Gewerbe­schule C 3
Gies­berg-Straße D 1, 2
Gra­ben, Der E 2, 3
Grimm-­Straße B 5
Grü­ner Weg, Unterer B C 1
Gymnasium D 3
Halle-­Kasseler Güterbahnhof A 1
Hedwig-­Straße D 2, 3
Henschel'sche Maschi­nenfab. E F 1
Henschel-­Straße E F 1
Hermann-­Straße A 4
Hinter dem al­ten To­tenhof D 2
Hoftheater C 4
Hohenzollern-­Straße A B 3
Hohethor-­Straße D E 2
Hol­län­dische Straße E 1
Hol­ländi­sches Thor E 1
Holz­markt F 3
Holz­schlag-Damm F 3
Humboldt-­Straße B 5
Jäger-­Straße D 2
Jordan-­Straße B 4
Judenbrun­nen, Hinter dem E 2, 3
Juden-­Gasse F 2, 3
Justiz-­Gebäude E 3
Karls-­Aue D E 5
Karls-­Platz C 4
Karls-­Straße, Obere C 4
Karls-­Straße, Untere D 3, 4
Karthäu­ser-Straße A B 3, 4
Ka­ser­nen-Straße E 2
Kastell F 3
Kas­tenals-Gasse E 2
Katho­lische Kirche D 4
Kavallerie-Ka­serne B 4
Ket­ten-Gasse E 3
Kirch-­Platz F 4
Kölnische-­Allee A B 2, 3
Kölnische Straße B C 3
Kolonnade D 4
Kommandantur C 3
Königs-­Platz D 3
Königs-­Str., Obere u. Unt. C 4-­D 3
Königs-­Thor B 4
Kriegs­schule D 4
Kunsthaus B 3
Landesbibliothek D 4
Landes-­Kreditbank B 3, 4
Leipziger Straße und Thor F 4
Loge C 1
Luthersche Kirche E 3
Lyceum D 3
Magazin-­Straße F 1
Markt u. Markt-­Gasse E 3
Marien-­Straße B 5
Marmorbad D 5
Marställer Platz E 3
Martinskirche, Sankt E 2
Martins-­Platz E 3
Maulbeerplantage E F 4
Meßhaus u. Meß-­PLatz C 4
Moltke-­Straße D 2
Mönch­e­berger Straße F 1
Montie­rungs-Gebäude D 1
Müh­len-Gasse, Obere u. Unt. F 3, 4
Müller-­Gasse E 2
Museum C 3 u. D 4
Museums-­Straße C 2, 3 u. D 4
Neustadt, Obere C 4, 5
Neustadt, Untere F 3-5
Neustädter Kirche F 4
Ober-­Präsidium B 4
Oberste Gasse D 3
Ob­servatorium D 4
Orangerie D E 5
Orleans-­Straße C 1, 2
Palais D 3
Park-­Straße A 3
Pferde­markt E 2
Philosophenweg A 5
Polizei D E 3
Pomeranzen Gasse D E 3
Post­amt und Telegraph D 3
Proviant-­Amt D E 1, 2
Rathaus C 4
Real­schule D 2
Regie­rungsgebäude E 4
Renthof, Am E 3
Rondel u. Rondel-­Straße C 5
Reichsbank C 2
Rothenditmolder Weg C 1
Ro­sen-Straße, Große u. Kl. C 2
Salzthor-­Straße F 3, 4
Sand-­Werr F 2
Schützen-­Straße F 2
Sedan-­Straße C 1
Schäfer-­Gasse, Obere u. Unt. E 2
Schloß, Vor dem E 3
Schom­burg-Straße C 2
Schul-­Straße C 3
Spohr-­Weg C 2
Ständehaus B C 3
Stände-­Platz B C 3
Stein­schlag-Damm E 3
Steinweg D 4
Stern-­Straße E F 4
Stockhaus F 3
Synagoge E 1
Thalia-­Theater C 1
Theater-­Platz C 4
Töchter­schule, Höhere C 3
Töpfen-­Markt E 2
To­tenhof, Alter D 2
Tränke-­Pforte E 3
Ul­men-Straße A B 4
Viktoria-­Boulevard B 3
Viktoria-­Straße B 2, 3
Vinzenz-­Straße E 2
Vor Schlagdamm F 3
Wai­senhaus F 4
Wai­senhaus-Straße, Obere F 4
Wai­senhaus-Straße, Untere F 3
Wall, Am E 1
Wall-­Straße F 3
Wein­berg B 5
Wein­bergs-Straße B 5
Weißen­burger Straße B 3
Weißer Hof E 2
We­ser-Straße u. Thor F 1, 2
Wildemanns-­Gasse E 2, 3
Wilhelmshöher Allee, Neue A B 4, 5
Wilhelms-­Gymnasium B 5
Wilhelmshöher Straße, Alte A B 4
Wilhelms-­Straße C 4
Wilhelmshöher Thor B 5
Wolfhager-­Straße D E 1
Wolfsschlucht C 3
Wörth-­Straße D 1
Zeughaus F 2
Zie­gen-Gasse D E 3


Kassel

Bild 9.593: Kassel
* 14 Seite 9.593.

Zum Artikel »Kassel«.

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ab. An seiner Stelle ließ Kurfürst Wilhelm I. 1820 den großartigen Neubau der Kattenburg, 173 m lang, 126 m breit, in Angriff nehmen, der aber nie über das Erdgeschoß fortgesetzt wurde. Die moderne Ruine wurde in der neuesten Zeit abgetragen, um dem großartigen Justiz- und Regierungsgebäude Platz zu machen. Neben dem ehemaligen kurfürstlichen Palais steht das 1769-79 erbaute, an der Fassade 95 m lange Museum Fridericianum, dessen Frontispiz auf sechs hohen ionischen Säulen [* 15] ruht und mit den Bildsäulen der Philosophie, Astronomie, [* 16] Geschichte, Architektur, Malerei und Bildhauerkunst [* 17] geziert ist.

Sternwarte

Bild 15.306a: Sternwarte
* 21 Sternwarte.

Dasselbe enthält eine der größten Sammlungen chronologisch geordneter Gipsabgüsse nach der Antike, reiche Sammlungen von Naturalien und Kunstgegenständen (antike Statuen, Bronzen, Gemmen, [* 18] Münzen, [* 19] Holzschnitzereien des Mittelalters und der neuern Zeit, altdeutsche Waffen [* 20] etc.) und in einem 91 m langen Saal die Landesbibliothek (ca. 100,000 Bde.), unter deren vielen wertvollen Handschriften das »Hildebrandslied« als die bedeutendste hervorzuheben ist. (Von 1814 bis 1829 waren die Gebrüder Grimm an dieser Bibliothek angestellt.) An das Museum schließt sich die Sternwarte [* 21] an, wozu ein Thorturm der alten Festungswerke benutzt ist.

Dieser Turm [* 22] enthält eine reiche Sammlung mathematischer, physikalischer und optischer Instrumente. Bemerkenswert sind ferner: das aus verschiedenen Teilen bestehende Schloß Bellevue;

die neue, im italienischen Renaissancestil aus den Steinen der abgetragenen Kattenburg erbaute Gemäldegalerie mit Werken von Rubens, van Dyck, Jordaens, F. Hals, Rembrandt, Tizian, Ruisdael, Ribera und andern Meistern ersten Ranges, davor das Denkmal des Oberpräsidenten v. Möller;

das Ständehaus, das 1770 erbaute Rathaus, das öffentliche Schlachthaus etc.

Thonwaren (Porzellanfa

Bild 15.663: Thonwaren (Porzellanfabrikation)
* 24 Thonwaren.

Die Bevölkerung [* 23] beläuft sich (1885) mit der Garnison (2 Infanteriebataillone Nr. 83, 4 Eskadrons Husaren Nr. 14, 2 Abteilungen Feldartillerie Nr. 11 und ein Trainbataillon Nr. 11) auf 64,083 Seelen (gegen 46,378 im Jahr 1870), darunter 56,684 Evangelische, 5529 Katholiken und 1870 Juden. Industrie und Handel befinden sich in stetigem Wachsen. Kassel hat Eisengießereien und Maschinenfabriken (darunter die Henschelsche Maschinenfabrik mit 1600 Arbeitern), 2 Anstalten für den Bau von Eisenbahnwagen, Fabrikation von mathematischen Instrumenten, Pianofortes, Thonwaren, [* 24] Tabak [* 25] und Zigarren, Federstahl, Korsett- und Krinolinfedern und Metallwaren, Papier und Buntpapier, Gelatine und Leim, Faßwaren, Glacehandschuhen, Wichse etc., Jutespinnerei und -Weberei, Kartonagenfabriken, eine große lithographische Kunstanstalt, Bierbrauerei [* 26] etc. Von Bedeutung sind auch der Gartenbau und die Kunstgärtnerei.

Der Großhandel, unterstützt durch eine Handelskammer, eine Reichsbankstelle und andre Geldinstitute, erstreckt sich auf Getreide, [* 27] Kleesaat, Mühlenfabrikate, Wolle, Kolonialwaren, Baumaterialien und Eisenwaren, Felle, Leder, Lumpen etc. Alljährlich finden in Kassel 2 Messen und ein Wollmarkt statt. Bemerkenswert ist auch die große Zahl von Buch- und Kunsthandlungen. Der Verkehr in der Stadt und mit den bedeutenden Orten der nächsten Umgebung wird gehoben durch eine Straßenbahn und drei Pferdebahnlinien; eine Hebung [* 28] des Flußverkehrs steht durch die in Aussicht genommene Kanalisierung der Fulda von Kassel bis Münden in nächster Zeit zu erwarten.

Kassel hat 2 Gymnasien, ein Realgymnasium, eine Realschule, eine Gewerbe- und Handelsschule, ein israelitisches Lehrerseminar, ein Lehrerinnenseminar, 5 höhere Töchterschulen, eine Akademie der bildenden Künste, einen Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, einen Gartenbauverein, eine Kriegsschule, eine Fachschule für Mädchen, ein Gewerbemuseum, eine Naturaliensammlung, ein königliches Hoftheater etc. An andern Anstalten befinden sich dort: eine Strafanstalt, ein Diakonissenhaus, ein Kinderhospital, eine Kaiserin Augusta-Stiftung (zur Ausbildung von Schwestern vom Roten Kreuz), [* 29] eine Irrenpfleganstalt, eine Entbindungsanstalt u. a. Die städtischen Behörden zählen 13 Magistratsmitglieder und 24 Stadtverordnete. An andern Behörden befinden sich dort: das Oberpräsidium für Hessen-Nassau, die Regierung und das Konsistorium des Regierungsbezirks und das Landratsamt des Landkreises ein Oberlandes- und ein Landgericht, eine Provinzial-Steuer- und eine Oberpostdirektion, eine Forstinspektion, ein Hauptsteueramt, ein Bergrevier, eine Generalkommission zur Ablösung von Servituten, ein Landesrabbinat etc. Außerdem haben dort ihren Sitz: das Generalkommando des 11. Armeekorps, das Kommando der 22. Division, der 43. und 44. Infanterie-, der 22. Kavallerie- und der 11. Feldartillerie-Brigade.

Arnstein - Aromatische

Bild 1.863: Arnstein - Aromatische Mittel
* 30 Arolsen.

Zum Landgerichtsbezirk Kassel gehören die 34 Amtsgerichte zu Abterode, Allendorf, Arolsen, [* 30] Bischhausen, Eschwege, Felsberg, Friedewald, Fritzlar, Grebenstein, Großalmerode, Gudensberg, Hersfeld, [* 31] Hofgeismar, Karlshafen, Kassel, Korbach, Lichtenau, Melsungen, Naumburg [* 32] i. H., Nentershausen, Netra, Niederaula, Niederwildungen, Oberkaufungen, Rotenburg, Schenklengsfeld, Sontra, Spangenberg, Veckerhagen, Volkmarsen, Wannfried, Witzenhausen, Wolfhagen und Zierenberg.

Frankenwald - Frankfur

Bild 6.497: Frankenwald - Frankfurt am Main
* 34 Frankfurt.

In der nächsten Umgegend (s. das Spezialkärtchen auf der Karte »Hessen-Nassau«) von Kassel bieten zunächst die Friedhöfe, dort »Totenhöfe« genannt, manche Stätte von Interesse. Auf dem Alten Friedhof, jetzt fast innerhalb der Stadt gelegen, ruht Johannes v. Müller; ein Denkmal auf dem Grub ließ ihm 1852 König Ludwig I. von Bayern [* 33] errichten. Der Neue Friedhof vor dem Holländischen Thor birgt die Ruhestätte Ludwig Spohrs. Von besonderm Reiz ist die Karlsaue, ein Park, welcher den südwestlichen hoch gelegenen Teil der Stadt in der Tiefe begrenzt, sich eine weite Strecke längs der Fulda hinzieht und reich ist an herrlichen Baumgruppen. An seinem Eingang vom Auethor aus befindet sich das von Professor Kaupert in Frankfurt [* 34] a. M. ausgeführte Hessendenkmal, ein sterbender Löwe in weißem Marmor, auf einem Sockel von Basaltkonglomerat, zum Gedächtnis der auf dem Forst [* 35] vor dem Leipziger Thor auf Befehl Napoleons I. während der westfälischen Zeit erschossenen hessischen Patrioten.

Der Park wurde unter dem Landgrafen Karl von dem Versailler Gartenkünstler Lenôtre 1709 angelegt und enthält das schön restaurierte, im echtesten Rokokostil erbaute Orangerieschloß und in einem der beiden später hinzugefügten Seitenpavillons das sogen. Marmorbad mit guten Skulpturen von Monnot. Von dem Park aus gelangt man, der Frankfurter Allee folgend, nach dem stillen Schönfeld (auch Augustenruh genannt), Sommerschlößchen der verstorbenen Kurfürstin Auguste. Entfernter liegen die Schlösser Wilhelmshöhe (s. d.) und das von dem Landgrafen Wilhelm VIII. 1753 im italienischen Stil erbaute Schloß Wilhelmsthal.



Kasseler Blau - Kassen

Bild 9.594: Kasseler Blau - Kassenschein
* 36 Seite 9.594.

[Geschichte.]  

Die erste Kunde von der Stadt Kassel datiert von 913, wo König Konrad I. hier verweilte; es heißt damals Cassala. Kaiser Heinrich II. schenkte

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1008 einen Güterhof daselbst dem Kloster Kaufungen. Zu Anfang des 13. Jahrh. wurde Kassel von den Landgrafen von Thüringen zur Stadt erhoben. Nach dem Erlöschen des thüringischen Hauses kam an die Landgrafen von Hessen. Schon Landgraf Heinrich I. (gest. 1308) legte am jenseitigen Ufer eine Neustadt [* 37] an, verknüpfte dieselbe durch eine Brücke [* 38] mit der Altstadt und baute die Burg von neuem auf. Heinrich II. gründete 1328 auf der linken Seite der Fulda die sogen. Freiheit und erbaute hier die St. Martinskirche, mit welcher er 1364 ein Chorherrenstift verband. Kassel widersetzte sich 1376 einer vom Landgrafen Hermann willkürlich ausgeschriebenen Steuer, wurde aber durch Hinterlist überwältigt und seiner Freiheit beraubt.

Eine Einmischung benachbarter Fürsten zu gunsten der vertriebenen Bürger blieb fruchtlos; erst Landgraf Ludwig gab Kassel seine Freiheiten zurück. 1527 nahm die Stadt die Reformation an. Durch den Landgrafen Philipp den Großmütigen wurden die seitherigen Befestigungswerke ansehnlich verstärkt; nachdem sie infolge der Halleschen Kapitulation (1547) auf kaiserlichen Befehl geschleift worden waren, wurden sie sofort nach der Befreiung des Landgrafen aus der kaiserlichen Gefangenschaft wiederhergestellt, indes erst durch seinen Sohn Wilhelm IV. zur Vollendung gebracht.

Marburg

Bild 11.219: Marburg
* 39 Marburg.

Dieser verschönerte die Stadt durch verschiedene größere Bauten, und Landgraf Moritz suchte deren Wohlstand durch die Aufnahme vertriebener Niederländer zu heben (1615). 1648 wurde hier zwischen den hessischen Landgrafen ein Vergleich geschlossen, durch welchen der Nachlaß des Landgrafen Ludwig IV. von Marburg [* 39] geteilt wurde. Der Anfang des Aufschwungs der Stadt zu ihrer gegenwärtigen Bedeutung fällt in die Regierungszeit des Landgrafen Karl, unter welchem die Aue, das Orangerieschloß, die großartigen Anlagen am Habichtswald und durch die Aufnahme vieler aus Frankreich vertriebener Hugenotten (1688) die prächtige Oberneustadt entstanden. Im Siebenjährigen Krieg wurde Kassel im Juli 1757 zum erstenmal, 23. Juni 1758 aufs neue, 11. Juni 1759 zum dritten- und 31. Juli 1760 zum viertenmal von den Franzosen besetzt. Im März 1761 wurde es vom Grafen Wilhelm von Bückeburg [* 40] (vergeblich), im September und Oktober 1762 vom Prinzen Friedrich von Braunschweig [* 41] belagert und 7. Nov. d. J. durch Kapitulation eingenommen. Am 1. Nov. 1806 wurde Kassel durch ein französisches Heer besetzt und zur Hauptstadt des neuen Königreichs Westfalen erhoben.

Köberle - Koblenz

Bild 9.896: Köberle - Koblenz
* 42 Koblenz.

Schon 28. Sept. 1813 langte der russische General Tschernitschew vor an, vertrieb, während König Jérôme (s. Bonaparte 4) eiligst nach Koblenz [* 42] entfloh, die westfälischen Truppen vor der Stadt und zwang 30. Sept. den General Alix zur Kapitulation. Am 1. Okt. hielt Tschernitschew unter dem Jubel der Bevölkerung seinen Einzug, verließ Kassel aber schon zwei Tage danach, und bereits am 7. waren die Truppen von Alix wieder da. Die Ausführung der strengen Strafdekrete, welche dieser über die rebellische Stadt verhängte, hinderte Jérôme, der am 16. Okt. zurückkehrte, doch nur, um die Stadt am 26. für immer zu verlassen; am 27. folgten ihm die letzten Truppen. Am 28. Okt. abends erschienen die ersten Truppen der Verbündeten, worauf 21. Nov. auch der Kurfürst wieder in seine Residenz einzog.

Preußen

Bild 13.338a: Preußen
* 43 Preußen.

In den Jahren 1830 und 1831 war Kassel gleich andern Städten Kurhessens der Schauplatz von Unruhen, gleichwie seine Einwohner sich auch an der Erhebung des Jahrs 1848 lebhaft beteiligten. Während der Verfassungskrisis und der Spannung zwischen Preußen [* 43] und dem Bund ward Kassel 2. Nov. 1850 von preußischen sowie 22. Dez. auch von bayrischen und österreichischen Truppen besetzt, welche bis Juli 1851 blieben. Am 18. Juni 1866 rückte die preußische Division Beyer, die von Wetzlar [* 44] kam, ohne Widerstand zu finden, in ein, und nach der Einverleibung des Kurfürstentums in den preußischen Staat ward Kassel Hauptstadt der neugebildeten Provinz Hessen-Nassau und des gleichnamigen Regierungsbezirks.

Vgl.   Piderit, Geschichte der Haupt- und Residenzstadt Kassel (2. Aufl. von Hoffmeister, Kassel 1882);

Hahndorf, Kassel vor 50 Jahren (das. 1863);

Fr. Müller, Kassel seit 70 Jahren (das. 1876-79, 2 Bde.);

Bähr, Eine deutsche Stadt vor 60 Jahren (2. Aufl., Leipz. 1886);

Brunner, Kassel im Siebenjährigen Krieg (Kassel 1884);

»Neuester Führer durch Kassel etc.« (7. Aufl., das. 1885).

Der Regierungsbezirk Kassel (s. Karte »Hessen-Nassau«) umfaßt 10,115 qkm (nach älterer Angabe 10,126 qkm) oder 183,69 QM. mit (1885) 801,199 Einw. (1880: 822,951 Einw.), darunter 648,948 Evangelische, 130,781 Katholiken und 18,899 Juden) und besteht aus den 24 Kreisen:

Kreise QKilo­meter QMei­len Ein­woh­ner Ein­woh­ner auf 1 QKil.
Eschwege 502 9.13 42.454 85
Franken­berg 560 10.17 23.742 42
Fritzlar 341 6.19 26.302 77
Fulda 614 11.15 48.317 79
Gelnhau­sen 644 11.70 41.057 64
Gersfeld 357 6.50 21.271 59
Hanau (Stadt) 346 6.26 24.377 177
Hanau (Land) 36.743
Hersfeld 506 9.16 32.442 64
Hofgeismar 626 11.37 36.709 58
Hom­berg 321 5.82 21.894 68
Hünfeld 437 7.94 24.130 55
Kassel (Stadt) 18 0.32 64.083 -
Kassel (Land) 405 7.35 47.184 116
Kirchhain 336 6.12 21.822 65
Mar­burg 560 10.12 44.160 79
Mel­sun­gen 388 7.06 27.757 71
Rinteln 452 8.22 39.942 88
Ro­ten­burg 555 10.07 30.317 55
Schlüchtern 463 8.41 28.989 63
Sch­malkalden 280 5.07 31.114 111
Witzenhau­sen 424 7.70 29.348 69
Wolfha­gen 407 7.40 23.967 59
Zie­genhain 584 10.60 33.078 57